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Dresdner Journal : 16.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-16
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 16.11.1896
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v»,»«<»»« Aür Tre-deu »in: :uch s Mart üv Ps, bc> den :- lich dcurschcn Pvftanpanea vierteljährlich »Marl; auher» bald de« Deutschen Reiche« PoA- und btempelzuschlaa. Einzelne Nummern: io Ps. Grs«et»e>: Täglich mit Ausnahme der Koon- und Feiertage abend«. 8«rnspr.«nschl»ß: Rr1»»d. Dresdner W Journal. AukLndlONNiSiedü-re« r Für den Raum einer gejpal ten en Zeile kleiner Schrift >0 Ps Unter „Einoesandt" die Zeile 50 Pß Vri Tabellen- und Zisternsatz entsprechender Ausschlag. -er«»»«e»»r: »Snigliche Expedition de« Dre«dner Journals Dre«den, Zwingerstr »0. Aernspr -Anschluß: Nr ILAt M 267 1896 Montag, den 16. November, abends. Amtlicher «eil. Dresden, 15. November. Ihre Königs. Hoheiten der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, und die Prinzessin Mathilde, Herzogin zu Sachsen, sind beute früh 3 Uhr 37 Min. von Sibyllenoit nach Dresden znrückgekehrt Dresden, 14. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Oberlehrern / »r. Ernst Richard Schulze am Gymnasium zu Bautzen, vr. Horst Ernst ArminiuS Kohl am Gymnasium zu Chemnitz, vr. Hermann Emil Bochmann am Gym nasium zu Dresden-Neustadt, Viktor Hugo Lichtenauer an der Kreuzschule zu Dresden, Franz Wilhelm Georg Oehler am Gymnasium zu Freiberg, vr. Paul Franz Wilhelm Weinmeister an der Thomasschule zu Leipzig, Karl August Eduard Niemeyer am Gymnasium zu Zwickau, Franz Balduin Schöne am Realgymnasium zu Borna, Karl August Otto Voigt an der Dreikönigschnle z': DreSden-Neustadt, vr. Ernst Georg Oswald Fritsche am Realgymnasium zu Zwickau, den Realschul-Direktoren vr Oskar Theodor Scheibner zu Leisnig, vanck. rev. wiu. Otto Ludwig Karl Gottgetreu Bauer zu Meerane und vr. Georg Heinrich Jacobi zu Reichenbach den Titel und Rang als Professor in der vierten Klasse der Hofrangord- nung zu verleihen Dresden, 11. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bürgerschul-Ober lehrer vr. pbil. Christian Gottfried Hüttig in Leipzig das Verdienstkreuz zu verleihen. «ruentmuzes, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Departement des Innern. Angestellt, beziehentlich befördert wurden: Karl Montz Ehrler, Archidiakvnu- in Radeberg und Geistlicher an der dasigen Hiifskorrrction-anstalt, al« zweiter AnstaUSgcistlicher in Waldheim; Walter Zuck- Ichwerdt, Hilfsgeistlicher an der Lande-anstalt Waldheim, al- dritter AnstaltSgeistlicher dafelbst; vr. m«ä. Karl Richard Hirfchberg als AnstaltSarzt und AnstaltSbezirksarzt an der Landesanstalt Zwickau; Ernst Oskar Böttcher, HilfSarzt an der Landesanstalt Hubertusburg, als Anstaltsarzt dafelbst; Moritz Max Noack, Lehrer an der Blindenvorfchule zu Moritz burg, als Katechet an der LandeSanstalt Waldheim; Emu Richard Schäfer, Lehrer in Bautzen, als Lehrer an der Blindenvorfchule zu Moritzburg; Paul Ernst Moritz Schneider, Orkonomicverwalter brimKammerguteSachfenburg, als Oekonomie- iaspector an der LandeSanstalt Hochweitzschen — Versetzt wurden Karl Felix Hempei, Anstalt-geistlicher in Waldheim, als Anstalt-Pfarrer an die LandeSanstalt Sonncnstein; Georg Albert Talazko, Anstalt-geistlicher in Waldheim, in gleicher Eigenschaft an die Landesanstalt Hohnstein; Karl Wilhelm Butter-, Oekonomieinspector in Hochweitzschen, in gleicher