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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.05.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000510019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900051001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900051001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-10
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.05.1900
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k itirttch L Mt 50 : d»rch di- Poll s M. 75 Via. Di! T.cidneiNarlirickiteii'ertckiktncn >«,»<d M»ra!i>S: dl! »lieber in Dietd«)i und der imchiien Nmaedunri. wo die SiMLKMi» durch eiaeiic Bolen o!ni-on>m>Ii>onare crtoldt. erdalten Blau au üUockieiilLgcn. di« Ml aui Emm- oder Feiertage lolgen. ui ilvli Tdcilausgaben ilbeudo und «o»gen» jugeilcll». gjir Rückgabe etngciandler Schrift iiück« leine Verdindlichieit. 8erni»rechL»!chlu<>: »ml I Lr. U u. Lr. ttvvli Telegramm-Adreli«: Lochrtcht»« Dr»«de»«. Mmit DM' »r dorMrwIor ckas Slat In» ILü»I«I «rlv. 8»I«moi,Il8-^i»«tI»vlLv» MLikl«'-8Li'§spLi'il!. suKSnvka» «rümoeiKsvä, sioksr virkend ua<1 x^rLnUrt unsekLäUeb. p«r?lr»«cks L ^slk., ver- stLrlLk L.LV LUc. ^Uvivvsrkkul uuä VvrsLüäd VLLK LUvvLrt« Vrunnvu- IInt«r- nvlimuvß lrolillorl gsMzM bestei'8suerbnmn" Liir !>«866N u. KU. HVtHve. — — AUolLl'VU-^KpolIkVlt«. — W'. ^Vv1v8ro8rik6l8.-blo8ll2iQ!iti>8t,r. 7. MMV ummivarli'enlirliis » iüri'I Veixallüt, L ILüalk-^oliaiioutru»«« >0. kruetiivb« Artikel tvr «Uv »«>««- ooä N»d«. kvelnilsede and «rdlrarglvvbv ^rtiksl. SvrLävdLllvr Kr llsrrsn, vame» uvd Kinder, Islvkt, veq»«ni und irnnkisrst vlnksaiu,, de! Herren und Knsdvn die Uosvn- träAvr vrsvtrsnd, rum kreise von 3—« INK. stets vor- rLtdix; beim Vvrssrtigsr. Landagist. und OrttwMd K!I. N. «emlseliseli sen. «si'ieiisii'ssss rr- im Oirrten^rulldstuclr. — OleAi. 1802 Rr. 127. L»Wl: Zur Lage in Oesterreich. Landtag, schling, Gerichtsverhandlungen. Sächsische kirchliche Konferenz, Keramische Ausstellung bei N Bezirksausschuß- lieb, Hofmann. Muthmaßl. Witterung: Trübe. Donnerstag, 10. Mai 1900. Zur Lage in Oesterreich. Die ziemlich allgemein verbreitete Auffassung, daß der Besuch Kaiser Franz Josefs in Berlin nicht blos eine neue Bekräftigung des Dreibunds enthalten, sondern gleichzeitig eine gewisse inner- volitischc Bedeutung in dem Sinne einer entschiedenen Annäher ung an das Deutschthum gehabt habe, findet in der unmittelbar nach der Rückkehr des Kaisers erfolgten Vorlegung des Sprachen- gesetzentwurss an den Reichsrath eine Stühe. Der Entwurf bietet allerdings keine endgiltige Regelung der Sprachcnfrage für das ganze Reich, wie sie von den Deutschen erstrebt wird und allein im Stande ist, die verschiedenen nationalen Interessen zu einem dauernden Ausgleich zu bringen und das friedliche Zusammenleben so zahlreicher Völkerschaften zu gewährleisten. Gleichwohl stellt die Vorlage eine entschiedene That der Regierung dar. indem sie die bessernde Hand zunächst an die Wurzel des Nebels in Böhmen und Mähren legt und hier den geschlichen Boden zu schaffen lucht, der für die Ausnahme der nationaler» Fricdeussaat empfänglich ist. In, Großen und Ganzen zeigt der Entwurf einen nicht weg- zulcugncndcn deutschfreundlichen Charakter und hält sich von jeder Annäherung an eine Verwirklichung der ausschweifenden staatsrecht lichen Ideen des Czcchenthums fern. Der neue Sprachengcsch- entwurs muß daher von Sillen, denen es