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Nummer tüt — ZS.Iakrg Donnerslag, 3». April 1938 eqrtstl«tt»»gr vr-d««.«^ P-Urrstr. 17, F«nmy »711 «.V01» vnrck UI» v«rlcq: ««rmaul« Buchdruck«,«, «ch Verla« »».«»«. Mnkl, P»N«rstr°tz. 17, geruru, VVU. p»Scheck! Nr. 1AS, Bank: Stadtbaal vre^x, Br. N7S7 Sach slsllfe volkssettuny «rschel», « Mch «rchentllch. üoiu>tt>ch«r B«-ug,pr«l, durch Trüg« «lascht. » Pf,, »z«. 10 Pf». rrSgerlaha 1,70; durch dl« Post 1,70 «lnschN.bllch x»stl>btrwelsuag«g«b0l>r. ,u,llgtlch »« Pf», Post.B«st«llgkld. ßlaj«Inu«m«r IS Psg-, dl« Sonnabend., Sonata-. grsttaznumm« » Ptz, Zm Fall« von höher«. Lewalt, Berbol, elntr«tend«r Vettleb» stöiungeu hat der Bezieher »der Werbunglretbeild« 1«i« <l» jprüch«, fall, dl« gellun» la belchrönllem Umlan-e, ^»r1»r««t «der aliht «rl<be>nt - ErtöNungsor« Dreede». — — — Beelagsoel vre»d«n. an»elgenprell«: die Npaltlge 7! mm drei!« 3«U« k M l lllr gomiNenan,eigen i PI», gll, Platzwünsch« lönne» wir teln« Lewöhl lelsle». Faruk I. König von Aegypten Feierliche Proklamation -es Thronfolgers Bildung einer Regentschaft — Beerdigung Fuads l. am Donnerstag Kairo, 29. April. König Fuad 7. von Aegypten ist Dienstag mittag 1.4V Uhr gestorben. Wie amtlich bekanntgegeben wird, findet die Be« erdigung König Fuads am Donnerstag, dem 3». April, in Kairo statt. Der Thronfolger Prinz Faruk wurde am Diens tag unter dem Namen Faruk l. zum König von Aegypten proklamiert. Bis zur Bildung einer oerfassungsmähigen Regentschaft wird der Minister rat die konstitutionellen Befugnisse des Königs im Na men des ägyptischen Volkes wahrnehmen. Wie weiter verlautet, wurde flir die ägyptische Re gierung und ihre Vertretungen im Ausland eine offizielle dreimonatige Trauer, beginnend mit dem Todes tag König Fuads festgesetzt. Die öffentlichen Gebäude flaggen bis zum nächsten Dienstag halbmast. Wie oben gemeldet, Übernimmt die gegenwärtige 8gyp- lijche Regierung alte verfassungsmässigen Be. fugnissedesverstorbenen Königs, bis eine Entfchei. düng über die Regentschastosrage getroffen wird. Wie verlautet, werden die auf den S. Mai angesetzten Neuwahlen des Parlaments statt finden. Das neue Parlament wird voraussichtlich Ansang Juni zum ersten Mal« zusammentreten. Zurzeit finden Besprechungen statt, ob die Re- gentschaft durch die fetzige Regierung oder durch die neue Volks, oertretung eingesetzt werden soll. Die Regentschaft versteht das Amt des Staatschefg bis zur Mündigkeit des neuen Königs, die In etwa 14 Monaten erfolgen wird. König Faruk I. wird am 5. Mai in Alexan drien erwartet. Di« deutschen Kolonien Aegyptens haben anlätzlich des Ablebens König Fuads Beileidstelegramme gesandt. Das Beileid des Führers zum Tode König Fuads Berlin. 29. April. Nach Bekanntwerden des Ablebens «seiner Majestät König Fuads I. von Aegypten bat der Führer und Reichskanzler dem jungen König von Aegypten folgendes Beileidstelegramm gesandt: „Die Nachricht vom Ableben Euerer Majestät erlauchten Herrn Baters, Seiner Majestät des Königs Fuad I von Aegypten, hat mich aufrichtig betrübt Zugleich im Namen des deutschen Volkes bitte ich Euer« Majestät, anlätzlich des schivercn Verlustes, den das königliche Haus und das ägyp tische Volk erlitten haben, meine herzlichste Anteilnahme ent gegenzunehmen. Adolf Hiller. Deutscher Reichskanzler." Autzerdem stattete im persönlichen Auftrag des Führers und Reichskanzlers gestern nachmittag der Staats sekretär und Chef der Präsidialkanzlei. Dr. Meitzner, dem hie- sigen ägyptischen Gesandten Nachat Pasclm. einen Beileids- besuch ab. Als Zeichen der Trauer um den verstorbenen Herrsche haben die Präsidialkanzlei, die Reichskanzlei, das Auswärtige Amt und der Reichstag ihre Dienstflaggen für gestern und heute auf Halbmast gesetzt. Besorgte engl.Stimmen zum Tode König Fuads London, 29. April. Nach dem Tode König Fuads sieht