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Auerchal -Zeitung. Sokalblatt iür Nur, Auerhammer, Zelle-Ktöfterlein, Rieder- «. Oberpsannenftiel, Lauter, Bockau umliegenden Ortschaften. «rsLeinI »tt-wo»s, Nreitag» u Sonntaa». «donnementrprei» tncl. der 3 werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mk. 2V Pf« durch di« Post 1 M. 28 Pf« No. 118. Mt 3 issustrirten Beiblättern: Deutsches Aamilienölatt, Hute Heister, Aeitspiegel. Verantwortlicher Redakteur: «mil Hegemeister in « u « (Erzgebirge). Redaktion u. Erpedition: Au«, Marktstraße. Inserate die einspaltige CorpuSzeil« lO Pf«, die volle Seite 30, >/, S. 20, >/« St. 6 Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. Freitag, den 6. October 1893. 6. Jahrgang. Holzauktion auf Pfannenstieler Revier. I» der Stadtbrauerti in Aue kommen Freitag, den 6. Oktober 1»»S Nachmittag- >/,2 Uhr folgende la den Abteilungen Ist Eisenstein, 13 u. 16 am neuen Weg und 18 u. 19 Lößnitzer Lhetl ausbereitet« Hölzer: . 224 Nadelholz-Stämme dir 15 em. Mittenstärke 26 „ „ 16—28 ew. „ 8b „ „ 8—19 „ Oberstärke 233 Rm. Stöcke (Abth. 10) gegen sofortige Bezahlung u. unter den üblichen Bedingungen zur Versteigerung. Fürstl. Schönb. Forstverwaltung Pfannenstiel. Die Sparkasse -er Stadt Aue ist jeden Wochentag von 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittags geöffnet und verzinst die Einlagen mit 3>/, Prozent. Bestellungen aus di« AuerLHaL-IeiLung "WU (No. 6SS d«r ZeitungSpreiSlist«) für das 4. Quartal ISS» werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus» trägern des Blatte-, sowie den Landbriesträgern jederzeit gern angenommen. Hrpedttion der „Auerthal-Aeitung," Dlllll ItvAVIMSlutvw. ankreichs Russenjubel. Leben eines jeden Menschen Augenblicke, -«denken er sich ohrfeigen möchte. Auch der ntiche trübe Erinnerungen. Er, der Inbegriff ti-mu-, der Mann, der keinen anderen Wa nnt als nur den seinen, er hat sich vor zwei .»scheinend ehrfurchtsvoll erhoben, als bei dem zu Ehren der anwesenden Franzosen die Mar» .«gestimmt wurde. Die Marseillaise ist das alle Ued der Revolution. Wer es vorher in Rußland oer kam ohne Gnade uno Barmherzigkeit nach Si- ; heute ist e« wiederum so. Und er, der Zar, erhob .r der Tasel in Kronstadt mit seinem ganzen Troß Zeichen, daß er das alte Blutlied ehre: „Zu den , Bürger! Nieder aut dem Königtum!' Was er cger that, al- Herausforderung Deutschlands und s Oestreichs, die anscheinend Rußlands Größe bekämpften, das frißt heute dem Zaren wie ein Wurm am Herzen, und dieses beschämende Nagen ist es, was ihn j.tzt veran laßt, die toll gewordenen Franzosen abzukühlen ja, sie unverschämt zu behandeln. Den Gegendejuch war er den Franzosen schul-iz, aber 26 Monate ließ er ins Land gehen, «he er den Befehl zur Rüstung seiner Flotte gab. Die ungeduldig gewordenen Franzosen jauchzten auf, und da kam wieder die Abkühlung: alle Reden, die bei den Floltenfestcn in Frankreich gehalten werden sollen, will der Zar erst durchsehen und genehmigen. Für das große Bankett in Paris erlaubt er überhaupt keine Reden. Nun denk« man sich, «in Bankett, einen Kommers ohne schön« Phrasen und klingende Wortei Und doch kommt es noch abkühlender. Während die Franzosen sich an schicken, den nach Toulon kommandierten Russen dir Stie feln zu küssen, ladet der Zar den Grasen von Paris zu sich zu Besuch nach Freden-borg. Der Graf von Pari» ist als französischer Thronanwärter