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WHeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 73. Jahrgang. Dienstag, den 3. Dezember 1907. Nr. 141. Inserat« werden mtt 14 Psg-, solche au» unserer Ämtshauptmannschaft mit 12 Psg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Psg. - Tabellarisch« und komplizierte Inserate mit entsprechenden» Aus schlag. Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Psg. Amtsblatt für die Königliche Ymtshauptmmnlchaft, das Königliche Amtsgericht und dm Ktadtrat zu Dippoldiswalde. Mtt achtsettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mtt land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Fehlte in Dippoldiswalde. Die -Weiberitz-Zeikmg" «scheint wöchentlich vrel- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehend benAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. -5 Psg-, zweimonatlich T4 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. - Alle Postau- Palten, Postboten, sowie imsereAusträger nehmen Bestellungen an. Zum Andenken an den im Jahre 1904 verstorbenen Rittergutsbesitzer Oekonomierat aus Neinksnettsgnimms ist von dessen Wittwe anläßlich chres Scheidens aus dem Bezirke der Ämtshauptmannschaft Dippoldiswalde der Bezirksvertretung die Summe von 10000 Mark mit der Bestimmung überwiesen worden, die Zinsen alljährlich zur Hälfte zur Unterstützung von Landwirten, insbesondere von solchen in Reinhardtsgrimma und Umgegend in Notfällen oder zur Ausbildung im Berufe und zur anderen Hälfte zu Beihilfen bei Unterbringung von versoraungsbedürstigen Personen im Wettinstiste zu Dippoldiswalde zu verwenden. Indem der unterzeichnete Bezirksausschutz, dem Herr Oekonomierat Nitzsche vom Jahre 1894 bis zu seinem Tode angehörte, hiervon Kenntnis gibt, spricht er gleichzeitig -er Stifterin für diese hochherzige Schenkung namens des Bezirks aufrichtigen und herzlichen Hank aus. Durch diese «»-«vksStittung, die einesteils Landwirten in bedrängter Lage Hilfe bringen soll und andernteils eine teilweise Freistelle im Wettinstiste begründet und damit einem längst empfundenen Bedürfnisse abhilft, wird der Name an die allgemein hochgeschätzte Persönlichkeit mit unserem Bezirke für alle Zeiten eng verbunden und die Erinnerung an ihn und seine Familie wach erhalten bleiben. ... ... 0ippoI^i»„sIikv, am 30 November 1907 Vee- eien Koniglivkvn HmüsnsupümsnnsvIkaG». vr. Mehnert, Amtshauplmann. - WMe AtzW her ZtMmoMckn zii WOismiSt ävu 4. voramdor 19S7, abends S Uhr, im Sitzungszimmer des Rathauses. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Nutzholz - Versteigerung. Von den Revieren des Forstbezirks Grillenburg sollen in dem kleinen Kaus haussaale des Ratskellers zu Freiberg Dienstag, den 17. Dezember 1907, von vormittags 11 Ayr ab rund 20100 Feitmeler weicher Nutzhölzer zum Teil in bereits avfbereitetem Zustande, zum Teil noch anstehend, meist als Stammholz, in verschiedenen einzelnen Posten unter den zuvor bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Näheres darüber besagen die bei der unterzeichneten Oberforstmeisterei und dem Forstrentamt Tharandt in Empfang zu nehmenden besonderen Bekanntmachungen, sowie die von den Herren Revierverwaltern zu beziehenden ausführlichen Verzeichnisse. Jm übrigen ist auf die in den umliegenden Gasthäusern aushängenden Anzeigen zu verweisen. Königliche Oberforstmeisterei Grillenburg zu Freiberg, am 28. November 1907. Neue Schmierigkeiten fiir die Franzosen in Marokko. Sozusagen über Nacht sind den Franzosen bei ihrem marokkanischen Unternehmen neue Schwierigkeiten er wachsen, sie zeigen, daß für sie in Marokko durchaus noch nicht alles so glatt geht, wie man von Pariser offiziöser Seite der Mitwelt immer gern weißmachen möchte. Aller dings handelt es sich diesmal nicht um die Stellung Frankreichs in Casablanca, sondern um-jene im algerisch marokkanischen Gienzgebiet, wo die Franzosen bekanntlich im vergangenen Frühjahre die Stadt und den Bezirk Uschda besetzten, um ein Faustpfand für ihre Eenuq- luungsforderungen an die marokkanische Regierung wegen -er Ermordung des französischen Arztes Mauchamp in Marrakesch zu hoben. In dieser Gegend nun ist es plötz- üch zu ernsten Kämpfcn zwischen Franzosen und Marokkanern gekommen, wobei erstere als der provo zierende Teil zu betrachten sind, denn sie haben gegen den kriegerischen Grenzstamm der