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Liese» Blatt wikd den Leser» von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Mena-Mrgabe zugestellt, während ed die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. 34. Jahrgang. 294. vezugagebühr »lerteljährl. fllr Dres den bet tätlich zwei- malig-rZutragung(an Sonn» und Montagen nur einmal) 2 50 Mk., durch auswärtige Zkour» mijstvnäre 3.50 Mk. Bei einmaliger Zu stellung durch die Poft 3 M.tvhne Bestellgeld). Die den Leiern von Dresden u. Utngebung am Dage vorher -u- gestellten Slbend-AuS» gaben erhalten die aus- tvürliaen Bezieher mit der Morgen-Ausgabe rusammen -ugestellt. Nachdruck nur m»t deut licher Quellenangabe („DreSd. Nachr ") zu lässig. — Unverlangte Manutkripte werden ntcht aujbewahrt. Sonnalien-, 23. Oktober 1999. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Hegr7ÜrrHeL 185V Druck und Verlag von Liepsch §c Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrasic 58/fsO. Fernsprecher: U. « t««1 Anzeigen Darif digungen bl» nackim. :« Uhr. Sonntngt »iur Mancnsttasie 36 von 1t b,2 ' .1 Uhr. Dur e»nipalt>.,e Grundzeile tra. 6 Silben» 25 Ps., Iautilic» Nachrichten aus Dresden 20 Pi. - Oieschasts Anteigcn aus der Privatjeitc Zeile 30 Pf.; die zwctspallige Zeile n. TeniettcOOPf. - In Nummern nach Soun u. Feiertagen: die LiNipaUlgr (htftlld« zeile 30Ps., auf Privat- 'eite -10 Ps., ^auüllcn- lrachrichlen u. Dresden die Otrun^'.eile 25 Ps. — legdlatt kostet 10 Pf. «ilssurl ffök'5tel' UINMÜII > k'lüKsl kianinos Harinouiurlis ALIv eilige Lofev. Bei den gestrigen Landtagswahlen wurden 3t Ab geordnete endgültig gewählt, während in 57 Bezirken Stich wahlen stattzusinden haben. Der Gastwirt Schulze in Osch atz wurde heute früh mit seinen vier Kindern das Opfer einer Gasvergiftung. An scheinend liegt Mord und Selbstmord vor. Kaiserin Augusta Victoria vollendet heute ihr 51. Lebensjahr. Das Harzer Streikgcbiet steht seit gestern abend unter militärischem Schutz. Das chilenische Kabinett beschloß 1 Millionen Pfund für Marineausgaben einzustellen. vie Ergebnisse Oer genügen Lainltagmablen. Endgültig gewählt sind 31 Abgeordnete, und zwar: 11 Konservative, 1 Nationaliiberalc. 18 Sozialdemokraten. Es haben 57 Stichwahlen stattzusinden. Bei diesen sind beteiligt: 21 Konservative lvder Angehörige dür Mittel- standsvercinigung und des Bundes der Land wirtes, S« Nationalliberale. 7 Freisinnige, 53 Sozialdemokraten. Die obigen definitiven Ergebnisse der Wahlen wer den durch die ausserordentlich grosse Zahl der Stichwahlen natürlich noch bedeutend modifiziert werden, aber die vor liegenden Tatsachen fordern doch zu Betrachtungen darüber heraus, welche Wirkungen daS n e u ge icha ff e n e Wahlgesetz gezeitigt hat. Das Urteil hierüber wird wesentlich davon bestimmt sein, welchen grundsätzlichen Standpunkt in der allgemeinen Staatsan-ffassung der Be trachter einnimmt. Tie Sozialdemokratie erhebt natürlich ein dröhnendes Iubelgcfchrci und schreibt ihre Erfolge allein der sieghaften "Gewalt ihrer Ideen zu. Das ist freilich ein tendenziöser Irrtum. Es ist eine platt: Wahrheit und mit zwingender Sicherheit übersehene Not wendigkeit. dass die Sozialdemokratie unter dem neuen Wahlgesetz starke Erfolge erringen musste. Diese Partei hat also ein unbedingtes Recht, sich über das ncuc Böa hl recht und seine