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Dresdner Journal : 23.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190508232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050823
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050823
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-23
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Journal : 23.08.1905
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vrju»»preiS: Beim Bezüge durch di« Eefchüftsfttae inneres» Prerdeu» 2,50 M (emschl. ^ulragung), durch die?oli i» Deutichen Reiche 3 M. Ausschließlich Bestellgeld) vierieljährlich. Kezelue Nummern 10 Ps. Kird Zurücksendung der für ku Lchristleitung bestimmten, «der von dieser nicht ein« forderten Beiträge bean- 'prucht, so ist das Postgeld beizukügen. Ankündl»un«»«ebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum LV Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Pf. Aufschlag für die Zeile. Unterm Re- vaktionSstrich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren < Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi- mittags 12 Uhr für dre aach- Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.«Anschluß Nr. 1295. Dresdner Zounml. Erscheinen: Werktags nachm. 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. mittags erscheinende Nummer. 195 Mittwoch, den 23. August nachmittags. 8905 Amtlicher Teil. ymemnunge«, Versetzungen re. im öffent liche« Dienste. Im «eschäftsbereiche de» Ministeriums »es Annern. (Heil, Pfleg-, Erziehung- , Straf- und Korrektion-» antzallen) Befördert: Bureauassistent Heinrich in der zweiten Rechnungsexpedition des Ministeriums des Innern zum Sekretär, die Expedienten Schluttig in Zschadraß und Sinkler in Bcigtsberg zu Bureauassistenten, Oberpfleger Klemm in Braunsdorf zum Jnventarverwaller und Pfleger Bach in Bräunsdors zum Oberpfleger Angestellt: die HilsSärzte vr. Hansen und vr. Leonhardt in Hubertus- burg als Ansta ltsärzte und der Hilssaufseher Richter in Kaußen als Aufseher. Verse.tzt: Anstallsgeistlicher k. Neu- hosvon Sachsenburg nach Bautzen, Anstaltsinspektor Glaunin g von Zwickau nach Hoheneck, Sekretär Wedner von der zweiten Rechnungsexpedition des Ministeriums deS Innern als Lbersekretär nach Colditz, die Sekretäre Schultze von der Blindenanstalt zu Dresden zur zweiten Rechnungsexpedition des Ministeriums des Innern, Reichelt von Hohnstein nach Chemnitz, Sachse ion der zweiten Rechnungsexpedition nach Hohnstein und Eichler von Bräunsdors nach Chemnitz, die Bureauassistenlen Römhild von der Blindenanstalt zu Dresden nach Bräunsdors und Fröbisch von der Blindenanstalt zur zweiten RechnungSexpedition des Ministeriums des Innern, Expedient Werner von Nossen nach Chemnitz und Lberpsleger Göbel von Bräunsdors als Jnventarverwaller nach Chemnitz. Pensioniert: Ausseher Zimmermann in Waldheim. Verstorben: Aussetzer Graumann in Zwickau und Lberwächter Göschel in Waldheim. Im «eschäftSbereiche de» Ministeriums deS Kultus u. üffentl. Unterrichts. Erledigt: die zweite ständ. Schulst, an der Kirchschule zu Zschoppach. Koll.: Die oberste Schulbehörde. Eink. außer fr. Amtswohn.: 1200 M vom Schuldienste, 150 M. persönl. Zul., 50 M. für die Vertretg. des Kirchschullehrers u. 53Mifür anteil. Unterr. i d Fortbildungssch Ordngsmäß. Bewerbgen bis 26. Ang. a d K Bezirksschulinsp. in Döbeln. — Zu besetzen: die (neuerrichtete) ständ. Lehrerst a. d. sechsklass. eins. Volkssch. zu Borsdorf. Tas Grundgeh. von 1300 M erhöht sich gemäß der Gehaltsstaffel nach dem vollend. 