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21. Jahrgang Donnerstag» äen 27. Mai 192S Nr. 120 Abd el Krim bittet nm Frieden? ige und Gesell« String der pol« Pari», 24. Mat. Die französischen Truppen jn MaroKo habe« gestern die Stadt Targuist, wo Abd el Krim nach der Eroberung von Agdtr durch dte Spanier setn Hauptquartier aufgeschlagen hatte, ohne Schwert streich eingenommen. Der Widerstand wird vor der fran zösischen Front immer schwächer. Zn den letzten drei Tagen konnten die französischen Truppen, ohne auf nen nenswerten Widerstand zu stoßen, 30 bi» 40 Kilometer Gelände gewinnen. TaS HavaSbliro meldet aus FeS: Der französische Militärarzt Parent. der nach Abbruch der Friedens konferenz von Udjda mit einer Mission ins Lager Abd el Krim» gesandt wurde, ist in Fe» angekommen, wo er eine längere .Unterredung mit dem Generalresidenten Steeg hatte. E» wird versichert, daß Parent ein Hand schreiben Abd el Krim» an Steeg mttgebracht habe, .da rin formelle» Friedensgesuch Abd el Krim» darstelle. vlämlsthe Kundgebung in öelgien. Pari», 25. Mat. wie Hava» au» Hazebrouck meldet, sand an der französisch-belgische« Grenze gestern in einer zur Hälfte auf französischem und zur Hälfte auf belgischem Gebiet liegenden Ortschaft eine vlämische Kundgebung statt. Die Blamen bildeten unter Führung de» belgischen Abgeordneten Butahe einen Demvnstva- ttonSzug und sangen auf belgischem Gebiet den „BlA mischen Löwen", ein Nationallied, in dem sie da» Recht fordern, sich selbst zu regieren. Zwischenfälle werden nicht gemeldet. I , Sevorfkhen-e Ernennung «euer Karöinäle. Rom, 25. Mai. In dem auf de« 21. Juni an beraumten geheimen Konsistorium werden der Wssesfvr der Kongregation de» Sant'Offteiv (Inquisition), Mpn- signore Earlo Perost, und der Assessor der Kongrega tion dgr Sakramente, Monsignore Luigi Capvtuftt, zu Sefuch ües preußischen Kultusministers kn Ungar«. Tier preußische Kultusminister Professor D. Dr. Becker hat sich auf Einladung der ungarischen Regierung Minister» Grafen Klebelsberg nach Budapest begeben. Tier Kultusminister beabsichtigt, im Rahmen diese» Be suches die wissenschaftlichen Anstalten in Budapest «tnd die ungarischen Universitäten Debrecin und Fünfktr- chen zu besichtigen? außerdem wird er dte deutsche Ko lonie in Budapest besuchen und sich über da» deutsche Siedlungsgebiet in Ungarn unterrichten. Verhaftungen bei -em K-lner Stahlhelmumzug. Köln, 24. Mai. Am Sonnabend abend und Sonntag vormittag begaben sich größere Teile des Stahlhelm» nach Köln, um dort im Laufe des Sonntagnachmittags auf dem Heumarkte vor dem BundeSführer Seldte zu defilieren. Als der im Anschluß daran sich bildende Zug an der Apostelktrche ctnbog, kam e» zu Gegendemonstrationen einer größer- Menschenmenge, welche die Internationale sang. Die Polizei nahm an dieser Stelle 1g Verhaftungen vor. An einer anderen Stelle der Stadt, an der Hohen Pforte, wurde ein Mann, der sich abfällig über den Stahlhelm äußerte, von 1ö Stahlhelmleuten blutig geschlagen. Ein für den Abend an gesetzter Zapfenstreich wurde vom Polizeipräsidenten verboten. Vie Stillegungen im westlichen In-ustriegebiet. Hagen, 2ö. Mai. Auf der Delegiertenversammlung des Gewerkvereins deutscher Metallarbeiter erklärte Regierungs präsident Köntg-ArnSberg zu den Stillegungen im Industrie gebiet, der Höhepunkt der SttllegungSaktton sei noch nicht er reicht. TS lägen ihm noch eine große Anzahl von Still legungsanträgen vor. Man werde wahrscheinlich mit der Stillegung des Phönix in