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Auer Tageblatt Anzeiger Mr öas Erzgebirge «,«Eq»o.k„«»-qn^».,r^.. — Mittwoch, äen 27. kpril IS32 27. Jahrgang Nach -en Länderwahlen Abgeordneter m Adolf Htt. ^Di« „Germania" bringt al» vierspaltig« lleb«rschrtft: „Nicht Vkevhen nach dem Wadlanrlal Die heutige KabinettSfitzung Berlin, 25. April. Wie wir erfahren, werden der nwrqigen Sitzung de» preußischen TtaatSmini» Rabinett Braun vor ckem Rücktritt Der Preutzisch- Landtag ,um «. «al einberufen «erliN' 26. April. Da» preußisch« St-atSmiutstr. rium hat beschlossen, de« neuen Landtag zum »4. Mai et«, »»berufen und ihm al, verfchung-mäßi-e Folge -US de« Augfall der Wahlen seine« Rücktritt t« sei«« Vesamtheit mitzuteilen. (Nach RedattionSschluß ei«-egange«) Was nun in Preuhen? ^,!!°^alen Antrag au entscheiden. Wenn nicht di« Auf- Landtags beschlossen wird, war sowohl durch das Dretmännerkollegtum Ministerpräsident, Staattz- »nb LandtagSvrästdent wie durch das Landtagsplenum '°nnte, dann müßt« der neu« Landtag etwa am A ^»»i.Msammentreten. Man glaubt in Parlamentär!» scheu Kreisen nicht, daß eine früher« Einberufung schon aus technischen Gründen möglich wäre. Die neugewählten Abgeordneten haben vom 8. Tage nach der Feststellung ihrer Wahl an das Recht auf Aushändigung einer Fr«i» sahrtkarte. Da der alte Landtag erst am 20. Mai offiziell endet, werden eine Zeit lang die sehr verschiedenen Mit» glieder zweier Landtage gleichzeitig im Besitz der Freifahrt karte sein, während allerdings Diäten an die neuen Land- tagsabgeordneten erst vom Zusammentritt des neuen Par- laments ab gezahlt werden. Im Landtagsgebäude wird gegenwärtig auch di« er forderliche äußere Umänderung vollzogen. Diejenigen Par- teien, die keine Fraktionsstärke besitzen, müssen ihre Be- ratungSzimmer hergeben und haben nur noch Anspruch auf Arbeitsplätze. Kompliziert wird die Besetzung des Präsi diums im neuen Hause sein, denn nach parlamentarischem Brauch müßten die Nationalsozialisten den Präsidenten, da» Zentrum, die Sozialdemokrat«» und die Kommunisten je einen Vizepräsidenten stellen, «in Präsidium, das kaum arbeitsfähig sein dürfte. in steriumS sich die preußischen Minister über das Ergeb nis der gestrigen Wahl aussprechen. Man glaubt in unterrichteten .Kreisen aber nicht, daß bereit» fetzt irgendeine Entschließung zu erwarten ist, die die Si tuation klären könnte. So wird auch nicht angenom men, daß dem deutschnationalen Antrag guf sofortige Auflösung de» alten Landtages Rechnung getragen wird, dessen Zeit bekanntlich erst am 20. Mai abläuft. Da würde bedeuten, daß der neue Landtag in der Tat erst' um den SO. Juni zusammentritt. Da die Rücktritts- Erklärung de» Ministerpräsidenten Braun erst nach der Wahl de» neuen Landtag-Präsidenten erwartet wird, wird sich inzwischen nach allgemeiner Auffassung.auck an d«n Regierung-Verhältnissen nichts ändern. Auf die Frage nach der späteren Zukunft wird in sozial- demokratischen Kreisen erklärt, daß zunächst das Zen- trum da» Wort habe. E» werde sich entscheiden müs sen, wie e» sich nach dem gestrigen Wahlergebnis ein- stellen wolle. Aber auch hier ist nach allgemeinem Eindruck «in« Aenderung od«r auch nur Klärung der Situation vorab nicht zu erwarten. Da» Echo der Wahlen in der Berliner Presse Berlin,». April, von den Blättern, die der bisherigen preußischen Regierungskoalttion nahestehen, wird in den Kom mentaren zu den Wahlen besonder» unterstrichen, daß «ine klare Recht,Mehrheit nicht zustande gekommen sei. Der „Abend" sagt, da» Volk hab« der gesamten Siechten und »rst recht den National sozialisten di« Vollmacht zur Negterungsübernahme verweigert. An den kommenden Regierungsverhandlungen werde sich di« So zialdemokratie in keiner Weise beteiligen. - Da, „Berliner Tageblatt" schreibt, di« Eroberung Preußen, sei gescheitert. E, geb« keine Sieger. Di« einzige Regierung,«^ mSaltchkett lei eine Verbindung von Zentrum und Nationalsozta» - n« ltstin, akr ., sei «.