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Mache»- und UüchrichtMM zugleich lWD-AWM fn HohsSsrf, KSlitz, Pmsüorf, Rüsdorf, 8t. Wien, HemWort, Mnrienau mH Mülsen. AmtMatt für -e« Sta-trat;» Lichtenstein. — —— ——— —- 4«. Jahrgang. — —— Nr. 143. Dienstag, den 24. Juni 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonu- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszetle oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Zum Johannistage. In den Blnmen schläft die Liebe, Tief in zarten Blutenkelchen Schläft sie heimlich nnd verborgen; Aber wenn am frühen Morgen Alle Knospen sich erschließen Und des Duftes zarte Well'chen In die Sommerluft ergießen — Dann entströmen sie die Liebe, Ihre Seele, in die Lüfte, Bis sie welken an dem Strauches Doch, mit jedem Atemhauche, Da die Menschenbrust die Fülle Trinkt der Blumen Wonnedüfte, Zieht in's Herz d i e Liebe stille — Die sich am Johannistage, Zn den Gräbern ihrer Lieben, Lieb niit frischen Kränzen wendet; Und — der Herr der Liebe spendet Seinen reichsten Himmelssegen, Für das dankbartreue Lieben, Ihren fernen Lebenswegen! Feodor Bercht. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 21. Juni, 1 Uhr. Die 2. Beratung der Vorlage über die Gewerbegerichte wird fortgesetzt. Zn Z 35 u wird ein Antrag Porsch (Zentr.) auf Zu lassung des Einspruchs der nicht erschienenen Partei gegen ein in deren Abwesenheit ergangenes Urteil angenommen. 8 27 bestimmt, daß die Bestimmung der Zivilprozeßordnung, nach welcher die Beeidigung der Zeugen und Sachverständigen in gewissen Fällen unzulässig ist, unberührt bleiben soll. VS n S tr o m b e ck beantragt Streichung dieser Be stimmung, ev. einen Zusatz, wonach auch die Bestimmung der 'Zivilprozeßordnung, nach welcher in gewissen Fällen das Zeugnis verweigert werden kann, unberührt bleiben soll. Der Antrag wird abgelehut. 8 48 bestimmt, daß in dem ersten ans die Klage angesetzteu Termin die Zuziehung der Beisitzer unterbleiben kann und daß in diesem Termine der Sühueversuch vorzunehme.i ist. Stadt ha gen (Soz.) beantragt Streichung dieses Paragraphen. Der juristische Vorsitzende würde die Arbeiter oft zn denselben ungünstigen Vergleichen zu bringen wissen. Or. Hammacher (natlib.): Der Sachverständige werde viel eher in der Lage sein, einen Vergleich herbeizu- führen, als ein Jurist. Das Ziel müsse sein, soviel Streitig keiten als möglich, vergleichsweise beiznlegen. Eberth (freis.) bestreitet, daß der Vorsitzende als Jurist weniger geeignet sei, einen Vergleich herbeizuführen, als der sogen, sachverständige Beisitzer. Staatssekretär v. Bötticher erklärt sich gegen die von der Kommission aufgenommene Bestimmung, wonach das Statut bestimmen kann, daß die Zuziehung der Beisitzer in diesem Termins stets zu unterbleiben hat. Nachdem sich noch vr. Miguel und vr. Schier gegen den von der Kommission aufgenommenen Znsatz ans- gesprochen, wurde derselbe gestrichen. 8 49 behandelt die gegen die Entscheidungen der Ge- werbegerichte zulässigen Rechtsmittel. Die sozialdemokratischen Abgeordneten beantragen die Streichung dieser Bestimmung. Die Entscheidungen dieser Gewerbegerichte sollen ungiltig sein. Stumm (Reichsp.) beantragt Streichung eines von der Kommission gemachten Zusatzes, wonach die Berufung gegen Urteile der Gewerbegerichte nur bei einem Werte des Streitobjektes über 100 Mark zulässig sein soll. Er begründet den Antrag mit dem Hinweise, daß die Gewerbegerichte nach der hier offen ausgesprochenen Absicht der sozialdemokratischen Partei, Gegenstände der sozialdemokratischen Agitation werden sollen. Singer (Soz.) bestreitet das. Die Sozialdemokratie habe als Partei mit den Gewerbegerichten nichts zu thuu. Im Interesse eines gerechten Urtcilsspruches sei es allerdings wünschenswert, daß Anhänger der sozialdemokratischen Partei als Beisitzer gewählt würden. Mit der Berufung an die ordentlichen Gerichte mache man den Wert der Gcwerbegerichte illusorisch. Wolle mau die Berufung, so sollte man dafür einen verstärkten Senat der Gewerbegerich-e bilden und die Berufung nicht von einer bestimmten Summe des Streit gegenstandes abhängig machen. Di-, v. Cuny (nat.