Volltext Seite (XML)
Wilburgtr Tageblatt «ud ^Icheivt täglich mit Ausnahme der Tage »»» Eonn- und Festtagen. von Inseraten für di- nächster- L, Ä" Nummer bis vormittags 11 Uhr. n« . A"°u«ntspreis beträgt vierteljäür- W 1 Mk. SS Pf. einzelne Nrn. b Pf. ML pro Zeile 10 Pf., Linge,. SO Pf. ^"»»rischer Satz wird doppelt berechnet. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster: in Kaufungen b-i Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdor? bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wi- elm Dahler, Ligarrengeschäft an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; st: Ziegelheim bei Herrn Lduard Kirsten. M 175 Sonntag, den 3V. Juli 1899. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Pe«ig, Lunzenau, Lichtenstein-Calluberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Madt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Tgidien, Ehrenham, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« Hlba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. M Witteruugsbericht, ausgenommen am 29. Juli, nachm. 4 Uhr. "»rometerstand 765 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. ThermometerstauÄ -s- 16,5° 0. (Morgens 8 Uhr -s- 15° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 70°/o. Thau-unkt -s- 11,5 Grad. WiudrichtllUg: West. Daher Wttterungsausstchleu für den 30. Juli: Wechselnde Bewölkung bis halbheiter. *Walde«burg, 29. Juli 1899. «m 30. Juli vorigen Jahres, eines Sonnabends nach 10 Uhr abends, hauchte der erste Kanzler des Reiches stille Seele aus. Am Sonntag früh wurde die Trauer- >>>nde überall bekannt, und die nächsten Wochen standen "»sschljeßlich unter dem Eindruck der Todesnachricht aus vttedrichsruh. Dann kam die Kunde von seinen Momoiren wenig später wurden „die Gedanken und Erinnerum S>n" der Oeffentlichkeit übergeben. So kam es, daß viele Monate lang von dem todten Bismarck mehr ge sprochen wurde, als von dem, der in stiller WaldeSein- simkeit, von allem Geräusch der Welt zurückgezogen, stillen Lebensabend verbrachte. Aber alle diese äußeren Momente der Erinnerung, so wichtig und bedeutungsvoll sie immer waren, sic gingen vorüber in dem raschen Fluge der Ereignisse, und seitdem der große Todte an der Seite seiner treuen Lebensgefährtin in dem Mauso leum auf der von ihm selbst zur Grabstätte ausgcwählten den ewigen Todesschlas schläft, werden die Anlässe, seinen Namen zu nennen, immer seltener. ^er gerade weil dem so ist, erkennt man, wie un- tief das Bild d-S eisernen Kanzler« in dem des deutschen Volkes eingegraben, wie stark und .^strstöibar fest das Vertrauen der ganzen Nation zu gewesen ist und ewig bleiben wird. Was würde ^Marck dazu gesagt, wie würde BiSmarck in diesem »alle gehandelt haben, diese Frage kann man bei jeder nichtigen politischen Angelegenheit von unzähligen Lippen vussprechen hören. Seine Worte und Handlungen, seine Anschauungsweise und seine Art, die Politik zu leiten, fst bilden heute so den Maßstab für die Beurtheilung der politischen Maßnahmen der gegenwärtigen Staats männer, wie sie ihn nach Jahrzehnten und Jahrhunderten noch bilden werden. Sind es Fragen der inneren Politik, gilt es auswärtigen Angelegenheiten, wie unendlich oft wird als Trumpf der Beweisführung ein Bismarckwort herangczogen, gegen das eS dann keinen Widerspruch gilbt. Und merkwürdig genug, eS sind heute nicht nur die treuen Anhänger dcS eisernen Kanzler-, die des Meisters Worte zu Beweisen ihrer Behauptungen heran- isthen, nein auch diejenigen Parteien, die während seiner Amtszeit mit dem Fürsten in immerwährendem Kampfe gelegen haben, sie nähern sich jetzt dem unsterblichen Todten und „das hat Bismarck schon gesagt" liest man heute, wer weiß wie oft, auch in Organen, die in steter Gegnerschaft zu dem Altreichskanzler gestanden haben. Das ist ein erfreuliches Zeichen, daß der Geist des