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Sächsische Volkszeitung : 07.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190502079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19050207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19050207
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-02
- Tag 1905-02-07
-
Monat
1905-02
-
Jahr
1905
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.02.1905
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Rr. 31. Dienst<A» den 7« Fedruar 1V§^5. 4. Jahrgang» Sächsische Nolkömtum «rlcheint liiallck nachm, mit Itiisiialime der Tom,- und gelitege. > I . . .. ^ Skk!!!ckEL!LiM°W!i.lÄ:^!!Lr.Ä U«sddr»-iser lr-rdl-n Kr V»d»dett. ftecdt». frewett. «edak:il'ii»-Svrechit>!iide II —IS tlbr. Inserate wi-rdei, die «igeipnliene Pelilzeile oder deren R,u, n, in 18 Ps. derechnel, bei Wiedeibolmift bedruiender Rabnil. Vuchdrurkerei, Nedaktio» »ud KieschaslsstcUc-. Trrsdr«, Pilliiiver Ltrakie 4.1 — geruivreckr, Vinn I -!r lixv, Der Tsler»nzantrag. Am Sonnabend kam der sogenannte Toleranzantrag zur Beratung. Das Zentrum hat denselben znm ersten Male am L3. November 1900 eingebrarht. Am 5. Dezember begann bereits die Debatte im Plenum des Hauses. Alle Parteien s stimmten dem Anträge zu, den Gesetzentwurf einer Konnins- sion von 28 Mitgliedern zur Vorberatung zu überweisen. An» 10. Mai 1901 beschloss die Kommission nach eingehender Ber«tung, den Entwurf des Zentrums mit einigen Zusatz- anträgen der Genehmigung des Hauses zu empfehlen. Derselbe wurde im Jahre 1902 im Plenum des Hauses mit 163 gegen 60 Stimmen angenommen, soweit sein erster Teil, die „Religionsfreiheit der Neichsangehörigen" in Be tracht kommt. Ter zweite Teil des Antrages, die „Reli gionsfreiheit der Religionsgemeinschaften" betreffend wurde vom Zentrum zurückgezogen. Trotz der großen Mehrheit, mit welcher der Toleranz- antrag zur Annahme kam, verhielt sich die Negierung hier zu ablehnend. Der Bundesrat fand eS nicht einmal der Mühe wert, einen Beschluß darüber zu fassen. Nach der Neuwahl des Reichstages erschien es daher dem Zentrum anzezeigt, den Gesetzentwurf neuerdings im Reichstage ein zubringen. Am Sonnabend begann die Debatte. Tr. Bachem hatte die Begründung des Antrags über nommen. Die Schilderung der Klage der Katholiken in Mecklenburg und Brannschweig, dessen Gesandten erst im Taufe der Diskussion erschienen, fesselte das ganze Hans, und alle Redner gaben unumwunden zu, daß dieser Zustand nicht aufrecht erhalten werden tonne. Sodann zerstreute er alle die Einreden, die gegen den Antrag erhoben werden. Das Haus war einig, daß die Rede Bachems ein parlamen- Z tarischcs Meisterstück war, wie man es selten im Reichstage Z hört. Das gerade Gegenteil war die Antwort des Tr. Satt- ' ler, der für den verhinderten Tr. Hieber einsprang', er war furchtbar aufgeregt. So schilderte man uns die alten Knl- tnrkämpfer, und seine Worte selbst kamen nur stoßweise her vor. Natürlich stellte er sich rundn>eg ablehnend, sogar gegen die Kommissioiisberatung, worin sich ihm später Tr. Stock mann und Hennig anschlossen. Tic verschärfte Tonart klang H also schon durch-, die gesamten Ausführungen Sattlers waren auf diesen Ton gestimmt. Der Sozialdemokrat Tr. David erklärte sich für den Antrag und meinte, daraus könne man sehen, daß seine Par tei nicht rcligionsfeindlich sei', eine sonderbare Logik, zumal den- gesamte Inhalt der Rede einen sehr religionsfeindlichen Charakter atmete! Aber die Genossen merken, allem An schein nach dies gar nicht mehr. Ter konservative Abgeordnete