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Amts Blatt des Aönigl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. zu Wulsnih Als Beiblätter: I IVKistr. Sorrntcrgs- ktcrtt (wöchentlich), 2. Eine kerrrdwirth- scHastkicHe Weikcrge (monatlich). Abonnements-Preis: Vierteljährl. 1M. 25 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zusendung. tschenU M> ^für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haast n- stein <L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Aweiundvierzigstev Jahrgang, ^ttw-rmch-r G^sta» Sonnabend. Nr. 68. 23. August 1880. Sounabend, de» 23. d. M., Mchmm-,-° m,., gelangt vor dem hiesigen Amtsgcrichtsgebäude eine Parthie abgeschlagenes Obstbaumholz, worunter ein starker Kirschbaumstamm, sowie auch ein Düngerhaufen gegen Baarzahlung zur Versteigerung. PulLnitz, den 19. August 1890. Das Königliche Amtsgericht. - I. St. Wolf, Aff. Kunath. Das Wiener Sängerfest. In Wien hat das große deutsche Sängerfest uuter massenhafter Theilnahme der Bevölkerung stattgefunden, und wie in Berlin beim Bundesschießen, so haben auch in Wien Reichsdeutsche und Deutsch-Oestereicher ein frohes Verbrüderungsfest begangen. Aber in der österreichischen Hauptstadt ist man noch ein ganzes Stück weitergegangen, als in Berlin. Von einer Anfechtung des Deutschthums konnte dort keine Rede sein; wohl aber hatte man in Wien Anlaß hierüber zu sprechen, da in dem aus zahlreichen Nationalitäten zusammengesetzten österreichisch - ungarischen Staate, dessen Kern doch die Deutschen bilden, von Tschechen, Polen, Ungarn, Slovenen, Kroaten, Dalma tinern rc. nur gar zu gern Vorstöße gegen das Deutsch- thum unternommen wurden, die auch häufig genug von Erfolg begleitet waren, weil das Wiener Ministerium Taaffe als sein Programm die Gleichberechtigung der Nationalitäten proclamirt hatte, wobei denn aber die Deutschen zu kurz kamen. Erst in allerletzter Zeit ist es etwas besser geworden, wie der bekannte deutsch-tschechische Ausgleich in Böhmen beweist. Jedenfalls aber haben die Deutsch-Oesterreicher fortgesetzt allen Anlaß, auf dem Posten zu sein, und dieser Ansicht ist auch beim Wiener Sängerfeste kräftig Ausdruck gegeben. In ruhigen, für Niemand verletzenden, aber für Jedermann verständlichen Worten ist in Wien ausgesprochen worden, daß die Deut schen aller Länder alle Zett deutsche Sprache und Sitte hochhalten wollen. Das war eine sehr erfreuliche Kund gebung in der Stadt an der schönen blauen Donau, welche die Tschechen schon einmal eine tschechische zu nennen liebten, weil an hunderttausend Arbeiter, kleine Geschäftsleute, Musikanten und Dienstmädchen tschechischer Nationalität dort ihren Wohnsitz haben. Man feierte unter brausendem Jubel auch Kaiser Franz Joseph als einen echten deutschen Fürsten und bewies damit, wie die Deutschösteneicher zum Kaiser stehen, der wie sie deutschen Stammes ist. Ob dieser Worte fiel der Stephansthurm nicht ein, aber es geschah noch viel Merkwürdigeres. Ministerprä sident Graf Taaffe und seine College» hatten sich bisher mit peinlicher Aeugstlichkeit streng von allen solchen na tionalen Festlichkeiten ferugehalten. Stand irgend eine Feier dieser Art in Sicht, so verließen die Räthe der Krone lieber Wien, als daß sie sich zu irgend welcher Aeußerung der Sympathie hätten Hinreißen lassen. Dies mal erschien aber Graf Taaffe mit seinen College» auf dem deutschen Sängerfest, nachdem diese echt deutschen Reden gehalten waren. Nun Hütte man ja sagen können, er sei als Privatmann gekommen, um den Vorträgen zu lauschen, zumal es ja bekanntlich heißt: „Wo man singt, da laß dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lie der!" Aber dem war nicht so: Der Premierminister er schien nicht im einfachen schwarzen Rock, sondern in der Ministerunisorm mit seinen höchsten Orden geschmückt. Damit ist also zweifellos dargethan, daß es sich um eine wohlbedachte Aufmerksamkeit gegen die deutschen Sänger handelte. Dieser Vorfall giebt dem Sängerfeste eine po litische