Ei'enschasl an die LandeSanstalt Hubertusburg. Nichtamtlicher Teil. Der Friede zwischen Italien und Abeffynien ist nach zuverlässigen Meldungen endlich glücklich zu stande gekommen. Eine zur Bestätigung durch den eigentlichen Friedensvertragsbevollmächtigen General Valles diesem vorgelegene vorläufige Friedeusverein- barung dürfte dem Vertrage zu Grunde liegen, dessen Abschluß durch die schoanischeu Eilboten nach Djibuti und von da dem Pariser „Eclair" früher noch als durch die Kuriere des Majors Nerazzini über Harrar nach Roni gemeldet worden ist. Über den Inhalt des Friedensabkommeus zwischen Negus Menelik und Italien liegt zur Stunde noch kein eingehender Bericht vor. Die Meldung des „Eclair" spricht kurz davon, daß die Bedingungen für Menelik sehr günstig seien, indem sie sämtlichen Forderungen des abessynischeu Herrschers Rechnung ünust und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 14. d. Mts.: ,Die Entführung aus dem Serail". Oper in drei Akten Musik von W A. Mozart. Mozarts geniales Werk, das die eigene Herzens geschichte des Meisters widerspiegelt, hat sich bis heute noch nicht auf seine kunstgeschichtliche Bedeutung zurück gezogen, sondern wirkt mit dem größeren Teile seiner Musik unvermindert und unmittelbar frisch und lebendig. Jene historische Bedeutung hat es in dem von ihm an geschlagenen romantischen Ton, in der ganz Mozarts Eigentum darstellenden Buffofigur Osmins, die gleich dem Tenor singenden Liebhaber (Belmonte) ein typisches Vor bild für die deutsche Oper geworden ist, ferner in der Einführung einer naiven Mädchenrolle (Blondchen) und alles in allem in der völlig freien Verwendung aller Mittel für den der Situation und Empfindung ent sprechenden, wahren dramatischen Musikausdruck Nur die einer ehrgeizigen Primadonna zu Liebe äußerlich bravour voll behandelte Partie der Konstanze ist noch an herkömmlichen Normen hasten geblieben, hangt durch ihren Passagenflitter und ihre Allegrothemen noch mit der alten opsra seria zusammen und bringt einen Widerhall vom „Jdemoneo" in die Oper, die anderseits in ihrem Schluß-Vaudeville schon einen Vorklang der „Zauberflöte" enthält. Da« Schöne und Lebensvolle in der „Entführung", in der sich zuerst deutsche Empfindung, deutsches Gemüt unter dem üppigen Segen einer jugendfrischen, heiteren, innigen Melodik ent faltet haben, ist von kaum einem andern seiner empfunden unv wärmer ausgesprochen worden als von Karl Maria v Weber, der im Jahre 1818 über die Oper schrieb: „Meinem persönlichen Künstlergefühle ist diese heitere in vcäster üppiger Jugend lodernde, jungfräulich empfindende trügen Diese Mitteilung des Pariser Blattes erweist sich indessen nur insoweit als zutreffend, als durch den Friedensvertrag die Forderungen des Negus Menelik, welche letzterer in seinem bekannten Kriegsmanifest als den Zweck des gegen die Italiener eröffneten Feldzuges namhaft gemacht hatte, nur unter gewissen Ein schränkungen befriedigt worden sind. Der damals von dem Beherrscher Äthiopiens feierlich proklamierte Schwur, nicht eher mit den Italienern Frieden zu schließen, bevor sie nicht die sämtlichen von ihnen in Besitz genommenen Gebiete der erythräischen Kolonie, einschließlich Massauas, geräumt haben würden, wird nicht in Erfüllung gehen. Vielmehr wird der Mareb künftig die Grenze zwischen den italienischen Besitzungen und Abessynien bilden. Volle Genugthuung hat Negus Menelik im FriedenS- vertiag mit Italien für sich erzielt durch