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Blatt Amts und des SLadLraLhes des Königl. Amtsgerichts Wutsnrtz Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag- Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den Nn- noncen-Bureaus von Haasi n- stein L Vogler u. „Invaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. sch en ö/j Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Als Beiblätter: l. Illustr. Ssnntergs- e>1att (wöchentlich), S. Kine kandrvirth- schafMche Weitage (monatlich). Abonnements - PreiS: Vierteljährl. 1M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. SxemndviMMM Jahrgang. Sonnabend. Nr. 101. 19. December 1891. Die Lieferung von 1,s, in breite Trottoirplatten, lfd. Meter mit der Aufschrift „Plattenlieferunft" an den unterzeichneten Stadtrath bis 28. d. M. einreichen. Pulsnitz, am 15. December 1891. 30 ein breite Bordsteine, Platten von 85 om bis 1,«g w anlaufend // Der Stadtrath. sollen an den Mindcstfordernden vergeben werden. Lieferzeit bis 1. Mai 1892. » 1., 90 2., 102 3., 50 4., 25 Die hierauf Neflectirenden wollen ihre Gebote schriftlich und versiegelt i Nähere Auskunft ertheilt der Bau-Ausschußvorsitzende Herr Stadtrath Sperling. Bekanntmachung. Die hiesige Sparkasse wird wegen der Zinsberechnung für dieses Jahr nicht geschloffen, dieselbe bleibt vielmehr zu den bisherigen Expeditionsstunden geöffnet. Pulsnitz, am 16. December 1891. Der Sparkassen ausschuß. Moritz Schögel, Botsitzender. T. Frankreichs Schwenkung. Es ist im Reichstage viel darüber gestritten worden, ob die neuen Handelsverträge auch eine politische Bedeu tung haben. Diese Frage ist natürlich nicht so aufzu fassen, als ob sich alle Staaten, welche die vorliegenden neuen Verträge abgeschlossen haben, verpflichtet hätten, nun mit Wehr und Waffen gegen Jedermann vorzugehen, der außerhalb der Verträge steht und die Vertragsstaaten an- feinden will. Davon ist nicht die Rede, das wird auch nie im Ernst gesprochen werden können. Das Schntz- und Trntzbündniß in Central-Europa beschränkt sich auf Deutsch land, Oesterreich-Ungarn und Italien, also die mitteleuro päischen Großmächte mit gleichen politischen Interessen; die kleinen Industriestaaten, die daraus angewiesen sind, mit allen Ländern in Frieden und Freundschaft zu leben, haben genug zu thun, uni sich in neutraler Haltung durch zuschlagen, und sie thun schon sehr viel, wenn sie auf Wirthschaftlichem Gebiete Partei ergreifen. Haben sie das gethan? Ganz gewiß. Die Schweiz und Belgien, zwei Staaten, in denen der französische Einfluß außerordentlich groß ist, haben dem Deutschen Reiche in den neuen Han delsverträgen sehr große Concessionen gemacht, neue Ver tragsverhandlungen sind eingeleitet worden mit Spanien und den Niederlanden, Serbien und Rumänien, sollen folgen, immer mehr erweitert sich also die Zahl der Staaten, welche der neuen centraleuropäischen Zoll-Ver einigung zustreben. Zollvereinigung kann man nur sagen, nicht Zollbund, wie die Gruppe der vertragschließenden Mächte in verschiedenen französischen Zeitungen genannt Wird. Ein europäischer Zollbund ist überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit. Von unsti eiligem Werthe ist aber die Zvllvereinigung. Sie gleicht dem freundschaftlichen Verkehr zwischen ver schiedenen Nachbarn, von welchen jeder redlich das Seine thut, um mit den Anderen in Friede und Freundschaft leben zu können. Im bürgerlichen Leben jagt von solchen Nachbarn ein Jeder, auf meinen Nachbar lasse ich nichts kommen, das ist ein vernünftiger und