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MsdmsserTageblatt K»s M«vSk«ffer Tageblatt evthSlt die amtliche« Bekau«tmach«ngeu der Amtshanptm««uschast Weitze«, des Amtsgericht» u«d Stadtrats Wilsdruff, Forftre«tamts Tharandt, Fiuauzamt» Raffe». Sonnabends Februar 1S26 WiLsdruff-Dresde« Postscheck: Dresden 2840 DieWirtschkstliche Entwikkümg : Reichssinanzmtnisier zeigt in vezug aus die Entwicklung wenn auch reine reine Freude dabet zu holen ist. Leibes übungen — Freiluftbewegungen? Ausgezeichnet — für andere Leute! Was ein richtiggehender Parlamen tarier ist, beschränkt seinen persönlichen Bedarf an solchen Dingen auf den Zandersaal, der Tag und Nacht im W'al- lothaus zu seiner Verfügung steht. Dafür muß er jeden Augenblick bereit sein, auf den parlamentarischen Kampf platz zu stürzen, in das Kampfgewühl der Parteien, um dort mit Mund und Hand seine Volkspflicht zu erfüllen. > So war es bisher, so wird es auch wohl weiter blei ben trotz der preiswürdigen Gemeinschaftstat des inter fraktionellen Reichstagsausschusses für Leibesübungen. Aber immerhin, ein Anfang zur Besserung kann mit ihm doch schon gewonnen sein — vielleicht auch für unsere lieben Parlamentarier. Dr. S y. ^rieckensmiete erst zum i. ,1uli? Vor einem entsprechenden Neichsgesetz. Wie in Berlin in gutunterrichteten Kreisen verlautet, besteht bei der Reichsregierung die Absicht, die Frist füi die Erreichung der Friedensmiete zu verlängern. Durch Neichsgesetz ist bestimmt, daß überall im Reiche die Frie- densmiete ab 1. April d. Js. erhoben wird. Wahrscheiu lich wird die Frist reichsgesetzlich bis 1. Juli verlängert Werden. Maßgebend für die Absicht der Ncichsregierung ist daß in einzelnen Ländern, so z. B. in Sachsen, erst 87 A der Friedensmiete erhoben werden und der Sprung von 13 für die Bevölkerung zu hoch wäre. Auch begegnet sich das beabsichtigte Entgegenkommen der Regierung mit zahlreichen Wünschen, die aus den Kreisen der minderbe mittelten Klassen ausgesprochen worden sind. Aückinii Dr, Hasünöes? Frhr. von Richtyoftu neuer Ernährungsminister? In politischen Kreisen verlautet, daß der Neichser- nährungsminifter, Dr. Haslinde, der durch Krankheit gegenwärtig an der Ausübung seines Amtes behindert Wird, nicht wieder in sein Ministerium zurückkehreu wird. soll dafür das Ministerium der besetzten Gebiete über nehmen. Als Kandidat für den Posten des Neichsernäh- rungsmimsierZ wird Freiherr von Richthofen genannt, der bis vor einiger Zeit dsutschuationaler Rcichs- tagvaogeordneter war, sein Mandat aber kürzlich uieder- Zwischen Dr. Haslinde und seinen Beamten >ou es übrigens zu Unstimmigkeiten gekommen sein, da der neue Minister von ihnen sabotiert wor den icm soll. Erhöhte LlnletMtNg her Erwerbslosen. Das von dem Reichskanzler Dr. Luther und dem Reichsfinanzminister Dr. Reinhold entwickelte Finanz- Programm der Regierung unterlag im Haushaltsausschuß des Reichstages eingehender Aussprache. Inzwischen ist der Zwischenfall, der sich Donnerstag dadurch ereignete, Latz ein Teil der Regierungsparteien gegen die Wünsche des Reichskanzlers stimmte, beigelegt worden. Ursache des Konflikts war im wesentlichen die Frage der Er höhung der Erwerbslosen Unterstützung. In einer Besprechung der Negierung mit den Regierungs parteien einigte man sich auf einen Antrag der Regie rungsparteien, datz aus dem Wege der Verordnung die Unerstützungssätze der Erwerbslosen in Klasse 8 und L für Alleinstehende unter 21 Jahren nm 20 A, über 21 Jahren um 10 SS, sür alle übrigen Hauptunterstützungs- emfänger ebenfalls um 10 A erhöht werden sollen, während in der Kurzarbeitersrage die Regierung den Be schluß des Sozialpolitischen Ausschusses akzeptiert hat, der dahin geht, den Kurzarbeitern für den dritten, vierten und fünften ausgefallenen Arbeitstag