-lib.) befürwortet die Kommissions anträge. Darauf wird die Weiterberatung, mit Rücksicht auf das vomKaiser auf der Pfaueuinscl gegebene Fest, da hierzu das gesamte Bureau des Reichstages und zahlreiche Abgeordnete geladen sind, auf Montag vertagt. Tagesgeschtchte. *— Lichtenstein, 23. Juni. Der zweite Gastprediger, Herr Vereinsgeistlicher Pastor Seidel aus Dresden, welcher gestern vormittag die gottes dienstliche Handlung in hiesiger Kirche leitete, predigte ans Grund des Textes 1. Tim. 6, 6—10 und behan delte das Thema: Es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lasset sich genügen. Darin liegen 3 schlichte Wahrheiten: 1) Nur Gott allein kann des. Menschen Herz beseligen. 2) Wer Gott hat, braucht nur weniges zu seinem Glück. 3) Wer aber Reich tum begehrt, der betrügt sich selbst um sein Heil. Erfreulicherweise war das Gotteshaus wieder von vielen Gemeindegliedern besucht, welche in Andacht den Worten des Predigers folgten. —* Wie wir erfahren, findet im Laufe dieser Woche, vielleicht Donnerstag oder Freitag, die Grundsteinlegung zum neuen Schulhause in Hohn dorf statt und wird hiermit eine einfache Feier verbunden werden. — Auf die Hühnerjagd scheint das an dauernde Regenwetter bereits von verderblichem Ein fluß geworden zu sein. Es ist auch leicht erklärlich, daß die Bruthennen die Nester vor dem vielen Negen- wasser nicht zu schützen vermochten. Ist das Nest erst von Regenwasser angefüllt und sind die Eier verkühlt, so verläßt die Henne dasselbe. Selbst die bereits vor dem Regen ausgebrüteten Jungen dürften durch das kalte, anhaltende Regenwetter gelitten haben. — Hinsichtlich der bei der jüngsten Sonnen finsternis gefundenen Unterschiede zwischen den beobachteten und den vorausberechneten Zeitpunkten wird von Seiten der Berliner Königl. Sternwarte in Berücksichtigung eingegangener Anfragen noch fol gendes mitgeteilt: „Der größere Teil der bei solchen Gelegenheiten noch wahrznnehmenden Abweichungen des Verlaufes der Erscheinung von unseren jetzigen Vorausberechnungen rührt von den Unregelmäßigkeiten des Mondrandes her. Viel genauer und zutreffender als die jetzigen Vorausberechnungen dieser Finsternisse bereits sind, werden dieselben daher für einen einzel nen Ort überhaupt nicht mebr werden können; denn wenn die Berührungsstelle des Sonnenrandes und des Mondrandes, von einem bestimmten Beobachtungs ort auf der Erde gesehen, gerade auf einen sehr tiefen Thaleinschnitt oder auf einen sehr hohen Gebirgskamm am Mondrande trifft, kann die erste oder letzte Be rührung der Ränder, also Anfang oder Ende der Finsternis, bis zu starken Bruchteilen einer Minute verspätet oder verfrüht werden. Es wurde deshalb in unserer ersten Mitteilung auch nur gesagt, daß das hiesige Beobachtungsergebnis einen Beitrag zu weiterer Verbesserung der Grundlagen der Vorausberechnungen liefere. Schon für Bcobachtungsörter, die nur einige Kilometer von einander abstehen, kommen andere Stellen des Mondrandes bei der Wahrnehmung des Anfangs und des Endes der Finsternis zur Geltung. Erst in dem Gesamtergebnis der Beobachtungen an zahlreichen Punkten der Erdoberfläche ist daher die Wahrnehmung der Finsterniserscheinungen von jenen Unregelmäßigkeiten und auch von gewissen noch nicht erschöpfend bekannten kleineren Unregelmäßigkeiten der Erdgestaltung hinreichend gereinigt, um einen strengeren Schluß auf die Notwendigkeit einer weiteren Ver besserung der Grundlagen der theoretischen Voraus bestimmung der Finsternisse zu ermöglichen." — Die Generaldirektion der Sächsischen Staats eisenbahnen hat auch in diesem Sommer wieder einen Fahrplan für „direkte Eisenbahnver bindungen" Herstellen lassen, der auf den Bahn höfen zum Aushang kommen wird. Für Reisen über Eger sind Zugsverbindungen nach und von