Wirkung zu freue». Mit derselben Sicherheit hatten die rechtsstehenden Parteien, insbesondere die Konservativen, unter dem neuen Wahlrecht den Vertrust von Sitzen zu erwarten- Für sic kann nur die Höhe der ejahl der verloren gehenden Mandate nnwill tommene Ueberraschuiigcn bringen. Ter Ausgang der gestrigen Hauptwahl gibt den rechtsstehenden Parteien aber keinerlei Bcranlassung. in Mutlosigkeit zu Versalien. Ir» Gegenteil! Anders dagegen werden logische:'!»eise die Er gebnisse des gestrigen Wahltages von Nation allibe- raler Seite beurteilt werden müssen. Die National- liberalen haben im evstcn Wahlgange nur l Mandate end gültig errungen und sie sind lediglich aus die Erfolge der 30 Stichwahlen angewiesen, in welchen sie zum allergrösstcn Teile mit den Sozialdemokraten um den Sieg zu ringen haben. Soweit man jetzt vor Tatsachen steht, möchte man aber billigerwcisc daran zweifeln, dass die Wirkung des neuen Wahlgesetzes von rrationallibcraler Seite richtig cin- gcschätzt worden ist. Man hat sich dort gewiss mit der Hvss- iniilg getragen, irr erster Linie auf Kosten der Konservativen mit dem neuen Wahlgesetz der liberalen Sache zahlreiche neue Mandate zu sichern, und muss cs nun mit an'ehen, dass die Hauptersolgc, wenigstens zunächst, die Sozialdemo kratie davonirügt. Im nationalen Interesse ist nur zu wünschen, daß die im ersten Wahlgange miteinander rin genden O r d n u ng s pa r t-e i c n bei den St ich- w ahlcn unentwegt trcnli ch s ür ein a n d e r e i n st ehe n. Im alten Landtage mit 82 Abgeordneten hatten die K o n s c r va t i v c ii 4 5, die Na t i o n ci l l ib e ra t c n 31, die F r e i s i u ii i g e n 3, die Rcso r m e r 2 und die S oziald c mokraten 1 Sitz. Neueste vrafttmelllungen vom 22 Oktober Das Harzer Streikgcbiet rrutcr militärischem Schutz Halle a. S. (Priv.-Tel.) Im Mansfelder Streikrevier herrschen seit gestern abend schwere Unruhen. Arbeits willige wurden von Streikenden mit Stockhieben und Steinwür- sen von den Arbeitsplätzen weggctriebcn. Die Polizei und die Gendarmerie wurden angegriffen und Sachbeschädigungen ver übt. Hettstadt. Geistern abend und im Lause der Nacht sind mehrere Kompagnien des 00. Infanterie-Regiments aus Magdeburg hier ciiigetrossen. Ein Teil der Truppen be gab sich nach der Kupse ich a m m erhüttc und zerstreute einige Tausend dort angcsainmeltc Ausständige. Bier Maschinengewehre wurden dort ausgcpsia-nzt. Ein ande rer Teil der Truppen wurde mit Wagen der elektrischen Kleinbahn nach LeimSach befördert. Eislcbcn. Drei Kompagnien des 36. Insanlerie- Negiments aus Halle sind heute früh 2 Uhr mit Sonder zug hier cingetroffen und vorläufig in der Stadt ii ii t c r g e b ra ch t worden. Die Reise des Zaren nach Italien. Erfurt. Kurz vor 0 Uhr kam der Kaiser von Rußland auf dem hiesigen Bahnhöfe an. Der Auscnt- Httiioe»«. Luxusl körslsr Königl. Uolpiunvkorlelsdrilc rillsle: vresükn-z., V63lr3l-1'de3ter-k3833?e. halt währte 7 Min. In dieser Zeit wurde das Frühstück eingenommen. Zum Sturz des Kabinetts Manra. Pari s. Der Sonderberichterstatter des „Matin" batte eine Unterredung mit dem neuen spanischen Ministerpräsi denten Morct, der n. a. sagte: In meinem Alster übt die Regiernngsgeivalt keine Anziehiingstraft mehr ans. Aber '.1s ich das allgemeine Unbehagen und Misstrauen iah, das man infolge der schlechten