den Vollerwcrbslosrn- fatz zu vergüten. Absage der Sozialdemokratie. Im Namen der Sozialdemokratischen Partei erklärte Abg. Dr. Hertz bei der Debatte im Haushaltsausschuß, wenn tatsächlich der Neichseiat so angespannt sei, daß keine Mehrausgabe möglich ist, dann müsse das Steuersenkungsprogramm noch kri tischer angesehen werden als vorher. Zu der vom Reichsfinanzminister geforderten Notgemeinschaft für die Durchführung seines gewagten Experiments fehle die Zustimmung der Sozialdemokratie, die nicht überzeugt sei, datz eine allgemeine Überlastung der Wirtschaft mit Steuern vorliege. Die Senkung der Um satzsteuer könne die von ihr erhoffte wirtschaftsfördernde Wirkung nur daun haben, wenn damit entsprechende Maß nahmen in der Wirtschaftspolitik verbunden würden. Die jetzige Wirtschaftskrise beruhe auf der Absatzstockung in folge der mangelnden Kaufkraft der deutschen Bevölkerung, die ein Ergebnis der Zoll- und Steuerpolitik der früheren Negierung darstclle. Linbestimmie Haltung der Deutschnationalen. Für die Derttschnattouale Partei führte Abg. Hergt aus, die Reden des Reichskanzlers und des Reichsfinanz ministers hätten seiner Partei noch keine Veranlassung oder Möglichkeit gegeben, eine bestimmte Stellung einzu nehmen. Für die Erwerbslosen müsse sofort etwas ge schehen. Keine Partei wird sich dem Appell entziehen, daß eine Notgemeinschaft zur Behebung der gegenwärtigen Wirtschaftskrise gebildet werden soll. In der Rede des. Finanzministers sehen wir einen Mangel an klaren Finanzbegriffen. Man kann die für Ausgaben festgelegten Summen nicht zur Deckung des Defizits verwenden; das Defizit würde dann später doch wieder da sein. Der Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, rr« LLiirb!«!-- e:kch«>»t t««lich »ach«, s Mr für Tas. B«rL,»xrei«: Bri ALHol»», in p« «»r.n Lnreab-lxLknrWt.n« eZorat, bet Zpstrllv», dnrch dir Bolrn 2,2« Md., bri Popdcfttüuc, Wochenblatt sür Wilsdruff u. Umgegend ^«stb»t«u nd — — 2 nehmen zu jeder Zeit Le» Hllfd» 114 Ja» Zuuc höherer Demall, Krieg »dtr janftigcr BetriedaftLrnllgeu besteht kein Anspruch auf Lieferung lim Zaäue^ »der Kirrung de» Dquz,preiset. — Lückfenduug eiugesaudtcr EchriststLtk» «rf»l,t «ar, wen» Porto deiltr,t> einen großen Optimismus. Er scheint ganz die Möglich keit zu übersehen, daß auch neue Ausgaben entstehen kön nen. Wie denkt sich der Minister deren Deckung? Welche neuen Steuern will er zur Deckung des Defizits einführen? ReSe Dr. Luihers. „Gegen die Regierung ist der Vorwurf der Planlosig keit erhoben worden. Das Programm der Negierung wird aber ganz fest bestimmt durch die Überzeugung, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, wo wir eine grundsätzlich andere Stellung zu unserer Steuerpolitik einnehmen können und müssen als im Herbst 1923. Damals war das große Vorzeichen unserer Finanzpolitik: Rettung und Schutz der Währung! Erst die Einführung der Gold währung. die allerdings auch jetzt noch nicht die freie Um tauschbarkeit umfaßt, und das Hereinkommeu ausländi scher Anleihen konnte unserer Steuerpolitik allmählich andere Bahnen weisen. Da jetzt nicht nur die Währung gesichert ist und Ausländsanleihen hereingekommen sind, ondern auch der große Prozeß der Reinigung der Wirt- chast von künstlichen Existenzen weit vorgeschritten ist nicht ohne schwere und schmerzliche Opfer), muß jetzt an Stelle der Währung als Wahrzeichen unserer Politik die Wirtschaft treten. Das sei eine Fortsetzung der bisherigen Linie. Wir müßten den im Grunde gesunden Teil der Wirtschaft mit allen Kräften wieder aufbauen. Dazu müsse man sie von öffentlichen Lasten soviel wie möglich befreien. Es handele sich nicht nur um Steuersenkungen, son dern auch um dm Entschluß, die Ausgaben des anßer- ordentlichen Etats auf Anleihen zu verweisen." Der