Hörde zu rechnen haben. Auch andere größere Werke beabsichtigen Stillegung oder andere starke Abbaumaßnahmen. Da die Produktion im westfälischen Industriegebiet wegen der Höhe der Transportkosten zu teuer geworden sei. Sie müßte an den Rhein heran, um billiger verfrachten zu können. Werde keine Möglichkeit geschaffen, dte Industrie zu unterstützen, dar"- musie man mit der A'" Wanderung der Großindustrie rechnen. Zum Schluffe forderte der Redner Maßnahmen gegen unberechtigte Betriebsstill legungen. Zusammenstöße kn Neukölln. Berlin, 2S. Mat. In Neukölln kam e» gestern abend zu größeren Zusammenstößen zwischen Anhängern des Noten FrontkämpserbundeS und Mitgliedern des Stahlhelms, die in geschlossenem Zuge von einer Beerdigung zurückkehrten. Die alarmierte Polizei mußte mit dem Gummiknüppel die all mählich auf mebrere Tausende angewachsene Menschenmenge die eine drohende Haltung gegen die Polizei etnnahm, au»- einandertreiben. Ueber 20 Personen wurden festgenommen. E» verlautet, daß der Generalresident am Donner««« zur Front reisen wird, um Abd el Krim» Unterwerft»« entgegenzunehme«. i l „Abd el Krim existiert nicht ulchr." Die Morgenpresse bestätigt dte Nachricht au» Marokko, wonach sich Abd el Krim den Franzosen ergeben will. Es soll bereits am Quai d'Orsay der Text des Handschreibens Abd el Krims an den Generalrestdenten Steg eingetrosfen sein. Man erwartet, daß die Feindseligkeiten daraufhin bereits in den nächsten Tagen eingestellt werden. Im übrigen erklärt die Morgenpresse einstimmig, daß jetzt keinerlei Friedensverhandlungen mehr mit Abd el Krim geführt werden. Abd el Krim habe sich jetzt nur noch zu unterwerfen und zwar bedingungslos. Der „Matin" veröffentlicht eine Unterredung mit einer ungenannten, aber, wie er erklärt, offiziellen Persönlichkeit aus der höchsten Verwaltung in Marokko. Diese Persönlich keit erklärt, oaß alle», was seinerzeit auf der Friedenskonferenz in Ujdja besprochen worden sei, beute keinerlei Sinn mehr habe. Es bestehe ein Abgrund zwischen der damaligen und heutigen Lage. Abd el Krim existiere jetzt nicht mehr. Deutsches Reich unä äeutsche Meäizm. von Prof. Dr. ». Mvller», Berlin. Die so eindrucksvoll verlaufene Reichs - Gesundheitswoche hat dte allgemeine Aufmerksamkeit von den wirtschaftlichen Sorgen des Alltag» auf dte große Bedeutung htngewtesen, die der Gesundheit als der BorauSsetzuna und dem Ziele de» LebenSglücke» nicht nur für den einzelnen, sondern auch sür die Volksgesamtheit zukommt. Wie der einzelne sich zur Kräf tigung und Gesunderhaltung seine» Körper» an den HauSar» wendet, dem er setn vertrauen geschenkt bat, so stehen auch dem deutschen Volke in seinen Gesundheitsbehörden sachver». ständige Berater zur Sette, welche alle Fragen der öffentlichen Gesundheitspflege zu, bearbeiten haben. In den schweren Jahren der Nachkriegszeit hat die Ge sundheitspolitik de» Deutschen Reiche» manch« Wandlungen burchgemacht. Der unglückliche Ausgang de» Weltkriege» hatte mit den Grenzen de» alten Reiche» auch zahlreiche wert volle gesundheitliche Einrichtungen zerstört. Di« au» dem Osten drohende Seuchengefahr muht« in einem von politischen Wirren stark beunruhigten Lande durch neue Abwehrmaßnäh- men zurückgedrängt werden, während fast gleichzeitig im vom Feinde besetzten westlichen Grenzgebiete die Rubrdesetzung die schwersten Erschütterungen der Volksgesundheit hervorrief. Li« überstürzte Demobilmachung de» Heere», die Rückkehr der Kriegsgefangenen und Flüchtlinge, det stark« Geburtenrückgang, dte