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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050111026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905011102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905011102
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-11
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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Abend-Ausgabe apMcr TagMaü Anzeiger 9S. Jahrgang Nr. IS Mittwoch den 11. Januar 1905. An- Feuilleton M. Aunahmeschlutz sür Snzetgeu: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. gut anhören konnte. Er setzte sich neben sie und bettete ihren Kopf an seine Brust. „So, mein Lieb, versuche zu schlafen", flüsterte Boris und streichelte ihr Haar. Sie tat, als folge sie seinem Wunsche, und schloß die müden Lider. Doch hin und wieder öffnete sie die Augen doch, und dann starrte sie, ohne den Kopf zu bewegen, hinüber zum rechten Ufer. Sie starrte und starrte, ---- doch, was ihrs Blicke suchten, war nirgends zu entdecken; — das Automobil war und blieb verschwunden. ' Man leerte eine Flasche des feurigen Weines, und dann noch eine, mit dem Resultat, daß MrS. Hamilton in eine sehr animierte Stimmung kam. Wiederholt fiel sic dem glücklichen Suwarow um den Hals, — oder sie beugte sich zu seinem Schrecken weit über die Brüstung, so daß das Boot bedenklich ins Schwanken kam. Und plötzlich begann sie sogar, Schuhe und Strümpfe abzu streifen. „Aber, Camille", rief jetzt ernstlich erschreckt Boris, „wo? tust du da?!" „Es muß doch gar zu schön sein, so seine Beine im Wasser nachbaumeln zu lassen", erwiderte sie mit etwas dicker Stimme. „Um Gottes willen! — Du darfst dich nicht auf den Rand des Bootes setzen! — Wir kentern — Camille!!" , Er packte sie bei den Schultern und riß sie zurück, denn Mrs. Hamilton war drauf und dran, ihr Vor- haben — trotzdem sie Schuhe und Strümpfe noch nicht abgelegt hatte, mit Gewalt durchzusetzen. So entstand ein Ringen, daS dem Boote sehr leicht hätte verhängnisvoll werden können. Doch plötzlich — ganz plötzlich, ließ sic sich aut dem Deck des Bootes nieder und ihre Wangen waren bleich. „Verzeih mir, Boris", sagte sie demütig und schlug den Blick zu Boden, „ich glaube — ich habe zuviel — getrunken." „Das sollte ich meinen", antwortete er mit einem 'Ldchcn, dem man dön ausgestandenen Schreck nur zu finanziell gesichert. Die Tradition der Weltmachtpolitik hatte gesiegt. Nun erhebt sich die Frage wieder und ihre Asant- Wortung entscheidet über die nächsten Jahrzehnte. Wir glauben, daß sie im alten Sinne ausfallen wird. In der Berliner kaute kinanee nimmt man an, daß bald Friede geschlossen wird. Möglich; aber diesec Friede wird nur ein Waffenstillstand sein. Einige Jahre, in denen nur der Revanche-Gedanke gepflegt wird und der Tanz be ginnt von Neuem. Inter arrna silent lexe»; es ist keine Zeit für durchgreifende Reformen. Uns interessieren alle diese Fragen nur in ihrer Rück- Wirkung auf Deutschland. Und da läßt sich nur sagen, daß wir ein militärisch starkes Rußland wünschen müssen, ein Rußland mit starkem Landheer, vor allem aber mit starker Flotte. Denn einen Angriffskrieg haben wir von Rußland auf absehbare Zeit nicht zu befürchten, unsere Interessen kolidieren nicht. Dagegen wird die englisch- französische Intimität nicht dazu gelangen, sich „auszu- leben", wenn wir mit Rußland in guten Beziehungen bleiben. Hoffen wir also auf eine vorsichtige Neugestal tung, die daS Nachbarreich vor revolutionären Zuckungen bewahrt, auf weise Einschränkung der expansiven Ten denzen, aber auch auf