aufrichtig um die An bahnung des nationalen Friedens zu thun ist, mit grundsätzlichem Wohlwollen und mit der günstigen Meinung ausgenommen werden, daß seine praktische Durchführung geeignet sei, der dem- nächstigen Schaffung eines allgemeinen Reichssprachengesehes wirksame Förderung angedeihen zu lassen. Den Wünschen der Deutschen kommt der Entwurf insoweit entgegen, als er den Weg der einfachen Regierungsverordnung verläßt und die gegenseitigen nationalen Rechte und Pflichten auf eine gesicherte verfassungsmäßige Rechtsgrundlage stellen will. Damit ist der Hauptstein deS Slnstoßes für die Deutschen beseitigt. Außerdem entspricht die Dreitheilung der sprachlichen Bezirke durchaus den von deutscher Seite ausgestellten Forderungen. Dagegen weicht die Kocrbcr'sche Vorlage von dem Wiener Psingst- Pwgramm der Deutschen, das im Vorjahre als das Mindestmaß der zu erstrebenden nationalen Garantien von den berufenen Ver- tretungsvrganen der Deutschen erklärt worden ist, in zwei erheb lichen Punkten ab: einmal darin, daß der allgemeinen deutschen Vermittelungssprache keine ausdrückliche Erwähnung geschieht, und zum Andern in einer Einschränkung des ausschließlichen Gebrauchs der deutschen oder czechischen Sprache in den rein deutschen oder rein czechischen Bezirken im äußeren Verkehr, d. h. im Verkehr der Behörden mit den Parteien. Soweit die deutsche Vermittclungs- sprache in Frage kommt (also beispielsweise im militärischen Dienst und im Verkehr mit Behörden außerhalb Böhmens) wird der heiße Brei sorgfältig umgangen und beharrlich nur der „unverfängliche" Ausdruck gebraucht, daß es „bei den bestehenden Vorschriften ver bleibt". Die den Grundsatz der Einsprachigkeit beschränkende Be stimmung, daß die Parteien auch in den ausschließlich czechischen oder deutschen Bezirken Eingaben in der anderen Landessprache überreichen dürfen, von denen dann nach Befinden eine amtliche Uebcrsetzung anznfertigen und der Verhandlung zu Grunde zu legen ist, wird »ach allen bisherigen Erfahrungen in der Praxis von ezechischcr Seite schwerlich anerkannt werden. Für die Czechen enthält der Entwurf das wesentliche Zugeständnis der inneren ld. h. der im Verkehr der Behörden untereinander zu beuuhenden czechischen Amtssprache in den rein czechischen Bezirken, sowie die Forderung der dopvelsprachlichen Ausbildung der böhmischen Beamten, so zwar, daß sich am Sitze einer icden Behörde eine dem Bedürfuiß entsprechende Anzahl von Beamten befindet, die beider Sprachen völlig mächtig sind. Diese sogenannten srtra statum- Beamten haben gewissermaßen die amtliche Pflicht, das Recht der anderssprachigen Elemente zu wahren und erscheinen so als eine Art von amtlichen Anwälten der jeweiligen sprachlichen Minderheit. Auch hier liegt die Befürchtung nahe, daß die Czechen die gesetz liche Vorschrift nicht beachten, svndem versuchen werden, in den rein czechischen Bezirken die deutschen sxtrs. statum-Beamten ganz zu verdrängen. Hiernach hätten die Czechen allen Grund, mit dem Koerber- schen Entwürfe zufrieden zu sein, wenn sie überhaupt in ihren nationalen Forderungen Maß und Ziel zu halten und nur Erreich bares anzustreben entschlossen wären. Die Czechen beweisen aber durch ihr von vornherein übelwollendes Verhalten gegenüber der Vorlage, daß sic lediglich gewillt sind, in blinder Leidenschaft an der Zerstörung der nationalen Grundlagen des österreichischen Staates weiter zu arbeiten und jede sich