Marienbad, Wien, Linz, Gmunden, Ischl, Salzburg, St. Valentin, Steyer, Hieflau, Eisenerz, Selzthal, Pontafel, Venedig, Verona, Florenz, Rom, Neapel, ferner nach und von München, Kufstein, Meran, Verona, Bologna rc. ausgenommen. In der Richt ung nach Norden und Westen findet man in Leipzig Anschlüsse nach und von Hamburg, Bremen, Geeste münde, Norden (Norderney), Kiel, Husum (Wyk auf Föhr), Tondern (Westerland, Sylt), Kopenhagen, Stockholm, ferner Köln, Aachen, Brüssel, Ostende, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen, Vlissingen, London, Paris, weiter Ems, Koblenz, Frankfurt a. M., Wiesbaden, Metz, Straßburg rc. Bei den Linien nach Berlin sind Zugsverbindungen nach und von Hamburg, Kiel, Husum (Wyk auf Föhr), Tondern (Westerland, Sylt), Kopenhagen, Stockholm, ferner Stettin, Insel Rügen (Bergen), Rostock, Stralsund, Bromberg, Danzig, Königsberg, Ehdt- kuhnen und St. Petersburg angenommen. Der Fahrplan enthält ferner ein ausführliches Verzeichnis derjenigen Routen und Züge, bei denen direkte Be förderung der Passagiere ohne Wagenwechsel statt findet. Dieses Verzeichnis weist über hundert der gleichen Kurse auf. — Der Verein für Ki n d e r h ei l st ä t t e n an den deutschen Seeküsten erläßt eine Bek-^uO machung, daß kranke Kinder, name»^-.ff. 51? an Skropyeln, Blutarmut, Scho ff: - der Schwindsucht -«den, ' des Vere'-.' Pfleg! fiwv- .i ein Emgelo von 10 Mk. Zur BenuuO-e 15 MB die Woche. Das Hospiz irfi pBc mit - ,0 Betten ist das ganze Jahr geöffnet. Die übrigen seit Anfang dieses Monats geöffneten befinden sich in Wyk, Gr.-Müritz und Zoppot bei Danzig. — Diese Anstalten genießen einen wohlbegründeten Ruf und sind den Eltern leidender Kinder umsomehr zu empfehlen, als die Pflege vorzüglich ist und die Behandlung der kleinen Patienten durchweg von freundlicher Herzlichkeit zeugt. — Die Fest-Zeitung für das vierte allgemeine deutsche Sängerbundesfest in Wien beginnt jetzt regelmäßig zu erscheinen und geriert sich als ein Blatt von allgemeinem Jntcresse, nicht nur für alle Teilnehmer an dem Feste, sondern auch für alle Freunde des Männergesanges. In trefflicher, mit reichen und gediegenen Illustrationen geschmückter Aus stattung bringt die letzte Nummer dichterische Beiträge von Rosegger, Kalbeck, musikalische Faksimile von Tauwitz, Jgn. Brüll rc., die Bilder der Ehrenpräsidenten und Vor-Einleitungen zum Feste selbst. Die Fest- Zeitung erscheint im Verlag der Festkanzlei, Wien, Wipplingerstraße (altes Rathaus). — Die Abgg. Bebel und Liebknecht verlegen am 1. Oktober nach Aufhebung des Sozialistengesetzes, ihren Aufenthalt nach Berlin; sie gehen also von Plauen und Borsdorf nicht nach Leipzig, von wo sie ausgewiesen worden waren, zurück. Sie beteiligen sich, gleich dem nach seiner Heimat Berlin zurückkehren den Abg. Singer, an der Leitung des dasigen Partei blattes. — Karl Riesel's Gesellschaftsreise nach dem Nordkap, dem Lande der Mitternachtssonne, mit Besuch von Schweden, Norwegen und Dänemark ist durch genügende Einzeichuungen gesichert und wird bestimmt am 8. Juli cr. angetreten. — Welch' sonderbare Blüten dieIubilä ums- wut unserer Zeit hervorbringt, dafür diene folgende Notiz eines sächsischen Lokalblattes : „Frau Fleischer P. von hier besucht das Tr. Schützenfest nun schon seit 25 Jahren und ist Inhaberin einer Würstchen bude. Auch jetzt besucht sie das daselbst stattfindende Schützenfest. Aus diesem Anlasse zog am Donners tag Nachmittag die Wachmannschaft mit Musik und Fahne vor die Bude der Frau P., und bei präsentiertem Gewehr hielt der Oberschützenmeister F. an die Jubilarin eine kurze Ansprache, über reichte ihr einen Lorbeerkranz und machte die Mit teilung, daß nach Direktoriumsbeschluß sie vom Standgeld befreit -sei. Frau P. dankte sichtlich ge rührt für die ihr zu teil gewordene Auszeichnung. — Die lorbeerbekränzte Würstchenhändlerin — ein geradezu klassisches Bild. — In auswärtigen Blättern lesen wir: Ge waltige Elektrizitätsanlagen werden in nächster Nähe der Kvhlenwerke des 'Plauenschm Grundes bei