Kanz ler wandte sich dann der Preissenkungsaktion zu. Er schilderte die Maßnahmen, die gegen die Miß bräuche des Kartellwesens ergriffen wurden und weiter ergriffen werden. Eine Umstellung der Wirtschaft auf nor male Verhältnisse sei erst wieder möglich gewesen, als die Regelung der Auswertungssrage gesetzliche Grundlagen bekam und nachdem ein festes Steuersystem wieder ge schaffen worden sei. Die Zollgesetzgebung, die in ihrer Art dnrch die Schutzzollentwicklung im übrigen Europa not wendig geworden sei, habe überhaupt erst die Grundlage zum Abschluß von Handelsverträgen gegeben. Dabei habe es sich darum gehandelt, neben der Kräftigung des in neren Marktes den Warenaustausch in Europa und der Welt und so das gesamte Wirtschaftsleben zu fördern. Annahme der Anträge. Nach Ablehnung kommunistischer und sozialdemokrati scher Anträge wird bei der Abstimmung der Antrag de, Regierungsparteien auf Erhöhung der Erwerbslosen- Unterstützung im beantragten Maßstabe mit de» Deutschnationalen gegen die Stimmen de, Sozialdemokraten und Kommunisten ange- nonlmen. Angenommen wird auch eine Entschließung de, Regierungsparteien, in der ein Einschreiten gegen unbe rechtigte Ausnutzung der Erwerbslosermnierstützung ver- lanat wird. Gegeu die Vermehrung der AMWe Kundgebung des Auswärtigen Ausschusses. s . ^» Auswärtigen Ausschuß des Reichstages berichtete Neichsaupennnnl^ Dr. Stresemann über den Stand der derzeitigen Verhandlungen, die sich auf die Ver - starkung des Völkerbund rat es beziehen. Nach emer umfangreichen Aussprache wurde ein kommunistischer Antrag, das Emtrrttsgesuch Deutschlands in den Völkcr- bnnd zurückzuzrehen, gegen 9 Stimmen abgclchut. Hier auf wurde vom Vorsitzende«, Abg. Hergt sDtn ), fest gestellt, datz — unbeschadet der grundsätzlichen Stellung nahme der einzelnen Parteien zum Völkerbund — im übrigen von sümtlicke» Parteien des AusfckmüeS mil für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. A»5«t,»»pr«l,:die«,espal!ene««»>»zci!-MS»i»pse»ni,, die 4,-lp-ltcn<-Zeile der amtlich»»Brkannrmpctznüocu Pfennig, die 3 grjpaltrne Reiiamrzeiic im textlichen Teil« Ivo »pldxs«nr,ig. ri»chw«is«»z,,edi!I>r 2V Doidpseunt,. L«, wÄ^nach^gl'^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 an»ahine di, uorm. lv Uhr — Für die durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Warautie. Jeder Rubettanipruch erlischt, wen» der Betrag »wM Kläge eiug-jdgen werden urutz »drr ber Auktraggederin Konkuc, geriit. Anjeigen nehmen all-DermittlnnaaS.l,»»»»,.^- Nr. 44 — 85. JnhrgLNH. Telrgr.-Adr.: Nach den Miierwochen. über Vernunftehen im Gegensatz zu. Liebesehen ist schon viel gespöttelt und gewitzelt worden; schon in den gute« alten Zeiten, wo man anstandshalber jede Vernnnft- ehe als eine Liebesehe gelten ließ, weil eine stillschweigende gesellschaftliche Übereinkunst es so haben wollte. Heute hat auch in diesem Punkt eine unvergleichliche Nüchternheit Platz gegriffen und die Jugend wetteifert förmlich mtt dem Alter in der einbildungslosen Beurteilung der tat sächlichen Verhältnisse. Muß dieser Wandel der Dinge pch nicht ganz natürlich anch auf politische Ehen übertragen? Das zweite Ministerium Luther, eine Minderheitsregierung, wie ft- im Buche steht, hat sich allem Volke vom ersten Tage feines Bestehens an als eine Vernunftehe ausgegeben, als eine ans der Not geborene Zweckgemeinschaft, die nur dnrch den Zwang der Verhältnisse, keinesfalls durch wärmere Gefühle der einzeluen Teile zueinander znsam- mengeführt und zusammengehalten werde. Und wenn es noch eines Beweises sür die Richtigkeit dieser Auffassung bedurft hätte, so wurde er schon der dem ersten parlamenta rische« Auftreten der neuen Regierung erbracht, indem beim Abschluß der allgemeinen Aussprache eine immerhin wicht unwichtige