ihnen zur Versöhnung culgegenstreckende Hand unnachgiebig zurückzustoßen. Auf eine sachliche Prüfung des Entwurfs haben sich die czechischen Herr schaften überhaupt nicht eingelassen, sondern von der Schwelle aus mit der „Obstruktion" begonnen. Der Czcchcnsührer Pacak erklärte höhnisch, die Linke habe seiner Zeit durch die Obstruktion „wahre Triumphe" gefeiert und die Obstruktion sei zur „offiziell an» crkmwlen parlamentarische» Einrichtung" geworden. Bei den dann folgenden VerschleppungSanträgen der Czechen kanr cS zu Lärm- scvien aus einer der Galerien. Man hörte die Rufe: „Das soll rin Parlament sein! Schämt Erich! Pfui, BolkSverräther I* Hinaus mit den VolkSverräther» I Hinaus mit de», Gesindel, dos dem Volke täglich 10 Gulden auS de» Taschen stiehlt I Hinaus mit den Czechen!" Die ganze zweite Galerie erhob diese Rufe und noch andere Schimpfworte gegen die czechischen Abgeordneten, die das Geschrei ruhig Hinnahmen. Der Präsident ordnete die Räumung der Galerien an. die nur langsam erfolgte. Viele ballten die Fäuste, während sie die Galerie verließen, gegen die Czechen. Inzwischen kam es zu Beschimpsungen im Saale zwischen den Ab geordneten. Bielohlawek rief dem Führer der mährischen Jung- czechen Stranskh zu: „Jüdischer Lump!" Bei der nächste» namentlichen Abstimmung wiederholten sich die Lärmscene» im Saale; insbesondere die Christlich-Sozialen beschimpfte» Stranskv fortgesetzt. Grcgorig ries: „Hängt ihn auf! Hinaus mit dem Juden!" Die Jungczechen antworteten entsprechend. Aehir- liche Scenen endigten erst, als der Präsident die Sitzung abbrach. Gegenüber dem Verfahren der Czechen, das sich von selbst richtet, bedarf es nicht noch einmal der Hervorhebung des wesent lichen Unterschiedes, der zwischen einer so leichtfertig angezcttelten Geschäftsbehinderung des Hauses und der sachlich begründeten Obstruktion besteht, die seiner Zeit die Deutschen zur Vertheidlg- ung ihrer auf's Aeußerste bedrohten heiligen und unzweifel haften Rechte in's Werk zu setzen gezwungen waren: ge zwungen durch eine Gewalt der Umstände, auf deren Wirkung zutreffend das Dichterwort von der in gährend Drachenblut ver wandelten Milch der frommen Denkungsart paßt. In der That war damals in den sonst so friedliebenden Deutschen die wildeste Empörung aufgepeitscht worden durch die furchtbaren Nackcnschläge. die ihnen eine falsche Regierungspolitik im Bunde mit dem Czcchenthum versetzt hatte. Ein solcher elementarer Ausbruch des niedergetretenen nationalen Nechtsgefühls mußte mit der Noth- wendigkeil eines Naturgesetzes allen Widerstand brechen und die öffentliche Gewalt zum Wiedercinlenlcn in die Bahnen der Gesetz lichkeit zwingen. Was aber jetzt die Czechen thun. ist eitel Klopf fechterei ohne moraliichen und rechtlichen Rückhalt. Was die Czechen vernünftiger und billiger Weise in nationaler und sprach licher Beziehung verlangen können, ist ihnen in dem Koerber'schen Sprachengesetzentwuif in liberalster Weise gewährt worden. Damit ist ihre Obstruktion vor der Oeffenrlichkeit gerichtet, und den Deutschen wird es um so mehr obliege». Alles zu vermeiden, was ihnen eine Mitverantwortlichkeit an der eventuellen weiteren Zu spitzung der Lage anfbürden könnte. Cs muß vielmehr das Ziel der Deutschen sein, sich von jeder Verantwortung für die aus der czechischen Obstruktion hervorgchenden Weiterungen frei zu halten. Deshalb dürste cs sich auch empfehlen, daß die demnächst zu- sammentretcnde