25. LebenSj. auf 1500 M. u. steigt von 3 zu 3 Jahren um je 150 M. bis zu 3000 M Wohngsg.: 325 M. Ges. mit den erforderl. Zeugn. bi- 9. Sept. a d. K. Bezirksschulinsp. vr Michel in Grimma; — eine ständ Lehrerst. in Vielau Koll.: Der Gemeinderat das. Das Anfangsqeh. beträgt einschl. des Wohngsg. 1500 M., das mit 'erfüllt 25. Lebensj. sich aus 1600 M. erhöht und durch 9 Zul., die nach je 3 bez. 2 Jahren gewährt werden, ins zum vollend. 48. Lebensj. aus 2600 M ansteigt. Ges. unter BMg. sämtl. Prüsgs- u. AmtsührgSzeugn. sowie eine« Ääuärdirustaacku». bi«». Sept. a. d. Gemeiuderat in Vielau — Zur vikariatw Berwaltg. einer Lehrerst. iu Pegau wird ein Schulamtskand ges., der bereit- den 1. Sept, antreten möchte. JahreSgeh bei Einschl. des Wohnungsg 1200 M Ges. unter Beifüg, der erforderl. Zeugn. umgehend a. d. Stadtrat zu Pegau. Die Michaelis 1905 unter Vorbehalt der minist. Genehmigg zu begründende 3. ständ. Lehrerst in Pockau. Kollator: die oberste Schulbeh. Ein!.: 1200 M. Grundgeh , 150 M. Wohnungsg. f. einen unverh u 250 M f. einen verh Lehrer, außerdem von Ostern 1906 an bis aus weiteres 100 M für Vertretg des Kirchschull. im Kirchend. Bewerbgsges. unter Anschl. der erfordert. Unterlagen (darunter auch ein Zeugn. über die musik Prüsg und ein Amtssührgszeugn. neuesten Dat) bis 4. Sept, an den Kgl. Bezirksschulinspektor in Marienberg. Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Ver politische Massenstreik. Auf der Tagesordnung des in vier Wochen zu Jena stattfindenden Parteitags der deutschen Sozial demokratie befindet sich als einer der beachtens wertesten Punkte das Thema: Der politische Massen streik und die Sozialdemokratie. Das Referat über diesen Gegenstand hat der Abgeordnete Bebel über nommen. Lange genug hat sich die sozialdemokratische Parteileitung dagegen gewehrt, eine gründliche öffent ¬ liche Erörterung der Frage des Generalstreiks herbei zuführen; aber seit dem „Dreimillionensiege" ist der Radikalismus in der Partei derart ausschlaggebend geworden, daß der Gedanke an die Propaganda des Massenstreiks, als des äußersten Machtmittels der Sozialdemokratie, nicht mehr zurückgedrängt werden konnte. Nicht nur radikale Parteiführer wie KautSky, Parvus, Mehring u. a., sondern auch Revisionisten wie Bernstein forderten und fordern auf das ein dringlichste, daß in die Propagierung des Massen streiks eingetreten und daß zu deren Einleitung die Diskussion über diesen Plan eröffnet werden solle. Seit Wochen ist denn auch in Versammlungen und in der Parteipresse eine eifrige Erörterung dieser Frage im Gange. Seltsamerweise ist es eine Frau, „Genossin" Roland-Horst, die mit einem 162 Seiten starken Buche die Grundlage zu dieser Diskussion geliefert hat, die indessen für die Besprechung dieser Frage umso geeigneter erscheinen muß, als sie das Generalstreik-Thema auf dem Internationalen So zialistenkongreß als Referentin behandelt hatte. Zu dem hat dem Rolandschen Buche der Parteitheoretiker Karl Kautsky ein ausführliches Geleitwort auf den Weg gegeben und damit dem Inhalt gewissermaßen das parteiamtliche Placet verliehen. „Genossin" Roland teilt den Generalstreik in vier Arten ein: 1. den