Hennig stellte sich sehr wohlwollend zu dem Anträge, soweit er Beschwerden der Ka tholiken enthielt, aber sonst befürchtete er von demselben eine ungeheure Machtentfaltnng der katholischen Kirche und lehnte ihn deshalb ab. Für die freisinnige Volkspartei ver las Tr. Müller-Sagan eine Erklärung, die sich für Re ligionsfreiheit der Einzelpersonen, aber gegen Religions freiheit der Religionsgemeinschaften ausspricht. Tr. Stock- mann (Ncichsp.) rief gar dem Bnndesrat zu, die Augen offen zu halten, damit er die drohende Gefahr sehe. Tas Zentrum sei nur auf den Vorteil der katholischen .Kirche be dacht und deshalb müsse man es fürchten, wenn eS mit Ge- frlumken wie Toleranz komme. Wesentlich freundlicher stellte sich Tr. Stöcker-, er ist auch für eine Kommissionsberatnng zu haben, meinte aber, man müsse auf die Erregung im protestantischen Volke mehr Rücksicht nehmen. Am Sonnabend konnte die Debatte nicht zu Ende ge- fübrt werden. Nachdem am Montag die Interpellation über die Abgaben auf Wasserstraßen und in den folgenden Tagen die Handelsverträge ans die Tagesordnung gestellt werden, so dürfte der Schluß der Tebatte erst in den nächsten Tagen erfolgen. Ter Verlauf der Sitzung war folgender: Die erste Lesung deö To le r a n za n tra g e s steh' aus der Tagesordnung. Der Bundesratstisch ist i» bucht, iväter erscheint der säch sische Gesandte (Aras v. Hobenthal. Abg. Tr. Bachem (Zentr ) ("-gründet den Antrag Derselbe wurde IM mit IM! gegen NO Stimmen angenommen, soweit sein erster Teil in Betracht kommt. Die Ve» ba»dl«ngen in diesem hohen Hause ergaben einen voüen moralischen ErK-la sür den selben. (Sehr richtig!! Wir aber hat der Bnndesrat sich gestellt? Seine Brschlnsäassnng steht noch aus Gras Büloiv bar schon lOOO im voraus sich ablehnend Verhallen, Kompetenzbcdenlen können nickt mehr bestimmen, zumal »och der Erklärung des Grasen Pasa- dotvSkh bei den Verhandlungen über die Interpellation Biising. (Sehr richtig!) Die einzelnen Bundesstaaten sind den bcrechti>g<en Beschwerden d-r Katholiken nicht eutgegengekommon. Die Vertreter dieser Staate» fehle» heute (Sehr richtig), sie werden wohl nichts zu ihrer Entschuldigung tagen könne». Der mecklenburgische Gesandte könnte zwar anwesend sein, denn in diesem früheren ausschließlich lutherischen Staate ist manches besser geworden. W»r anerkennen die großherzige Eiitichsteßuna des (AroßberrogS vom Iabrc 1003. (Bravo!) Redner geht auf diese Verordnung, die Mecklenburg in die Reihe der paritätischen Staaten einführt, näher ein Ein weiterer Fort chritt ist aber auch dort noch not wendig. Mecklenburg bat im So-'mer 13-14 (K)0 katholische Saisonarbeiter, kur die kalbolischer Gottesdienst nur schwer einzu richten ist: ein Wirt-Kraus ein Tanzlokal dient ol» Raum sür den Gottesdienst Aber jeder Gottesdienst muß erst genehmigt werden; ein Plan kür diese Gottesdienste muß ausgestellt werden. Ich könnte dem Hause einen ganzen Stoß Akten hieriik»«- vorlegen. Der Plan wurde nur für einen Mona» genehmigt. (Hört!) Der Gottesdienst wurde nur für einen Monat genehmigt. (Hört!) Ter Gottesdienst au mehreren Orten wurde nicht genehiniul (Hört!), obwohl Hunderte von katholischen A. beiter» daselbst sind. Geist liche von Strelib läßt man i» Schwerin nicht znm Gottesdienste zu. (Hört!) Weshalb sollen nicht Gottesdienste euigcrichiel weiden, wenn ein Bedürfnis besteht? Welches Slaatsintciesie hindert, daß diese zahlreichen katholischen Arbeiter nicht Sonntag-- ihre Messe anhören können? (Sehr gut!) Schließlich bat man einmal ausnahmsweise für eine» Ort das Lesen einer hl. Messe gestaltet. (Hört!) Manches ist beste» geworden; das anerkennen wir dankbar. Aber eS fehlt noch viel. Das Ministerin n bestimmt, ob und wie oft katholischer Gottesdienst gehalten werden darf. Auch in B r a » n s ch w e i g ist etwas geschehen, aber viel weniger als in Mecklenburg. Hier wohnen rund 25 000 Kaiholsten und dazu viele Saisonarbeiter. Am '0. Dezember l!