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Nr. 2S 21. Jahrgang Sonntag, cken 31. Januar 192S rag,blatt ftonrzgiblrg,. EnihaUra- -k amtliche« Srkaoatmachuagr» -r» Rath» öre Sta-1 UN- -es ^iottsgertcht» )iue. p«stgh«<r.K»aw Natt «ttpzig a«. 1«, Mer Tageblatt f», >»,!,«» N», »», »» »na» »IM,» a» «ntttch, -*U* I» «»lt.f«-»>««> M-M /Anzeiger für das Erzgebirge Ein deutscher Herzog als Mer des Vertrags von Versailles. Die Gothaer Landesversammlung Hatte Mr Zuli 1919 die Ansprüche des Herzogs durch Gesetz geregelt. Gegen dieses Gesetz erhob der RechtSbetstand des Her zogs, Herr von Ziller, den Einwand, daß der Ver trag von Versailles verletzt sei. Zn der Er klärung des herzoglichen Vertreters dopt 8. Februar 1921 heißt es: Nach Artikel 297 Absatz f in Verbindung mit 8 3 Absatz 2 der Anlage zu Artikel 298 des Vertrages von Versailles sind die durch den Nachtrag zum Hausgesetz für das Herzögfiche Haus vom 10. Juli 1917 in Verbindung mit dem Gothaischen Gesetz vom 12. März 1917 erfolgten Beeinträchtigungen der Rechte der englischen, belgischen und portugiesischen Agnaten des Herzogli chen Hause» auf das Herzogliche Hausver- Mützen wieder zu beseitigen, und nach Ar tikel 298 Lit. b hat sich Deutschland in Ansehung der Güter, Rechte und Interessen, die gemäß Artikel 297 Absatz f zurückerstattet werden, verpflichtet, sie „keinerlei in das Eigentumsrecht eingreifenden Maß nahmen zu unterwerfen, die nicht gleichermaßen auf Güter, Rechte und Interessen der deutschen Reichs angehörigen Anwendung finden, und im Falle, daß solche Maßnahmen getroffen werden, angemessene Ent schädigung zu zahlen." Ei« Gesetzentwurf über Neuregelung üer Sonntagsruhe. Berlin, 29. Januar. Die wirtschaftliche Vereinigung hat einen Gesetzentwurf eingebracht, wonach die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe dem Bedürfnis des Handels entsprechend neu geregelt werden soll. Ein -eutfches amtliches Kuvert in Rußland gestohlen. Zu den Meldungen, daß deursche Kurierpoft in Rußland erbrochen wurde, erfahren die Blätter: Einem privaten Reisenden, welcher ein amtliches Kuvert mitgenommen hatte, ist dieses auf der Reise nach Moskau ab handen gekommen. Der 'betreffende Reisende hatte seinen Koffer aufgegeben und erhielt ihn in Moskau nicht zurück. Nachdem er reklamiert hatte, empfing er den Koffer nach zwei Tagen wieder. Das amtliche Kuvert war entnommen und mit einem zum Teil anderen Inhalt wieder verschlossen worden und wurde ihm so zugestellt. Von deutscher Sette ist Beschwerde bei der Sowsetregierung erhoben. Die Sowjet, regierung verneinte die Beteiligung einer amtlichen Persön- lichkeit an dem Vorfall. Streng« Untersuchung ist verlangt und zugesichert worben. Seschleunkgung üer Wahlreform. Wie der „Demokratische Aeitungsdienft" mitteilt, hat der' Reichsminister des Innern, Dr. Külz^ Anweisung gegeben, daß die Vorarbeiten für die Wahlreform sofort abzuschließen sind. El« Protest üer Deutschen volkspartel gegen üle Hugenberg-Preste. Die Deutsche Volkspartei im 30. Wahlkreis läßt uns fol gende Entschließung zugehen: „Der geschäftsführende Ausschuß 'der Deutschen Volks partei im 30. Wahlkreis (Chemnitz—Zwickau—Plauen) miß billigt auf das schärfste die Angriffe der Berliner Huggenoerg- Preße