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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Prünumenuion«-Preis 22z Silbers, lj Tdlr.) viertelsülirlich, 3 Tdlr. sür das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerirt auf dieser Literatur- Blatt in Berlin in der Expedition der Allg. Pr. Staat«-Zeitung (FriedrichS- Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslände bei den Wohllöbl. Posl-Aemtern. Literntur d c s Auslandes. 1/ 123. Berlin, Mittwoch den 19. Oktober 1842. Australien Teichelmann und Schürmann in Süd-Australien. Die in Nr. 122 des Magazins für die Literatur des Auslandes erwähnten Verfasser einer Süd-Australischen Grammatik sind allerdings, wie dort ver- muthet wird, Deutsche, und zwar Teichelmann der Sohn eines Tischlers zu Dahme (Regierungs-Bezirk Potsdam, zwischen Jüterbogk und Luckau) und Schürmann der Sohn eines ColonuS zu Schledehausen bei Osnabrück. Nachdem sie zuerst in der Jänickeschcn Anstalt zu Berlin und dann in der evangelischen Missions-Anstalt zu Dresden ihre Vorbildung erhalten hatten, wurden sie von letzterer Gesellschaft nach Süd-Australien als Missionare ausgesendet, zu welchem Berufe sie im Februar 1838 in der Bartholomäi- Kirche zu Altenburg vom verstorbenen General-Superintendenten vr. Hesckiel die Ordination empfingen. Man hat bereits ein Vokabularium des Süd-Australischen Idioms von ihnen, das nach dem Urthcilc des ausgezeichneten Sprachforschers, RegierungS- und Kammer-Raths von der Gabelentz, ein sehr günstiges Zeugniß sür ihre Talente und sür ihre Einsicht ablegt. Uebcrhaupt sind es wackere Männer, nicht nur für ihren Beruf begeistert, sondern auch mit regem Sinn für höhere wissenschaftliche Interessen begabt. So haben sie sich in einem Briefe Teichel- mann's an Herrn von der Gabelentz aus Adelaide bereit erklärt, für die natursorschcnde Gesellschaft in Altenburg Süd-Australische Naturprodukte zu sammeln, wenn man sie mit Geld unterstützen wollte. Außerdem würde es ihnen bei den geringen Geldmitteln, die ihnen zu Gebote ständen, und bei den enormen Preisen aller Bedürfnisse nicht wohl möglich sepn, etwas für die Gesellschaft zu thun. Da Neuholland in naturhistorischer Hinsicht noch wenig bekannt ist und alle Naturprodukte von dorther das höchste Interesse haben, so hat sich auf Anregung der naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes ein Actien-Verein zur Gewinnung Süd-Australischer Naturprodukte gebildet. Bereits im De zember des vorigen Jahres ist eine Sendung mit Geld und Apparat dahin abgegangen, deren Erfolgen man natürlich sehr gespannt entgegensieht. Uebcr die Thätigkeit der Herren Teichelmann und Schürmann als Missionare ergeben die Berichte des Dresdener Missions-Vereins das Nähere. Da aber auch dem Publikum des Magazins für die Literatur des Auslandes ein Auszug aus dem obgcdachten, an Herrn von der Gabelentz gerichteten Schreiben des Herrn Teichelmann von Interesse sepn dürfte, so folgt ein solcher hier: „Süd-Australien, Adelaide, den 8. ganuar 1841. ,;Jch mache mir das Vergnügen, Ihnen eine Kopie des von mir und meinem Kollegen hcrausgegebenen Vokabulariums zu senden, und hoffe, daß es Ihnen einige angenehme Stunden bereiten werde, weil cs theils von einem noch sehr unbekannten Volke, theils von Ihnen bekannten Individuen hcr- rührt, die es sich für eine besondere Ehre schätzen, aus ihrem geringen Vor- rathe einen Beitrag für Ihre philologischen Forschungen zu liefern. Ich finde es jedoch nöthig, zu bemerken, daß Sie nicht Alles für gleich gut und durchgängig korrekt halten mögen, da Sie bald sehen werden, daß eine Sprache von solchem Charakter Jahre langer Forschungen bedarf, um aufs Reine gebracht zu werden; ferner muß ich hinzufügen, daß wir die Sprache ans dem Munde eines Volkes sammeln müssen, das nicht die geringste Vor stellung und Idee hat von der in ihrer Sprache enthaltenen Grammatik und Etymologie, noch im Stande ist, uns nur einigen Unterricht darin zu geben, sondern dem jede Frage über die Sprache ein unauflösliches Räthsel zu ent- halten scheint. „Zur Veranschaulichung ihres Benehmens, wenn wir von ihnen lernen wollen, setze ich Folgendes her: Fragen wir nach der ersten Person des Pro nomens, so antworten sie in der zweiten, wenn nach der zweiten, in der ersten. Fragen wir nach der Bedeutung eines Wortes, so setzen sie entweder ein Substantiv oder Adjektiv hinzu, um den Begriff zu verengern, oder sie geben aus ihrem Leben einen Fall an, wo das Wort in dem den Fall aus drückenden Satze vorkommt, oder sie sagen: „Es gicbt nur ein Wort dafür", oder „ja, so heißt es", indem sie das Wort wiederholen. „Obgleich uns diese Weise der Eingebornen in vieler Art hemmend ent gegentritt, so haben wir doch, nachdem wir dahintergckommen waren, manche Entdeckungen dadurch gemacht, namentlich an Zahl der Wörter