die Ungiltigkeitserklärung des Ucciallivertrages. Ob Italien auch auf seine Küstengebiete verzichtet hat, die Menelik wieder in seinen Besitz zu bringen sucht, um sich einen unmittelbaren Zugang zum offenen Meere zu sichern, ist noch nich: bekannt. Der vor kurzem erst dem Sultan von Aussa angekündigte Kriegs zug Mencliks hatte bekanntlich zum Zwecke, dieses Küstengebiet auch thatsächlich in Besitz zu nehmen, bevor noch der Friedensschluß mit Italien über die endgiltige Zugehörigkeit dieses kraft des zwischen dem Oberbefehlshaber von Massaua und dem genannten Sultan abgeschlossenen Schutzvertrages Italien unter worfenen Ländcrgcbieies die formelle Entscheidung ge troffen haben würde. Der gleichzeitig an der Mareb- grcnze stattgefun^ene Aufmarsch eines Teiles der schoanischen Armee unter Ras Mangascha hatte offen sichtlich den Zweck, einerseits die italienische Regierung den Ernst jener Forderungen des Negus Menelik fühlen zu lassen, andererseits aber auch zu verhindern, daß dcr jetzt in Massana den Oberbefehl führende italienische General nicht dem von den Abessyniern bedrängten Sultan von Aussa zu Hilfe komme. Überhaupt ist es nun klar, weshalb Negus Menelik in der ihm günstig gestimmten französischen und russischen Presse von neuem die Kriegsfanfare blasen ließ. Um einen möglichst vorteilhaft»« Friedensschluß mit Italien zu erzielen, mußte die ganze Welt zuvor daran glauben, daß er sich ernsthaft mit der Absicht beschäftige, seine siegreichen Horden gegen die hinter der Marebgrcnze konzentrierten Italiener aufmarschieren zu lassen, um die italienische Regierung unter das kaudinische Joch seiner Friedensbedingungen zu bring-n. Daß die Forderungen des Negus Menelik für Italien keineswegs leicht sein würden, darüber hat sich wohl in Italien niemand einer Täuschung hin gegeben. Die Befreiung der Kriegsgefangenen, die Negus Menelik als Geisel zur Erzwingung eines möglichst günstigen Friedens zurückgehalten hat, und die Sicherstellung des noch in ihrem Besitze befind lichen Kolonialgebietes um Massaua herum gegen weitere Angriffe — bilden daher den Hauptinhalt des zwischen Major Nerazzini und Negus Menelik abgeschlossenen Präliminarfriedens, der Italien, welches zur Zeit mit schweren inneren Sorgen vollauf zu thun hat, die Möglichkeit verschafft, sich wiederum mit der Vollkraft seines staatlichen Leistungsvermögens den viel näher liegenden dringlichen inneren Aust gaben hinzugebcn. Tagesgeschichte. Dresden, 16. November. Ihre Majestäten der König und die Königin, Allerhöchstwelche heute vormittag ft Uhr 30 Min. mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge von Sibyllcnort abgereist sind, gedachten nachmittags 4 Uhr 15 Min. auf Haltestelle Strehlen einzutreffen und die Königl. Villa Strehlen zu be ziehen. Im Gefolge Ihrer Majestäten befinden sich: die Hofdamen Gräfinnen v. Einsiedel und Reuttner v. Weyl, Hoffräulein v. Nauendorff, Komtesse Zforck v. Wartenburg und Frl. von Holleben, ferner Ihre Excellenzen der Oberhofmarschall Graf Vitzthum v. Eck- städt, der Oberstallmeister v. Ehrenstein, die General- adjutanten Generallieutenants v. Minckwitz und v. Treitschke, Oberhofmeister v. Malortie und Ge mahlin und Stabsarzt vr. Kampf. Dresden, 16. November Gestern nachmittag um 5 Uhr fand bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg im Palais Zinzendorfstraße Familientafel statt. An derselben nahmen