gescheiter Mensch! Und wie es im Leben der Einzelnen zngeht, so ist es auch im Leben der Völker, die sich doch wieder nur aus In dividuen zusammensetzen. Es kann nicht die Aufgabe der Handelsverträge sein, Alles gut und schön zu machen, sondern nur, einen Zustand zu erreichen, in dem wir es friedlich und erträglich finden. Bisher war es nicht so! Was kommen wird, können wir ruhig abwarten, und es Wird sich zeigen, daß sich Viele getäuscht haben, als sie ihre berechtigten Interessen geschmälert wähnten. Bedarf es noch eines Beweises für die Richtigkeit dieser Auffassung, so giebt sie uns das Verhalten Frank- reichs. Es ist Thatsache, daß der neue französische Zoll tarif nur zum Zweck geschaffen wurde, um dem Deutschen Reiche mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Da man nicht mit Säbel und Kanonen auf Deutschland losschlagen konnte, so wollte man es einmal mit Paragraphen des Zolltanfes versuchen. Alles was deutsche Jndustriewaare hieß, sollte nach Kräften von Frankreichs Boden fernge ¬ halten werden und zu diesem Zwecke wurden die merk würdigsten Geschichten ausgetiftelt. Wer hat in Europa bisher etwas von Maximal- und Minimal - Tarifen für Zölle gehört? Niemand. Frankieich brachte diese schöne Erfindung auf, einzig und allein zu dem Zweck, Deutsch land Eins auszuwischen. Vorsichtige Leute schüttelten freilich von Anfang an zu dem Beginnen den Kopf, aber wenn die Franzosen bekanntlich für eine, auch noch so falsche Idee Feuer und Flamme sind, dann lassen sie nicht locker. Man arbeitete sich mit solchem Eifer in die Vor theile der neuen Zolltarife hinein, daß alle Ermahnungen unbeachtet blieben, und kein Mensch es für möglich hielt, daß die europäischen Staaten auch anders denken könnten, als Frankreich nur in die offenen Arme zu rennen. Das war ein schöner, süßer Traum, doch schade, daß es eben nur ein Traum war. Die Publication der neuen Handels verträge hat die Franzosen gewaltig aus ihren Hoffnungs träumen aufgerüttelt, sie haben nicht bloß erkannt, daß die wichtigsten europäischen Staaten, denn auf das Frei handelsland England können sie doch nicht rechnen, ihren Sonderabmachungen verloren sind, sondern auch, daß die noch nicht durch Verträge gebundenen europäischen Staaten viel eher der großen Vereinigung beitreten werden, als dem einsam dastehenden Frankreich. Die Pariser Journale fordern nun dringend zu schleunigen Handelsvertrags abmachungen mit Rußland auf. Es heißt aber die Ver hältnisse total verkennen, wenn man in Paris etwas von dem heute halbbankerotten Zarenreiche erwartet. In sechs bis zehn Jahren vielleicht kann Rußland sich von den Folgen dieses Hungerjahres erholt haben, aber heute ist dort in keiner Weise etwas zu machen. Und so hat sich denn die französische Regierung — es mag ein bitteres Gefühl sein — gezwungen gesehen, von der Volks-Ver tretung die Ermächtigung nachzusuchen, die jetzt ablaufenden Handelsverträge zu verlängern, mithin von der Einführung der neuen Zölle abzusehen, was eine ganz klägliche Nieder lage bedeuten würde. Frankreich, das vor einigen Mo naten noch so selbstbewußte Frankreich, muß hinter den europäischen Kleinstaaten herlaufen, um sie zu ersuchen, es vorläufig im Handelsverkehr beim Alten zu lassen. An unseren neuen Handelsverträgen mag ja so Manches aus zusetzen sei, man mag wünschen, daß Manches anders und besser geworden wäre; aber Eins sichern sie uns doch: Deutschland braucht nicht bei den europäischen Staaten hausieren zu gehen und um gut Wetter zu betteln. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Bei dem Kaiserlichen Postamte werden Sonntag, den 20. December, die Dienststunden für den Verkehr mit den, Publikum wie an den Wochentagen, je doch mit der Beschränkung abgehalten, daß während der Dauer des Vormittagsgottesdienstes, von 9—11 Uhr, die Schalter geschlossen bleiben. Pulsnitz. Am Dienstag, den 15. d. M., hielt Herr Or. woä. Sauer im Herrnhause dem landwirthschaft- ltchen Vereine einen Vortrag über Fleisch und Fleisch ¬ speisen. Leider war der Besuch schwach., wie es im Puls nitzer landwirthschaftlichen Verein ost vorkommt, wenn auch sich der Vorstand die größtmöglichste Mühe giebt, um etwas Ausgezeichnetes bieten zu könnend Es verliert dadurch Jeder, der Interesse für den Verein hegt und einen Vor trag halten will, die Lust hierzu. Der Vortrag war so ausgezeichnet ausgearbeitet und so faßlich vorgetragen, daß demselben mit größter Spannung zugehört wurde. Die Aus führungen waren ferner nicht allein dem Landwirthe von Nutzen, sondern jedem Familienkreise, besonders aber den Hausfrauen, da sie für diese gerade recht belehrend waren, um über manches unbewußte Gesundheitsschädliche aufzuklären. Großer Dank ward dem Herrn Vortragenden zu Theil, beson ders da er zur Erklärung sich die mühevolle Arbeit ge macht und erläuternde Tabellen angefertigt hatte. Es würde vielen Wünschen entsprechen, wenn Herr 1-r. Sauer gebeten und veranlaßt würde, diesen populären Vortrag nochmals und zwar im Gewerbeverein zu halten' Pulsnitz. Ihre Königl. Hoheit Prinzeß Mathilde hat bereits zu verschiedenen Malen die hiesige Köhler'sche Pfefferküchelei mit Bestellungen beehrt. Auch dieser Tage wurde von Ihrer Kgl. Hoheit der genannten Firma wieder ein größerer Auftrag zu Theil. Königsbrück, 15. Dezember. Innerhalb des h iesigen Geflügelzüchtervereins ist man eifrig mit den Vor arbeiten für öle am 31. Jan., 1. und 2. Februar 1892 im Rathaussaal stattfinden sollende zweite große Geflügel ausstellung beschäftigt. Zunächst hat der Verein sich ein erhebliches Geldopser auserlegt und sich eigene Ausstel lungskäfige angeschafft, die nicht nur sehr praktisch sind, sondern auch die Ausstellung sehr übersichtlich gestalten werden. Von besonderem Interesse ist ferner, daß außer den zur Zuerkennung gelangen werdenden 1., 2. und 3. Preisen eine Anzahl Ehrenpreise bereits gestiftet sind, deren vornehmster in einem sehr schönen Regulator be stehen wird; eine Anzahl weiterer Ehrenpreise stehen in sicherer Aussicht. Nach den vorliegenden Anzeichen zu urtheilen, ist auch das Interesse für die Ausstellung außer halb des Vereins ein lebhaftes und dürste sich aus allen diesen Gründen die Ausstellung zu einem recht beachtens- werthen Bilde des wirthschaftttchen Lebens gestalten. (Westl. Ztg.) Dresden. Königin Carola ist seit Sonntag an einem katarrhalischen Fieber und leichter Mandelentzündung erkrankt, weshalb die hohe Frau genöthigt ist, das Bett zu hüten. Das Fieber ist mäßig hoch und das Befinden im Allgemein zufriedenstellend. Dresden, 13. Dezember. In den nächsten Tagen erfolgt die Ausschreibung der Arbeiten für die große Brücke mittelst welcher die Waltherstraße über den neuen Rangir dahnhof in Dresden - Friedrichstadt hinweggeführt wird. Dieses Bauwerk, dessen Kosten auf etwa eine halbe Mil lion Maik geschätzt worden, ist das größte seiner Art, welches im Bereiche der Dresdner Bahnhofsumbauten her zustellen ist. Die Brücke ist über einige fünzig Geleise des Rangirbahnhofes hinwegzmühren; 1700 Kubikmeter Sandstein- und Granit - Mauerwerk und 22,000 Centner