Konferenz der deutschen Obmänner die Bestrebungen zurückwcist, die sie gerade im jetzigen Augendlick zu einer über mäßig buchstäblichen Betonung einzelner Sätze des Pfingst- progrcrmms drängen möchten. Vorsicht und Zurückhaltung sind für die Deutschen um so mehr geboten, als auch die Polen und Slovenen mitsammt der katholischen Vollsparlci sich gegen die czechische Obstruktion ausgesprochen haben. Der Ministerpräsident hat bei der Vorlegung des jetzigen Ent wurfs nachdrücklich auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die sich aus der Fortdauer der gegenwärtigen Zustände für die parla mentarischen Einrichtungen ergeben müßte». Die Bevölkerung erwarte, daß das Parlament die Gelegenheit zur Arbeit benütze. Die Negierung sei bereit, die Wünsche der Bevölkerung zu er füllen : sie sei keine Partei: ihr schwebe nur der urnlte östcr - reichliche Gedanke vor. Sie wolle Gerechtigkeit gegen alle Völker erfüllen und das unantastbare Recht des Staates, seine Kraft und Machtstellung aufrecht erhalten. Hieran müsse sie sest- haltcn, möge kommen, was da wolle. Genau dieselbe Richtschnur müssen auch die Deutschen Oesterreichs für ihr künftiges politisches Verhalten befolgen. Dann werden sie sich keiner Verantwortung vor sich selbst, vor dem Lande und der Geschichte zu scheuen brauchen und dann kann es auch nicht ausblciben, daß die Czechen endlich in ihre Schranken gebannt werden durch ein von allen Parteien ihnen zugerufcnes energisches: „Bis hierher und nicht weiter!" Fernschreib- «nd Fernsprech-Berichte vom 9. Mai Berlin. Reichstag. Bei fast leerem Hause wird die Postdampfervorlage (Oslafrika) debattelos in dritter Lesung definitiv angenommen. Die Berathung des Ge werbe nnsall-Der- sichern n asgeietzes wird bei 8 6l, der von dem Bescheid des Berufsgeiiossenschafts-VorstandeL an den auf Entschädigung An spruch machenden Verletzte» handelt, fortgesetzt. Die sozialdemo kratischen Anträge „. „ ,, werden abgelchnt, dagegen wird zu 8 62 ein Centnimsantrag an genommen. welcher der Berufung, die im Allgemeinen keine rück wirkende Kraft hat, eine solche für den Fall giebt, daß dem Ver letzten die Rente entzogen oder gekürzt wurde, rvcil er sich ohne triftigen Grund einem neuen Heilverfahren widersctzt hat. 8 63o der Vorlage, dem zufolge das Reichsversichcrirngsamt in der Relursinstanz auch gleich selbstständig »ach freiem Ecmcssen über die zu gewährende Entschädigung entscheiden kan», ohne an die Begründung des Rekurses oder a» die Anträge der Parteien, oder an die Entscheidung des Schiedsgerichts gebunden zu sein, ist von der Kommission gestrichen worden. Ein Antrag Stumm aus Wieder herstellung des Paragraphen wird nach kurzer Debatte abgelchnt. Rach 8 66» soll das Recht auf Rente ruhen, 1. wenn der Berech tigte eine mindestens lmonatliche Freiheitsstrafe verbüßt, oder Im Arbeitshaus oder in einer Bessrmngsanstait untrracbracht ist, 2. wenn brz. so lange der Berechtigte nicht im Inland« seinen lswöhnlichen Wohnsitz hat. Ein sozialdemokratischer Antrag will lese Bestimmungen ganz streichen, event. sie mir ans Ausländer anwendbar machen. Ein Antrag Fischbeck will nur di« Nr. 2 streichen. Ein Antrag v. Stumm will die Rente auch ruhen lassen, so lange der Berechtigte freiwillig auf sie verzichtet und mindestens denselben Lohn bezieht, wie vor dem Unfall, ledenfalls aber mindestens den ortsüblichen Tagelohn. Nach kurzer Debatte wird der Paragraph in der Kommissionsfassuna unverändert bei- behalten. 