der Todfeind der fran zösischen Republik; ladet ihn der Zar so ganz unerwar tet zu sich, bann beweist er, daß er ihn und sein Ziel, seine Ansprüche ehrt und anerkennt. Ist eine solche Be handlung für Frankreich nicht geradzu eine Beleidigung? Sie ist es. Sie beweist der Welt, daß der Zar von ei- ner französischen Republik nichts wissen will, daß er nur widerwillig drn Gegenbesuch vornehmen läßt und daß er nur einer französischen Monarchie näher zu treten bcab» sichtigt. Empfinden das die Franzosen nicht? Wir hal ten sie nicht für so blöde, aber sie können, nicht nachlassen in der Begeisterung, die Schmach wäre zu groß — sie auch von Rußland mißachtet, von dem Rußianv, -as,ie tief unter sich stehend belrachlen unv vor oem sie lntzoem aus dem Bauche liegen I — Das kann man nicht, der Feslrummel muß unter allen Umständen statlfinden, die Russen werden umaruil, oie Ehampagnerflaschen werden knallen, die Pariser Damen werben sich um die Gunst der Moskowiter bemühen, man wird anscheinend im sie benten Himmel schweben, aber dann wird dem Rausch sicher der Kater folgen. Die Mitwelt sieht ihn kommen, die Mitwelt lächelt, die xranäo Nation blamiert sich. Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 4. Oktober. — (Was di- neuesten Zeitungen von Bismarck berich ten). „Fürst Bismarck sieht sehr eingefallen a»S und ist ein hinsälliger Greis geworden. Am Dienstag unternahm er eine Spazierfahrt. Zwei Diener geleiteten ihn die Treppe herunter. Beim Einsteigen in die Equipage bleibt das HauSthor geschlossen, damit VaS Publikum nicht sieht, mit welchen Anstrengungen der Fürst den Wagen besteigt. Er grüßt mit der linken Hand, die rechte kann er nicht erheben; er ist sogar außer Stande, seinen Namen zu schreiben, woraus man schließt, daß die Gerüchte von ei nem Schlaganfall, der ihn betroffen haben soll, doch auf Wahrheit beruhen. Der Appetit ist gleich Null, er, der sonst ein so starker Essen war, lägt die meisten Speisen unberührt. Der mächtige Kops de» Fürsten ist klein ge- sNachdruck verbalen.j Aeuilketon. Die Gouvernante. Roman von Rudolf Scipio. Fortsetzung. „Ich habe Dir schon wiederhvlt gesagt, daß ich mir solch« Bemerkungen über den Baron Adalbert, der später vielleicht noch mal Dein Hrrr wird, ein für allemal ver bitte; außerdem hast Du noch heut« Morgen mit Deinen eigenen Ohren gehört, daß der Baron zunächst nach Neustadt fährt, um Erwin abzuholen und erst auf dem Rückwege nach Rodenstein kommt, also schon deshalb war keine Veranlassung zu einer solchen Eile da/ „Wie man'« nimmt,' versetzte Buchholz. „Zch für meinen Theil gebe gar nicht» darauf, wa« der Baron sagt, denn dem kommt es auf eine Hand voll Wind gar nicht an, und als ich nach Rodenstein kam, war er denn rich tig auch schon dort gewesen, obgleich er dadurch, daß er diesen Umweg gemacht hat, ganz bestimmt den Zug ver paßt und den armen Junker, der ihn dort erwarten wird, in Verlegenheit bringt. Wa» da» Uedrige betrifft, so können der gnädige Herr meinetwegen ganz unbesorgt sein, denn daß der Baron Adalbert niemals mein Herr wird, da« kann ich aus mein Ehrenwort versichern. Da klopfe ich, wenn sonst alle Strick« reißen sollten, noch lieber Stein« und «ff« trockene Kartoffel» dazu.' „Meinetwegen," brummt, der Freiherr, welcher allmäh- lig den richtigen Faden verloren hatte und au» dem Text gekom««« »ar, vielleicht auch wohl befürchten mochte, daß sein Diener, wie