gewonnen, was in anderer Beziehung nicht so leicht gewesen wäre. Insbesondere machte uns große Schwierigkeit zu Anfänge und noch jetzt, daß die wenigen Worte, welche unter den Engländern ganz korrnmpirt bekannt waren, von den Ein gebornen selbst so gebraucht wurden, und es säst schien, als hätten sie nur zwei Pronomina, ich unv du, und ein Tempus und etwa 2-300 Wörter. Es war überhaupt von der Sprache gar nichts bekannt, noch verstanden die Eingebornen mehr Englisch, als vckiw xbs nams oder ann» vcstts, d. h. uganna und das Engl. rvbm. Damit fingen wir an zu fragen und fuhren fort, bis wir im Stande waren, in ihrer eigenen Sprache zu fragen. Hätten wir mehr Zeit können auf diese Arbeit, wie auf die Sprache überhaupt, ver wenden, vielleicht wäre dieselbe besser ausgefallen; da wir aber einen großen Theil der Zeit auf unsere leiblichen Bedürfnisse spenden müssen, so konnten wir nicht so ungetheilt darin arbeiten. Daß aber diese Sammlung doch zum Druck befördert wurde, kam daher, weil wir und unsere Freunde glaubten, daß dadurch der Verkehr mit den Eingebornen und Europäern erleichtert werden würde. „Jedoch scheint das Interesse dafür nicht sehr rege zu sepn, indem ein großer Theil der Engländer die Eingebornen lieber alle auf einmal hängen oder todtschießcn möchte, als sie im Lande haben. Das ist so die alte Weise der Engländer in den Koloniecn. Hieraus werden Sie nun selbst erkennen, welchen Gebrauch Sie für das gelehrte Deutsche Publikum von diesem Buche machen dürfen, indem seine Verfasser es selbst für ein Kolonial-Produkt und für man gelhaft ausgeben. Sollte uns Gott in den Stand setzen, ungetheilter dem Studium der Sprachen obzuliegcn, manches Interessante könnte vielleicht da durch aus der Geschichte dieser kleinen Volksstämme ans Licht kommen. „Da Sie, als Freund der Wissenschaft im Allgemeinen, auf jeden Fall Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft sind, so will ich für alle Mitglieder derselben in Altenburg bemerken, daß es mir herzlich leid thut, mein Ver- sprechen, so weit es mich betrifft, noch nicht erfüllt zu haben. Ich habe meh rere Versuche gemacht, Käfer, Insekten und Vögel gesammelt; aber immer sind sie mir wieder verdorben, weil ich theils keine Wohnung zur Ausbewahrung dazu, theils keine Mittel hatte, entsprechende Kasten dazu machen zu lassen; (ein Tischler bekommt hier 4 Thlr. Iv Gr. Tagclohn.) Die Eingebornen hier, sollen sie nur das Geringste thun, fordern wo möglich noch mehr für ihre Mühe, und was dafür gcthan werden sollte, würde mir ganz allein hier und' um Adelaide zufallen, da mein Kollege Schürmann jetzt in Port Lincoln stationirt. Wiewohl wir für die vergangenen 2 Jahre 7b Psv. Sterling von der Gesellschaft hatten, und im Laufe dieser Zeit noch jeder 75 Pfd. St. theils von der Regierung, theils von Freunden hier zur Unterstützung in unserer Arbeit unter den Eingebornen empfingen, so reichte dies doch nicht hin, uns in den Stand zu setzen, einen Aufwärter für unsere häuslichen Geschäfte zu hal ten, da, weil wir als Unverheiratete einen männlichen Dienstboten haben müssen, der Lohn jährlich 52 Pfd. St. (350 Thaler) ist, und 2 Pfd. Brod ein mal I Thlr. 8 Gr. kosteten; dabei wohnen wir noch micthefrci. Sie werden hieraus abnehmen können, daß, wollen wir nur Etwas für die Eingebornen thun, die wir noch obendrein füttern müssen, uns schwerlich viel Zeit übrig bleibt. Unstreitig sind der Naturgegenstände hier mannigfaltige, die in einem Europäischen Museum eine Zierde seyn würden ; aber keine kolossalen, sondern nach meiner Ansicht ein Gemisch von den anderen Erdthcilen. Würde sich irgend eine Gesellschaft bereit finden, die Geldmittel dazu zu geben, daß ich einen Europäischen Knaben im Sammeln und Abbalgen w. anweisen und un terhalten könnte, so glaube ich, daß die Interessen sich wohl aus der zwei- oder dreifachen Sammlung würden decken lassen. Allerdings ist dabei zu be denken, daß ich kein Mann von Fach bin, sondern nur nach Gutachten und nach den in meinem Besitz befindlichen Anweisungen versahren könnte rc." Spanien. Die Diplomaten von Madrid. (Schluß.) Der Dänische Gesandte, Ritter Al-Borgo, welcher seit dem Frieden von Wien unter allen Beherrschern Spaniens zu Madrid akkreditirt war, jener ausgezeichnete Hofmann, den man beinahe für so ewig hielt, wie den Fürsten von Metternich, hatte die ganze Aera der Feste und des guten TonS, welche einst den Namen der Madame Scott führen wird, vorbereitet. Das Dänische Gesandschafts-Hotel war ehemals der erste aristokratische Salon. Der Ritter machte und dcklamirte Verse, mochten es nun Horazische Oden oder Seguidilla's und Cachucha'S seyn. Er war ein antiker und mitunter auch ein diabolisch moderner Geist. Wer ihn gekannt hat, wird sich immer seines ruhigen, durch den Wind der Guadarrama auSgetrocknetcn diplomatischen Din-