„.schlosst daß Liest beiden Parteien stmal, merkungen, dte>r -tneveur^ungder durch be» DM- macht zunächst der nationalsozialistischen Presse den Vor wurf, Laß sie sich über ^di« nüchtern«« Gorgen, die feder neue Machtzuwachs mit sich bringt", allzu einfach mit «in«m - gesrausch" hinweghels«, der noch dazu dkSmal schr -H-7H If.m etn. tt- unangebracht sei, La in d«n meisten «vachlkreisen geaenüber Vtt«".»....-'. H-HL — Zu Len Ausführungen Ler „Nachtausgabe", die die ver- antwsrtun" Le» Zentrums bei der ReaierunaSibrlbung in den VordergrundHrer Betrachtung rückte, erklärt di« „Ger- MMM«? LÄLWSS-LS- öffentlichen Angelegenheiten au, der Perspektiv« der Opposition ander» au»s«hen al« au, Ministersesseln und Regierunaiaebäuden Wir sehen da» Risiko durchau», da« in einer solchen Politik liegt. Es ist aber unendlich vi«l kleiner al» di« weiter« Fernhaltung der Rechten von der verantwortlichen Arbeit. Der „Lokalanzeiger" steht da» entscheidend« Ziel d«, Kampf«,, di« Zerschlagung der bi«herigen Koalition, erreicht. Leider tret« an di, Stell« d«, schwarz-roten System, nicht «insach «in« absolut« Mehrheit der Rechten. Di, Deutschnationalen hatten mit den Verlusten gerechnet. Trotzdem gehen st« au, dem Wahlkampf al, die einzige ernsthaft zu nehmende Partei d«, nationalen Bürger tums hewor. Der „Tag" spricht von „Protrstwahlen", bei d«n»n der am stärksten gewonnen hab«, auf dem der stärkst« Druck gelegen hab«. Die „Kreuzzeitung" nennt da» wahlergrbnt» geradezu «in» Revolutionierung de» Parteiwesen«. Der „Angriff" spricht von einem ,«»wattigen Sieg der NSDAP.", der sich politisch in noch ga,nicht «bsthdaser weist auswirken werde. Ueber die Möglichkeit einer künftigen Regie rungsbildung in Preußen sollten kein« Kombinationen angestellt werden, solang« nicht der Führer der Partei, die heute stärker stl als SPD. und Zentrum zusammengenommen, «im Marschroute erteilt habe. Die N DAP. verlangt Rücktritt der preußischen Regierung München, 25. April. Die Nationalsozialistisch« Partetkorrespondenz beschäftigt sich mit den politischen Auswirkungen der Wahl und schreibt u. a., da» Voll habe seinen UrteilSspruch gefällt und die NSDAP, be auftragt diesen Spruch zu vollziehen. Daß di« NSDAP bereit Hei, dem Willen de» volle« entsprechend di« Regierung-Verantwortung überall und in allen Län dern zu übernehmen, in denen die bisherigen Regie rungen in die Minderheit versetzt worden sind, da gelte insbesondere auch für Preußen. Wenn man von den Nationalsozialisten Achtung vor den Gesetzen der Demokratie verlange, dann sei e» eigentlich eine Selbst verständlichkeit, daß die Negierung einer nationalsozia listisch geführten Regierung da» Feld räume. Die NSDAP, werde sich mit der Aenderung der Geschäfts- ordnung de- preußischen Landtage» nicht abftnden. Sie werde nicht dulden, daß der erklärte vollswill« ver gewaltigt werde. Sie sei stark genug, um ihren Geg nern in Len Parlamenten und öffentlichen Körperschaf ten da» Leben sauer zu machen. Man möge un», so heißt e» in der Erklärung, nicht mit salbungsvollen Ruhe- und Ordnung-Phrasen oder geheuchelten morali schen Ermahnungen kommen. Wir sind al» Träger des Bolkswillen» bereit, «in saubere» Staatswesen in eitlem sauberen Preußen aufzubauen und werden nie mand zurückstoßen, der sich un« zur Mitarbeit zu? Verfügung stellt. Die „Germania" -n den RomLinatione« nm die RegierungabNdn«, Berlin, 25. Aprill Der morgige Leitartikel der ! „Germania" bringt in seinen AuSetnandersttzunaen mit mehreren Blättern der Rechten einige grundsätzlich« Be- , SS. April. Zum Ausfall der preußischen dem Nachrtchtenbureau L«S VDZ. in Kreisen erklärt, daß er die Berechnungen «M«ner Partetpoltttker völlig über ^worfen habe. Man hatte -war mit einer AÄÄ^^Ärerer bürgerlicher Parteien gerechnet, nicht billig«» Ausfall oder mit der an völlig« Be- SreWnden Einschrumpfung bisher be- Rührend im alt«n Landtag immerhin ?Fraktion«» vertreten waren (ohn« die National- Sozialisten, die noch keine FvaktionSstärke hatten), sind cs « Landtag nur noch fünf Parteien, die die Frak- twnSstärke erreichen und damit allein in der Lage sind, Sitze In den Ausschüssen sowie im Aeliestmrat einzuneh- ^en uno vor