>02 ist ein Gesetz erlassen worden, das für die Mischehen die Bestimmung enthält, wonach der Staat in erster Linie über die Aoniessiv» des KiudeS bestimmt. Die Elter» habe» nur ei» höchst beschränktes Verfügungsrechl; zwischen Geburt und Taute können sie sich einigen über die Konfession des ersten Kindes und damit sänillichcr kvtgcnder. Ter katholische Geistliche muß hier ein Gelöbnis aus die braun schweigische Gesetzgebung oblegen; das ist ein Unikum in der Geschichte. (Sehr richtig!) Auch hier bestimmt die Regierung allein über die Bedürfnisfrage nach dem Gonesdieus!. .Katholische Kinder müsse» in protestantischen Schulen dem dortigen Religions unterricht beiwohnen, katholischen Religionsunterricht erhallen sie nicht. Einen solchen Zustand müssen wir sehr entschieden zurück- weisen. (Sehr richtig!) Vielleicht nehmen die jetzt erschienenen Bnndcsratsnntglieder Kenntnis von diesen Beschwerden und teilen sie ihren Regierungen mit. (Sehr gut!) Rn» ein paar Fälle: Ein braunschweigischer Weichensteller hol! einen katholischen preußischen Geistlichen, der sein todkrankes Kind lausen soll, er geht und wird dafür mit 30 Mk. Geldstrafe belegt, selbst in höchster Instanz. (Hört! Ungl-rill lick!) Die Bitte, daß in Blau! »bürg ein katholischer Geistlicher sich niedc, lasse, ist nach nicht entschieden. «Hört!) Der Geistliche kommt in die oortige Kilche au-:- Halber stadt. hält Gottesdienst und muß dann wieder mit der Eisenbahn abrahrexn (Hört!) In Brcinnschweig muß s-hr viel besser werden. (Sehr wahr!) In Sachien-Allenburg ist einem Unierbeamten die Erlaubnis zur katholischen Trounng untersagt worden, ais er sich protestantisch traue» ließ, erhiel-t er Koisteiis und Urlaub stir die Hochzeit! Wie kann sich eine Bundesregierung eine solche Blöße g-ben? (Sehr gut!) Hier liegt e»n Willlürakt schlimmster Art vor. Im Königreich er ch; cn ist gar nichts geändert morde»: eine Gleichberechtigung der Katholiken besteht dort nicht. Tie größere Erschwerung daselbst ist der Mangel an Geistlichen; eim heimische gibt es nur selten! 'Aber sehr enge Schranken verhindern den Zugang von fremden Geistlichen; Hilssgeislliche läßt man gar nicht zu! Als der Toleranzantrag hier aiigciwmme» wurde, inirr- pellierte man in der dortigen Abgeordnetenkammer, ob die Regie rung auch diesen im Bnndesrat ablehnen werde; dabei meinte der Interpellant, daß die Verhältnisse in Sachsen sür die Katho liken vorurteilsfrei geregelt seien. (Heitertest!) Ter sächsische Kultusminister meinte hierbei, daß Sachsen an den Hoheilsrechtrn des Staats über die Kirche nichts ändern lasse. Aber diese siaal liehen Hoheitsrechle und im Absterbe» begriffe»! (Sehr richtig!» Ter erste Teil uusereS Antrages wurde im legten Reichstage gründlich durchberateu. Aber auch der zweite Teil ist notwendig. Soll denn der alte Wust von oft chikanöseu Gesetzen noch weiter bestehen? Es ist absolut notwendig, daß hier die Reichsgesetz gebung emschreitct. Tie alten Bestimmungen wurzeln im abge schlossenen .Kanfessiontzstaat der Reformation In der Reiorina tion'-zeit haben die Landetherrn das Recht erlangt, ihre Unter tanen zur Konfession zu zwingen, der sie angehören. Aber diele Zeit ist vorüber: der heutige Staat ist nicht dazu da, diese früheren Ausgaben weiter zu führen. Der heutige Staat null konfessionslos sei»; dann dars er auch nicht seine Machlmin-I zu gunsten einer Konfession einsetzen. In die Geistcskämpre der Kon feffioiwn sokl sich der Staat nicht einmischen. Meine volilische» Freunde lehne» jede Einwirkung des Staates zu zunste» ihrer Kirche und nngimstcu einer anderen Konfession ab! «Sehr richtin!) Was wir-für uns vom Staate verlangen, wollen wir «nch für andere Konscffione» erreichen! (Sehr.richtig!) Deshalb und auch unsere Vertändlungen so ruhig geführt worden. 'Anders iw Lande draußen! Mit besonderer Schärfe mir man in Volksversammlungen den Antrag bekämpft, auch von sehr beachtenswerter Seile. Unier Antrag gibt zu einer Anklage gar keinen Anlaß. (Sehr richtig!) Aber trotzdem bezeichnetc man ihn als einen Generabmgriss aus den Protestantismus. Wi- kann man nur so etwas? iSehr gut!) Wir ziehen nur dir Konseguenze» aus jener EuUvlckliiug, vo» der der Protestantismus sich rühmt, sie eingeleitel zu haben. In der Verhetzung ging man aber io weit, in einem von Pastor Schwarz verfaßte» Flugblatt zu sagen, das Ziel des Antrages iei die ge waltsame Bekebrung der Ketzer (Heiterkeit.» Unser Antrag will eine volle Gleichstellung doc Konfessionen auf staatlichem Gebiete; auf das religiöse Gebiet darf sick der Staat »Eck: rinlassen. «Dr. Sattler: Aber nur hier anerkannte Neligionsgeinein'chosten!) Dar über wolle» wir nnS in der Kommissi»» imlerhasten, und Si- werden die Ehrlichkeit unserer Absichten erkenn«!. Wir wolle» Freiheit sür die Person und sür die Religionsgernein'ckiakieu. Rur ans diesem Wege erblübl das Wahl des deutschen Vaterlandes. ( ?-ravo!i Redner geht sodann zu den Einwänden gegen den Antiag über. Die ablehnende Haltung des Zentrums gegen dev !s Kit! kann moen nicht ins Feld führen. D jest-r Artikel verletzt den Tolernnzantrari nickt, er ist nicht von Katholiken geschaffen, er be vorzugt keine Konfessionen. Wenn man sagt, er nütze mehr den Katholiken. >'o sage ich: das bäiißt nicht von uns ab. sonder» von Misere» Gegnern. (Sehr richtig!) Er tchiitzt uns vor Beschul p- sungcn Wir haben kein Bedürfnis, daß irgend eine Neligwns- gemeinickaft ungeschützt bleibe (Beifall.) Da« Vegräbnisweien bat man gegen »ns ins Feld gefübrt. will man eine reichsgesttz- liche Regelung desselben, so sind »vir nicht dagegen. Aber versaffungs- mäßig sind wir nicht kompetent. (Sehr richtig! reckt? ) Grund sätzlich anerkennen wir an. daß in allen deutschen Staaten jeder mann ein ständiges Begräbnis nach seinem Tode erhalte» 'oll. ohne daß das menschliche Geffibl verletzt wird. Wir wünsche» konfessionelle Friedhöfe und geben guck gerne aus diesem ver storbenen Protestanten ein Gastrecht, ohne daß dadurch das Reibt der Eigentümer verletzt wird. In Elsaß-Lothringen muß gesetzlich eingcgrifsrn werden. Das Prärialdekret enthält die richtige Lüning, die kaiserliche Negierung daselbst engt eS aber in unberechtigter Weise ein. Man wirst uns bor: Ihr fordert staatsrechtliche Toleranz, verweigert aber religiöse Toleranz. So kük>rte Dr. Stöcker am 0. Dezeniber 1004 bier aus, dogmatische Toleranz könnten wir nicht geben. Die Bedingung der religiöse» Toleranz ist eine Ver mischung von Religio» und Politik In Bopern und Oesterreich bat man diese Bedingung nicht gestellt. Wie stebt es aber mit d'eker Toleranz innerhalb de« Protestantismus ans? Der Abg. Stöcker selbst anerkennt die radikale Tbenloaie nicht Ein liberaler Theologe hat in der .Saale-Zeitung'' selbst zugegeben, dai; die religiöse