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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1. Illustr. Sonntags- Ltatt (wöchentlich), : Kine kandrvirth- schafMche Neikage (monatlich). Adr nnementS - PreiS: BiwteljShrl. 1M. 25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Blatt Amts und des StadLrathes des Königs. Amtsgerichts Zu Wutsnitz. Inserate find bis Dienstag u. Freitag, Vorm, S Uhr aufz,geben Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) IO Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An- noncen-BureauS von Haasen- stein L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mofst in Leipzig. Lochens ^sjirpulsmtz, Aönigsdmck, Uadeberg, Nadebmg, Moritzdurg und Umgegeud Md B.ri°g MN^L. Erb.» Dßchsundvierzigfler Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Mittwoch. Nr. 21. 14. März 18S4. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Stadtrath hat beschlossen, von diesem Jahre an das Aufbauen und Abbrechen der Buden einschließlich der Zu- und Abfuhr derselben von und nach dem Budenschuppen gelegentlich der stattfindenden Jahrmärkte an den Mindestfordernden zu vergeben. Hierauf Reflectirende wollen ihre Angebote mit der Aufschrift „Budenaufbau" versiegelt bis zum 24. dieses Monats bei dem unterzeichneten Stadtrath einreichen und iu weiterer gewünschter Auskunft sich an den Marktausschußvorsitzenden Herrn Stadtrath Borkhardt wenden. P u l s n i tz, am IO. März 1894. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. Donnerstag, den 15 März 18S4, Nachmittags 3 Uhr, gelangen in der Freuzel'schen Restauration zur Silberweide in Ohorn circa 20 Ctr. Kartoffeln, 1 Faß mit Sauerkraut, 1 Küchenschrank, 1 Tafelwaage, 1 Wanduhr, 1 Herren anzug und dergl. mehr gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Pulsnitz, den 10. März 1894. Sekr. Knnath, Gerichtsvollzieher. Zur Aufhebung des Identitätsnachweises und der Staffeltarife. Der Reichstag hat sich in seinen letzten Sitzungen sehr eingehend mit zwei wichtigen Fragen im GeU «behandel, Mit der Aufhebung des sogenannten Identitätsnachweises und der Staffeltarife beschäftigt, und man muß heute jagen, daß diese beiden vielfach früher falsch beurtheilten Fragen thatsächlich von sehr großer Bedeutung für die deutsche Landwirthschaft und das Getreidegeschäft sind, denn durch die Beseitigung der genannten bisher besteht nden Einrich tungen will man einerseits gewissen nachtheiligen Wirkun gen des deutsch-russischen Handelsvertrages entgegenwirken und andererseits will man dadurch dem Handel Deutsch lands mit eigenen Getreideprodukten wieder seine natürliche Stellung auf dem Weltmärkte geben. Zum Verständniß für diese Fragen muß zunächst daran erinnert werden, daß vor der Einführung der Getreidezölle, also bis zum Jahre 1879, Deutschland einen beträchtlichen Ausfuhrhan del mit gewissen Weizen-, Roggen- und Gerstensorten, so- Wie auch mit Malz nach England, Holland, Dänemark und Schweden betrieb. In Folge der Schutzzölle standen die Getreidepreise in Deutschland aber meistens höher als der Weltmarktpreis in London, Amsterdam u. s. w., und dadurch wurde die deutsche Getreideausfuhr lahm gelegt. Die Lichtseite der Schutzzollpolitik hatte also thatsächlich auch für unsere Landwirthschaft eine Schattenseite, indem deutscher Weizen, Roggen, Gerste und Malz im Auslande unverkäuflich wurde, weil der Inlandspreis über den Aus landspreis stand. Um nun aber den Transithandel in Getreide und Mehl nicht ganz zu unterbinden, wurde die Einfuhr eingeführten Getreides u. s. w. mit der Zurück zahlung des Zolles gewährt, wenn in jedem einzelnen Falle die Identität oder Gleichheit des ausgeführten Ge treides mit dem eingeführten nachgewiesen wurde. Dieser Nachweis erschwert aber den Handel ungemein, ohne der Neichszollkasse zu nützen, denn da Deutschland überhaupt Mehr Getreide einführt als ausführt, so muß doch für jeden Centner Getreide, welcher an das Ausland