8 67 handelt von der Kapitalabsindung an Renten berechtigte. Abg- Freiherr v. Stumm (Reichsp.) beantragt, daß Ausländer auch ohne ihren Antrag mit dem dreifachen Betrage ihres JahiesreittencnNpruchs abgesunden werden könne». Ein sozialdemokratischer Antrag will weiter 1. Kavitalabsindung nur für höchstens lOprozentrge (statt wie früher höchstens üüvrozentige Theilrenten zulasseri. damit, wie der Aog. Mvlkenbuhr aussührte. die Bcrufsgenossenschaften sich nicht zu viel Rentenberechtigte ab schütteln und dadurch der Segen des Gesetzes für Viele verloren gebe. 2. sollen die Ausländer bei der Kapitalabfindung nicht anders behandelt werden als die Inländer und 8. sollen die Berechtigten, che sic definitiv abgesunden werden, darüber eine Rechtsbeiehrung erhalten, daß sie mit der Absindung sich auch jeden Anspruchs für den etwaigen Fall der Verschlechterung ihres Zustandes begeben. Nach kurzer Debatte wird der Paragraph mit Punkt 3 des lozial- demokratrschcn Antrags, der Rechtsbelehrung, im Ucbrige» aber unverändert in der Fassung der Kommission angenommen. Weiter folgt dann ein sozialdemokratischer Antrag, de» von der Kommission abgelehnten 8 70» wieder herzustelle». der die Posiverwaltung be rechtigte, von den Berufsgenossenschastcn einen Betriebsfonds (Vorschüsse) einznziehen. Abg. Singer (Soz.) vermag nicht eiiizilseben. weshalb die Post die Rente» zinslos voraus leisten solle zum Vorthcil der Berufsgenossenschaften und zum Nachtheil des Steuerzahlers. Staatssekretär Graf Pvsadowsky erinnert daran, wie die Regierung schon in zwei Vorlagen eine Verstärkung des Betriebsfonds verlangt habe. Die Post- und die Militärver waltung besonders arbeiteten mit ganz minimalen Betriebsmitteln. Angesichts dessen sei es nothwcndlg, daß die Post Vorschüsse von den Bcrufsgenossenschaftcn einziehe. Er bitte daher dringend um Annahme des sozialdemokratischen Antrags. Werde derselbe ab gelebtst. so könne er die Herren von der Budgetkommission um dringend bitten, wenn die Regierung wieder einma! mit einer Vor lage behusS Verstärkung des Betriebsfonds des Reiches komme, dafür eiiizutreten. — Ter sozialdemokratische Antrag wird abgelehnt. Dafür stimmt außer den Sozialdemokraten etwa die Hälfte der an wesende» Nationalliberalen und ein kleiner Theil des Centrums. K 76a handelt von der Anlegung der Bestände der Bernssgenossenschaften. Nach der Vorlage tollen außer den nach dem Bürgerlichen Gesetz buch inündelsicheren Papieren nur noch die in den einzelnen Bundesstaaten für miindelfähig erklärten Paviere zur Anlegung der Bestände dienen. Erstreckt sich eine Berufsgenosienschaft über mehrere Einrelstaaten mit abweichenden Vorschriften über die Mündelsicherheit, so soll die Entscheidung der betreffenden einzel- siaatlichen Eentralbehörde und mangels einer Einigung derselben dem Brrndcsrath anheim gegeben sein. Die Kommission will dagegen allgemein auch die nach LandeSgeietz mundelsicheren Papiere zur Anlage zulassen „sowie diejenigen deutschen Hypotheken- bank-Psandbriese. welche die Reichsbank in Klasse 1 beleiht", dies jedoch nur auf Beschluß der Genossenschastsversommlurrg. Abg. v. Stumm (Reichsp.) tritt für die Wiederherstellung der Vorlage er». Staatssekretär Gras PosadowSkh bittet ebenfalls um Wiederherstellung. Abg. Lehr (nat.