die Aufrechterhaltung und Ver besserung seinen: militärischen Leistungsfähigkeit. Eine ganze Reihe kultureller Maßnahmen kommt ja auch der Aktionskraft des Staates zu gute. Mit ihnen möge man beginnen; Rußland ohne Uebergang eine Verfassung zu geben, wie die Doktrinäre aller Länder sie fordern, wäre eine frevelhafte Torheit und schlimmer als ein ver- lorener Krieg. zu extremen Schritten, in der Legislative würde eine Orgie des Niederreißens beginnen. Das durch hundert tausend Munde verkündete Evangelium der Freiheit würde der hungernde Muschik wie einst in unserem Bauernkriege im gröbsten Sinne verstehen: Revolten wären unausbleiblich. Diejenigen, die von jähen Refor- men den nationalen und religiösen Zerfall des Riesen- reiches fürchten, phantasieren nicht. Hier fließt ein Rubicon. Rußland eine Verfassung im europäischen Sinne geben, hieße die Mißgriffe wiederholen, die die große französische Revolution in ihrer „Voraussetzungs losigkeit" begangen hat. Wahrlich, es ist begreiflich, daß der Zar zaudert. Bevor or sich entscheidet, müßte zum mindesten erst die wichtige Vorfrage beantwortet sein, ob Rußland eine Weltmacht oder eine Kulturmacht sein soll. Die beiden Begriffe widersprechen einander nicht immer mit krasser Augenscheinlichkeit, obwohl der Widerspruch nie ganz ver- schwindet, für Rußland schließen sic einander aus. Ruß land muß das eine oder das andere wählen; die Zukunft, in der es beiden Aufgaben zugleich gerecht werden kann, liegt noch unendlich fern. Rußlands Politik ist seit Jahrhunderten auf das Ideal der Weltmacht gerichtet. Seit vier Jahrhun derten heißt also das maßgebende politische Prin zip: Expansion. Und daraus erklärt sich das Streben nach Uniformierung nach Zentralisierung, die Vcrnichtung der Nationalitäten, die Verherrlichung des autokratischen Prinzips. Für einen Erobererstaat sind alles dies Existenzbedingungen. Wird ein Stein aus -em ungeheueren Bau gelöst, so stürzt er zusammen. Neben dieser Tradition machte sich natürlich auch die Tendenz zum Kulturstaat geltend. Ter Minister Panrn hat in einem Memorial vom Jahre 1801 gegen die un ablässige Vergrößerung des Reiches protestiert und Alexander I. hat am Schlüsse seines Lebens bekannt: „Ruhm und Ehre haben wir genug gehabt: aber wenn ich bedenke, wie wenig rm Innern des Reiches gch'chehen ist, so legt sich mir dieser Gedanke aufs Herz wie ein» Gewicht von zehn Pud." Wie wenig auch nach ihm ge schehen ist, ergibt sich aus der Tatsache, daß noch im Jahre 1897 in Petersburg 37,4 Prozent der Bevölkerung gänz lich ungeschult waren. Man bedenke: in der Residenz, der modernsten Stadt des Reiches! Und diese Massen will man, von heut auf morgen, zu einem politisch maß- gebenden Faktor machen. Es wäre das Beginnen des Zauberlehrlings. Gewiß ist cs möglich, Rußland auf die Bahn des Fortschritts zu führen, aber dies Streben be dingt den Verzicht auf die Weltstellung des Reiches. Und dieser Verzicht ist schwer; es ist fraglich, ob der Zar ihn leisten dürste, wenn er ihn leisten wollte. Er müßte ihn vielleicht mit dem Leben bezahlen. Die Aufforderung zur Friedenskonferenz war ein erster Schritt, dem kein zweiter folgte. Zar Nikolaus konnte diesen Weg gehen: Verminderung der Heeres- lasten, lokale und provinzielle Selbstverwaltung, Tole ranz auf religiösem und nationalen! Gebiet, Agrar reform. Das wäre konsequentes Vorschreiten auf dem Wege zum Kulturstaat gewesen. Wir wissen, daß gerade das Gegenteil geschehen äst. Es wurde fortgerllstet, die Semstwos wurden in hartnäckigem Kampfe von der Re gierung niedergerungen, Pobedonoszeff blieb maßgebend, die letzten nationalen Freiheiten wurden niedergetreten, der Bauer mutz verhungern, die Finanzen wurden saniert (Manche fügen: „auf den Glanz hergerichtet") und die Möglichkeit einer kriegerischen Aktion wurde Bezugs-Preis i» d« H»»pt«xp«ditio» oder deren Ausgabe stelle» abg «holt: vierteljühkltch S.