und der ihr Politisch nahestehenden Provinzblätter au Reichsaußenminister Dr. Stresemann. Er verbittet sich jedes Einmischen Außenstehender in innere Parteiangelegen, heiten der Deutschen Volkspartei. In gleicher Weise weist er das Vorgehen der Deutschen Industriellen - Vereinigung (Oberfinanzrat Bang u. a.) gegen den Reichsaußenminister zurück. Durch solche Maßnahmen wirb die Zusammenarbeit der be'den Parteien, Deutsche Volkspariei und Deutschnatto- nale Volkspartei zur Unmöglichkeit gemacht Die Deutsche Volkspartei folgt mit vollstem Vertrauen der Politischen Führung durch Re'chSaußenminister Dr. Stresemann und Reichsparteileitung, die unserem Volke auf dem schweren Wege aus tiefster Erniedrigung zur Rückgewin nung der Weltgeltung verhelfen will." Zurücknahme vo« flusweisungsbefehle« -urch -le Nhrlnlanükommlsflo». Koblenz, 29. Zrn. Di« Rhetnlandkommisston hat eine Anzahl älterer Ausweisungsbefehl« zurückge- nommen. U. a. haben Oberbürgermeister Glässtng,W1eS, baden, Oberbürgermeister Dr. Janke^öchst, der früher« Letter der Deutschnationalen Volkspartei Wiesbadens Oberpräsident a. D. von Ziller gehört der Deutsch nationalen Bolkspartet an, ebenso wie der ehemalige Mandatar des Herzogs von Altenburg, Everltng, der im Rechtsausschuß des Reichstage» ausschließlich dafür kämpft, daß die Ansprüche der ehemaligen Fürstenhäuser um keinen .Pfennig verkürzt werden. Kompromiß zur Zürstenabstnüung. Nach einer Mitteilung aus parlamentarischen Kreisen ist in einer interfraktionellen S'tzung am Freitag eine Kompro mißlösung über die Fürstenabfindungen gefunden worden. Der vorliegende Gesetzentwurf wird von den beteiligten Parteien voraussichtlich am Dienstag im Rechtsausschuß des Reichs tages eingebracht werben. , . Berlin, 30. Zan. Zu dem in einer interfrak tionellen Sitzung gestern vereinbarten Kompromiß Über die Fürstenabfindung bemerkt die „Tägliche Rundschau", daß der Wortlaut des Antrages vertraulich sei und erst am kommenden Dienstag im RechtSauSschuß des Reichs- tages eingebracht werden solle. Vorläufig werde der Antrag unterstützt von der Tieutschen Bolkspartet, dem Zentrum, den Demokraten, der Bayrischen Volkspartei und der Wirtschaftlichen Vereinigung. Bor seiner Ver öffentlichung werde er auch den anderen Parteien unter breitet werden und es bestehe nach genanntem Blatte Grund zu der Erwartung, daß er die Schaffung einer breiten Parteigrundlage ermöglichen werde. Weppen, ferner Polizeipräsident Krause und andere höhere Polizeibeamte von Wiesbaden di« Rückkehver- laubnts erhalten. « Siegburg frei. Siegburg, 29. Jan. Nach Einholung der Fahne vom Kommanturgebäude hat der letzte französische Po sten die Stadt verlassen. Deutschfeindliche Kunügebuagen italienischer Stuüenten. Rom, 29. Jan. Studenten der hiesigen Universi tät veranstalteten heute eine Kundgebung gegen die italienfeindlichen Aeußerungen in Deutschland. Der De- monstvattonSzug zog durch mehrere Straßen nach der Piazza Colonna, wo mehrere deutsche Zeitungen ver-^ brannt wurden. Zwischenfälle haben sich nicht ereignet. Nom, 29. Zan. Studenten veranstalteten eine Kundgebung auch vor der Deutschen Botschaft. Tie Be hörden haben Maßnahmen ergriffen, um neue.Kund gebungen zu verhindern. Zwei Herren des