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Rr. 29S DtllW Mgtmtim Zeitung «Wahrheit »ud Recht, Freiheit «ab Sestß!» i ««le 8 M t! kKRt >.).! - LL Deeemver 18SS jj I »d Za beziehen dmch alle Postämter de« In» aud Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Preist für das Vierteljahr 1'/, Lhlr.; jede einzelne Rümmer st Rgr. inert in Seenbard Rsrlcl. «N Akin D ' eine cha,- eine « Dohn. » Löbau, ik. geb. >nist in m Hein- Wllhelm er- Hein- Walker'» Correspondenz mit Don Domingo Goicouria. V EAerU«, 18. Dec. Die zwischen Walker und seinem Legaten Don Do mingo Goicouria, einem kubanischen General, gepflogene Correspondenz (Nr.291) hat in der Union nicht geringe« Aufsehen gemacht. Der Plan, welchen Walker darin zu erkennen gibt, eine centralamerikanische Republik gründen zu wollen, ist so seltsam, daß man sich in Washington fragt, ob Walker al« zurechnung-fähig anzusehen sei. Dieser Plan sollte mit Hülfe der Skla- v«nstaat«n und der europäischen Großmächte in- Werk gesetzt werden. Die Sklavenstaatrn gehören aber noch einem Staatenbund« an, von dem die Trennung, selbst wenn Fremont gewählt wäre, nur nach einem harten Kampfe und vielleicht nach zwei Jahren hätte geschehen können; denn Fre mont sowol al- die Rorhstaaten würden kein Mittel unversucht gelassen ha- den, den Statu-quo aufrechtzuerhalten. Die europäischen Großmächte, der zweite Factor, würden ferner niemal- einem Menschen, der so wenig Ga rantien wie Walkr bietet und außerdem von dm Bewohnern deS Lande- verabscheut wird, ihre Stütz« leihen, selbst wenn sie die Bildung einer Re publik dort im Auge hätten. Der Präsident Pierce hat nun infolge der Kundwerbung dieser kostbaren Briefe den neuen Gesandten Walker - zu empfangen verweigert, und Hr. Marcy soll die Absicht ausgesprochen haben, nun nicht allein Walker vernichten, sondern auch die mittelamerikanischen Staaten zu einer Ligue gegen ihn auffodern und damit während der letzten Monate seiner Amtszeit diese Angelegenheiten so verwickeln zu wollen, daß dem künftigen Präsidenten nicht die Wahl einer Bahn hier freistehe. Wie dem auch sei, Walker wird immer bedeutend« Sympathie in der Union finden und schlimmstenfalls nur dem Urtheil begegnen, daß jeder seiner Schritte, so toll er auch sei- die Annepation beschleunige, er selbst weder Staatsmann noch General, sondern einer jener Pionniere sei, welchr die Unordnung und Verwüstung erst bereiten müßten, bevor ein geordnetes Gtaat-leben dort gedeihen könne. Für die europäischen Staatsmänner ist die Sehnsucht der spanisch-amrrikanischen Staaten nach einer Vereinigung und die Lection, welche ihnen dieser Flibustier gibt, um so bedeutungsvoller, al« bei der Betrachtung jener Lände» die oft wiederholte Frag«, ob Centra- lisation, ob Trmnung vorzuziehen sei, sich wilder aufdrängt. Wir sind k«i» Freund der Centralisation, bei welcher uur in seltenen Fällen dem Indivi duum erspart wird, ein Staatsatom zu werden; aber wir verkennen auch nicht, welche Dienst« d«r M«»schh«it damit -«leistet sind, daß Burgund, Bretagne, Normandie, Lochringen, Aquitanien rc. der französischen Monar chie incorporirt wurden wie Schottland und Irland der englischen, und hier liegt speciell die Unmöglichkeit ein«S fernern EinzellebenS der mittclamerika- nischen Staaten zutage. Bleiben sie in getrennter Form, so bleibt auch ihre gegenseitige Eiftrsucht, ihr Hader und gelegentlicher Kampf. Sollen sie yrreint werden, so treten uns dir Erfahrungen entgegen, welche die Bemü hungen Mexicos, der frühe« Staatenbund und da- FractionSwesen in den einzelnen Staate» liefern. Dazu kommt noch da- eigmthümliche Verhältniß der Indianer zu den Spaniern. Di« Indian« sind