—. bei zweimalig« täglicher Zutzelluug tu« Hau« ^lS-75. Durch die Post bezöge» sSr Deutsch- l<md u. Oesterreich vierteljährlich ut 4ch0, für di« übrigen Länder laut Zeitunq-Prei-Uste. An zeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeigen, Geschäftsanzeigeo unter Text ober an besonderer Stelle nach Tarif. Die 4 gespaltene Reklamrzeilr 75-H. Vorbei an Blackwall. Wie durch Zauberschlag hörte der Berkchr auf. Hin und wieder ein Dampfer — das war alles. „Und jetzt können wir die Segel festbinden", sagte Boris aufatmend und wischte sich den Schweitz von der triefenden Stirn. „Aber nicht hinaus, bitte", flehte seine Begleiterin, und ihre Stimme bebte vor Angst. „Immer hier am Ufer entlang, — eS ist so schön hier!" „Kleine Anysirattel Na, — wenn du dafür auch recht brav bist —", und der Mann stellte die Segel so, daß der Kurs am rechten Ufer innegehalten wurde. MrS. Hamilton atmete erleichtert auf. - Und nun betrachteten die beiden Seite bei Seite von der kleinen, mit blauer Seide ausgeschlagenen Kajüte die vorüberziehenden Bilder in ihrem reizvollen Wechsel. Und während das Segelboot sich hob und senkte Und mit seiner schöngefchwungenen Brust einen Regen von Diamanten emporwarf, lag Nettie auf den weichen Kiffen in der Kajüte hingegossen und blickte träumerisch in SuwarowS Angesicht, der eben damit beschäftigt war, einer Flasche Sekt den Hals zu brechen. „Sprsih nicht", murmelte sie. «Dies ist das Para- dies! Oh, datz eS ewig, ewig so bliebe." Dcmtt richtete sie sich langsam empor, um sich durch daS Fernglas die herrlichen Scenerien näher vor Augen zu rücken.. Auch das Automobil konnte sie deutlich,sehen. Das raste noch immer Wie wahnsinnig am Ufer entlang. Amtsblatt -es Königliche« Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Weltmacht saer ffulturmscht? Seit Jahren klagen wir über die Entartung des Par- lamentarismus; auf welchen der konstitutionellen Staa- ten wir Len Blick wenden mögen, überall tritt uns das selbe Krankhcitsbild entgegen? Vergröberung der Form, Verflachung des Inhalts. Gewiß, wir wollen uns den Parlamentarismus nicht nehmen lassen, aber aus wel chen Gründen wclllen wir's nicht? Er ist schließlich „besser als gar nichts" und „wer weih, was dann werden würde!" Tor Grund, warum wir ihn konservieren, ist richt bloße Wertschätzung seiner Leistungen, sondern die Furcht vor Verschlimmerung, weil menschlichem Ermessen nach nur der Absolutismus oder der Kollektivismus an seine Stelle treten könnte. Aber wer enthusiasmiert sich heute noch für den Parlamentarismus? Nie mand. Viele meinen schon achselzuckend, er habe abgewirtschaftet", andere sind eifrig bemüht, ihn zu „reformieren", alle aber wissen, daß er eine irdische Institution und als solche nicht frei von Makel ist. Diese teuer erworbene Erkenntnis aber scheint plötz lich verlöscht, wenn es sich um Rußland handelt. In Wort und Schrift wird immer aufs neue versichert, der Zar müsse eine „Verfassung" geben und Rußland werde wie ein Phönix aus der Asche dieses Krieges erstehen. Tie deutsche Demokratie verlacht den törichten Muschik, der da glaubte, die „Konstitution" ssi die Gemahlin des Großfürsten; sie selbst aber gebordet sich, als wäre die Verfassung eine wunderwirkende Göttin. Eines schickt sich nicht für alle: ist