Leitung unserer össentüchcn An gelegenheiten Spanien im Auslände entgcgcnbrachte, cnt- ichloss ich mich, meiner Vaterlandsliebe zu gehorchen. Paris. Die hiesigen radikalen Blätter begrüßen den Sturz Mau ras mit grosser Vesriedigung- Das „Paris Journal" schreibt: Das konservative Kabinett ist unter dem ausländischen Druck gefallen. Die „Action" !agt: Der Henker Ferrers ist verschwunden und gehört der ossiziellen Geschichte an. Das Opser Hot seinen Henker ge züchtigt. Spanien atmet wieder ans. Auch der konservative „Gaulvis" schreibt: Ter Amtsantritt Morets wird sowohl nach innen wie nach aussen ein Nachlassen der Spannung herbcisühren. Sir Edward Grci, über die politische Lage. London- Der Staatssekretär des Aensseren Sir- Ed ward Grep bezeichnet«; in einer Rede in Sheisield die allgemeine Lage in der auswärtigen Politik als entschieden günstig. Das glückliche Ueberstehen der Un ruhen ans dem Balkan ohne Ge'ährdung des europäischen Friedens lasse ans die Beilegung zukünftiger Unruhen in gleicher Weise hassen, wie z. B. auch in Persien, wo oank dem guten Verhältnis zwischen Russland und Großbritan nien die jüngsten Unruhen überwunden seien, ohne dass sich in der Presse oder in der Bevölkerung der beiden Län der die Besorgnis vor einer Spannung der englisch-rnssi scheu Beziehungen geäußert habe. Einige Jahre ftüh-r, zurzeit des gegenseitigen eifersüchtigen Misstrauens, wäre die öffentliche Meinung in beiden Ländern anlässlich der artiger Ereignisse sicherlich in büchftem Masse bennruhigl worden. Auch die Besorgnis vor einer ungünstigen Wir lnng der Ereignisse in Marokko ans die Mächte Europas sei sehr verringert, wenn nicht schon ganz perichwunden. Der Staatssekretär verbreitete sich dann im weitcren Ver lause seiner Rede über die Pflichten und Befugnisse eines Leiters der auswärtigen Angelegenheiten und die Regelung der Beziehungen zwischen den auswärtigen Aemrern, für die lediglich die eigenen Interessen und der Wunsch nach Frieden massgebend sein dürsten. Wenn der Minister des Aensseren sich in die innere Verwaltung anderer Länder einmischen würde, so würden gegenseitig Beschuldigungen zwischen den Ländern folgen, begründet ans parteiischer, ilnvollkommencr, irriger Information. Die öffentliche Meinung der zivilisierten Welt habe zwar Einfluß ans die Beziehungen der Mächte, aber dieser Einsliiß werde eher geschwächt als gestärkt durch die Forderung, daß die Regie rung sich einmischen solle, wo ein Vertrag oder wa Ver pflichtungen beständen, wie z. B. in Mazedonien und am Kongo. Was den Kongo betreffe, bezüglich dessen Groß britannien bis vor kurzem alleingestand'» hat. so heissen wir, snhr der Staatssekretär fort, das jüngst seitens dar Vereinigten Staaten dem Kongo ziigewandte F nie reise will kommen. Wir können die Annexion des Kongo auch fer nerhin nicht eher anerkennen, bis zwei Fragen befriedigend gelöst worden find. Erstens wird die Mehrzahl der Einge borenen noch -immer unter der Maske der Besteuerung -r s 2 5U E-S tz-s. s > Kunst «na Wssenscbakt. Helden. Komödie in »Akten von Beruard Shaw. EpstanMihrnng im Nefidenzthcater. Direktor Earl Witt hat das Bestreben, dem Rosidenz- i'hcatar erhöhte literarische Bedeutung zu verleihen, ihm die Stellung zurttckzugebeii, die cs i.m Dresdner Kunst leben als Pslcgstütte zeitgenössischer Literatur eingenommen