da« snkant, odöri d«r Kirche geworden, als die Kirche lumerkte, daß Geist und Her; der Spa nier von den religiösen und ökonomischen Doktrinen der Neuzeit ergriffen wurden und sie diese mit alle» Glut erfaßten und ins Werk setzen wollten. Dagegen brauchte die Kirche einen Hale und sah sich nach naturkräfligen Menschen um, di« selbst al- «Missis« wiiitss austreten könnten, und fand sie in den Indianern. Di«s« wurden nun mit aller Lieblichkeit herbeigezogen, erhielten einen Stammbaum, der mit JostpH in Aegypten beginnt, und zu- gleich unter dem Litel der Präcedenz der Eroberung deS Landes Anwart- schäft auf die von ihnen al« Arbeiter bebauten Territorien. Der stolze und zugleich schlaue Indianer begnügt sich indessen nicht mit dem Ruhm eines Don Raynaldo, sondern bemalt sein« EhristuSbilder stets etwa- röther, als die Weiße« e» gern sehen, und treibt, wie wir aus eigener Erfahrung wis- sen, d<« Nacht« und in der Hütte noch immer ein wenig Götzendienst; ja, er hält sogar noch am Kazikenthum fest. Die Kirche läßt Dergleichen als kluge Mutter hingehen. Hieraus ist schon hinreichend ersichtlich, daß Derje nige, welcher der ihn schützenden Kirche sich so unabhängig gegenüberstellt, mit dem Sohn« der Conquistadoren, auf dessen Erbtheil ihm die Kirche selbst Anwartschaft gegeben, nicht sehr einig sein kann. Ein Eingeborener wird jen« Staaten nie unter Einen Hut bringen können, und unter einem fremden Oberhaupt sie zu vtreinigen, würde nicht ohne Blutbad und ohne ein, bedeutende Armee gelingen, deren Bewegungen ohnehin da- gebirgige Terrain sehr erschwert«. Vor 30 Jahren war die Zeit dazu günstig. Den noch würde die Vereinigung das einzige Mittel sein, wodurch jene Länder vor dem Untergänge gerettet und dem europäischen Interesse gewonnen werden könnten. Dies«« Umstandes ist man sich in Washington wohl be wußt, und es ist daher eher wahrscheinlich, daß das Cabinet der Union durch eiqen entschiedenen Schritt jeden dahin zielenden Versuch unmög lich machen, als gerade zu einer gemeinsamen Action gegen Walker die JusertiouSgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. D-«tfchka«0. Preußen. ^Berlin, 19. Dec. Es ist zu Ende der vorigen Woche eine neue Depesche an den dieöseiiigen Gesandten bei der schweizerischen Eidgenossenschaft, Hrn. v. Sydow, zur Mittheilung an den Bundes- rach abgegangen. Diese Depesche ist eine einfache Consequenz der an die Großmächte gerichteten Not« vom 8. Dec. In dieser Note ist bekanntlich gesagt, daß Preußen seine mit brr Schweiz geführten Unterhandlungen, we gen der vom Bund«-rath so entschieden beobachteten zurückweisenden Hal tung, für erschöpft und geschlossen ansehe, und deshalb nun mehr nur noch auf seine eigene Machtstellung recurrire. Der gewöhnliche Geschäftsgang er foderte eS, daß diese Mittheilung, nachdem di« betreffende Note an die Großmächte abgegangen war, auch dem schweizerischen BundeSrath gemacht werd«» mußte, und hierauf bezieht sich der Inhalt der vorhin erwähnten neuen, an Hrn. v. Sydow zur Mittheilung an den BundeStath gerichteten Depesche. ES versteht sich indessen von selbst, daß diese Mittheilung, indem' sie dem schweizerischen BundeSrath gemacht wurde, nicht ohne weitere Con- sequenzen bleiben konnte, die, nach der dermaligen Lage der Sache, sofort eintreten mußten. Wird dem BundeSrath nämlich gesagt, daß Preußen seine Unterhandlungen mit der Schweiz al» geschloffen ansehe und deshalb, wenn ihm nicht bald durch eine dritte Hand annehmbare Vergleichsvorschläge gemacht wür- den, gegen die Schweiz zu den Waffen greifen werde, so folgt daraus mit Noth- wendigkeit, daß dem BundeSrath gleichzeitig auch bedeutet werden muß, daß Preu ßen