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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G Hartmann. .V WS. Diese- Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Abends und ist durch alle Poftaastalten zu beziehen. Sonntag, den 9 November. Preis für das Vierteljahr Thaler. Insertions-Gebühren für de» Raum ei»er gespaltenen Zeil« I Neugroschen. 1851 TageSgeschichte. * Oschatz, 6. November. Gestern hat die LandtagS- wahl für den 11. bäuerlichen Wahlbezirk stattgefunden. Al« Abgeordneter ist der Gutsbesitzer Joh. Heinrich Gottlob Lindner in Hohenwussen, als Stellvertreter der Guts besitzer Christian Gottlieb Däweritz in Brausitz gewählt worden. Callenberg, 7. November. Bei der heute hiersrlbst stattgefundenen Landtagswahl deS 19. bäuerlichen Wahl bezirks ist der Gutsbesitzer Gustav Franz Käfer st ein auS Jerichau zum Abgeordneten, der Gutsbesitzer Gottlieb Schna- del in Schönberg zum Stellvertreter gewählt worden. Wien, 6. November. (Ll.) Se. k. k. Hoheit der Herr Feldmarschall Erzherzog Ludwig trifft im Laufe der nächsten Tage hier ein. In der k. k. Hofburg werden die Appartements für selben bereits seit einigen Tagen in Be reitschaft gehalten. — (Ll.) Der k. k. Ministerialrath Herr vr. Hock wird im Laufe der nächsten Woche, aus Frankfurt zurückkehrend, hier erwartet. — Die „L. Z. C." meldet: Die Geschäfte der k. k. Ge sandtschaft in London versieht gegenwärtig der erste Ge- sandtschaft-secretär Freiherr v. Wiedenbrück. Das übrige Gesandtschaftspersonal ist abwesend. Der GesandtschaflS- rath Freiherr v. Koller traf vor einigen Tagen hier ein; der Attache Ritter v. Reper hat auf einer Reise nach Triest am 1. d. M. Laibach passtrt. — (Oest. R.) Nach einer Mittheilung des k. k. Com- mandos des gegenwärtig in Florenz liegenden Husarenregi- mcntS Nr. 7 ist der Husar Paul Mikulich, der als poli tischer Flüchtling in die Türkei entwich und sich freiwillig dem k. k. österreichischen Consulat in Scutari zur Rücksen dung nach Oesterreich gestellt hatte, gänzlich begnadigt worden. — (L A. C.) Wie wir hören, wird nächstens das kaiser liche Patent erscheinen, welches eine neue Form für die Ausprägung der Gold- und Silbermünzen behufs des Regierungsantrittes Sr. Majestät des Kaisers verzeichnet. Dieselben werden, nach den bereits entworfenen Zeichnungen zu schließen, nebst dem kaiserlichen Brustbilde und dem österreichischen Adler auf der Kaufe deit Waykspduch deS Monarchen tragen. — Die „Oesterreichische Reichszeitung" bringt heute folgenden Artikel: Der englische „Globe", ein ministeriel les Journal, soviel wir wissen, behauptet, einer gestern hier angelangten Depesche zufolge, die Angabe der „Reichszeitung": Lord Palmerston habe wegen der Aufnahme, welche Kostuth in England gefunden hat, eine Entschuldigungsnote an das hiesige Eabinet gelangen lassen, beruhe auf einem Jrrthume. Ehe wir diese Erklärung vollkommen zu würdigen in der Lage sein können, müssen wir abwarten, daß das Londoner Blatt hier eingetroffen sei. Man weiß, wie ungenau sehr oft in telegraphischen Meldungen dergleichen Erklärungen zusammenqefaßt, wie sehr leicht durch die Concision, deren sich der Telegraph befleißigen muß, Aeußerungen entstellt werden. Einige Bemerkungen wollen wir jedoch schon heute uns erlauben. Wir Haden vorerst nie gesagt, daß Lord Pal merston eine Entschuldigungsnote nach Wien gesandt habe. Wofür hätte sich auch Lord Palmerston entschuldigen sollens Etwa für seine ganze, seit drei Jahren unserm Staate gegenüber befolgte Politik? Die englische Regierung hätte vielleicht die Mittel in der Hand gehabt, den Umzug Kossuth's in Großbritannien zu hindern. Lord Palmerston hätte den ungarischen Agitator aufmerksam machen können, wie sein Manifest in Marseille und die verkündeten De monstrationen in England mit den in Konstantinopel ab gegebenen Versprechungen wenig im Einklänge seien; wie er sich verpflichtet fühlen müßte, jede Aufregung zu unter lassen, welche die über sein Treiben geäußerten Befürchtun gen rechtfertigen könnte. Er hat dir- ebenso