Außenministeriums erschienen heute aus dec deutschen Botschaft und drückten Gr Be dauern über die deutschfeindlichen Kundgebungen in Rom au». Der Konflikt km deutschen öankgewerbe. Berlin, 30. Jan. Nach einer Meldung der „Voss. Ztg." sand gestern im Reichsarbeitsministerium nochmals eine Besprechung mit den Vertretern der Bankange stellten über die beantragte Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches statt. Von dem Vertreter des Mi nisteriums wurde erklärt, daß der Schiedsspruch insoweit als verbindlich erklärt werden würde, als er die Pier- Prozentige Gehaltserhöhung für die Tauer der nächsten sechs Monate betrifft, dagegen soll die Regelung der Arbeitszeit einem besonderen Schiedsgericht übertragen werden. i > ' > l 1 ? Vie Stlaaes-Zlotte a« Üke üeutfch-australksthr Vampfschissahrtsgesellschaft verkauft. Berlin, 30. Januar. Au dem Ankauf der StinneS- flotte durch die' deutsch-australische Dampsschtffahrtsgesell- schaft melden die Blätter noch, daß der Kaufpreis 27 Mtllio- neu RM. beträgt. Unter Berücksichtigung der Belastung des Schtffsparks durch Hypotheken usw. ergibt sich ein Barzugang an die LtquibationSkasse von rund 6 Millionen RM.. Auf Grund dieses Barzugange» und de» Erlöse» de» Verkauf» der Koholyt A.-G. ist nunmehr beschlossen worden, die Gründung der Sttnneskohlenhandelsgefellschaft vorläufig zurückzustellen, da zur Zeit kein Anlaß mehr vorliegt, eine Gründung mit fremder Beteiligung zu betreiben. Nach einer Mitteilung des Berliner Tageblattes werden durch die Angliederung der StinneS-Reederet die deutsch-australischen und Kosmosltnien über einen SchtjifSpark von über 820 000 Tonnen verfügen und damit an di« dritte Stelle der Reihenfolge der deutschen GroßschiffahrtSunternehmungen rücken. Aktive Hanäelsbilanz. Bon Prof. Dr. Kastner, M. d. L. Nicht nur in den Kreisen der Wirtschaft, sondern auch in der bretteren Oeffentlichkett wird, und zwar mit Recht, darauf aufmerksam gemacht, daß unsere Han delsbilanz, die bi» vor kurzem eine erschreckend« Passi vität, d. h. eine Etnfuhrzifser, die erheblich größer war, als die unserer Ausfuhr aufwte», seit kurzer Zeit sich aktiv gestaltet, d. h., daß wir an Werten mehr ausge führt haben, als wir einführten. Liese Tatsache ist un zweifelhaft außerordentlich beachtlich. Man darf -sie aber weder überschätzen noch unterschätzen. Was die Ueberschätzung anlangt, so mutz zunächst gesagt werden, daß die rein ziffernmäßige Bewertung, wie sie in den üblichen Zahlen der Handelsbilanz jzum Ausdruck kommt, für den wirklich ernsthaften Beurtei ler des Wirtschaftslebens nur eine relative, keine abso- lute Bedeutung hat, daß es vielmehr hauptsächlich dar- auf ankommt, festzustellen, wie die Ziffern der Han delsbilanz sich auf Aktiv- und Passivseite tatsächlich zu« sammenschen. Lazu kommt, daß der lleberschutz der deutschen Ausfuhr über die Einfuhr im Dezember nur eine relativ geringe Höhe aufwies, nämlich insgesamt 34 Millionen Mark. Stellt man diese Ziffer der Tat sache gegenüber, daß — für das ganze Jahr 1925 be rechnet — sich eine Passivität von rund 8V, Milliarden ergibt, so zeigt sich, daß dieser Ansatz der Besserung nur einen.sehr schwachen „Stlberstreisen" darstellt. Mit Recht wird auch von unseren besten Kennern der