-lib.» beantragt, die Worte „aut Beschluß der Geiiosseuichastsversammluiig" zu streichen. Die Abgg. Ga mp (Reichsp.) und v. Staudy (kons.) sehen hierin nur eine Verschlimmerung des Kommissiviisbeschirrsses. Abg. v. Thiedemann (Reichsp.) erklärt sich dagegen für den Krim missionsbeschluß. Es sei eine Ungerechtigkeit gegen die soliden, aut geleiteten preußischen Hnvothekenbanken, wenn ihre Pfand briese nicht zur Anlage benutzt werden dürsten, im Gegensatz zu den Pfandbriefen kleinerer Banken in anderen Einzelstaaten. Nach weiterer Debatte wird gegen die ganze Rechte, mit Ans nähme der Abgg. v. Thiedemann und Prinz Hohenlohe, zunächst der Antrag Lehr, dann der amendirte Kommissionsbeschluh angenommen. Mit 8 78 beginnen die Unfallverhlitungsvorschriftei!. Ein sozialdemokratischer Antrag hierzu wird abgelehnt und dann noch tz 70 debattelos angenommen. — Morgen: Fortsetzung ; vorher Militärstrasrechtspslege ru Kiautschou. Berlin. Der Seniorenkoiwent des Reichstags tritt morgen zusammen, uni darüber zu beratheii. ob es möglich sein werde, die Session noch vor Pfingsten schließen zu lönnen. Die Regierung legt Werth darauf, daß außer dem Flottengesetz und den. Nach tragsetat noch die Novellen zu dm Unfallversicherungsgesetzeu und das Reichsseucheirgesctz erledigt werden. — Die ultramontanc „Köln. Vvlksztg." verlangt heute von der Regierung, daß sie gleich zeitig mit dein Flottengesetz auch die übrigen drei Vorlagen, dic Uufallversicheruiigsnovelle, das Fleischbeschaugesetz und namentlich die lex Heinze verabschiede, ehe der Reichstag in die Ferien gehe Alles dies müsse vor der zweiten Lesung der Flottenvorlage er folgen : das sei auch die Ansicht der Mehrheit des Reichstags, der es als seine Aufgabe betrachten müsse, das große Ganze im Auge zu behalten, und der Anspruch darauf habe, daß, wenn er die Flvttenvorlage bewillige, die andere» wichtigen Gesetze nickst in den Brunnen sielen. — In der NeichstagSkommission für die Unsallversichcrungsnovclle wurde heute die Berathung des Gesetzes betreffend die Unsallfürsorge sür Gefangene zu Ende geführt. Eine von konservativer Seite beantragte Resolution, betreffend gesetzliche Regelung der Unsallfürsorge für in öffentlichen Anstalten untergebrachtc Geisteskranke wurde abaelehnt. Hinsichtlich der Frage, ob das berathene Gesetz aus die Zwangserzieliimgsanstalten Anwendung finde, wurde regierungsseitig erklärt, daß dies »ach den einzelnen Verhältnissen entschieden und der Entscheidung des RerckrSvcrsicheruiiasaml überlassen werden müsse. Berlin. Im Herrenhause theilte Bicepräsident Frhi. b. Manteuffel, der an Stelle deS erkrankte» Präsidenten Fürsten zu Wiedt den Vorsitz führte, niit, daß er vom Kaffer beauftragt sei. dessen Dank sür die aus Anlaß der Großiährigkeitserklärung des Kroiipriiizcii vom Hause dargedrachtc» Glückwünsche zu übermitteln Tie nachgcsuchte Ermächtigung zur strafgenclrtlichen Untersuchung gegen das Mitglied des Herrenhauses v. Koscielki wegen Be leidigung des Müioslawcr deutschen Männergesangvereins wurde versagt. Morgen: Kommunalwahlgesetz Von der Eindringung der von Herrn v. Herzbcra im Herreuhause vorbereiteten Inter pellation wegen der angeblichen Ritualmorde ist abgesehen worden. Berlin. Gegen den Rechtsanwalt Richard Goldsteur schwebt ein Ermittelungsverfahren. Dasselbe bezieht sich auf die Art. wie Goldstrin die Dr. Hermann KinSpe'schc Nacblaßmaffe im Betrage von etwa 100,000 Mk. verwaltet bat. «s» - s !»S- er» 83 rve ** 28 ' L I i . I !
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