Sympathiestreik aus Solidarität und Klassengefühl (Beispiele: Barcelona, Holland); 2. den anarchistischen Generalstreik als Entscheidungs schlacht, als Revolution; 3. den wirtschaftlichen Streik mit politischer Tragweite (Beispiel: Ruhrstreik der Bergleute); und 4. den politischen Massenstreik, der die politisch-sozialen Verhältnisse des bürgerlichen Staates als eine Waffe des Angriffs oder der Ver teidigung beeinflussen soll (Beispiele: Belgien, Schweden, Italien, Rußland). Die Sozialdemokratie habe, so bemerkt die Verfasserin, keinen Grund, eine Waffe zu verwerfen, welche die Arbeiterschaft ihrem Ziele, der Eroberung der politischen Macht als Hebel zur Umgestaltung der kapitalistischen Gesell schaft in eine sozialistische, näherbringen könnte. Sie sehe im politischen Massenstreik keinen Gegensatz, sondern eine Ergänzung ihrer bisherigen Mittel und Methoden. Vor allem trenne kein Widerspruch den politischen Massenstreik vom Parlamentarismus. Die Aufrüttelung und Aufklärung der proletarischen Massen zum revolutionären Bewußtsein, zur Ein sicht, daß nur sie selbst richtige politische und soziale Umwandlungen durchführen können, die Verbreitung sozialistischer Grundgedanken und Ideale in den Massen bilde zugleich die andere Seite der Vor bereitung des politisch-revolutionären Massenstreiks, nämlich die Vorbereitung der Arbeiterschaft für große geschichtliche Momente und für folgenschwere Wendungen. Aus dem Vorworte Kautskys ist folgende Stelle erwähnenswert: Gerade weil ein politischer Massenstreik nur dann wirken kann, wenn er nicht planmäßig vorbereitet und auf einen bestimmten Termin angesagt wird, gerade weil der Augenblick seines Eintretens völlig unberechen bar ist, gerade deswegen muß man stets auf ihn gefaßt sein, um nicht durch ihn überrascht zu werden, nmß man ihn diskutieren und studieren, solange noch die Möglichkeit dazu vorhanden ist. Nichts sei, so bemerkt Kautsky ferner, lächerlicher, als eine Kriegs- Verwaltung, die erst, wenn der Krieg erklärt worden sei, begänne, ihre Waffen zu prüfen, ihre Truppen zu exerzieren, ihren Offizieren Strategie und Taktik ein zupauken. In der sozialdemokratischen Presse haben sowohl die Rolandschen Darstellungen als auch die Kautskyschen Begleitworte beinahe durchweg Zustimmung gefunden. Kunst und Wissenschaft. Wissenschaft. * Eine totale Sonnenfinsternis wird am 30. August eintreten und, da eine solche nicht nur eines der großartigsten und eindrucksvollsten Naturschauspiele, sondern auch von ganz besonderer Bedeutung für die Himmelskunde, zumal für die Erforschung der physischen Verhältnisse der Sonne ist, ist schon jetzt die all gemeine Aufmerksamkeit der astronomischen Welt auf dieses bevorstehende Ereignis gerichtet. Im mittleren Deutschland wird die Finsternis nur eine teilweise sein, immerhin werden ungefähr N der Sonnenscheibe vom Monde verhüllt, während die diesmalige Totalitätszone sich durch Gebiete zieht, die zum Teil unschwer erreicht werden können, so daß in allen Kulturländern Ex peditionen vorbereitet und ausgerüstet worden sind, die von günstigen Punkten aus die Erscheinung beobachten sollen. Die Totalitätszone wird sich von Kanada bis Arabien erstrecken und kann in den höheren Breiten unter Umständen 600 km und mehr, im Durchschnitt 200 km, breit sein und die möglichst größte Zeitdauer wird 4 Minuten