wenig gethan, als er die Propaganda Lord Mintv'S entschuldigte, oder sein Verhalten in Sicilien und in Griechenland mit den Grund sätzen einer ehrenwerthen Politik in Uebereinstimmung zu bringen wußte. Mit einem Worte, wir haben nicht gesagt, daß Lord Palmerston sich wegen seiner ganzen Politik ent schuldigen zu müssen glaubte. Einen solchen Grad von Selbstverleugnung kann Niemand bei einem dirigirenden Minister voraussetzen. Ader wir sagten: Lord Palmerston habe erklärt, di, Agenten der englischen Regierung werden den Kossuth-Ovationen fern bleiben und dieser Punkt ist nicht nur vollkommen begründet, sondern eS ist auch kein Umstand eingetreten, der im Widerspruch mit ihm gewesen wäre. Die „Allgemeine Zeitung" fügte in ihrer gestrigen Nummer der Nachricht von dem Bestehen der Note Lord Palmerston's auch die richtige Bemerkung bei, daß über haupt kein Engländer von Rang sich bei dem ganzen Trei ben betheiligt habe, und daß mit Ausnahme Herrn Cobden's und Lord Stuart s kein bedeutendes Parlamentsmitglied eS mit dem Anstande verträglich gefunden, bei dem revolutionären Schauspiele zu figuriren. Wir unsererseits tragen trotz der Meinung deS „Globe" auch noch heut« kein Bedenken, zu wiederholen, daß unsere Angabe in den Grenzen der Aus drücke, in welchen sie abgefaßt war, vollkommen begrün det ist. D Wien, 6. November. Das Bestreben unserer Re- gierung, die Valutaverhältnisse zu regeln, dürfte sich in kurzem in einer Maßregel kundgeben, die sich an die i Ausschreibung deS letzten Anlehen« enge anschließt. Hat daS Anlehen im Jnlande effectuirt die Masse des circu- lirenden Papiergeldes gemindert, so wird jetzt über ein neues Anlehen gegen Silbereinzahlung im Auslande unterhandelt und dürfte dies zu baldigem Abschlüsse gelangen. Es war schon j bei der Ausschreibung des letzten AnlehenS der Regierung klar, daß die Summe von 85 Millionen, welche anfangs festgesetzt war, keineswegs au-reiche» konnte, um die Valuta gegen Papier fest zu normiren. Man ließ dem In- und Auslande gleiche Chancen, sich an dem Anlehen zu bethei ligen und rechnet gewiß nicht verkehrt, daß die reiche Be theiligung im Jnlande dem kommenden Anlehen Vertrauen im AuSlande erweckt haben muß. -j- Pesth, 5. November. Se. k. k. Hoheit Erzherzog Albrecht ist nach Wien gereist. Die Reiseroute geht heute über Teteny, Martonvasar, Velencze, Stuhlweissen burg nach Moor. Am 6. früh inspicirt Se. k. k. Hoheit die dort stationirten k. k. Militäradtheilungen und begiebt sich dann über Kisber und Nagy - Jgmand nach Komorn, wo um 3 Uhr die Besatzung inspicirt wird. Freitag früh nimmt Se. k. k. Hoheit die Festungswerke in Augenschein und reist noch über Gönyö und Acs nach Raab. Hier nimmt der Herr Erzherzog-Gouverneur eine Revue der da selbst stationirten Truppen vor und begiebt sich nach Un garisch-Altenburg, wo übernachtet wird. Am 8. geht die Reise nach Halbthurm und von da über Pahrendorf nach Bruck an der Leitha. Am 9. trifft Se. k. k. Hoheit früh auf seinem Schlosse Weilburg bei Baden ein und wird am 10. in Wien erwartet. Venedig, 3. November. (Triest. A.) Von allen Seiten der venetianischen Provinzen langen Klagen über die von den Gewässern angerichteten Verwüstungen ein. Die Etsch bei Verona, der Musone bei Vicenza und der Tag- liamento bei Udine sind ausgetreten; letzterer hat alle die nach der Revolution provisorisch erbauten Bögen der Brücke fortgerissen. Auch der Brentafluß hat die Gegend unweit Bassano unter Wasser gesetzt. Bis jetzt konnte man noch nicht mit Bestimmtheit den Umfang deS Schaden« ermit teln. Auf dem Markusplatze fuhr man gestern in Gondeln, gleichwie auf den übrigen Kanälen. An vielen Stellen der Stadt mußten sich die Leute von den Fachini tragen lassen, um in ihre Wohnungen zu gelangen. Berlin, 7. November. (N. Pr. Z.) Oer Ministerpräsident, Freiherr v. Manteuffel, wird sich dem Vernehmen nach am Sonntage (9.) nach Schloß Kümmritz in der Niederlausitz begeben, um an diesem Tage, als am Begräbnißtage deS verewigten Grafen Brandenburg, nicht den geschäftlichen und