Unterernährung weiter BolkSkretse, tnSbesonder« der deut schen Jugend, der verfall der deutschen Währung mit seinen verheerenden Folgen für die Volkswirtschaft, dte Sozialver sicherungen und die gesamte private Wohlfahrtspflege, die wirtschaftliche Notlage de» Aerztestande» und der Kranken anstalten schufen den Gesundheitsbehörden de» Reiche» und der Länder eine Fülle neuer Aufgaben, welche dte Vorkriegs zeit nicht gekannt hat. Eine fesselnde Darstellung der Gesundheitspolitik de» Deutschen Reiche» in der Nachkriegszeit von der hohen warte des Parlamentariers aus gibt daS vor kurzem herausgegeven« Buch „Deutsche» Reich und deutsche Medizin" de» bekannten RetchstagSabaeordneten Prälat Prof. Dr. Schreiber (Verlag Joh. Ambros. Barth, Leipzig 1926), der sechs Jahre lang als Berichterstatter beim Haushalt oe» RetchSmtntsteriumS drS Jnnem dte Gesundheitspolitik de» Reiche» miterlebie und da durch einen Einblick in Zusammenhänge und Maßnahmen gewinnen konnte, dte sonst der bretteren Oeffentltchkett nicht bekannt zu werden pflegen. Das Buch behandelt nicht nur da» Arbeitsgebiet de» ReichSmtnistertum» de» Innern, dem unter der Mitarbeit de» ReichsgesundhettSamte» in der Haupt- fache dte Führung der Gesundheitspolitik des Reiche» obliegt, sondern arbeitet auch dessen mannigfache Beziehungen zu de.. Nachbarministerien, dem ReichSarbettsmtnisterium, dem Reichs« ernährungsmintsterium, dem Reichswehrministerium und dem Reich-Ministerium für die besetzten Gebiete heran», dte in enger Berührung mit der öffentlichen Gesundheitspflege stehen. Besonder» dankbar muß man aber dem vielersahrenen Heraus geber setn, daß er auch den gesamten parlamentarischen Quel- S lenstoff der Jahre 1918 bis 1926, soweit er dte gesundheitlichen Verhältnisse des deutschen Volkes berührte, erstmalig vor der breiten Oeffentltchkett auSgebreitet hat. Tine reiche Persön liche Note erhält da» Buch durch dte mannigfachen Persönlichen Beziehungen, die Prälat Schreiber mit der Notgemetnschaft der deutschen Wissenschaft, der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, der Wirtschaftshilfe der deutschen, Studentenschaft, dem Reichs- auSschuß für Leibesübungen, der Technischen Nothtlse, der medizinischen Fakultät in Münster und der deutschen Medizin im Auslande hat, denen er je einen eigenen Abschnitt in sei nem Buche gewidmet hat. Im Rahmen des verfügbaren Raumes ist e» unmöglich, dem vielseitigen Inhalt des lesenswerten Buches auch nur einigermaßen gerecht zu werden. Kaum ein Teilgebiet au» den mannigfachen Problemen, mit denen sich die Gesundheits politik der Nachkriegszeit befassen mußte, ist in dem Buche von Prof. Schreiber unberücksichtigt geblieben, so daß jeder, der die gesundheitlichen Verhältnisse de» deutschen Volkes in der Nachkriegszeit studieren will, aus dem Inhalt de» Buche» rei chen Nutzen ziehen kann. Besonders anerkennende Worte hat Prof. Schreiber der Tätigkeit de» Reichsgesundheitsamte» gewidmet, da» in diesem Sommer da» Jubiläum seine» SOjäyrtgen Bestehen» feiern kann. E» sei daher im nachstehenden mit wenigen Worte« auf dte Bedeutung dieser wichtigsten Gesundheitsbehörde de» Deutschen Reiche» htngewtesen. Da» RetchSgesundhettSamt wurde im Jahre 1878 mit der Bestimmung begründet, dem Reichskanzler (Reich»a«t de» Innern) „sowohl in der Ausübung de» ihm verfassung-mäßig zustehenden Aufsicht-recht» über die Ausführung der in den Kreis der Medizinal- und veterinärpoltet fallenden Maßregeln als auch in der Vorbereitung der weiter