verkauft wird, ein anderer Centner importirt werden, also ist auch der Identitätsnachweis überflüssig geworden und seine Aus hebung kommt der Landwirthschaft und dem Handel inso- sirn zu Gute, als nunmehr im Osten Deutschlands gewisse Roggensorten, im Süden aber, zumal in Bayern, gewisse Gerstensorten, sowie Malz leicht nach England verkauft werden kann. Zur Controlle bei den Zollbehörden sollen nur noch Ein- und Ausfuhrscheine gegeben werden. Au- ßerdem behält der Bundesrath das Recht, in kritischen Zeiten oder falls die Getreideausfuhr die Einfuhr über ragen sollte, die Ausfuhr zu verbieten. Mit der Aufhe bung des Identitätsnachweises, wodurch hauptsächlich die Anhäufung von Getreidemassen in Deutschland bekämpft Wird, können daher alle Landwirthe und Händler zufrieden sein. ES sind im Reichstage auch alle Parteien für die Aufhebung des Identitätsnachweises eingetreten und nur das Häuflein der freisinnigen Volkspartei unter Richter und die gegen die bürgerlichen Parteien in starrer Oppo sition verbissenen Socialdcmokraten sind gegen die Aufhe bung, weil dadurch die Consumenten benachtheiligt und eventuell der Getreidepreis steigen würde, was angesichts 'es enorm niedrigen Kornpreises und der wachsenden Zu- uhr aus Rußland eine wirthschaftlich gar nicht zu recht- ertigende Behauptung ist. Weniger Eintracht bestand über die von der preußischen Regierung geplante Aufhe bung der Eisenbahnstaffeltarife, durch welche zu besonders niedrigen Frachtsätzen Getreide auf große Entfernungen, zumal von Osten nach Westen, befördert wird. Diese Aushebung wünschen natürlich die Landwirthe des Ostens nicht, während sie dringend im Westen und Süden begehrt wird, um einigen Schutz gegen die Usberfluthung mit aus dem Osten kommenden Getreide zu haben. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Zu dem am vorigen Sonnabend im „Herrnhaus" von Herrn Oberregierungsrath Hörnig aus Dresden gebotenem Vortrage über die vorbereitende Frie- densthätigkeit der Vereine „vom rothen Kreuz" hatten sich erfreulicherweise zahlreiche Zuhörer eingefunden, die mit Beifall den Ausführungen des hochgeschätzten Herrn Redners folgten. Hervorgehoben sei hier nur, daß bezüglich der freiwilligen Krankenpflege im Kriege gegen früher ein Hauptunterschied darin besteht, daß künftig ohne Ausnahme nur solche Personen in Korporationen zur freiwilligen Pflege der Verwundeten und Kranken zugelassen werden, die zu den sogenannten Vereinen „vom rothen Kreuz" gehören. Das sind in Sachsen: 1) Der Landesverein zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger; 2) der Albert verein und 3) die sächs. Genossenschaft,des Johanniterordens. Zur ersteren Gruppe gehören im Königreich Sachsen 9 Zweigvereine mit ca. 900 Mitgliedern, darunter auch unser Zweigverein-Pulsnitz. Mit freudiger, ehrender An erkennung rühmte der Herr Vortragende, daß der hiesige Verein bereits über 100 Mitglieder zähle und somit den gleichartigen Genossenschaften in Chemnitz, Zwickau u.s. w. gleichkomme, ja sogar mehrere an Zahl übertreffe. Nachdem der Vorsitzende des hiesigen Zweigvereins, Herr Or. woä. Sauer, dem Herrn Redner für seine werthvollen, interessanten Darlegungen Namens der Ver sammlung herzlichst gedankt, ergriff Herr Oberregierungsrath Hörnig nochmals das Wort, um hinzuweisen auf das warme Interesse, das Se. Majestät unser König den edlen Bestrebungen der genannten Vereine entgegenbringe, und schloß mit einem Hochruf auf unser geliebtes Königshaus, in welches alle Anwesenden freudig einstimmten. Der freiwilligen Krankenpflege im Kriege ist, wie wir schon in voriger Nummer d. Bl. betonten, ein großes und dankbares, aber auch schwieriges Arbeitsfeld zugewiesen und es bedarf daher schon im Frieden bedeutender Mittel und einer energischen, unermüdlichen Thätigkeit der Ver eine vom rothen Kreuz, um im Ernstfälle den großen Aufgaben gewachsen zu sein. Deshalb ergeht an alle Die, welche die Schrecken des