gesellschaftlichen Störungen ausgesetzt zu sein. Herr v. Manteuffel wird am Dienstag zurückerwartet. — (N. Pr. Z ) Die Entwürfe zu Abänderungen der Ge meinde-, Kreis- und Bezirksordnung, die gerade heute der Begutachtung des zu diesem Zwecke seitens deS Ministeriums des Innern hierher berufenen Oberpräsiden ten v. Düeöberg unterliegen, werden den Kammern getrennt zur Berathung resp. Annahme vorgelegt werden. Die Kreis- und Provinzialordnung haben Geltung für die sämmtlichen, die Gemeindeordnung dagegen nur für die 6 östlichen Pro vinzen. Die Rheinprovinz wird jedenfalls ihre besondere Gemeind,ordnung haben; wie weit dies mit Westfalen der Fall sein wird, ist noch unentschieden. — (Pr. Z.) Dem Vernehmen nach dürften die Verhand lungen, zu deren Behufe der bereits hierher zurückgekehrte Geh. Rath Delbrück in Frankfurt anwesend war, einst weilen als abgeschlossen zu betrachten sein. — (O.A.A.) Der Commandant von Berlin, General major v. Hahn, ist durch Cabinetsordre zum Co mm an dante» von Mainz und Führer der Brigade der Besatzung dieser Bundesfestung, der Generalleutnant und bisherige Commandant von Mainz, v. Schack, dagegen zum Com- mandanten der 15. Division, sowie der bisherige Comman- danl der 15. Division, Generalleutnant v. Hirschfeld, der bereits interimistisch mit dem Generalkommando des 8. Ar meekorps beauftragt war, zum Commandanten dieses Corps ernannt worden. — (N.Z.) Die Ministerkrisis, von welcher die „D. Allg. Atg." und das „Cocresp.-Bureau" zu erzählen wußten, hat sich, wie nicht anders zu erwarten war, im Sande ver laufen, da- hetßt, sie ist nicht bis zu dem Punkte gedie hen, auf welchem das Bleiben des Finanzministerö über haupt in Frage kam. Breslau, 6. November. (Schl. Z.) Der gestrige Ber liner Abendzug derniederschlesisch-märkischenBahn, sowie der heutige Morgenzug Haden sich um einige Stunden verspätet. Als Grund hören wir, daß in der Nähe von Bunzlau durch den anhaltenden Regen der letzten Tage an einer Stelle der Boden unter den Schwellen erweicht worden, so daß gestern di, Schienen der Last de« ZugeS wichen und dieser aus dem Geleise gecathen ist. Die heu tige Verspätung mag wohl die Folge der durch die unsichere Stelle gebotenen Vorsicht gewesen sein. Von einem Unfall hat glücklicherweise nichts verlautet. München, 4. November. (A. Z.) In der heutigen Sitzung machte der Präsident der Kammer Mittheilung von dem bekannten Antrag des Abg. ür. Schmidt (vgl. Nr. 2^6). Ucber die Form der Geschäftsbehandlung dieser Eingabe, welche eigentlich zwei, durch die Verfassung, die Geschäftsordnung und durch ein Specialgesetz scharf ge trennte Punkte enthält: eine Beschwerde wegen Verfassungs verletzung und einen Antrag auf Ministeranklage, entspinnt sich eine kleine Diskussion. Herr Tafel stellt den präju- diciellen Antrag, nicht auf den Gegenstand einzugehen, bis der Antrag vervielfältigt und den Kammermitgliedern mit- gctheill sei. Der Präsident glaubt, daß die Kammer noch Hoftheater. Freitag, 7. November. Eoncert zum Kesten für bcn Kangerchor de, königlichen Koftheaters. Sämmtliche Musikstücke von kursürstl. und königl. sächsischen Kapellineiflern in historischer Reihenfolge geordnet. ES giebt keine deutsche Kapelle, welche mit so vielseitigem historischen Interesse derartige Repertoire an- den Compositionen ihrer Dirigenten ausstellen könnte wie die Dre-dner, denn die besondere hohe Kunstpflege deS sächsischen Fürstenhauses hat dieser Namen eingereiht, welche von den frühesten Zeiten bis auf die Gegenwart für die historische Entwickelung der musikalischen Kunst von vorwaltend leitendem und bildendem Einflüsse und charakteristischer Bedeutung waren. Nicht bloS die innere technische und geistige Entwickelung der Tondichtkunst wird durch sächsische Kapellmeister in historischer Folge sehr wesentlich bezeichnet, sondern auch ihre äußere Lage und Pfleg, von den ersten Anfängen der sächsischen Kapellsänger unter Johann Walther mit seinen vierzig Gulden baarcm JahreSgehalt bi« zu den zwölfiausend Thalern, die Hasse mit seiner Krau