teil: Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August, der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaisersind aus Letzlingen auf der Wildparkstation wieder eingetroffen — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Aller höchste Verordnung über die afrikanischen Schutz- truppen, wonach der Kaiser die Stellenbesetzung der Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Militärbeamten und die eintretenden Falls erforderlich werdenden Beförderungen zu den Chargen seiner Entscheidung vorbehält Die Chargen- be.ieichnungcn haben denen des Heeres zu entsprechen. Tie Offiziere und Sanitätsoffiziere erhalten Patente ihrer Chargen, die oberen Militürbeamten Bestallungen Den vom Reichskanzler hiernach zu stellenden Anträgen auf Zu teilungen und Beförderungen ist im allgemeinen die heimische Anciennetät zu Grunde zu legen — Die „Kölnische Zeitung" erfährt wegen ihres Verhaltens dem Fürsten Bismarck gegenüber fortgesetzt die schärfsten Zurückweisungen aus dem Lager der eigenen Parteigenoffen. Vor einigen Tagen hatte das rheinische Blatt über einen dcr vielvesprochcnen Aufsätze der „Ham burger Nachrichten" sich wie folgt geäußert: „Der Artikel, der im übrigen inhaltslos ist, erhebt wiederum in ge wundener Form dm hämischen Vorwurf, Kaiser Wilhelm II. habe sich von England bewegen lasten, im englischen Interesse einen für Deutschland höchst vorteil haften Vertrag prciszugeben. Und dabei wollen Leute, welche die letzten sechs Jahre sieghaft verschlafen haben, unS noch einreden, von einem Feldzug gegen den Kaiser und von einem Versuche, die staatlichen Autori täten zu untergraben, sei nichts zu bemerken Über das gewagte geheime Doppelspiel selbst mag man denken, wie man will, jedenfalls stellt es ein Stück rein persönlicher Politik dar, das gegen standslos wurde, als aus der internationalen Situa tion dasjenige Moment auSschied, das durch die geheimen Abmachungen einigermaßen neutralisiert werdm sollte, nämlich das unbesiegbare Mißtrauen, das Zar Alexander III. der Person des Fürsten Bismarck entgegenbrachte Man darf wohl erwarten, daß die nationalllberale Partei in umständlichster Weise Sorge dafür tragen wird, daß nicht irgend ein Durchgänger, der den einfachen politischen Thatbestand möglicherweise noch immer nicht erfaßt hat, die Partei durch eine schrullen hafte, weltfremde Haltung bloßstellt. Man täusche sich doch darüber nicht, daß die Nation der ewigen Hetze, die einseitig von Hamburg aus betrieben wird, endlich über drüssig wird. — Dem gegenüber bemerkt das führende Organ der Nationalliberalen Sachsens, da« „Leipziger Tageblatt" folgendes: „Die ganze nationalliberale Reichs tagsfraktion hat hoffentlich nicht ein einziges Mitglied, das von dieser Auslassung, die von Unwahr heiten, Widersprüchen, Bosheit und Anmaßung strotzt, nicht mit Ekel sich abwendet Es ist nicht wahr, daß der erwähnte Artikel der „Hamb Nachr." den „hämischen Vorwurf" erhebe, Kaiser Wilhelm II. habe sich von Eng land bewegen lasten, in englischem Interesse einen für Deutschland höchst vorteilhaften Vertrag prciszugeben " Im Gegenteil sagt der Artikel: „Es wird den etwaigen Er klärungen dcr Negierung gewiß leicht werden, dcr Nation die Beruhigung zu gewähren, daß bei diesem Entschlusse auswärtige Einflüsse von Mächten, welchen ein deutsch- russisches Abkommen unbequem sein konnte, nickt wirksam gewesen sind." Es ist eine gröbliche Unterstellung, wenn dem Fürsten, der durch seine „Enthüllungen" die Schöpfung besonders lieb Ich glaube in ihr das zu