Krieges, die Leiden der Verwundeten und Kranken lindern helfen wollen, die dringende Bitte, schon jetzt dem Laudesverein, welcher dies edle Ziel verfolgt, als aktives oder zahlendes Mitglied (Jahresbeitrag 3 Mk.) beizutreten. Anmeldungen nimmt zum hiesigen Zweigverein jederzeit gern der Vorsitzende desselben, Herr Or. ruoä. Sauer, entgegen. Pulsnitz. Am gestern stattgefundenen Viehmarkte waren 249 Kühe, 278 Ochsen, 151 Schweine zum Ver kauf aufgestellt worden. Zum Vorverkauf wurden 534 Kühe in den Ställen hiesiger Stadt gezählt. DaS herr schende Regenwetter beeinträchtigte den Markt ungemein, der Besuch, obwohl sehr rege, hätte sich bei günstiger Witterung wesentlich besser gestaltet. — Zu Ostern gelten auf allen sächsischen Eisenbahnen die Rückfahrkarten, welche am Tage vor Ostern und am 1. Feiertage gelöst werden, bis mit Mittwoch, 28. März. Kamenz. In der letzten Sitzung des Gewerbe vereins machte oer Vorsteher O. Müller bekannt, daß von Großröhrsdorf aus eine Petition an die Gcneraldirektion der Staatsbahn abgesendet werden soll, in welcher ersucht wird, den letzten von Arnsdorf nach Kamenz verkehrenden Personenzug erst gegen 10 Uhr 50 Min. von Arnsdorf abzulassen, um auch den Abends von Zittau kommenden Reisenden den Anschluß nach Großröhrsdorf-Pulsnitz- Kamenz zu ermöglichen. Bautzen. Nachdem die Genossenschaft für Ver- werthung landwirthschaftlicher und gärtnerischer Erzeugnisse in Bautzen sich entschlossen hat, mit ihren Arbeiten mög lichst bald zu beginnen und eine Konservenfabrik schon im Laufe dieses Frühjahrs in Thätigkeit treten zu lassen, macht es sich nöthig, daß sie Gewißheit erlangt, welche Flächen an Erbsen, Bohnen, Weiß- und Rothkraut und Möhren von einzelnen Landwirthen und Gärtnern in der Absicht gebaut werden, die gewonnenen Erzeugnisse an die Genossenschaft gegen vorher vereinbarte Preise abzu geben. Diejenigen Grundbesitzer, welche geneigt sind, Anbau-Versuche von nicht unter ein Viertel-Scheffel von je einem der genannten Gewächse zu unternehmen, werden daher aufgefordert (siehe Annoncentheil), dies dem Vor stand der Genossenschaft unverzüglich bekannt zu geben. Das Saatgut wird von der Genossenschaft geliefert, damit nur die für die von der Genossenschaft in Aussicht ge nommene Verwendung passenden Sorten zur Ablieferung gelangen. Der Betrag des Selbstkostenpreises des Saat guts wird von den Empfängern nicht baar bezahlt, son dern erst bei der Ablieferung der Produkte verrechnet. Erbsen und Bohnen können auf jedem in guter Kultur befindlichen Grundstück mit alter Bodenkraft angebaut werden ohne besondere Düngung. Zum Anbau von Weiß- und Rothkraut werden Grundstücke zu verwenden sein, welche für Kartoffeln, Rüben rc. geeignet sind. Be sondere gedruckte Anleitungen zur Kultur der genannten Gewächse werden Jedem, welcher sich zum Anbau meldet, bei der Saatgutentnahme mitgegeben. — Für die Abgebrannten in Bautzen sind bis jetzt 15000 Mark an Geld und eine ansehnliche Menge von Kleidungsstücken und Victualien zur Unterstützung der Calamitosen eingegangen und fortgesetzt fließen noch neue Gaben herzu. — Am Mittwoch fand in Bautzen vor der ersten Strafkammer des Kgl- Landgerichts die Verhandlung gegen den Bauergutsbesitzer Michael Simmauk aus Schmeckwitz, welcher das Unglück hatte, den Schänkwirth Müller von Piskowitz auf der Jagd durch unvorsichtiges Gebühren mit dem Gewehr zu erschießen, statt. Das Ürtheil lautete unter Zubilligung mildernder Umstände auf einen Monat Gefängniß. Dresden. Se. Majestät der König unternahm am Sonntag Nachmittag an der Seite Ihrer Majestät der Königin von Villa Strehlen ans einen Spaziergang durch den Großen Garten zu Dresden. Hierbei hatten Viele Gelegenheit, sich von dem guten AuSschen des Monarchen zu überzeugen. Erst kurz vor Beginn der Familientasel kehrte das hohe Paar, überall vom Publi kum ehrerbietigst begrüßt, in die Villa Strehlen zurück. — Am Sonnabend verschied in Dresden im 81. Le-