hat. Das ist eine erfreuliche und lobenswerte Unstcriich- mnlig. die Siimpathie und Unterstützung aller literarischen und künstlerischen Kreise verdient. Mit dem Engagement einiger trefflicher Schauspielkräftc hat man den Anfang ge macht, gestern erfolgte die erste Tat im Zeichen der neuen Richtung. Man gab Shaws ,>H c l d c ii". In dieser an köstlichen Details so reichen Komödie win det der Dichter mit tändelnder .Hand, heiter svvttcnd und -ironisch den .Helden, wie "sie die Phantasie ans glänzenden bramarbasierenden Kriegern schafft, den Lorbeer von dcr Schläsc- Shaw ist irischer Abkunft und cs ist wohl möglich, dass die Luft an versteckten Scherzen, an Eulenspiegeleien, ivic sic für den irischen Volkscharakter so bezeichnend sind, nr ihm und seiner Kunst besonders lebendig ist. Die Ge halten, die er in seinen Komödien scl-aift. haben samt und sonders ein zweites Gesicht, eins, wie cs die natürliche Ver anlagung geschaffen hat, ein anderes, wie cS Kultur, gut: Meinung der Mitmenschen oder Eitelkeit, Grossmaiinssucht, das Bost leben, eine Rolle zu spielen, entwickelt hat. Hinter der Gravität der Pose lauert der natürliche Mensch, es braucht nur eine gerade, unverbildete Natur zu kommen, mit starkem F-iuger an den Sockeln zu rücken, und die Mas ten werden gelüftet. In MolisreS Kunst bewundern wir dic Stärke der Eharackteristik, mit der Narrentum und Schwäche einzelner Menschen gegeißelt und als Tnp behandelt werden — Shaw erscheinen saß alle Menschen mit ihren Handlungen in vorwiegend komischem Lichte. Mit gutmütiger Ironie — die vielleicht bei dem anders gearte ten englischen Publikum stärker wirkt, als bei dem unsrigcn, behandelt er auch das Zustüiidliche. Land und Leute geben seiner Spvttluft, die mit scharfer Beobachtungsgabe ver knüpft ist. Gelegenheit zu verschwenderischer Betätigung. Tie Handlung geht nämlich in einer kleinen Stadt Bulgariens vor sich, und zwar mährend des Kriegsfahrcö 1885. Die Schlacht von Slivinitza ist eben geschlagen — und die Serben fliehen, von den Bulgaren verfolgt. Der in serbischen Diensten stehende -Hauptmanii Blnntschli, ein Schweizer, gerät ans der nächtlichen Flucht in das Zimmer eines jungen Mädchens, der Raina Pctkoss, die gerade, in ihrem schönen weißen Bcctcheii liegend, von ihrem Helden, dem -Major Sergius Saranoss, träumt —, diesem grossen gewaltigen Helden, der mit seinen Truppen eine so glän- .,e»dc Kavallericattackc auf die seindliche Artillerie machte. In der jungen Rain« empört sich zuerst das bulgarische patriotische Blut, sic ist ausser sich über diesen müden, ab getriebenen, hungernden Soldaten, der seine menschlichen Schwächen so gelassen ein gesteht. -- Gott, Sergius, dicscr Held, ihr Held, Las ist auch ein anderer. Da muss sie recht zu ihrer Bcstürzuna erfahren, dass Sergius mit feinem Heldenstück eigentlich eine Ricsenlvrheit gemacht hat und dass er und seine Leute hiiigewcsen wären, wenn nicht Sic serbische Artillerie zufällig nur blinde Patronen dabei ge habt hätte — gegen Kriegsglnck und Kriegskunst werden hier gefiederte Pseite versendet. Je länger Raina ihren mit Pralinss gelabten Soldaten betrachtet, um so weniger ist sie geneigt, ihn zu verraten — sie verbirgt ihn vor den Verfolgern und schasst ihn am Ende mit Hilse der Mntter nnd eines alten väterlichen Rockes aus dem Hause. In diesen