betragen. Die Totalität nimmt, wie die Zeitschrift „Kosmos" (herausgegeben von der Gesell schaft für Naturfreunde, Stuttgart) mitteilt, im Norden ihren Anfang in der Gegend von Winnipeg in Manitoba, Kanada, wo die Sonne bereit« völlig verfinstert auf- aeht. Von dort zieht sich der Mondschatten in östlicher Richtung durch das britische Nordamerika, erreicht bei Labrador den Atlantischen Ozean, den er durchschreitet, um Europa zuerst beim Kap Ortegal in der nordwest lichen Ecke Spanien» zu berühren Von dort durch quert er die Iberische Halbinsel über Oviedo, Burgos, Calatayud und verlaßt sie in der Gegenv der Ebro- mündung, wo die Totalität bald nach ^2 Uhr mittags eintritt. Beim überschreiten des Mittelmeers berührt der Schatten die Balearen, geht weiter durch Algerien und Tunesien, um am Golf von Gabes das afrikanische Festland wieder zu verlassen. Bei der Großen Syrte erreicht er es von neuem, durch zieht Tripolitamen und Ägypten und endet in Arabien bei Sonnenuntergang. In Dresden wird die teilweise Sonnenfinsternis ungefähr um 1 Uhr 10 Minuten ein- tretcn und um 3 Uhr 26 Min. beendet sein. Das Ein greifen des Mondes erfolgt fast genau am rechten west lichen Randpunkt, der Austritt dagegen etwa in der Mitte des linken unteren Quadranten. Eine totale Sonnenfinsternis kehrt für einen bestimmten Punkt der Erdoberfläche im Durchschnitt nur alle zwei Jahre wieder, für Deutschland tritt die nächste erst am 7. Oktober 2135 ein, nachdem ihr eine ringförmige am 17. April 1912 vorausgegangen sein wird. * Im Reichsversicherungsamt ist auch in diesem Jahre eine Statistik über Heilbehandlung von an tuberkulösen und anderen Leiden erkrankten Versicherten ausgearbeitet worden Die Statistik um faßt alles, was die Versicherungsanstalten re. sei es allein, sei es in Verbindung mit den Krankenkassen und Berufsgenossenschaften in den Jahren 1900 bis 1901 inbezug auf die Heilbehandlung von Versicherten geleistet haben, und gibt auch lehrreiche Aufschlüffe über die hierbei in Betracht kommenden Rechtsverhältnisse, die einmaligen und dauernden Aufwendungen für Heilstätten, Gemeindepflege rc sowie über die Arten, die Orte und die Erfolge der Heilbehandlung. Da hierdurch die Be arbeitung für weitere Kreise, insbesondere auch für Krankenhäuser, Heilstätten, beamtete Ärzte rc. viele» Wertvolle bietet, so wird beabsichtigt, die Statistik zu veröffentlichen Wie aus dem Kautskyschen Vergleiche der sozial demokratischen Parteileitung mit einer Kricgsverwal- tung hervorgeht, handelt cs sich bei der Vorbereitung des politischen Massenstreiks um nichts mehr und nichts weniger als um eine Rüstung der Sozial demokratie zum „Entscheidungskampfe". Schon bald nach dem überraschenden Reichstagswahlsiege von 1903 ist in einer Reihe sozialdemokratischer Blätter auf die Notwendigkeit, nunmehr die Massen für den „nahe bevorstehenden Entscheidungskampf" zu schulen, hingcdeutet worden. Aber die vorsichtigere Partei leitung scheute sich, auf dieses gefährliche Thema einzugehen Noch auf dem letzten Bremer Parteitage fielen die Worte, über derartige Pläne solle man so wenig wie möglich sprechen, sondern entsprechend handeln. Diese Vorsicht ist nun aufgegcbcn worden; man glaubt in der Sozialdemokratie ohne Furcht vor etwaigen politischen Konsequenzen dem Massenstreik- gedantcn auch in der Öffentlichkeit näher treten zu