da- öfter geschah, nun den Spieß um kehren und ihm die Leviten lesen werde. „Geh' jetzt hin» über,' setzte er hinzu, „und sage Deiner Fran, daß sie nicht vergißt, Nudeln mit Backflaumen herzurichten, die der Junker gern ißt." „Ist Alles bereits vorgesehen, gnädiger Herr.' Buchholz begab sich nun zunächst zu dem Zimmer, wel ches Junker Erwin während seiner Besuche auf Schloß Felde» zu bewohnen pflegte, um hier die nöthigen Borde» reitungen für dessen Ankunft zu treffen. Er kannte alle Liebhabereien des Knaben und nahm bei der Ausstattung de« Zimmers darauf Rücksicht. Zunächst holte et an der Bibliothek de« Freiherrn eine Anzahl Bücher herbei, bet deren Auswahl gleichfalls die Neigungen des Junker maßgebend waren; danp besetzte er die Fensterbänke mit blühenden Topfgewächsen au- dem Schlvßgarten; zuletzt holte er noch ein große- Fernrohr herbei, welche- er mit dem Schlüssel zu dem Thurme auf da- Büchergestell legte. Während dieser Vorbereitungen war di« Mittagsstunde herangekommen und e» war nun Zeit, die Tafel in Stand zu setzen. Auch hier wurde de« Junker- Platz neben dem des Freiherrn durch einen auf da- Gedeck gelegten Blumen strauß ausgezeichnet, bei dessen Zusammenstellung auch wieder ganz bestimmte Blumen, welche Buchholz al- die Lieblinge de» Junker- kannte, bevorzugt wurden. Lauter Peitschenknall und da» dumpfe Rollen de- Wa gen- über die alte hölzerne Zugbrücke verkündete jetzt die Ankunft der Reisenden. Buchholz begab sich hinab, um seine Frau davon in Kenntniß zu setzen, damit daß Essen sofort aufgetragen werden könne. Darauf ging er, da e» mit zu seinem Dienste gehörte, ankommende Gäste zu empfangen, diesen entgegen, Sein« Ausmerisamkeit galt dabei vorzug-weise dem Junker, da er den Baron "Adalbert, der auch seinerseits ihm soviel al- möglich aus dem Wege ging, überhaupt als nicht vorhan den betrachtete. Nur in Gegenwart des Junkers wich er, so weit e- mit Rücksicht aus diesen erforderlich war, von seinem son stigen Verhalten gegen den Baron wohl einmal ab, da er den Knaben nicht durch offenbare Nichtachtung de» VaterS in seinem kindlichen Gefühle verletzen wollte. Der Junker eilte sogleich auf Buchholz zu und begrüßte ihn als einen alten, guten Bekannten, während der Baron dem ihm Verhaßten nur einen höhnischen Blick zuwarf, in welchem sich Freude über die ihm gelungene Ueberlistung ausdrückte. Buchholz schloß aus jenem Blick« wohl nicht mit Un recht, daß der Baron bereits beim Aussteigen durch Franz von seinem Ritte nach Rodenstein in Kenntniß gesetzt wor den fei, denn Franz, der sich der besonderen Gunst de» Barons erfreute, hielt es jederzeit mit diesem und machte, wo sich eine Gelegenheit dazu bot, sür ihn den Auf passer. Buchholz that, al- ob er den höhnischen Blick de- Baron nicht bemerkte und wandte dafür seine ganze Aufmerksam- leit dessen Sohn zu. Junker Erwin war ein Knabe von etwa 12 di- 13 Jahren. Seine große stattliche Gestalt ließ ihn aber be deutend älter erscheinen. Er besaß in seinem Wesen we der etwa« von Stolze seines Oheims, noch von den schlechten Eharaktereigenschaften seine- Vater-. Sein ein fache«, gegen jeden gleich freundliche-, verständige- Wesen hatte ihn zum Liebling sämmtlicher Schloßbewohner ge macht und in Buchholz' Herzen nahm er den Platz nächst dem gnädigen Fräulein ein. Baron Adalbert und sein Sohn begaben sich zunächst jeder auf sein Zimmer, »m sich dort nach der staubigen