er blicken, was jedem Menschen seine frohen Jünglingsjahre sind, deren Blütezeit er nie wieder so erreichen kann und wo beim Vertilgen der Mängel auch unwiederbringliche Reize fliehen Ja, ich getraue mir, den Glauben aus zusprechen, daß in der „Entführung" Mozarts Kunst erfahrung ihre Reife erlangt hatte und dann nur die Welterfahrung weiter schuf. Opern wie „Figaro" und „Don Juan" war die Weit berechtigt, mehrere von ihm zu erwarten. Eine „Entführung" konnte er mit dem besten Willen nicht wieder schreiben." Seit der Mozarts, ier im Jahre 1891 nicht mehr ge geben, ist die Oper vorgestern von einem zahlreichen Publikum aufs wärmste bewillkommnet worden. Die jetzige Auf führung zeigt bei allen Mitwirkenden größten Eifer, den ungewohnten Forderungen des Werkes an Gesangtzkunst und musikalischen Stil zu entsprechen. Am besten gelingt das Frl. Bossen berger, die mit außerordentlich leichter Tongebung und feiner Pointierung des GcsangsausdruckS ein gewandtes, munter keckes Spiei verbindet, die A-ckur- Arie und im darauffolgenden Duett mit Osmin geradezu vollendet singt und damit einen bedeutenden Fortschritt gegen ihre Leistung vor fünf Jahren bekundet, obwohl sie heute nicht mehr ganz den reinen Silberklang der Stimme einzusetzcn hat wie damals Neben Frl. Bosienberger ist nur noch Hr. Eichberger (Basta Sejim) in dieser Oper auf dem Posten verblieben; die anderen Hauptrollen sind neu besetzt worden, die der Constanze mit Frl. Wuschke, de« Belmonte mit Hrn Carlen, des Pedrillo mit Hrn. Hofmüller, deS Osmin mit Hrn Wachter. Frl. Wuschke verrät, wie schon in jeder früheren Dar bietung, so auch in der neuen ein gewissenhafte« musika lisches Studium der Partie, entwickelt ein entschiedenes Talent für den verzierten Gesang und Verständnis für die schauspielerische Seite der Aufg«be. Damit kommt sie hier zwar noch nicht zu individueller Haltung, Wärme des Vortrags und zu jenem virtuosen Glanz, der erst aus völlig freier und leichtester Beherrschung der Schwierigkeiten hcrvorgcht; aber sie stellt eine sorgfältige, korrekte, in gesang-technischen Einzelheiten vortreffliche und im ganzen sehr erfreuliche Leistung her In der ersten Arie gelangen ihr die Läufe und Staccati (bis zum I)) fast noch gleichmäßiger als in der zweiten, stark gekürzten „Martern aller Arten", deren hohes Schluß-(.' sie rein und kräftig mit Bruststimme gab. Hr. Carlen bringt für Mozartsche Partien die echte lyrische Klangfarbe des Organs mit und zugleich ein solches Maß von gesanglicher Vorbildung, daß man für die Zukunft etwas Gutes von dem Sänger erwarten darf Zur Zeit fehlt es ihm vor allem noch an Klarheit und Energie der Phrasierung, er hängt sich zu sklavisch an den Rhythmus und macht dadurch seinen Vortrag farblos Auch in der Darstellung vermißt man die feste männliche Haltung, die Belmonte von dem schmachtenden Liebhaber unterscheiden muß Hr Hofmüller befriedigt als Pedrillo, in welcher Rolle früher in Hrn Erl ein mit dem Mozartstil sehr ver trauter Sänger gewirkt hat Hr. Wachter endlich besitzt für die Osmin-Rolle Tiefe, Volumen und Kraft deS Tons in ausreichender Weise und läßt sich die schwierige gesangliche Ausführung mit aller Hingabe angelegen sein Hoffentlich hält er diesen Eifer aufrecht und feilt das Technische allmählig immer mehr aus, damit er mit steigender Beherrschung des Musikalischen dem Dar stellerischen volle Aufmerksamkeit widmen kann und in der humoristischen Zeichnung des mißtrauischen