dürfen Zwar ans dem Cölner Gewerkschaftskongreß ist der Propaganda des Massenstreiks ganz ent schiedene Absage erteilt worden, aber gerade dieser Beschluß hat dazu geführt, daß die Mitglieder der politischen Organisation der Sozialdemokratie um so fester auf der Verwirklichung des Generalstreikgedankens bestehen. In Jena dürfte in dieser Hinsicht eine Auseinandersetzung mit den Gewerkschaftsführern un ausbleiblich sein; doch zu ernsteren Differenzen wird sie nicht führen. Inzwischen betont die sozialdemokratische Partei presse, daß der politische Massenstreik nicht etwa in Zukunft das alleinige Kampfmittel des Proletariats bilden solle, sondern daß alle gebräuchlichen Waffen, wie Agitation, Organisation, parlamentarische und gewerkschaftliche Aktion, wie bisher gepflegt werden müßten; der Massenstreik solle nur als neues Kampf mittel und unter bestimmten Voraussetzungen hinzu treten. So bemerkte kürzlich die „Sächsische Arbeiter zeitung", die beste Propaganda und die beste Vor bereitung für den politischen Streik sei die Stärkung der parlamentarischen Organisation, das stete Ein verständnis zwischen der politischen und gewerkschaft lichen Bewegung, die Klarheit des Proletariats über seinen Kampf und die Bedingungen feiner Emanzi pation. Die Erörterungen der sozialdemokratischen Presse über den Massenstreik lassen vor der Hand auf die Richtung, in welcher der Parteitag diesen Gegenstand behandeln werde, noch keinen Schluß zu. Im allgemeinen ist man sich im sozialdemokratischen Lager offenbar klar darüber, daß das Eintreten in einen politischen Massenstreik gleichbedeutend mit einer Revolution sein würde. Der Revisionist Bernstein hat kürzlich zwölf Thesen über den Massenstreik veröffentlicht, darin heißt es in der zehnten: Der politische Massenstreik wird in den großen Städten schwerlich ohne Erscheinen der Massen in den Straßen durchzuführen sein. Anderseits aber kann ein solches Erscheinen der Massen seinen Eindruck und damit seine Wirkungskraft sehr erhöhen. Ferner heißt es These 11: Der Widerstand großer Massen, die sich nicht provozieren lassen, aber ohne Furcht vor Ver haftungen rc. zum Beharren entschlossen sind, ist ein außerordentlicher. In früheren Besprechungen des Generalstreiks hatte Bernstein bereits bemerkt, daß es bei den Straßendemonstrationen ohne einige Schrammen nicht abgehen werde; kurz, die Ver fechter des Streikgedankens wissen ganz genau, welch' außerordentlich gefährliches Spiel sie treiben, wenn sie den Arbeitermassen vorreden, der poli tische Massenstreik sei ein Kampfmittel, das Erfolg verspreche, sei eine Demonstration mit gewaltlosem Charakter Man wird abxuwarten haben, welche Stellung Parteivorstand und Parteitag in Jena zu dieser Frage einnehmen werden. Mit verschränkten Armen würden sich jedoch, das möge man sich in der Sozialdemokratie gesagt sein lassen, Staat und Gesellschaft eine derartige Vorbereitung zu einem Massenangriffe nicht ansehen. Der Aufstand in Deutsch-Kü-westafrika. Bei der Benachrichtigung des Generals v Trotha von dem Wechsel auf dem Gouverneurposten in Wind huk, ist, wie der „Berl. Lok.