bei solcher Sachlage mit der Schweiz überhaupt nicht mehr diploma tisch verkehren könne und daß deshalb ein ferneres Verbleiben der preußi- schen Gesandtschaft überflüssig geworden sei. Zu erwarten war, daß diese Depesche dem BundeSrath gegen das Ende dieser Woche mitgetheilt würde, und wie eine Depesche aus Bern meldet, ist diese Mittheilung denn auch bereit« gestern erfolgt. Rach der bisherigen Haltung des schweizerischen BundeSrathS ist leider anzunehmen, daß uns die nächsten Tage die Nach richt von d«m vollendeten Abbruche der diplomatischen Beziehungen Preu- ßen« zur Schweiz, r«sp. von der Abreist des gesammten preußischen Ge- sandtschaftSpirsonalS au« der Schweiz nebst gleichzeitiger Entfernung der GesandtschastSkanzlei ic. bringen werden. In Betreff de« Weitern berufen wir un» auf Das, wa« wir in unserm jüngsten Schreiben über die betref- sende Situation gesagt haben. Preußen wird, wenn ihm in nicht zu langer Frist durch eine dritte Macht annehmbare VcrmittelungSvorschläge gemacht werden, dies« Vorschläge in vtrsöhnlichem Geiste prüfen; erfolgen solche Vorschläge bis zu einer bestimmten Frist aber nicht, so wird Preußen zu nächst mit vier Armeecorps marschiren. — In der heutigen Sitzung d«S Hauses der Abgeordneten wurde ein bereit- in der vorigen Session vom Abg. Mathis eingebrachter Antrag aber, mal- eingebracht, der dahin geht: daS HauS wolle di« Erwartung auSspr HMdst «L Ay eich, wc- 4ste «m- M, bei ich--und ^S9SI Gmmtag. Dl« Zeitung erscheint mit Ausnahme de« Montag« täglich und wird Rachmittags « Uhr au«, gegeben. Staaten ermuntern werd«. Diese für den europäischen Staatsmann be- deutenden Schwierigkeiten erwachsen aus der Nonchalance, mit welcher seine Vorgänger den Atlantischen Ocean früher betrachteten. Der At- lantische Ocean wurde schon im Anfänge diese- Jahrhundert- bi- zum Aequator von Territorien umsäumt, auf welchen gleiche Sprachen und gleiche Bestrebungen ihrer Bewohner herrschten. Er halte den Charakter eine- Mittelmeer«- angenommen, und mußte daher nicht al- die Scheide zwischen der civilisirten Welt und der tvi-rs iovoßnitu, sondern al« da« neutrale Terrain zwischen benachbarten Ländern angesehen werden. Heute hat die Wissenschaft jenen Punkt erreicht, der ihrem Wort eine kategorische Gewalt gibt, weil nach der Vollendung d«S submarinen Telegraphen die Entfernung zwischen Amerika und Europa nur noch nach Minuten für den Austausch der Gedanken gerechnet werden kann. Näher ist London nicht mit Italien verbunden. Eine Armee kann in zwölf Tagen von den Ge staden Amerikas nach Hamburg gesandt werden. Jede Bewegung auf dem fernen Lontinent muß daher schnell und sicher ein Vibriren unserer eigenen Verhältnisse verursachen. Ein andere- hierbei in die Wage fallende- und den europäischen Politiker an die Frage Centralamerikas fesselndes Moment ist die Veränderung in dem Verhältniß des Handels und der Industrie zur Politik der Staaten. Zwar können wir nachweisen, daß alle Politiker ersten Ranges von Sully und Richelieu bis zu Sir Robert Peel mehr oder we niger deutlich erkannten, wie innig die Staatspolitik mit den Interessen der Industrie vereinigt sein sollte; aber erst unserer Zeit ist eS möglich gewor den, sie nach dem Vorgang ähnlicher Gesetze in den einzelnen Staaten fast zu identificiren, die bi-her nothwendigen, umfangreichen Traktate zu verein fachen und wo nur möglich alle Schranken de- Verkehrs wegzuräumen. Es ist daher sowol mit Rücksicht auf diejenigen Fod«rung«n, welch« d«r Handelsverkehr an jene Länder stellt, al« für die Staatspolitik von Be deutung, daß di« europäischen Staaten ihren Einfluß in Amerika geltend machen. E» Mwö/io s' 8/^ er -Most A «UN»