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Freitag. M 69. 3. September 1869. WePerih-Zeidmg. M Amts- und Anzcigt-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Atadträthe zu Dippoldiswalde und /raueusteiu. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Ta gesgesch Letzte. Dippoldiswalde. Mit dem 1. October wird Herr Rector Wolf aus unserer Stadtschule scheiden; er ist zum Director der Schulen in Geyer ernannt worden. * Schellerhau bei Altenberg. Unser kleines Dörfchen hat am vorigen Sonntag, 29. August, ein schönes Fest gefeiert, an dem Alt und Jung den freu digsten Antheil nahm: unser geliebter Herr Pastor Franke beging das 25jährige Amts-Jubiläum. AuS seiner Wohnung in die festlich geschmückte Kirche geführt, erbaute er dort die zahlreichen Zuhörer in er greifender Weise. Seine Kirchgemeinden beschenkten ihn an dem Ehrentage mit einem Schreibtisch und einem Ruhestuhle; seine Amtsbrüder mit einem Chronometer. Der Jubilar ist seines offenen, biederen CharacterS und seiner Leutseligkeit wegen allgemein beliebt. Geising, am 30. August. Der im Jahre 1859 hier selbstständig gewordene Gesangverein — ein Abkömmling des früher unter dem Namen „Altenberg- Geisinger Gesangverein" bestehenden Vereins — hat im Laufe des heurigen Jahres, dem Beispiele unserer Nachbarstadt Altenberg folgend, auch die Einführung des Turnens sich zum Ziele gestellt und sich gleich zeitig als Turnverein constituirt. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, fand am gestrigen Sonütage die Weihe des bei'm Neugeisinger Schießhause errichteten Turnplatzes und der aufgestellten Turngeräthe statt. Es waren zu diesem Zwecke Einladungen an die benach barten Gesang- und Turnvereine ergangen, und hatten sich in Folge dessen die Gesang- und resp. Turnvereine von Altenberg, Bärenstein, Berggieshübel, BurkhardtS- walde, Dippoldiswalde, Glashütte, Gottleuba, Lauenstein und Liebstadt, auch Gäste aus Mariaschein und Voits- dorf im benachbarten Böhmen, eingefunden. Der bei dem Altgeisinger Gasthofe gebildete, von Abtheilungen der Schützen-Compagnie umschlossene, mit 32 Festjung frauen und einer verhältnißmäßigen Anzahl von Fahnen geschmückte, ziemlich ansehnliche Festzug bewegte sich, nachdem er bei der Wohnung des Herrn Bürgermeisters Grumpelt Halt gemacht hatte und die Gäste von dem Herrn Bürgermeister im Namen der Stadt Geising und des dasigen Gesang- und Turnvereins begrüßt worden waren, und nach dem Vortrage eines LiedeS: „Gott grüße Dich!" von Abt (vom Geisinger Gesang vereine) durch die festlich geschmückte Stadt nach dem Festplatze. Daselbst angekommen, hielt nach dem Ge sänge des Chorals „Allein Gott in der Höh' sei Ehr'!" der Herr Rector Jäger die Festrede, in welcher derselbe namentlich des Zweckes und der Geschichte des Turnens ausführlich gedachte, und zuletzt, seine Freude über Kundgebung so brüderlichen Vereinigungssinnes an den Tag legend, aufforderte zum gemeinschaftlichen Gesänge des Mozart'schen BundeSliedeS: „Brüder, reicht die Hand zum Bunde!" Nach Schluß dieses ersten TheileS des Festprogramms begannen die von Herrn Turnlehrer Gläser aus Glashütte geleiteten Freiüburmen, darauf Gesang, Geräthturnen und Kürturnen. Massen- und Einzelgesänge wechselten mit Turnübungen und Musik vorträgen. Ueber die zweckmäßige Einrichtung des Fest-, sowie des Turnplatzes und der aufgestellten Geräthe, herrscht wohl nur eine Stimme, und es ist in dieser Beziehung sowohl die Bereitwilligkeit und Opferfreudigkeit der geehrten Vertreter der Stadt Geising, sowie die Thätig- keit des Comitee's, als auch insbesondere die umsichtige Leitung des Turnvorstandes, Herrn Geflechthändler Fischer allhier, rühmend anzuerkennen. Ebenso verdient es lobender Erwähnung, daß die auf dem Festplatze thätigen Restaurateure, Herr Mende von hier und Herr Petzold aus Lauenstein, durch Verabreichung guter Speisen und Getränke die leiblichen Bedürfnisse ihrer Gäste bestens befriedigten. Den Schluß des Festes bildete Ballmusik in zwei verschiedenen Localen, die sich allerdings zur Aufnahme der Theilnehmer als nicht ganz zureichend erwiesen. Mit Einbruch der Nacht, auch erst am anderen Tage, traten die auswärtigen Festtheilnehmer den Rückweg an, die Genugthuung in sich tragend, daß das Fest als ein gelungenes zu betrachten sei. Möge diese gelungene Ausführung nunmehr so manchen, früher im Geheimen sich regenden, auch offen ausgesprochenen Zweifel beseitigt haben; sie zeigt ge nügend, daß es auch bei schwachen Kräften und mit verhältnißmäßig geringen Mitteln, trotz der Entgegen stellung von mancherlei Hindernissen, dennoch möglich ist, etwas recht Gutes auszuführen, wenn man nur den ernsten guten Willen hat. Möge sie dazu dienen, unsere Vereine zu frischem, freien, fröhlichen und frommen Wirken für recht lange Zeit zu begeistern! Ein dan kendes „Gut Heil!" den Veranstaltern des Festes, Allen, welche mit Rath und Thal zur Ausführung beitrugen, die durch Wort, Gesang, Musik und tur nerische Thätigkeit zum Gelingen so Vieles gethan! Dresden. Bei der am 14. Septbr. von hiesigen wissenschaftlichen Vereinen veranstalteten Humboldts« feier im Gesellschaftöhause der Neustadt wird der geistreiche k. russische StaatSrath Prof. vr. Schleiden, ein gewandter Redner, die Festrede halten. — Unser König hat für die Hinterlassenen der Verunglückten im Plauenschen Grunde weitere 500 Thlr.