Bedeutung, und zwar sehr erfreulicher Natur. Freilich, eine Schwalbe macht keinen Sommer, und der Besuch des deutschen Festes durch den Ministerpräsidenten beweist noch nicht, daß den Deutschen in Oesterreich-Un garn wieder die hervorragende Stellung zu Theil werden soll, welche sie verdienen. Damit wird es wohl noch czute Wege haben. Aber der Fall scheint doch zu beweisen, daß die österreichische Regierung nun eine wirkliche Gleich berechtigung der Nationalitäten praktisch durchführen und nicht dulden will, daß alle Welt auf die Deutschen los hackt, wie eS bisher nur zu sehr Mode war. Die Deutsch- Oesterreicher sind keine streitlustigen Elemente, die mit ihren Mitbürgern anderen Stammes sich herumzanken wollen. Sie wollen nur ihr Recht. Dem ist auf dem Sängerfest tapfer Ausdruck gegeben, und man hat die Sprache nach obenhin auch gewürdigt. Ocrtliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Von dem prächtigsten Wetter be günstigt, beging am Donnerstage unsere Schule das aller zwei Jahren sich wiederholende Schulfest. Der >/i2 Uhr vom Schulhause aus nach dem Markte und als dann durch die Stadt sich bewegende Festzug war in der That ein reizender Anblick. Die Gesäuge auf dem Markte waren recht frisch und das Leben und Treiben auf der Festwiese alsbald aus lauter Fröhlichkeit zusammengesetzt. Die Turnübungen der Knaben waren sehr wacker, ebenso allge mein gefielen den Eltern und Zuschauern die zur Vor führung gebrachten allerliebsten Reigen der Mädchen. Die Herren Lehrer haben sich hierbei viel Mühe gemacht nnd ist ihnen nur volles Lob zu spevden. Die Heimkehr der Kinder am Abend gestaltete sich zu einem imposanten Einzuge; die Bewohner der Straßen, durch welche sich der Zug bewegte, wetteiferten miteinander im Abbrennen ben galischer Flammen. Der Zug bewegte sich in fort währendem Scheine rothen Lichtes, was wiederholt Anlaß zu freudigen Hochrufen der Kinderschaar gab. Nach er hebendem würdigen Schluß des Festes am Schulhause durch Herrn Direktor Dreher begaben sich die Kinder zur Ruhe, eine große Anzahl der Eltern und anderer Besucher verweilten aber noch längere Zeit in dem von Herrn Hönicke arrangirten Concert der Gierth'schen Capelle unter den Linden des Herrnhauses. Pulsnitz. In: Hinblick auf die nächsten Sonntag in allen Kirchen des Landes zu sammelnde Collekte erläßt der Stiftungsvorstand für den Kirchenbau in Gröditz bei Großenhain folgende» sehr beachtuugswerthen Aufruf: „In dem Fabrikdorf Gröditz an der Sächs.-Preußischeu Grenze werden jetzt über 800 Arbeiter beschäftigt und die zahlreichen in den letzten Jahren entstandenen Neubauten beweisen, wie sich die Arbeiter immer mehl am Fabrik ort zusammendrängeil. Der Kirchort Frauenhain liegt s/i Stunde von Gröditz; in der Kirche daselbst aber sind die Plätze durchgängig verlöst und es ist Neuhinzuziehen den schon seit Jahren fast unmöglich, einen eigenen Kirchen sitz zu erwerben. Daß bei einer derartigen Erschwerung des Kirchenbesuchs besonders in Arbeiterkreisen der kirch licke Sinn immer mehr schwindet, ist erklärlich. Anderer seits haben in den letzten Jahren Jrvingianer in Gröditz Eingang gefunden und schon ist einer der wohlhabendsten Gutsbesitzer aus der Landeskirche zu ihnen übergetreten. In Berücksichtigung dieser Verhältnisse ist von den be- theiligten Kreisen die Erbauung eines eigenen Gotteshauses in Gröditz schon seit Jahren als dringend wünschenswerth erkannt und lebhaft gefördert worden. Herr Geh. Com- merzienrath Niethammer, der Besitzer einer Cellulosefabrik in Gröditz hat außer 3000 Mark den für die Kirche nöthigen Baugrund zur Verfügung gestellt und der Auf- sichtsrath des Eisenwerks Gröditz hat zum Kirchenbau 3000 Mark geschenkt. Auch die Gemeinde hat für ihre Verhältnisse bedeutende Opfer gebracht. Obgleich sie 5900 Mark Schulden hat und jährlich 1600 Mark Anlagen aufbringen muß — vor 10 Jahren betrugen die jährlichen Anlagen 700 Mark — hat sie 7250 Mark für den Kir chenbau bewilligt. Immerhin fehlt uns noch über die Hälfte