Geschäftsordnungsfrage gegen den ous- «esprochcnen Wunsch ves Reichskanzlers entschieden wurde. Etwas Ähnliches ist jetzt wieder passiert. Diesmal im Haushaltsausschuß, der sich gleichfalls einer ausdrücklichen Forderung Dr. Luthers versagte, wobei ein Teil der Re- Kicrungsparteien für, ein anderer gegendie Regierung stimmte. Grund genug für Herrn Luther, den erzürnten Ehemann zu spielen und gegen die unfolgsame Haus- genossi« gehörig aufzutrumpfen. Nasch wurde diese erste Unstimmigkeit wieder behoben, aber doch nur mit Opfern vo» beiden Seiten. Es kommt hinzu, daß auch der Reichsjustizminister Dr. Marx schon den mehr links- «erichteten Teil der Regierungsgefolgschaft durch seine Stellungnahme zu gewissen Reichsgerichtsurteilen ebenso wte durch sein Eintreten für den Großadmiral vonTir - pitz nicht unerheblich verschnupft hat. Und zuletzt sind auch die Worte des Kabinetts gegen die entschädigungs- pose Enteignung der Fürstenhäuser, die jetzt zum Gegenstand eines Volksentscheids gemacht werden soll, von ve- «»bedingten Anhängern dieser Forderung, also auch von der zur Regierung gehörigen Demokratie, nicht gerade Mit Begeisterung ausgenommen worden. Alles in allem genommen ein bißchen viel Unstimmigkeiten für eine so junge Ehe; inan weiß nicht, was noch werden mag. Doch würde man sich sehr täuschen, wollte man glau ben, daß der Reichstag nur immer auf der Suche nach Zwistigkeiten sei, nach ehelichen und nach anderen. Abge sehen davon, daß er offensichtlich dem Ziele zustrebt, den Haushaltsplan für 1926 unter allen Umständen bis zum 1. April, seit vielen Jahren also wieder einmal rechtzeitig zustande zu bringen, hat er sich soeben zu einer Tat der Einmütigkeit und der Ernsthaftigkeit aufgerafft, die ihm zur Ehre gereicht. Man hat einen interfraktionellen Aus- schnß zur Verbreitung von Leibesübungen eingesetzt, in den auch Vertreter der schon seit Jahren bestehenden Spitzenverbände für Leibesübungen zu gemeinsamer Ar beit im Interesse der Volksgesundheit hereingenommen werden sollen. Natürlich geht es zunächst um Geld und abermals um Geld; nur mit sozusagen privater Begeiste rung und Mitarbeit läßt sich unter den heutigen Verhält nissen eine so große und so ungemein wichtige Sache wie diese auf die Dauer nicht betreiben, wenigstens nicht mit den Erfolgen, die nötig sind, um den bedrohlichen Rück gang der Volksgesundheit aufzuhalien. Also sollen ein mal ein paar Neichsmillionen in den Beutel getan werden, für die wohl auch die Herren Dr. Luther und Reinhold ^den. Und dann soll mit dem neuen bin Krastzentrum sür die ganze Be- die noch in ganz anderem Um- ' Wch» M„I°" E» SW-d-u Deutsche, deuttche Zungen und deutsche Mädchen, deutsche Jugend und deutsche^ Alter, die ausgesprochene Arbeitcr- sportvereine zusammenfuhrt mtt nationalen Turnerbün- den, die die gewiß unparteiliche ärztliche Wissenschaft in ihren hervorragendsten Vertretern in segensreiche Ver bindung bringt mit- dem blühenden Leben des deutschen Alltags und die auch der sich vielfach zersplitternden Wirksamkeit der Länder und Gemeinden auf diesem Ge biet einen einheitlichen Zug uud eine einheitliche Richtung geben kann. Seit fünf Jahren schon waren die Vor kämpfer dieser Bewegung um einen solchen interfraktio nellen Ausschuß bemüht, aber die ewige Unruhe unserer inneren Politik, der ständige Wechsel von owglerungen »nd Mehrheitsbildlnrgen ließ hier keine ersprießliche Tat aufkommen, obwohl keine Partei sich der großen <'coen- tung dieser im wahrsten Sinne des Wortes vaterländi schen Bestrebungen entziehen konnte. . * Gut' Diug will ebeu Weile haben in Deuischland; aran wendet seine Aufmerksamkeit viel lieber den ^us- s „gbnden Ereignissen zu, die mit Zank nnd Stank, mit Sieg < «nd Niederlage dieser oder ftn-r Richtung verknüpft sind,