V'Ni-Snassen aus ziem lich nichtigen Gründen eine militärische Expedition ins Werk gesetzt, die nun einen förmlichen neuen Felozug gegen die Marokkaner nach sich zu ziehen droht. Zwar hatten osfiziöse französische Berichte prahlerisch verkündigt, daß die Beni-snassen von den franzöischen Erpeditions- truppen zrrsvrengt und ins Gebirge zurückgctrieken worden seien, das ist jedoch offenbar nur eine schönsäiberische Dar stellung von den Franzosen un».ngenehmen Tatsachen, denn es wird jetzt zu den kriegerischen Ereignissen an der algerisch marokkanischen Grenze gemeldet, daß sich fünf weitere marokkanische Stämme den Veni-Snassen ange schlossen hätten, und diese vereinigten marokkanischen Streitkräfte machen jetzt den Franzosen zweifellos stark zu schaffen. Bereits gesteht denn auch eine telegraphische Meldung des kommandierenden Generals in Oran zu, -aß eine starke marokkanische Abteilung auf die im west lichen Algerien liegende Stadt Namours marschi re, deren Bürgermeister dringend um Hilse ersuche, es seien denn auch Truppen nach Namours abgegangen. Sehr treffend schreibt zu dieser Wendung der Dinge in Marokko die Pariser „Lanterne": Man habe jetzt, wo bei Casablanca wieder Ruhe einzutreten scheine und man in Frankreich hoffen dürste, ohne allzu glotze Stiche aus dem marokka nischen Wespennest herauszukommen, an der algerisch- marokkanischen Grenze eine ernste Unvorsichtigkeit begangen. Die Regierung werde gut tun, ihre Agenten in Algerien ein wenig zur Ruhe und zur Vernunft zu mahnen. Das französische Volk sei entschieden gegen jede Eroberungs- politlk in Marokko, und es werde dasür zu sorgen wissen, -atz seine Haltung respektiert werde. Jm übrigen meloet ein Telegramm des Befehlshabers der von Uschda ausge gangenen französischen Abteilung, datz am 25. November vormittags Hauptmann Petrement, der Kommandant der 300 Mann starken RekognoszierungSabteilung, am Flusse Kitz einen Zusammenstoß mit >500 Marokkanern halte und sich genötigt sah, auf da« rechte User des Flusses Kch zurückzuzirhen. Von 11 >/2 bis 2 Uhr wurde ein lebhaftes Sewehrscuer unterhalten. Die feindlichen Bonden zogen sich dann über Aghabal zurück, und um 4 Uhr war die Ebene vom Feinde geräumt. Die Franzosen hatten acht Verwundete. Inzwischen hatten sich jedoch die Dinge wieder ungünstiger sür die Franzosen gewendet, wie eben aus den Meldungen über die Vereinigung anderer marokkanischer Stämme mit den Beni Snas en und den marokkanischen Vormarsch auf Namours erhellt, sodatz d!e Sache vorerst ziemlich kritisch für die Franzosen steht. Jedenfalls haben die mageren bisherigen Wasfcnerfolge der Franzo'en in ihren bisherigen Zusammen stützen mit den Marokkanern auf die wilden Erenzstämme an der Grenze Algeriens nicht abschreckend eingewirkt. Voraus- sichtlicy wird Frankreich nnmhaste militärische Anstrengungen machen mü sei», um sein Prestige und das Uebergewicht seiner Waffen in jener Gegend wiederher zustellen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am 28. v. M. von vormittags l/2ll Uhr ab wurde die 9. diesjährige Bezirksaus- schutzfitzung »-gehalten. Vor Eintritt in die Tages ordnung gedachte der Vorsitzende Herr Amtshauplmann vr. Mehnert in ehrenden Worten des verstorbenen Mit gliedes des Ausschmses, Herrn Kammerherr v. Lü tichau. Hierauf wurde man sich über Vorschläge zur Wahl von Vertrauensmännern sür die Ausschüsse zur Schöffen- und Gstchwwenenwahl, sowie zur Wahl der bürgerlichen Mit glieder sür die Eisutzkommission schlüssig, ingleichen erfolgte die Wahl von Sachverständigen zu En eignungszwecken gemäß 8 37 Absatz 3 des Gesetzes vom 24. Juni l902. Genehmigung sanden die Darlehnsanfnahme des Ge- meindeoerbandes für das Gaswerk in Bannewitz, der Bst- trist der Gemeinde Falkenhain zur Gemeindeverdandsspar- kasse Distersdorf mit Nachbarorten, die Einziehung des von Bärenstein nach Lauenstein führenden alten Lommu- nikationsweges, sowie diejenige des sogenannten Viehtreibe weges in Reichenau, die Gemeindeaalagcnregulatioe für Fürstenau und Elend, die Abtrennung bst Blatt 12 des Grundbuchs für Bärensels, die Konzessronsgesuche Strautz in Holzhau (Libgeiichtsgaslhos), Glasers in Pretzschendorf (Gartenschankgebäude), Stohns in Glashütte, Kochs in Hänichen, Trägers in Nassau und Querners in Ruppen dorf. Besürwoitend einberichtet sollen werden ein Wege- bauuntersiützungs icsuch der Gemeinde