der Bausumme; denn auch das schlichteste und ein fachste Gotteshaus ist einschließlich Glocken und Orgel nicht unter 30,000 Mark fertig zu stellen. Auch dürfen wir mit der Bauausführung nicht länger zögern, da die oben angeführten Schenkungen nur unter der Bedingung ge macht worden sind, daß der Bau in diesem Jahr gesichert ist. So wenden wir uns denn an euch, liebe Mitchristen, mit der herzlichen Bitte, thut eure Hand auf und spendet fröhlichen Herzens nach Kräften eure Gaben, damit unser bescheidenes Kirchlein recht bald erbaut werde Gott zur Ehre und der Gemeinde Gröditz zum Segen! — H6L Deutsche Levante-Linie in Hamburg. Inter essenten machen wir hierdurch darauf aufmerksam, daß mit Gültigkeit vom 15. Juni d. I. unter dem Titel „Deutscher Levante-Verkehr über Hamburg, seewärts", ein der deutschen Ausfuhr dienender Artikeltarif für den Verkehr nach den Häfen Piräeus, Syra, Smyrna, Salonik, Konstantinopel, Galatz und Braila (im Sommer), Küstendje (im Winter) in Krack getreten ist, in welchem eine große Anzahl säch sischer Stationen Aufnahme gefunden hat. Der Tarif enthält besonders ermäßigte direkte Frachtsätze inkl. aller Spesen für Ueber ladung in Hamburg rc. Die damit zwischen Deutschland und der Levante geschaffene Beförderung ist wegen der damit erreichten Unabhängigkeit vom Eisenbahn verkehr außerdeutscher Länder vortheilhaft, außerdem billiger und einfacher als bisher. Der betreffende Gütertarif ist von den König!. Güterexpeditionen der in denselben ein bezogenen Stationen billig zu beziehen. Im Kammerbezirke sind dies: Zittau, Bautzen, Löbau, Ebersbach, Alt- und Neugersdorf. — Da nun wieder die Zeit des Drachenaufsteigens gekommen ist, seien Eltern und Erzieher daraus aufmerksam gemacht, daß von Kindern steigengelassene Drachen den Leitungsdrähten von Telegraphen- und Fernsprechanlagen nicht zu nahe kommen dürfen, da durch Verwickelung der Drachenschnuren mit den Leituugsdrähten Verkehrsstörungen verursacht werden. Die zur Sicherung der Reichstelegraphen anlagen getroffenen Bestimmungen des Reichs-Strafgesetz buches lauten in Z 318: „Wer gegen eine zu öffentlichen Zwecken dienende Telegraphen-Anstalt fahrlässiger Weise Handlungen begeht, welche die Benutzung dieser Anstalt verhindern oder stören, wird mit Gefängmß bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu 900 Mk. bestraft. — Für das sächs. Schulwesen wurden im Jahre 1888 circa 30,000,000 Mk. aufgewendet. Aus den Staatskassen wurden 9,000,000 Mk. beigesteuert. Der Gesammtaufwand für die Volksschulen, incl. Unterhaltung der Lehrer- und Lehrerinnenseminare, betrug 21,000,000 Mk. In der Höhe der Ausgaben für Schulzwecke steht Sachsen allen Ländern voran, weil man hier am meisten vom hohen Werthe einer guten Schulbildung überzeugt ist. — In dem nunmehr abgelaufenen Rennjahre stehen auch zwei sächsische Officiere unter den Siegern obenan Lieutenant Hanson von der Feldartillerie mit 14 Siegen: unter 48 Ritten und Rittmeister v. Boddien (Ulanen) mit 7 Siegen unter 27 Ritten. — Die zwanzigjährige Erinnerungsfeier au die Schlacht von Sedan wird in vielen deutschen Städten besonders fest lich begangen werden, namentlich die Stadtverwaltungen und Militärvereine planen größere patriotische Feierlichkeiten für den 2. September. Bautzen, 19. August. (Sitzung der Ferien-Straf kammer des Königlichen Landgerichts.) Die oft vorbestrafte Dienstmagd Auguste Marie König aus Lotzdorf wurde wegen Betrugs im Rückfalle und wegen Uebertretung gegen die Gesindeordnung zu 8 Monaten Gefängniß und 4 Tagen Haft verurtheilt. Dieselbe hatte sich im Laufe dieses Jahres nach einander beim Gutsbesitzer Schütze in Wilschdorf, beim Gutsbesitzer Worm in Porschdorf, beim Gutsbesitzer Fischer in Rathewalde, beim Oeconom Zeiler in Pulsnitz, beim Gutsbesitzer Tübel in Kleindittmannsdorf und beim Rittergutsinspektor Knesse in Weißbach vermiethet und, mit Ausnahme bei dem Letztgenannten, Draufgeld erschwindelt, den Dienst aber nicht angetreten, bez. alsbald verlassen.