Wirtschaftszusammenhänge daraus hingewiesen, datz aus den Ziffern, die wir nannten, eine Belebung un serer Wirtschaft nicht oder zum mindesten noch nicht ab zulesen ist, denn ein Vergleich der beiden Zahlenseiten ergibt, daß der fortschreitende Geldmang«! zwangsläu fig ein starkes Sinken auch der internationalen Kauf kraft Deutschlands herbetführte, und daß au» diesem Grunde, weil wir eben nicht in der Lage waren, mehr einzukaufen, wir tatsächlich auch dann wenig «tngeführt haben. Trotzdem soll man diese» kleine Leichen einer tat sächlichen Umstellung nicht unterschätzen. Ec kann den Anfang der Gesundung bedeuten, wenn wir dafür Sorge tragen, daß die nunmehr eingeschlagene neue Linie mit einer gewissen Konstanz fortgesetzt wird. Man kann mit einer gewissen Berechtigung feststellen, daß, rein zwangsläufig, und zwar ebenfalls infolge unsere» Geld imangels, die Einfuhr mehr und mehr sich beschränkt auf die notwendigsten Lebensmittel und die dringend notwendigen für unsere Produktion erforderlichen Roh stoffe. Tas ist an sich schon eine Umkehr zu gesunden! Grundsätzen, die, wenn sie auch nicht durch eigen« Tisziplin, sondern durch Zwang der Verhältnisse her. beigeführt wird, zum mindesten doch insoweit erziehe rischen Wert besitzen und zur weiteren Gesundung hel fen kann. ! ' > - j i ' Man kann sogar noch weiter gehen. Man kann sagen, daß vielleicht in dieser Umstellung unserer Han delsbilanz tatsächlich — zeitlich gesehen — der entschei dende Wendepunkt für unsere Wirtschaft zum Ausdruck kommt, wenn man es nämlich zusammenhält mit eini gen anderen Tatsachen, die ebenfalls für den Kundigen außerordentlich interessant sind. Ich habe schon mehr fach in der Öffentlichkeit darauf hingewiesen, daß die Zukunft der herrischen Wirtschaft und ihre Aussichten im Auslande günstiger beurteilt werden, als bei uns. Ich habe insbesondere daran erinnert, daß — man man auch zu dem Problem ausländischer Anleihen stechen, wie man WM — die eine Tatsache, daß der amerikanische Geldmarkt in starkem Umfange sich für die deutsche Wirtschaft interessiert, zweifellos als ein gewisser Ver trauensbeweis zu werten ist,, wenn man auch dabei nicht übersehen soll, daß der amerikanische Markt gegenwärtig nur wenig Möglichkeiten zur Plazierung von Kapi talien bietet. Dazu konmrt eine Tatsache, auf die die Deutsche Bank in ihren wertvollen wirtschaftlichen Mitteilungen hingewiesen hat. Sie erinnert daran, daß di« Auf stellung der Goldbilanzen einen, außerordentlich großen Kursrückgang während Pes Jähre» 1925 zur Folg« ge habt hat und stellt fest, daß der Durchschntttskur» der Anfang Januar an der Börse gehandelten Aktien nur 68,1 v. H. betragen hab«. Sie erklärt dies« Tatsache einleuchtend damit, datz eine Rentabilität der in diesen Nktienwerten sich verkörpernden Substanz nicht, erwar tet wurde. Nun haben kurz nach Anfang diese» Jahre» die Aktienkurse eine,Steigerung erfahren. Die „Mit teilungen" ziehen daraus den berechtigten Schluß, daß, da diese Steigerung mit Zufallsmomenten nicht ausrei chend erklärt werden könne, tatsächlich ein gewisser Mei nungsumschwung etngetreten sei, datz insbesondere man auch eine Erleichterung de» Geldmarktes und dadurch «ine Belebung der Wirtschaft erwarte. Daß «ich Hie