-Anz." mitteilt, dem General zugleich unter Anerkennung seiner militärischen Verdienste die bestimmte Erwartung ausgesprochen worden, daß er noch bis zum Oktober aus seinem Posten ausharren werde. Vielfach wird davon ge sprochen, daß dann die fernere Leitung der militärischen Maßnahmen im südwestafrikanischen Aufstanvsgebiet dem Obersten Deimling anvertraut werden würde, der nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in der Heimat wieder hcrgestellt ist Oberst Deimling hatte das Unglück, im Frühjahr während der Hauptgefechte gegen die Witboi mit dem Pferde zu stürzen und sich den Arm zu be schädigen. * * * Die „Nationalliberale Korrespondenz" schreibt: „Wie wir hören, sind Vorbereitungen getroffen worden, damit der Bau einer schmalspurigen Bahn von Lüderitzbucht (in Teutsch-Südwestasrika) bis Kubub baldigst in Angriff genommen werden kann Die unbedingte Notwendigkeit dieses Baues drängte sich durch die im März erschienenen amtlichen Darlegungen über den Verlauf des Aufstands in Südwestafrika gebieterisch auf und hat sich durch die weiteren Ereignisse und durch die ungeheuren Schwierigkeiten der Verproviantierung unserer im südlichen Teil der Kolonie unter äußersten Ent behrungen kämpfenden Truppen immer mehr als un erläßlich erwiesen. In Windhuk müssen mangels Trans portmittel Ausrüstung und Lebensmittel für die Soldaten aufgestapelt bleiben — und unsere Soldaten im Felde hungern und entbehren der nötigen Ausrüstung! Selbst wenn es dem neuen Gouverneur Hrn. v. Lindequist nach Übernahme seines Amtes gelingen sollte, der Kolonie den ersehnten Frieden zurückzugeben, verfehlt darum der Bau jener in Aussicht genommenen Bahn strecke Lüderitzbucht—Kubub ihren eigentlichen Zweck, den einer militärischen Etappenstraßc, nicht. Denn wenn diese» Ziel aä boo durch Wiederherstellung friedlicher Ver hältnisse in der Meinung vieler Kolonialgegncr auch gegenstandslos würde, so bietet doch der geplante Bahn- bau ein ebenso notwendiges wie schon seit langer Zeit von den Ansiedlern dringend gefordertes Mittel zur wirtschaftlichen Erschließung des Südens dieser Kolonie. Die Bahn Lüderitzbucht—Kubub stand übrigens schon längere Zeit auf der Tagesordnung und wurde bereits im März dieses Jahres eingehend in den Wandelgängen des Reichstags erörtert. Damals lag aber die Kamerun- Bahnvorlage dem Reichstage vor und diese hat die viel dringlichere Erledigung der Bahn Lüderitzbucht—Kubub zurückgedrängt. Ob letztere auf Reichskosten oder aus Privatmitteln ((?) gebaut werden soll, entzieht sich vor läufig unserer Kenntnis Wir möchten auch mit Auf werfung dieser Frage nicht dem Reichstage und seinem Budgetrccht vorgreifen. Die Hauptsache ist und bleibt, daß die in Aussicht genommene Bahn endlich, und zwar so schnell als möglich, gebaut wird." Die „Nat-Ztg." schreibt hierzu: Wir können nach unserer Kenntnis der Dinge bestätigen, daß tatsächlich die Absicht besteht, dem Reichstage im Winter eine Eisenbahnvorlage Lüderitzbucht —Kubub zu unter breiten. Zugleich steht ja das angekündigte Projekt Windhuk — Rehoboth noch aus. über die dringende Notwendigkeit beider Bahnen für die Kolonie in Kriegs- und in Friedenszeiten brauchen wir kein weiteres Wort zu verlieren. Sie ist in allen Kolonialkreisen längst anerkannt * Das Ko^al Oollsx« ot' Üurxeons in Edin burgh hatte aus Anlaß ver Feier seines vierhundert jährigen Bestehens neben anderen hervorragenden in- und ausländischen Chirurgen auch den am 14. Juni d. I. zu Breslau verstorbenen geh Medizinalrat Prof, v Mikulicz zu seinem Ehrenmitgliede ernannt. Der Witwe des