Mannes, der sich im Dienste für das Vaterland auf- zehrte, selbst die Widerstrebenden erfüllt, daß Bismarcks Art und Wesen in dem deutschen Volke immer mehr Gestalt gewinnt und daß sein Vermächtniß an die Nation von dieser in Treue bewahrt wird. Und weiter hat der vilem Prunk und aller Aeußerlichkeit so abholde große Kitzler nichts gewollt, als daß sein Lebenswcrk erhalten, pflegt und gefördert werde. Diese Dankesschuld aber Kizt da- deutsche Volk ab. Wer immer positive Arbeit sppi Wohle deS Vaterlandes schätzt, wer nicht nur von hcr traurigsten Negation lebt, der bekennt sich auch freu- h'gcn und stolzcrfülltcn Herzens zu Bismarcks Werk, btt erblickt auch in dem morgigen Erinnerungstage wieder einen neuen Ansporn, was die Väter schufen, treu zu bewahren, der fühlt heute wieder gehobenen Herzens, daß vi ein Stolz ist, ein Deutscher zu sein und der schließt och dem unvergeßlichen Todten um so inniger an, je Wehr er sich bewußt wird, welche Arbeit und welche Gefahren, welche Ränke und Verdächtigungen, welchen Haß und welche Verfolgung eS zu überwinden galt bis zur Vollendung deS Bismarck'schen Riesenwerks. PoMäsche AundschÄN. Deutsches Reich. Der Kaiser ist am Freitag in Bergen eingetroffen. An den letzten Tagen machte der Kaiser wegen des an dauernd stürmischen und regnerischen Wetters nur kurze Spaziergänge bei Olden. Am Donnerstag hörte Se. Majestät verschiedene Vorträge. Für den Stuttgarter Kaiserbesuch im September ist folgendes Programm aus gestellt: Eintreffen am 6. September, nachmittags 3 Uhr, Wohnung: Residenzschloß. Abends: Familientafel, Festoper im Hoftheater („Freischütz"), dann großer Zapfenstreich. Am 7. September vormittags Parade des württembergischen Armeecorps und der Kavalleriedioision aus dem Exercirplatz bei Kannstatt, daran anschließend am Nachmittag große militärische Galatafel im Residenz schloß Abends Abreise deS Kaisers und des Königs von Württemberg in das Manövergelände bei Pforzheim in Baden. Ueber den Unfall der Kaiserin liegt jetzt ein sehr ausführlicher osficieller Bericht vor, der aber neue Thal- fachen nicht enthält. Der Bericht schließt wie folgt: Die Heilung und das Allgemeinbefinden sind in jeder Weise so zufriedenstellend, daß die für die ersten Tage des August angesetzte Abreise von Berchtesgaden nach Wil helmshöhe nicht verschoben werden wird. Es wird natürlich wie bei allen derartigen Verletzungen noch eines längeren Zeitraums bedürfen, bis jede Schwäche wieder beseitigt ist. Nach FriedrichSruh hak sich im Auftrage des Bundes der Landwirthe Abg. I)r. Hahn begeben, um auf dem Sarge des Fürsten BiSmarck aus Anlaß deS TodeStageS einen prächtigen Kranz niedcrzulcgen. Der Gesandte a. D. Wirk!. Geheimrath Thassilo v. Heydebrand und der Lassa ist Freitag in Storchnest im polnischen Kreise Lissa gestorben. Der verstorbene Hamburger Bürgermeister vr. VerS- mann hat ein Alter von fast 79 Jahren erreicht. Er studirte Jurisprudenz. Als die schleSwig-holsteinische Frage aufgerollt wurde, meldete sich der 28jährige als Freiwilliger und machte den Feldzug mit, bis er in Ge fangenschaft gerieth. Später ließ VerSmann sich in Hamburg als Advokat nieder. 1858 wählte man ihn in die Bürgerschaft, drei Jahre später in den Senat und im Jahre 1887 zum ersten Male zum Bürgermeister. Große Verdienste hat sich der Verstorbene aus dem Ge biete der Schule erworben, nicht minder große bei den Verhandlungen über den Zollanschluß Hamburgs. Der Gencralfeldmarschall Graf Blumenthal feiert am Sonntag auf feinem Gute Quellendorf bei Köthen (Anhalt) in geistiger und körperlicher Frische seinen 89. Geburtstag. Möge es ihm vergönnt sein, die Neunzig zu erreichen. Die Uebergabe der Karolinen und Marianen an Deutschland wird im September erfolgen. Für die Uebersührung der Beamten, der Polizeitruppe und des sonstigen Materials von dem Bismarck-Archipel nach den sich in weitem Kreise herumlagernden Inseln Mikronesiens wird in Ostafien ein Dampfer gemiethet, außerdem wird von der Südseestation ein Kriegsschiff hinbcordcrt (ver- muthlich der „Falke"), um die feierliche Uebernahme und Flaggenschmuck zu vollziehen. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß das Kriegsschiff zunächst längere Zeit in jenen Gewässern verbleibt, in welchen demnächst umfangreiche Vermessungen vorgenommen werden dürften. Der „Reichsanz." veröffentlicht einen kaiserlichen Erlaß, be treffend die Erklärung des Schutzes über die Inseln. Der Reichstagsabgeordnete Spies (Elsasser), der dem Reichstage 1896, demLandesausschufse fürElsaß-Lothringen seit 1888 angehörte, ist in Schlettstadt gestorben. SpieS, der ein Alter von 67 Jahren erreicht hat, war Jahrzehnte lang Ehrenbürgermeister seiner Vaterstadt. Ungestempelte Postanweisungsformulare mit an gehängter Postkarte zur Empfangsbestätigung werden vom 1. October d. I. ab ausgegeben. Der Verkauf hat in Mengen von mindestens 5 Stück zum Preise von 5 Pf. für je 5 Stück zu erfolgen. Die angehängte Karte wird dem Adressaten der Postanweisung zur Ausfertigung der Empfangsbestätigung überlassen, die Karte kann auch zu sonstigen Mittheilungen benutzt werden. Für telegraphische Postanweisungen und für Marine-Postanweisungen dürfen Formulare mit angehängter Karte nicht verwendet werden. Zu dem Gerücht über den bevorstehenden Rücktritt deS Kriegsministers v. Goßler und dessen Ernennung zum commandirenden General des 1. Armeccorps, sowie der Angabe, daß der Frhr. v. Gemmingen, gegenwärtig Divisionscommandeur in Erfurt, zum preußischen Kriegs- Minister in Aussicht genommen sei, bemerkt die „B. B. Z", daß in unterrichteten Kreisen von alle dem nichts bekannt sei. Von den Karolinen, die der Kaiser sammt den übrigen von Spanien erworbenen Südseeinseln soeben feierlich in feinen Schutz genommen hat, kommt eine so merkwürdige Meldung aus Newyork, daß wir sic vor ihrer Wiedergabe als völlig unwahrscheinlich und unbe gründet zurüäweisen müssen. Die Mittheilung besagt nämlich, daß der König und die Häuptlinge der Karolinen- Insel Kusaie an die Regierung in Washington eine Petition richteten, in welcher sie um die Annectirung ihrer Insel durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika bitten. Kusaie ist die westlichste der Karolinen-Inseln und bildet eine Verbindung zwischen die sen und den unter deutscher Schutzherrschaft stehenden Marschallinseln. In der vorstehenden Notiz haben wir also augenscheinlich nur eine der gewohnten Liebenswür digkeiten unserer Freunde in Amerika zu erblicken; sie soll besagen, daß die Bewohner der Marschallinseln mit der deutschen Oberhoheit so wenig zufrieden sind, daß die Eingeborenen von Kusaie keine Lust haben, unter deutsches Protectorat zu kommen, sondern lieber unter Amerikas Oberhoheit stehen wollen. Von einer Annec tirung kann natürlich^ überhaupt keine Rede sein, Deutsch land hat die Inseln für sein gutes Geld von Spanim erworben. Infolge des Gesetzes, betreffend die Versetzung rich terlicher Beamter in den Ruhestand, werden bereits zum 1. October d. I. einige Stellen neu besetzt werden, da eine ganze Anzahl Richter, die überwiegenve Mehr zahl jedoch erst zum 1. Januar 1900, schon jetzt ihre Entlassung nachgesucht haben. In Sachen der Maifeier hat das Berliner Gewerbe« gericht folgende prinzipiell wichtige Entscheidung getroffen: Der Z 123 der Reichsgewerbeordnung erfordert als Vor aussetzung ein unbefugtes Verlassen der Arbeit. Nun kann cs keinem Bedenken unterliegen, daß das Ausbleiben aus der Arbeit gerade am 1. Mai ohne die Genehmigung des Arbeitgebers als „ein unbefugtes Verlasfen der Arbeit" aufzufassen ist. Hier handelt es sich nicht mehr um ein eigentliches, etwa auf Bequemlichkeit diefeS oder jenes Arbeiters zurückzuführendes und daher im