Toleranz sich an der Wahrbasligkeil versündige. Wir stehen Dr. Stöcker sehr sympalhisch gegenüber in ieinei» Kampse "w das Apostolikum. (Sehr richtig!) Aber wem sollen wir da die religiöse Toleranz geben^ Auch der liberalen Richtung, die er selbst verwirft? (Sehr richtig!) Kathvlizismus und Proleslnniis- mus stehen sich aber in viele» Lehren lehr scharf gegenüber, und so kann eine religiöse Toleianz nicht platzgiciseu. Wir als Katho liken baben nichr die subjektive selbst erlebte Wahrheit, wir lcuncii nur die objektive Wahrheit, die jedermann anerkennt, der Katholik ist. Jede Koiise'sivn muß daraus halten daß sie im Besitz der Wahrheit iei: jonst würde es eine dovpelle Wahrheit geben. >S<-hr gut!) Wie iieln es aber mit der Toleranz gegen die katholische Kirche ans? (Sehr gm!) Ta bestehe» Sliöinnngeii. die die katho lische Kirche grlindsätzlich aus dem öffenllichen Lebe» auSschließcn wolle»! Wir wollen gar keine religiöse Toleranz vonseilen des Brülellaiilismiis. Aber nur fordern slaarsbürgerliehe Toleranz! Mit der Richlung des Herrn 'Abg. Tr. Slückcr stimmen wir sehr weil überein Tie Ueberzeugung Andersgläubiger achien wir durchaus, weil wir anerkennen, daß sie einem wahre» Streben »ach Wahrheit entspringt. Aber mit dem objektive» Inhalt dieser Uederzrngung köniu» wir nicht üdereinsliiniiieii. Tie sudjetlive Werlschäßung des Einzelnen leidet darunter nichi not. Gerade deshalb fordern wir auch Beibehaltung des >00, der verhindern soll, daß die religiöse 'Anschauung der Personen beschimpft werden kann. Ich hoffe, daß unsere neuen Verhandlungen ebenso würdig verlaufen, wie die frühere»: ich hoffe, da» man im Lande diesen, guten 'Beispiele folge» möge. Ich biile um Nrhcrmcisimg an eine Kommission von L'« Mitglieder». Tan» muß sich der Bnndesrat überlegen, dal! er die Sache nicht mehr aus die lange Aa»k schiebt. Tan» erst wird Tenischland ein wirknchcr Aechtssiaat werden! Ich hoffe, dag die Arbeiten zu einem guten Resultate führe» werden. (Lebh. Beifall.) Tie Tebaue nahm sodann folgende» Verlaus: Abg. Dr. Sattler (»all.): Heute sollte mein Irenud Tr. Hieber irden: aber cr lonuie nicht ablomme» Mein Vorredner hat die Sache so dargestelli, als habe die fatholiiche Küche lcin Wäfferlein geirübl. Dagegen protegiere sch. 'Auch in Bayern muß Toleranz gegeben werden. Wie lautet der Sr)llabns mit seiner Tonncrsluiiine. der uns verdonnert? Ter Staat muß eine Hoheit über die verschiedenen Konfessionen habe». Ter Staat iiuiß als mäßiges Element mffliele». Für de» Frieden muß hier der Staat wirken. Wen» Männer, die uns bochsteben, beschimpft werde», ist kein Mtliel vorhanden, niii diese zu schützen Tic Rede des Abg. 'Bachem gibt ein total falsches Bild! Ter Anlrag iollie nicht heißen: „Toleranzantrag", sondern „Antrag zur Bekämpfung der Staatshoheit der Kirche»". 'Bär ist er cm sehr unangenehmer Bekannter. Der Anlrag muß abgelehnl inerden. Abg. Dr. David (Sozd ): Wir fordern Freiheit der Welt anschauung und stimmen für de» Antrag! Ader trotzdem sagt ina». wir seien Rcligionsseinde. Das ist nicht richtig! Warum ist die Schulsrage nicht ausgenommen? Tie Volksschule trieft ja von Religionsunteriiehl. Ten zweiten Teil des Antrages sollte das Zenit'»,» znrückziehci!.' Tie besten Geister der Ratio» halten es mit Schiller, daß sie sagen: wir bekennen keine Religion ans Re ligion! Aber wir hoffen, daß die Schranken inimer mehr sille», auch die innerlichen Schranke» i» der Kirche und rechnen inst einer freiere» Enkmicklimg. (Beifall links.) Abg. -Hennig (Kons.): Scho» die Eiiilnstignvg des AiuragcS und