es denn so ausgemacht, daß das parlamentarische System das alleinseligmachende ist, daß es jedem nationalen Temperament, jeder Entwickelungs- stufe entspricht und entsprechen muß? Ein Blick auf die „im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder" sollte das Gegenteil beweisen. Rußlands Geschichte widerspricht dem Experiment, die Selbstherrschaft mit einem Federstrich zu vernichten. Millionen, die nicht lesen, nicht schreiben können, die völlig unfähig sind, Menschen und Dingo zu beurteilen, würden dem wüstesten Schreier zujubeln.. Eino Demagogie würde einsetzen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Der Russe neigt Fünfzehn Minuten vorher war das Automobil mit einem plötzlichen Ruck stehen geblieben. „Well, da soll doch gleich ein ", fluchte Jack Napier und dokterte an dem Fahrzeug herum, das durch- aus nicht von der Stolle wollte, „haben sich denn alle Geister gegen uns verschworen!" Mike Sullivan lag auf dem Rücken zwischen den Rädern des Wagens und drehte an allerhand Schrauben. „Ich vcrsteh's nicht", sagte er, schmutzbedeckt hervor- kriechend, „es scheint doch alles intakt!" Der dritte Mann, der eben vorne wieder mal an der Kurbel gedreht hatte, blieb plötzlich still stehen und sah die anderen mit einem eigentümlichen Blick an. „Sagt mal, Boys", meinte er schließlich, „nno fcksaut't denn im Bonzinbel-ältcr aus?" Die beiden blickten sich blöde an, dann hoben sie lang sam den Teckel empor, blickten in den Behälter, um den Er-eatttmu 153 Kiensprecher 222 Joharmisgafse S. -aupt-Atltale Dresden: Marienitreh« 3t (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Vaupt-Kiliale Berlin: T a r l D u n ck « r, Herzal.Bayr.tzvsbnchLa»Llg, Lützowstraße 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 460S1 Diese Nummer lostet Mp auf allen Bahnd-fen und III I bei den Zeitung^Lerlänser»-I-" I Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgeu- Ausgabr- nach besonderer Brreiubaruug. Die Er-edttta« ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz in Leipzig (Inh. vr. B . R. L W. «liulhardt). Um jeden Preis. Roma» von Sergei D . . . . Nachdruck verboten. , Sie hatte das Fernglas in der kleinen Kajüte unter sich niedergelegt. Jetzt setzte sie sich neben Boris und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Der gab ihr einen herzhaften Kutz und schob sie dann zärtlich von sich. „Na, na", meinte er lachend, „so geht's doch noch nicht. Später! — Jetzt muß ich einigermaßen bei der Sache sein! Sehe dich ans Steuer, wgnn du willst." „Ach ja", jubelte sie und eilte zum Ende des Bootes, „ich werde steuern." Suwarow hatte alle Hände voll zu tun, um auf dem belebten Fluß einen Zusammenstoß seiner Jacht mit irgend eim;m anderen Fahrzeug zu verhindern. Große und kleine Dampfer, Dampfjachten,' Barkassen und Frachtsegler —"alles war unterwegs von oder nach Blackwall^ dem Sammelpunkt des gesamten Londoner Schiffsverkehrs — und es gehörte ein äußerst gewandter Segler dazu, sich durch das Labyrinth hindurchzuwinden: , DaS schöne Weib am Steuer konnte nicht viel helfen; schnelles Manövrieren mit den Segeln war das einzig Richtige. DaS schien sie auch zu wissen, denn sie hatte schon wieder das Fernglas in Händen und beobachtete damit daS rechte Ufer. englische Bekenntnis festzuhalten, als daraus hervorgeht, daß England, so lange Japan siegreich bleibt, niemals zur Her beiführung eines Friedens in Wahrheit und tatsächlich lob eventuell dem Scheine nach, mag dahingestellt bleibens die Hand reichen wird, der Rußland nicht aus Kem Stillen Ozean und der Mantschurei vertreibt. Womit