auf diesem Gebiet«- in Aussicht zu nehmenden Gesetzgebung zu unterstützen". Im Lause der Jahre erfuhr der ursprüngliche Wirkungskreis des RetchSgesundhettSamt» mannigfache Erweiterungen, indem e» eigene wissenschaftliche Laboratorien erhielt. Die Glanzperiode des Gesundheitsamtes stellen dte Jahre 1880 bi» 1885 dar, während wächer Zeit Rodert Koch hier dte Grundlagen der neuen bakteriologischen Wissenschaft schuf und dadurch mkt der medizinischen wissenschaftlichen . , 7^.7 Koch mit seinen Schülern ! die Erreger der wichtigsten Voll»- und Tierseuchen, der tuber kulös« (R. Koch), der Diphtherie (Löffler), k» Dyphu» (Koch- Marx sucht Kolonlalverhan-lungen. lischen Pressevertretern sich als Anhänger einer kolonialen Verständigung mit England erklärt. Der Reichskanzler hat die Absicht geäußert, sich zur kommenden Bolltagung des Völ kerbünde» persönlich nach Genf zu begeben, um direk sprechungen mit den englischen Staatsmännern aufzunehmen. der ehemalige präst-ent von Panama beim RekchsprästSente«. Nevktn, 28. Mai. Der Reichspräsident empfing heut« den früheren Präsidenten, jetzigen Gesandten von Panama in London und Pari», Dr. Pvrra». Keine polnische Anleihe in Italien. Rom, 25. Mai. Entgegen den in einem Teil der s— - - - - Handlungen zwischen der italienischen Regierung, und einem polnischen Konsortium über die Gewährung einer Anleihe von '10 Millionen Dollar an Polen wird ge meldet, daß diese Nachrichten jeder Grundlage entbehren. die »ngllsch-türklschan verhan-luagrn. London, 28. Mat. Wie Reuter erfährt, nehmen der großen Äiderspruch hervorrief, wird in der nächsten Berlin zum Mittelpunkt' der — di« engltsch-türitschen Besprechungen einen günstigen, Sitzung der gesetzgebenden Körperschaften erneut Lar- Welt macht«. Hier entdeckte Robert «erlauf. Lite türkische Regierung zeige sich von ärm j gelegt werden. ! die Erreger der wichtigsten Volk»- ur Wnusch tchßelt, zu einer Einigung P» ftnmnen. l /luer Tageblatt MZU Mnzeiger für -as Erzgebirge keNan.««., rog.siau «IE»,»«'-,. Suthaltrnö öl» amtllche« Pekanntmachungr« ö— «ata» ö« «atz« uns tze» MntOgMtcht» M«. PeßMe« »—» Nun —»P lu.'eee Presse verbreiteten Nachrichten über angebliche Uyter- Kardinälen ernannt werden. die fS-afrikanischs Zlaggenfrage. Kapstadt, 28. Mal. Der Gesetzentwurf über di« Schaffung einer südafrikanischen Flagge, in der die bri tische Flagge nicht mehr enthalten setn sollte, ist von der Regierüng'zurückgezogen worden. Der Gesetzentwurf, Deutsche Erfolge im Haag. Haag, 25. Mai. Der internationale Gerichtshof hat in der Klage der deutschen Regierung gegen dte polnische Regie- rung wegen einer Reihe von deutschen Eigentumsrechten in Polnisch-Oberschlesien seine Entscheidung bekanntgegeben. Der Gerichtshof ist zu dem Schluß gekommen, daß in den Hauptpunkten der deutschen Klage ftattzugeben ist. Im ersten und zweiten Teil der Entscheidung w rd ausgesührt, daß die Anwendung der Artikel 2 und 5 des polnischen Ge setzes vom 15. Juli 1920 auf deutsche Angehöri schäften in Polnisch-Oberschlesten, sowie die Ha nischen Regierung gegenüber den Aktiengesellschaften Ober schlesische Sttckstoffwerke und Bayrische Stictstoffwerke im Widerspruch zu der Genfer Konvention stehen. In Teil 8 der Entschetdungwtrd dargelegt, daß die von der polnischen Regierung bezüglich einer Reihe von ländlichen Domänen erlassenen Enteignungsmodisikattonen in fünf Fällen im Widerspruch zu der Genfer Konvention stehen, daß dagegen in vier Millen die deutsche Klage abgewtesen werden müsse.