dramatisch bewegten EingangSakt legt Shaw eine Fülle hübscher Scherze und seiner kleiner Beobachtungen. Raina, die vor den Ihren und sich selbst gern ans dem Ko thurn erhabener seelischer Empsindunaen stolziert, fühlt sich in der Pose der Patriotin und Hcldenverchrcriii. Haupt mann Blnntschli ist s-v einfach, harmlos und natürlich als möglich. Die beiden letzten Akte bringen in heiterem tzftgenspiel die Lösung der Beziehungen zwischen Raina und dem Helden Sergius und die Anknüpfung eines Bsind- nisscs zwischen dem junge-» Mädchen und dem schweizeri schen Hanptmaiin. Sergius ist tatsächlich ein Operettcn- hcld und der Schweizer ein Mann, der svaar den Mut lxit, eine Schwäche ein-zugcstehen, der von dem Blut von Kleists Prinzen von Homburg ist. Bulgarische Kultur mit ihrer Mischung von Halbafiateiituiii und westlichem Lack gibt Shaw zu den entzückendsten Persislagcn Gelegenheit, dabei ist nur schade, daß Bulgarien und der Krieg von 1885 dem Publikum von heute so fcrulicgeiidc Gegenstände sind, als dass es recht warm werden könnte. Die einzelnen Tnpen aber find Komödienfigurcn in Höherem Sinne: Raina, die süsse Schwindlerin in erhabenen Gefühlen, die schließlich mit gesundem Sinn nach dem Rich tigen verlangt, dem geraden aufrechten Mann, Louka, die Dienerin, die energische, rücksichtslose Pioletaricriii, die hoch kommen will, selbst über Leichen, die alten Petkofss, prächtige Exemplare ii'Nverfälschtcii Parvenütums, namcnr- lich d-ic ganz famos charakterisierte Katbarina. In dem Major Sergius Saranoff, dem ^Helden", der niemals etwas verzeiht, sich niemals entschuldigt, niemals zurücklritt, ist ein Tnp fixiert, wie er nicht nur in Bulgarien häufig, son dern überall da, wo sich bramarlxisiereiüdcs Maniicstuin mit dem Hochgefühl seines Schneids in die Brust wirft —, da kann sich wohl jedes Volk an die eigene werte Naft fassen. Von dem französischen espritvollen Lcknmink oder eiiicm harmlosen Lustspiel mit netten, reichlich ansgcnütztcn Situationen hat diese Komödie nichts — maa ihr maiich.-r darum sremd gegcnübcrgcfessen sein und Span sür Ernst ge nommen haben. Shaw ist eben ein besonderer „iclbcr aner", wie der selige Lachner. Gespielt wiirdc überraichend gut, die Anfsührnng ist um so böber eiuznschätzen, als gerade Slmw einen Stil der Daistellung verlangt, wie er el«cu nicht leicht zu trcilscn ist. Die 'Gefahr liegt so nahe, die Wiedergabe der Komödie ans einen leicht parvdistischeu Ton zu stimmen oder gar die Osfcnbachiade zu streifen. Simms Leute nehmen sich selber bis zu einem bestimml'cn Grade ernst, gerade dadurch wird bei dem Zuschauer die Wirkuna des Komischen erzielt. Obenan standen Frl. Maria Grund m a n n , Fräulein M ü n chhei m und Herr Direktor W i t t. Frl. Gi-inid- mann lras die Mischung von Geftthlsvose im Stil der grvsten Oper, echter Empfindung von Lockung und Abwehr init der Treffsicherheit einer die spezifische Eigenart des Dichters fein cmPsindendcii Künstlerin. Der eben erst schwach lackierte Osten mit feine» seltsamen Sitten und Gebräuchen war in der Art, wie Fräu lein M ü n ch h c i m die Katbarina gab, köstlich charak terisiert. Direktor Witt hatte für den Hauptmanii Bliintfchli einen einfachen, natürlichen, svmpathifchcn Do», der jede Tirade seiner Partner cntivaffticte, neben gni- mütigcm Spott auch etwas verhaltenes Temperament.