Alttürkcn freier wird. Daß diese Mozartsche Mustersigur des Buffostils sich von einem schauspielerisch noch wenig geübten jungen nicht im ersten und zweiten Anlauf sicher fasten läßt, ist selbstverständlich Unter Leitung deS Hrn Hagen, der die Tempi fast durchweg sehr glücklich nahm und alles im Rahmen de« Diskreten festhielt, nahm die Aufführung einen sicheren und lebendigen Verlauf Ein Glanzpunkt war die Wieder gabe des Quartett« (zweite« Finale), diefe« in Stimm- persünlichen Bemühungen de« Kaisers um Herbeiführung eine« intimeren Verhältnisses zu Rußland erst in das rechte Licht gerückt hat, ein „Feldzug gegen den Kaiser"' vorgeworfen wird. Es ist grober Widerspruch, wenn die „Köln Ztg." an ein „gewagtes geheimes Doppel spiel" des Altreichskanzlers, soll heißen an sein Assekuranz-Abkommen mit Rußland glaubt und doch glauben machen will, derselbe Zar, der seine Einwilligung zu diesem Abkommen gab und dessen Erneuerung wünschte, habe der Person des Fürsten ein unbesiegbares Mißtrauen entgegengebracht Es ist eine Bosheit ordi närster Art, dem Schöpfer dieses Abkommens, das uns i»r Falle eines französischen Angriffes die wohlwollende Neu tralität Rußlands sicherte, diese Schöpfung als ein „Stück rein persönlicher Politik" anzukreiden, und es ist endlich eine Awmaßung sondergleichen, jenen Nationalliberalen, die eine solche Verunglimpfung Bismarcks nicht dulden wollen, den Vorwurf nicht nur einer Blödigkeit, die „den einfachen politischen Thatbestand" nicht zu erfassen vermag, sondern auch Schrullenhaftigkeit und Weltfremdheit an den Kopf zu schleudern Wir weisen im Namen aller unserer sächsischen Parteifreunde diese Frechheit auf das Ent schiedenste zurück und erwarten, daß auch die national liberale Neichstagssraktion derartiges nicht schweigend hin nimmt. Die Würde und das Ansehen der Fraktion erfordern, daß sie nirgends die Ansicht aufkommen läßt, cs gebe unter ihren Mitgliedern eine auch nur ver schwindende Anzahl, die von dem Geiste beseelt sei, der in dem „Weltblatt" am Rhein noch schlimmer sein Wesen treibt, als in der ultramontanen und der demokratischen Presse " — Die Einstellung eines neuen Fonds zu Aufwend ungen für Einrichtungen und Veranstaltungen, welche all gemeinen Interessen von Landwirtschaft, In dustrie und Handel dienen können, in den Etat de« Reichsamtes des Innern wird, wenngleich auch der Be trag von 50900 M nicht gerade hoch gesunden werden kann, in den gewerblichen Kreisen überall mit Freude be grüßt werde». Die letzte Veranlassung zum Versuche der Errichtung des Fonds dürfte die Absicht der Entsendung einer Reichskommission zum Studium dcr ostasiatischcn Produktions- und Absatzverhältnisse gegeben haben, über deren Zusammensetzung und Instruktion zwischen der Reichsverwaltung und der Jndustrievertretung schon seit längerer Zeit verhandelt wird und die nun wohl bald, namentlich nachdem noch verschiedene Industriezweige größere und kleinere Beiträge zur Verfügung gestellt haben, zur Ausfahrt wird sich rüsten können Indessen ist dies nicht die einzige Veranlassung gewesen Schon seit Jahren hat man innerhalb der Reichsverwaltung den Mangel eines Fonds gespürt, aus welchem Aufwendungen für durchaus auch vom Reiche zu fördernde dringliche Aufgaben gemacht werden konnten, deren Lösung für Landwirtschaft, Industrie und Handel von großem Werte war Wir erinnern nur an die im März d. IS. im Reichsamt de« Innern statt- gehabtc Konferenz von Beamten und Landwirten, welche