Kreischa, die Petition über Anschluß der Eisenbahnlinie Klingenberg Frauenstein an die Linie Freiberg Brüx und die Bejitzwechselabgabcn- ordnung sür Seyde. Abgelehnt wurden mangels Bednrf- ni ses die Gesuche Krugs in Possendorf um Genehmigung zum Kleinhandel mit Branntwein, sowie Bormanns in Hänichen zum Kantinenbetrieb am Eisenbahnbau in Hänichen, während die Wahl von Mitgliedern der Sach verständigenkommission zur Taxation von Kriegslcistungen und die Wohl von Sachverständigen für Viehsewhensälle usw von der Tagesordnung abzusetzen beschlossen wurden. Sodann erfolgte die erste Lesung der Polizeiverordnnng hinsichtlich des Ziehkinderwesens im hiesigen amtshaupt- mnnschastlichen Bezirk. Die Ruhezeit für Gehilfen, Lehr linge und Arbeiter in offenen Verkaufsstellen soll in der jetzigen Weise geregelt bleiben. Nach Gewährung von Unterstützungen aus der Otto Stiftung an einen Octs- rnmenverband und eine Privatperson, sowie nach ver schiedenen Mitteilungen in Bezirksangelegenheiten, erfolgte Schluß der Sitzung nachmittags 3/zZ Uhr. — Am veigangencn Freitag nachmittag begäben sich die Mitglieder beider städtischer Kollegien fast vollzählig m die Fabrikanlage von Mar Böhme L Co, A-G, um dieselbe einer eingehenden Besichtigung zu unterziehen. Gesührt von den beiden Direktoren, den Herren IPHme uud Lehmann, trat man durch alle Räumlichkeiten der grotzartigcn Anlage, vom Holzlager und dem Maschinen raume beginnend bis zum Paliersaale, den Rundgang an und konnte während der 2>/2 Stunde, welche derselbe dauerte, einen ungefähren Ueberblick über den gesamten Geschäftsbetrieb erhalten. — Das gastliche Heim des Herrn Vöhnie vereinte darauf alle Teilnehmer noch mehrere Stunden. — Die durch Herrn Kantor Müller eingeführten musikalischen Abendandachten erweisen sich je mehr und mehr fördernd für das kirchliche Leben unsrer Parochie, und das harmonische Zusammenwirken der Geistlichkeit mit dem musikalischen Leiter bietet eine sichere Grundlage, auf der sich diese Bstebung zu schönster Blüte entfaltet. Die Andocht am letzten Sonntag war ganz und gar m weihe volle Adoentsstimmung getaucht. In dem Pastorale sür Orgel von Merkel elkstngen von Bethlehems Fluren Schalmeien und Flöten der Hirten. Daraufhin ruft Ge- meindegesang alle Reichsgenossen zusammen, den König zu empfangen, und Schriflvorlesung verkündet Zion den Einzug des Königs, worauf es von einer Knabenschar er schallt: „Tochter Zion, freue dich' (Händel). Grmeinde- gesang bittet den König, seine Bahn auch in die Herzen anzurichten, und der Kirchenchor bereitet die Herzen vor, den starken Helden würdig zu empfangen. Das Sehnen der Väter ist erfüllt, hehre, selige Weihnachtsandacht zieht in die Herzen ein, und die Orgel stimmt in verschiedenen Variationen, bald im feinsten Flölenton, bald im tiefsten Batz an: „Stille Nacht" (Pfretzschner). Sodann ertönt gleichsam aus dem Munde des Engels: „Selge Stunde" (Zopron und Alt mit Orgelbegleltung). Diese Wsthnachts- stimmnng macht die Herzen so recht empfänglich für die geistliche Ansprache, und wie dort diehimmlichen Heerscharen den Lobgesang, so singt die Gemeinde den Schlutz des Vater unsers: „Denn dein ist das Reich —". In seligem Auf schauen zu Gott empsängt sie den priesterlichen Segen und singt zum Schluß: „Ach mache du mich Armen, Herr Jesu, selbst bereit. Zeuch in mein Herz hinein, so werden Herz und Lippen dir allzeit dankbar jein". Dippoldiswalde. Zum letzten Male seien alle Säumigen nochmals aufzesordert, sich in die Listen zur Teilnahme an den Kirchenvorstandswahlen nunmehr un gesäumt einzutragen. — Die Deutsche Müller sch ule wird im gegen wärtigen Wintersemester von 73 Schülern besucht. Darunter befinden sich aus Oesterreich > 0 (Böhmen 5 und Ungarn 3), Rußland, Sachsen und Schlesien je 7, Bayern und Ost preußen je 6, Provinz Sachsen 5, Hannover, Preußen und Westgreußen je 3, Anhalt, Brandenburg und Rheinprooinz je 2, Baden, Hessen-Darmstadt, Holland, Holstein, Olden burg, Pommern, Posen, Schweiz, Sachsen-Weimar und Württemberg je I. Die Gesamtzahl der Schüler, die bi» jetzt die Anstalt besucht haben, beträgt 1575. Davon ent fallen aus Deutschland 1226, Öjieireich Ungarn 193, Ruß- land 73, Schweiz 38, Dänemark und Schweden je 7, Holland 6, Frankreich 5, Belgien und Norwegen je 4, Amerika und Italien je 3, Serbien und Türkei je 2, Luxemburg und Rumänien je I.