natürlich keineswegs gesagt ist, daß es falls Japan zu Lande Nieder- lagen erlitte, seinerseits das Schwert in die Wagschale Wersen wurde, um trotzdem dieses Resultat zu erzwingen. Alles spricht vielmehr gegen diese Annahme. wieviel kostet Rutzlan- -er Verlvst -er Port Artyur-Llotte? Ueber diese Frage läßt sich eine Privatkorrespondenz folgendermaßen aus: Mit der Kapitulation Port Arthurs ist auch der schäbige Rest der stolzen Port Arthur-Flotte für Rußland endgültig verloren gegangen. Der Gesamtverlust beläuft sich aus mehr als 100 Millionen Rubel. Interessant ist die Aufstellung der Kosten einiger besonders hervor ragender Kriegsschiffe. So kostete: „Retwisan" 10 695 518 Rubel, „Pereswet" 10 441655 Rubel, „Pobeda" 10 100 000 Rubel, „Petropawlowsk", „Poltawa" und „Sewastopol" je 8 074 409 Rubel, „Bajan" 6 900 689 Rubel, „Pallada" 5 726 313 Rubel, „Boiarm" 3 394 024 Rubel. Im Moment der Kriegserklärung betrugen die Kosten der mff allen Schiffen sich befindenden Munition 5 762936 Rubel. Schon aus dieser Zusammenstellung ist zu ersehen, welch enormen Verlust Rußland davongetragen hat. An» Port Arthur. Die japanischen Marinebehörden testen mit, daß bi- jetzt bei Port Arthur W5 Minen unschädlich gemacht oder aufaefunden worden seien. Nach einer anderen Depesche aus Tokio sind 11 freiwillige Teilnehmer an der dritten Expedition, welche von den Japanern zur Sperrung des Hafens von Port Arthur mittels Senkschiff unternommen worden war, als Gefangene in der Festung vorgefunden worden. Die Leute waren längst für verloren gehalten worden; sie leiden stark an Skorbut und sind jetzt auf einem japanischen Hospitalschiff untergebracht worden. Der Geheimbericht -er „Gchv -e Pari»", welcher vom jetzigen Generalstabschef OyamaS verfaßt sein sollte, ist, wie eme heutige Depesche vernimmt, eine sehr ge schickte, fachmännische Zusammenstellung der auf den damaligen, sehr mangelhaften Verteidigungszustand von Indo-China bezüglichen Daten. Die Veröffentlichung ist sichtlich auf ern französische« Leserpublikum berechnet. Der Gouverneur von Indo - China erklärt, nach einer privaten Meldung auS Saigoon, daß die mili tärische Organisation von Indo-China derzeit als vollkommen ausreichend zu erachten sei. Die Pariser rapanische Ge sandtschaft veröffentlicht übrigens gerade jetzt eine Er- klärung, wonach Japan keinerlei Absichten gegen die asiatischen Besitzungen der europäischen Mächte hege. Nebenher fertigt die Gesandtschaft das sogenannte Aktenstück deS „Echo" als apokryph ab. Angriffs sine« Petersburger Blatts» gegen Frankreich. Nach einer Petersburger Meldung veröffentlicht der „Rusj" einen energischen Artikel gegen Frankreich, weil die französische Regierung die russischen Kriegsschiffe ge zwungen habe, aus hoher See Kohlen einzunehmen, während sich die Schisse in der Nähe eines französischen Hafens be fanden. Dies sei nur aus Furcht vor Verwickelungen Frank reichs mit England geschehen. In seiner Absicht, die Zwei deutigkeit der Politik Delcassss zu beweisen, veröffentlicht der „Ruff" auch ein Schreiben vom Geschwader des Admi- rals Roschdjestwensky vom 6. Dezember, worin der Autor unter Slnführung von Einzelheiten die neutralen Mächte, insbesondere Frankreich und Portugal, russenfeindlicher Akte beschuldigt. Entweder bestehe eine englische Weltbegemonie, oder eine geheime Weltkoalitron gegen Rußland, der auch das verbündete Frankreich anzugehören scheine. Var russische Geschrva-ev. Das Bureau Reuter meldet auS Port Said, daß da- r'ussische Geschwader heute vormittag ab fahrt. Die Schiffe waren gestern damit beschäftigt, Kohlen, kleine