allen Dingen Anträge «inzubringen. Die pevbliobenen fünf Fraktionen sind: Nationalsozialisten, Deutschnational«, Zentrum, Sozialdemokraten und Kom- munistm. Man bNt e» für sicher, daß das Kabinett Braun w poreieihen wird, seine Demission zu geben, ohne seinen Sturz im neuen Landtag, für den «ine zweifellose Mehrheit vorhanden ist, abzuwarten. Das Kabinett Braun müßte dann gemäß der Verfassung im Amte bleiben, bis der Land- tag «inen neuen Ministerpräsidenten gewählt Hot. Noch der vom alten Landtag in einer Sondersitzung noch beschloss - nen Aenlxrung ver Geschäftsordnung müßte der neue Ministerpräsident mit absoluter Mehrheit gewählt werden. Line solche Mehrheit kvnnten dte Nattonalsoziaffftrn nnr erlang«n. wenn mit ihnen di« Deutschnattonalen, das Zen- trmn und die Gplittersttmmen sich vereinigen. Das gilt als höchst fraglich. Man muß daher mit dem Versuch rechnen, die Aenderung der Geschäftsordnung wieder zu beseitigen, um die Neuwahl des Ministerpräsidenten mit einfacher Mehrheit zu ermöglichen. Die Beseitigung aber kann nur beschlossen werden, wenn di« Kommunisten mit dafür stim men. Bon Len Kommunisten hängt eS also nicht zuletzt ab, ob In Preußen eine rechtsgerichtete Regierung eingesetzt werden kann. In kommunistischen Kreisen wird dem Nach- richtenbureau erklärt, daß die KPD. erst in diesen Tagen Über ihre wetteren Anträge und sonstigen parlamentarischen Schritte beschließen wolle. In sozialdemokratischen Kreisen wird dem Nachrichten- bureau des BDZ. gesagt, eS habe angesichts der Dezimie- rung der bürgerlichen Parteien kaum einen Sinn, etwa ^hinter den Kulissen" darüber zu verhandeln, ob und wie dem Kabinett Braun ein« Mehrheit erhalten werden könne. Diese Mehrheit sei «den einfach nicht mehr vorhanden. Daß di« Sozialdemokraten in Preußen «in Kabinett tolerieren könnten, in dem Nationalsozialisten und Deutschnationale sitzen, oder auch nur di« letzteren, wird als ausgeschlossen zurückgewiesen. Man weist darauf hin, daß der Teil der ehemaligen Deutschnattonalen, der im RetchSkabinett Brü- mna vertreten ist, bei der preußischen LandtagSwchl völlig auSM, und daß ein« Tolerierung der Hugenberg-Richtung durch die SPD. nicht in Frage komme. Der Schwerpunkt ein« legalen MehrheitSbilduna liege daher beim Zentrum. Man glaubt in sozialdemokratischen Kreisen, daß die Kon- stauen- der Wahl hei einem endgültigen Sturz des Kabi- netts Braun eine Regierung der Nationalsozialisten und Deutschnattonalen sei, die dann allerdings mit schärfster Opposition der Linksparteien rechnen müsse. In nattonalsoziaMschen Kreisen wird dem Nach rtchtenbureau entgegen Pressemeldungen erklärt, daß eine offizielle Stellungnahme der NSDAP, noch nicht erfolgen könne. Der preußische Führer der Partei, Abgeordneter Kube,hab« sich nach MünchenbegSben, umvon Adolf Hit- str Direktiven «ntgegenzunehmen. E» siehe LtSher auch noch nicht fest, welchevon den MWen Nattonalsozialisten in »en Landtag einzigen würden. GS sei hierbei ein Irr- tum aufgeklärt. GS rst verschiedentlich, so van Hessen- -z—DK W»A habe our iin "negativen Sinn« «in, Nasstm und Ostpreußen, berichtet worden, daß dort die ? Entscheidung gebracht. Die «u»fchaltung d«, Zentrum, sei gesamte Vorschlagsliste der NSDAP, gewählt sti. DstS gelungen. E, sei auch im neuen Landtag ein Machtfattor, kifft nicht zu^SS besteht also auch dort noch Auswahl- tnall? politisch,nverech^ N'.imunangebra Möglichkeit. ' setzt ««rd«n müsse. DiegchA «ntMdu^habe^hm eine^.r. ^sul von unterrichteter Stelle der ZentrmnSpartet wird hihte Verantwortung und eine in unter Hinweis aiI den Aufruf Lieser Partei gesagt, daß Funktion ^aß trotz Fehlen» einer klaren — Zu Len Ausführungen der „Nachtausgabe", die die «ei das Zentrum sich als den Garanten einer verfassungSmäßi. - «^«nblick endlich der Versuch unter- «ntwortung des ZentrmnS bei der R«gi«rungSbÄdung i gen Ordnung in Preußen betracht«. D«M«r hinaus witt> A«cht«mehrhett t allsten, gegen deren gewaltigen den Vordergrund ihrer Betrachtung rückte, «Märt di« „Gei ^Schaltung der verfassungsmäßigen Ordnung in Preußen zu arbeiten.