die Begründung desselben bericht ans Anklagen , egen die prowsloitisckeii Mebrbeilen gewi-sse, Etaalci! Jede Rtligivi.s- gemeinickasl hat die Neigung zur Intoleranz. Wir sind von der Wiedei lehr d-cies Au.rages nichi sebr erbaut: er fördert nicht den konscisiviielle» Frieden. Ich zolle dem Zennum meine belle Aner kennung für die Energie und dir Zbdigkeit. inst der es sich sür seine Kiecke vvtci: in de- Eireichniig ihrer Ziele. Möckie es vri uns Protestaisteii a»ch Vesser hierin sein nnd io die Zeit kommen, wo wir st» praktische» Ehristenllii» uns emigen könne». Wi» geben ihm gerne zu daß die uiiger-ckite Beliaudlung der Kalbolileii in maiicheu Staaten zu wünschen ütnig läßt und daß das fallen muß. (Bestall > Bber ei» änderet Weg bäne gewählt werden falle»; man haue sich vereinigen sollen zu einem gcuxiusaine» Voisioß, »m diese Ilngrr-chlialesten zu lnseiiigen, durch eine Beieinvariing »uler de» Buiidessiaa'.c». linier rvaiigeli ckes Volk winde Anstoß iielnne» an der Trennung oder dem Riß zwischen Staat und Kirche, den der Antrag berbestübr,n würde. Das Zentrum sollie dru zweiten Tri! seines Antrages wieder z»> iickz» hrn- Im Iineies'c der katholischen Kirche lieg: de> Anlrag j» sehr. Ans Gewissrns- pslichie» summen »>st ge, en d iesen Teil, nul l aus Rücksicht auf die Bewegung dronß,o. Das Reich ist nicht komrelenl. Einen Koiiimistionsberaiulig können wir »ichi das Woil rede». Wenn wir auch getrennt n.ariiliieik». wolle» wir doch vereint schlagen. (Beifall.) Abg. Dr. Muster-Saga» (Freist Ästig). Dem erste» Tril des Zenlr»msanlr>«zeS treten w» durchvn» lei, der zweite Teil sollte nicht in die Kvmiiistswn kommen. Wir sind toinii gegen die Kom- nffisionsberaliing. ' ^bg. Dr. Etockm«nn (Reichs)' ) erklärt »-iinens seiner Fraktion, daß sie den Antrag oblelnie». wie vor rner Iabrrn. Wir sind nicht überrascht durch seine Einbringung, wobt aber, daß mau jetzt auf Beratung des Antrages dringt. Die Erregung nlx-r die Awhebiing des Iriiistengesetzes dauert noch an. Die Lage der deulichen Katholiken ist nickt io schlimm, daß ein solcher Anlrag eingebracht werde» mußte. Wir Molle» ein friedliches Zusammenwirken der Kaistessivirei' und n«>n koininl die'er Zankapstl. Das Reick ist nickt zuständig ans diese»: Gebstic Den Nutzen des Anirages bat allein die kaihrststcke Kirch-. Rur scheinbar wird eine Pgriläl herbei- geffihit. Kür Beseiligniig mancher dvnckendcr Bestimmungen gegen die Katholiken sind wir auch, wenn in einer Re'vlunoii dir Ver bündeten Regierungen hx-rzn aiiigeiordert >»eid-n sollen. Hier handelt es sich nickt in» Parstäisaistp«n,1 e iand.-r» um Mackt- sprücke und das bat schon sehr viel geschadet. Mögen die ver bündete» Regierungen die Aiiaen osie» basten, damit das Reich keinen Schaden erleidet (Olo! und Bestall > Abg. Dr. Ttvckrr (chrisll iaz >: Tie Freiheit der Ki,che vom Staate ist der beste Zustand: da»» sind Konstikie cuisaesehloffen. Aber es ist sekr fraglich, ob der Antrag des Zentrums hierzu führt. Etz ist mein höchster Wunsch, daß keine der heißen Kirchen vom Staate bedrückt wird. Unsere», evangelischen «Rauben ist die Staatshoheit iffcht entgegen Wir wünschen, daß die Katholiken freie Religionsül'iina erhallen >md die 'Beschwerden derselbe» ver schwinde». Für die Katholiken würde die Annahme des Antrages eine ungeheure Machteiilsastnng bedeuten, sür »ns Protestanten gar nichts dringen. Ein Teil unserer Frciiiidc ist für Kommnsions- beraliing. Nächste Sitzung: Montag l Uhr. Interpellation über Ab gaben auf Wasserstraße»
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