Faustina bezog, und bi« zu dem jetzigen glänzenden Zustande de« Kapell- orchester«. Und die Vorliebe, welche den italienischen Componisten gezollt wurde, al- ihr Geniu«, gestützt auf da« theoretische Funda ment der niederländischen Meister, die musikalische Allein herrschaft errungen hatte, findet sich namentlich in Dresden sowohl durch die später» Begünstigung der deutschen Tonkunst nach tbrer selbstständigen Entfaltung, al« durch die Bedeutung zweier Altmeister deutscher Musik frühester Periode, Johann Walther und Heinrich Schütz, vollständig au«geglichrn. Johann Walther war eS, den -mher zu sich nach Witten- Feuilleton. berg entbot und zu einer corrigirten und bereicherten Aus gabe der Choralgesänge bewog, wodurch sich derselbe um den pro testantischen Kirchengesang ein außerordentliches Verdienst erwarb. Luther stand ihm dabei berathend und hilfreich zur Seite, wie denn Walther in der Vorrede zu dem Werke vermelvet: „Ich zeuge wahrhaftig, daß der heilige Mann GotteS T-utlieru» zu der Mustka im Choral und Figural Gesänge große Lust halte, mit welchem ich gar manche liebe Stunde gesungen und oftmals gesehen, wie der theure Mann vom Singen so lustig und frölich im Geiste ward, daß er deS Singens schier nicht kündte müde unv satt werden und von der Musika so herrlich zu reden wußte rc." Heinrich Schütz, ein Voigtländer, der seine musikalische Bildung in Italien und namentlich durch den berühmten Gründer der venetianischen Schule, Giov. Gabriel!, empfing, wurde durch seinen kunstreich contrapunktirten Figuralsatz der Lehrer und Altmeister der deutschen Musiker und brachte die Musik zuerst am sächsischen Hofe in solche Aufnahme, daß er noch vier Kapell meister je mit 1200 Thalern Gehalt unter sich hatte. Bekanntlich setzte er auch die erste deutsche sogenannte Oper zur Ver- mählungSfeier der Schwester deS Kurfürsten Johann Georg I.; der Tert davon war die von Opitz übersetzte Daphne deü Rinuccini. Leider ist daS für die Geschichte der Oper begreifliche»- weise so interessante Musikmanuscript gänzlich verloren gegangen, wahrscheinlich durch ven Brand im Jahre 1760. Ant. Lotti bezeichnet die Blüthezeit der italienischen Kirchenmusik überhaupt und war mit seinem Schüler Marcello der Glanz der venetianischen Musikschule. Seine Werke zeigen schon den Beginn jene« Aufschwungs der Form und jener freien schönen Deklamation, die Marcello und gleichzeitige Componisten vollkommen entwickelten, und eine reiche unv edle Modulation unterstützt eine liefere poetische Auffassung der Worte. DaS mit- geiheilie Kyrie war indessen weniger geeignet, dies« Eigenthümlich- keiten zu zeigen, die in andern seiner Kirchencompostlionen und seincr geistlichen Madrigale auffallend hervorirelen. Viel weniger Bedeutung halte Nicolo Porpora als Componist, desto mehr indeß als Gesangmeister. Er lehrte mit großem Ein flüsse auf die damals sich schon an Kchlferiigkeit überbietende Methode den Ausdruck des Gesanges und den Vortrag deö RecitativS, und seine Solocantaten geben Zengniß seines Ver dienstes. Selbst in der Glanzperiode der italienischen Oper an den deutschen Höfen sehen wir diese in Dresden von zwei deutschen Tonsetzern, deren einer ein Sachse, vorzugsweise vertreten. War der feurige Hasse, Scarlatti's Schüler und der c»ro Sassone der Italiener, wie in seiner ganzen musikalischen Bildung, so auch in Form und Wesen seiner Compofilionen durchaus Italiener, so offenbart sich in Nau mann's Werken, obwohl auch er und unter den drückendsten Verhältnissen sich in Italien auSbildete, schon rin verwaltendes Element deö deutschen Geistes. ES bezeichnet sich in ihnen, obwohl nicht mit der gestaltenden Kraft deS Genies, doch verständlich genug für die feinere Empfindung, die Loslösung und selbstständige Entwickelung der deutschen Ton kunst, während Ferd. Pär mit seinem glänzend gefälligen Style andererseits die moderne und ebenfalls national abgeschlossene Richtung der italienischen Oper charakterisirt. Diese kurzen und allerdings unzulänglichen Andeutungen wird für dir neuestc