Dahingeschiedenen ist nunmehr das reich ausgestattete Diplom als eine Ehrung nach dem Tode namens der genannten gelehrten Gesellschaft zugegangen Literatur. * Im fürstlichen Schauspiclhause zu Putbus a. Rügen fand die Uraufführung des zweiteiligen Schauspiels „Frau Magda" von Hans Moltan unter der Lei tung des Direktors Stcffler mit starkem äußeren Erfolg statt Das einen modernen Ehekonflikt behandelnde, durch schöne Diktion und effektvolle Stimmungsführung sich auszcichnende Stück fand eine schauspielerische Darstellung, (Frau Magda — Frl Vonloff vom Londoner Theater, vr. Krüger — Hr. Korff vom Beuthener Stadttheater) die den literarischen Absichten und Feinheiten der Novität verständnisvolle Rechnung trug. Die Darsteller mit dem Dichter wurden wiederholt vor die Rampe ge rufen Die interessante Neuheit ist, wie uns mitgeteilt wird, bereits in« Französische übersetzt worden und wird zurzeit für die Pariser Bühne vorbereitet * Gerhart Hauptmann hat sein nach einem älteren Entwurf ausgeführtes Lustspiel „Die fröhlichen Jungfern im Bischofsberg" für da» Berliner Lessing-Theater vollendet und fft zu einem kurzen Er holungsaufenthalt an die See gereist. * Das neue Buch Gustav FrenssenS, das nun bald erscheinen soll, hat, wie mitgeteilt wird, den Titel „Aus einer kleinen Stadt". ' Weltgeschichte. HerauSgegebcn von Han« Helmolt. Achter Band Wcsteuropa, zweiter Teil. Ter Atlantische Ozean. Mit sieden Karten, drei Farbendrucktaseln und 13 schwarzen Beilagen. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut. 1903. XIV, 646 S. — Fünfter Band Südost europa und Osteuropa. Mit fünf Karten, vier Farben- drucktaieln und 16 schwarzen Beilagen. Ebenda 1905. XVI, 630 S. 8 '. DaS trotz aller von den verschiedensten Seiten geäußerten Bedenken doch ohne Zweifel recht bedeutsame Werk, das den ersten Versuch einer nach ethno-geographischen Gesichts punkten angeordncten Weltgeschichte darstellt, haben wir seit mehreren Jahren an dieser Stelle nicht erwähnt Ein ärgerlicher Zufall ließ das Manuskript einer Besprechung des achten Bandes auf dem Wege von unserem Schreib tische zur Redaktion verloren gehen; erst nach Monaten erfuhren wir von seinem Schicksal, und es fehlte die Zeit, einen Ersatz zu schaffen Auch jetzt müssen wir uns auf wenige Bemerkungen beschränken. Der achte Band schließt sich eng an den früher hier besprochenen siebenten an und bietet mit ihm zusammen eine Darstellung der Geschichte Westeuropas vom Ende des Mittelalters bis zur Gegenwart, behandelt also einen Stoff, der in den bisherigen Weltgeschichten weitaus den größten Raum einnimmt Dem achten Bande ist vorzugsweise die Geschichte des 19. Jahrhunderts zuge fallen Er beginnt mit einem von A Kleinschmidt ver faßten Abschnitt über „Westeuropa im Zeitalter der Revolution, Napoleons I. und der Reaktion", den wir freilich schon seiner einseitigen politischen Richtung wegen für einen der am wenigsten gelungenen Teile des Werke« halten möchten Dagegen bieten die Arbeiten von H v Zwiedineck-Südenhorst „Die staatlichen und gesell schaftlichen Neugestaltungen in Europa zwischen 1830 und 1859", von H. Frredjung „Die Einigung Italien» und Deutschlands 1859 bi» 1866", auch von G Egel- haaf „Westeuropa in den Jahren 1866 bi» 1902" nach den verschiedensten Seiten hin reiche Anregung Ten
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