über die Erweiterung der handelsstatistischen Nachweise landwirtschaftlicher Produkte beriet Solche Befragungen von Sachverständigen konnten bisher nicht im genügenden Umfange vorgenommen werden, weil die Mittel dazu fehlten. Wir erinnern ferner an die aus Reichstagskrcijcn unter nommenen Versuche, gewerbliche Fachschulen, welche für das ganze Reich zur Verfügung stehen, aus Reichsmittcln zu unterstützen. Die Versuche scheiterten, weil kein Fonds vorhanden war, aus dem eventuell zu gewährende Gelder bezahlt werden konnten. Kurz, bei recht vielen Gelegen heiten hat sich der Mangel des Fonds fühlbar gemacht Im Interesse der weitesten Beoölkerungsschichten liegt eS, daß die neue Forderung vom Reichstage bewilligt wird. — Der Reichskommissar für die Weltausstellung in Paris hat es für wünschenswert erachtet, während der ersten Vorarbeiten zur Ausgestaltung der deutschen kunstgewerblichen Abteilung eine sachverständige Kraft dauernd zur Seite zu haben Es ist ihm gelungen, eine solche in dem Direktor des städtischen Kunstgewcrbe- Museums in Straßburg, Professor Schricker, zu ge winnen Hr Schricker wird am 17. d. Mts zur kom missarischen Thätigkeit im Reichskommistariat hier ein treffen. — Der Umstand, daß in dem Neichshaushaltsetat die Erhöhung der Beamtengehälter noch nicht zum Ausdruck gelangt ist, hat die Schlußfolgerung hervor gerufen, daß diese Angelegenheit noch nicht zur Entscheidung gelangt sei Diese Annahme ist jedoch der „Nordd. AUg. führung und Charakteristik meisterhaften, ersten großen dramatischen Ensemblcsatzcs der deutschen Lpcr. H. P. Konzert. Im Musenhause gaben am Sonnabend die Damen Dorothea Schmidt und Elrse Pekschen ein Konzert. Erstere ist eine Sängerin und Schülerin Stock hausens Sie besitzt eine wohlklingende, kleine Sopran stimme, um deren Schulung cS allerdings saft dilettanten- haft steht Außer der unentwickelten fehlerhaften Tongebung ist namentlich ein auffallender Mangel an Artikulation, geschweige Aussprache und Deklamation, zu bemerken Sie sang die bekannte virtuos anspruchsvolle Koloratur-Arie aus Händels „V'Allejxro ll Lvosisrnso" und Lieder von Mendelssohn, Schumann, Brahms. Einige der letzteren gelangen ihr in leidlicher Art. Frl. Elise Pekschen au» St. Petersburg wies wohl technisch verhältnismäßig etwas mehr durch fleißiges Üben erlangtes Können aus, besonders hinsichtlich ganz respektabler Läusersertigkeit; aber ihrem An schlag fehlt alle Elastizität und Weichheit, ihrem Vortrag die geistige Beherrschung Dabei mußten hohe Werke wie Beethovens 32 Ö - moll - Variationen und Schumanns „Karne val" zu Versuchsobjekten dienen, — die Pianistin hatte Aller schwerstes gewählt, sie besaßt sich offenbar nicht mit Kleinig keiten, denn außerdem gab es noch LiSzts 12. Rhapsodie und eine Rubinsteinsche „Barcarollc" Im „Karneval" mißglückten, von allem Sonstigen abgesehen, fast sämtliche Sprünge und sogar am hohen Schlußton stach der Finger fehl. Der mit den beiden Damen zusammenwirkendc Konzertsänger Hr Hugo Koppel ist von seinem früheren Aufenthalt und gelegentlichen Auftreten in Dresden her al« ein strebsamer und intelligenter Vertreter seines Fache« bekannt Auf dem Programm vermißte man die "Namen de« Hrn Korrepetitor Pittrich und de« bei der Händclschen Arie hinzugczogenen tüchtigen Flötisten " Herr Badrutt hat sein vermeintliche« Original der Sixtinischen Madonna de« Rafael Sanzio, bevor er
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