Mengen Lebensmittel und Wasser einürnehmen. Ein rujsi- scher Torpedobootzerstörer stieß bei der Einfahrt in den Hasen mit einem Aohlenprahm zusammen, wobei dieser sank. Nach einer Reuterdepesche aus Sandakan sind zwei Dampfer mit Kohlen für die Ruffen am 7. Januar in Labuan eingetroffen. Var Aichtigrie vsm läge. * Im Hause Marieustraße 22 iu Leipzig - Gohlis er stickte» heute morgen drei Kinder des Reisenden Weitz. (S. Leipz. Angel.) — * Der AuSstaud der Bergleute hat bereit« da ganze Dortmunder Revier ergriffe»; über 30 000 Berg leute streike» und mehr als 25 Schächte liegen still. (S. Disch. Reich.) * Zahlreiche schwere Typhuserkrankungen »»erden au- Scheune bei Stettin gemeldet. Ursache: Verunreinigte- Trinkwafser. (S. A. a. W.) * E« verlautet, CombeS wolle nach dem antiministeriellen Ergebnis der Präsidentenwahl am Freitag ia der Kammer die Vertrauensfrage stellen. (S. Ausland.) * Mehrere Hunderte russischer Jude» wurden, weil sie von israelitischen HülfSgesellschaften unterstützt seien, iu New Jork zurückgewieseo. (S. Ausland.) * In der Hullkommissiou hat gestern eine Abstimmung stattgefundeu, wobei nur der französische Vertreter gegen England, Amerika und Oesterreich dem russischen Vertreter beistand. (S. rufs.-jap. Krieg.) ver russircd-fapanirckie Weg. In -er gesirlgen Sitzung -er HuU-Aeinniissien gerieren, wie aus Paris gemeldet wird, der englische» Kom- mrffc.l Beaumont und der russische Admiral Dudassoff heftig aneinander, weil dieser, den Antrag Beaumonts, ihm als Vertreter der beschwer deführenben Parte: zuerst das Wort zu erteilen, heftig ovponiertc. Schließlich wurde der Antrag Beaumonts angenommen, da der öster reichische und der amerikanische Vertreter dafür stimmten und nur der französische Vertreter sür Ken russischen cintrat. Besondere Intrigen sind anscheinend auch mit der Frage der Oefsentlichkeit und der Nichtöfsentlichkeil verbunden. Heute wird behauptet, die Zeugenaussagen sollten öffentlich sein, nicht öffentlich hingegen derRapport und die Vorlegung des Bordjournals Roschdjest- wenskvs, sowie die Debatten darüber. Nach emer von gestern abend datierten Pariser Zeitungsnachricht hätte sich die Mehrheit der Enquetekommission gegen die Zulassung Ker Presse zu den Zcugenverhören ausgesprochen. Es sollen Her Presse lediglich offizielle Berichte übermittelt werden. Die Arbeiten der Kommission dürften etwa drei Wochen in An spruch nehmen. Der Arleg ItzvL — ein Seekrieg. Das leitende Organ der englischen Marine und Armee, die „Army and Navy Gazette , das mindestens ebenso zu verlässig tue Auffassung der leitenden englischen Marine- und Militärkreise widerspiegelt, wie etwa das „Militär-Wochen blatt" für Deutschland, widmet seinen letzten Leiter der Frage: „Was nun?" und antwortet darauf in erster Linie: „Wir sehen keinerlei Grund, weshalb der Fall Port Arthurs die Umkehr Roschdjestwenskys herbeifüyren sollte . . . Alles deutet auch jetzt noch darauf hin, daß dieser Krieg in der Hauptsache ein Seekrieg ist und bleibt, . . . und wenn Ruß land Sieger bleiben will, darf es deshalb Roschdiestwenskv nicht zurückrusen." Der Preis des Krieges ist nach wie vor derselbe, ja er hat sich erhöht, sagt das Blatt. „Mehr denn je ist es für die Japaner durchaus notwendig, daß die Russen, um Japans Unabhängigkeit zu sichern, die Mantschurei räumen, Wladiwostok deßarmieren, Sachalin zurückgeben und sich verpflichten, nie wieder einen Versuch zu machen, im stilkenOzean einemächtige Flotte zu unterhalten!" Es ist um so wichtiger, dieses
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