man in London der politischen Zukunft Aegyptens mit einiger Be sorgnis entgegen. Die der Regierung nahestehenden Blätter find der Ansicht, datz es König Fuad Tank seiner starken diplo matischen Fähigkeiten gelungen sei. die innenpolitisch« Stabili tät Aegyptens ausrecht zu erhalten und die nationalistische englandfeindliche Waldpartei an der Machtergreifung zu vet- hindern, obwohl er keineswegs ein Freund Englands gewesen sei. „Daily Telegraph" weist auf die bevorstehenden ägypti schen Parlmnentswahlen hin, in denen eine Mehrheit für die Wafdpartei gesichert sei, bevor der Regentschastsrat überhaupt (Gelegenheit haben werde, sich umzusehen. Angesichts der zur Zeit in Gang befindlichen Verhandlungen für ein neues englilch- äoyptisches Abkommen sei diese Aussicht beunruhigend. Man wisse, datz der ägyptisäze Nationalismus nicht zu Kompro missen bereit sei Kompromisse seien jedoch in der gegenwärti gen Lage unbedingt erforderlich. Der gute Wille Englands sei vorhanden, wenn das ägyptische Kabinett davon Gebrauch machen wolle. Die .Morningpost" ermahnt den jungen König Faruk, datz den Interessen Aegyptens auf seinem Thron am lösten durch eine enge und freundschaftliche Verständigung mit England ge dient würde. Nach Pressemeldungen soll König Faruk beabsichtigen, nach seinem Aufenthalt in Aegypten und nach der Einsetzung des Regentschaitsrates wieder nach London zurück,zukehre», um seine militärisclzen Studien <-u vollenden. Reichskanzlers jederzeit mit Gewährung des gesetzlichen Warte geldes einstweilen in den Ruhestand versetzt werden. Der Leiter der Staatsanwaltschaft beim Volksgerichtshof führt die Dienstbezeichnung „Der Reichsanwalt beim Volks gerichtshof". Seinen ständigen Vertreter bestellt der Reichs minister der Justiz. Der Reichsanwalt übt die Dienstaufsicht über die Staatsanwaltschaft beim Volksgerichtshof aus. Die Verordnung tritt am 1. April 1936 in Kraft. pariser Besprechungen über die außenpolitische Lage Parts, 29. April. In einer autzcnpolitischen Betrachtung schreibt das „Petit Journal", die Besprechung des französischen Autzenministcrs am Dienstag mit Staatsminister Paul-Boncour, dem französi- sch en Botschafter in Berlin, Francois Poncet, sowie dem sowjetrussischen Botschafter in Paris Potemkin hätte sich auf die allgemeine politische Lage in Europa bezogen unter Berücksichtigung der bevorstehenden Genfer Tagung des Völker bundsrates. Die französisch-englische Zusammenarbeit und die französisch-italienische Freundschaft könnten bet dieser Gelegen- hcit erneut auf eine ernste Probe gestellt werden. Um auf jeden Fast jede gefabrvolle Möglichkeit auszuschalten. werde sich die Rolle Frankreichs nach Meinung des Blattes auf einen erneuten Versuch zum Ausgleich beschränken. Die Generalaus- sprache über das deutsche Problem werde vor einer Antwort Verlins auf den britisclzen Fragebogen nicht stattsinden. Der Fragebogen im Entwurf ferltggettellt London, 29. April. Wie verlautet, bat das englische Aus wärtige Amt den Fragebogen an Deulfchland im Entwurf ser« »iggestellt. Wie verlautet, hat die belgisclze Regierung durch ihre Bot« fchaster am Montag keine besonderen Wünsche bezüglich des Fragebogens vortra»zen lassen. Sie überlässt es der britischen Regierung, die Fragen nach ihrem Ermessen zu stellen. Oie Neuordnung beim Volksgerichtshof Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über den Volksgerichtshof Berlin, 29. April. Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht die Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über den Volks- gerichtshof. Die Verordnung bestimmt, datz der Volksgerichts hof seinen Sitz in Berlin hat. Der Vorsitzende eines Senats kann bestimmen, datz einzelne Sitzungen nicht am Sitze des Volksgerichtshofes abzu- halten sind. Die ehrenamtlichen Mitglieder des Volksgerichtshofes haben vor ihrer ersten Dienstleistung einen Richtereid zu leisten. D«r Präsident des Volksgerichtshofes verteilt vor Beginn eines jede» Geschäftsjahres für seine Dauer Sie Geschäfte unter die Senate. Er bestimmt vor Beginn des Geschäftsjahres, welchem Senat er sich anschlietzt, und teilt die Mitglieder des Volksgerichtshofes den Senaten zu. Er fast darauf Bedacht nehme», datz insbesondere die ehrenamtlichen Mitglieder einem Senat zugeteilt werden, in dem sie ihre beson- deren Fachkcnntnifse verwerten können. Der Vorsitzende eines Senat» wird in Fällen der Behinderung durch das vom Präsidenten vor Vcginn des Geschäftsjahres für seine Dauer bestellte Hauptamt, lichc Mitglied vertreten. In anderen Geschäften als dem Vor- sitz im Senat wird der Präsident durch seine ständigen Vertreter ocrtreten. Diesen bestellt der Reichsminister der Justiz. Bei der Abstimmung gibt zunächst der Berichterstatter seine Stimme ab. Sodann stimmen die ehrenamtlichen Mitglieder dem Lebensalter nach, vom Jüngsten auswärts. Zuletzt stimmt de. Vorsitzende. Die Richter an den Amtsgerichten, den Landgerichten und den Obcrlandesgerichten sind verpflichtet, richterliche Geschäfte am Volksgerichtshof wahrzunehme». Der Relchsanwalt und die Staatsanwälte beim Volksgerichtshof können durch Verfügung des Führers und König Fuad Der Tod des Königs von Aegypten fällt in eine der ernstesten Stunden der Geschichte seines Landes. Seit sechs Monaten hält ein schwerer Kolonialkrieg den nahen Osten in seinem Bann, der noch immer auf Aegypten hinüber greifen kann. Durch den Suezkanal bewegen sich die ita- Knrer Li7<k rs/Ft c/en oerr/orbeaea /(o'm'e k? u v um/ c/ancbcv cksn Tkroako/For, Vriar faruä ^d'ckcr/-üi7</crc/icatt-3k.^ lienischen Truppen- und Waffentransporte, vor Alexandria liegt die Hälfte der britischen Mittelmcerflotte versam melt und an der libyschen Grenze ist England aus einen kriegerischen Zusammenstotz mit Italien vorbereitet. Auch der Ausbruch der schweren Kairoer Stratzenunruhen fleht in engstem Zusammenhang mit der italienischen Angrisfs- aktion, die das ägyptische Glacis über Nacht für-England geradezu zur Schlüsselstellung seines Weges nach Indien gemacht hat. Tie ägyptischen Nationalisten haben sich diese Chance nicht entgehen lassen, und unter dem Druck des Wafd sah sich England gezwungen, der Wiederherstellung der konstitutionellen Verfassung des Jahres 1923 durch König Fuad zuzustimmen und damit alle zu erwartenden innerpolitischen Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen. Eng land mutzte sich weiterhin entschlietzen, entgegen der Er klärung Samuel Hoares vom November 1935 das anglo« ägyptische Problem erneut auszurollen, und seit Wochen sind die Vertreter der beiden Länder in Kairo damit be schäftigt, über den künftigen Status des ägyptischen König- reiches eine beide Teile befriedigende Lösung zu finden. Sollten diese Verhandlungen nicht zu positiven Ergeb, nissen führen, womit nach früheren Erfahrungen gerechnet werden mutz, so sind neue Unruhen und Zusammenstötze mit Bestimmtheit zu erwarten. König Fuad hat nahezu neunzehn Jahre regiert. Das ist ein langer Zeitraum für einen einzelnen Monarchen, aber ein kurzer für das Alter eines Königreiches. Fuad I. war der erste Beherrscher Aegyptens in der Neuzeit, der seit 1922 den Titel eines Königs geführt hat. Sein Vater war der Khedive Ismael Pascha, der nach dem Gesetze des Koran dem Stambuler Kalifat untergeordnet war, sein Onkel der Khedive Abbas Hilmi, den die Engländer im August 1911 wegen seiner Türkenfreundlichkeit abfetzten. Auch Fuad felbst hat als Offizier und Militärattache im Dienste der Pforte gestanden, nachdem er feine militärische Ausbildung in der italienischen Armee genossen hatte. Aber Aegypten stand schon vor dem Kriege praktisch unter eng lischer Vorherrschaft, und als Divisionsgencral der ägyp tischen Armee erlebte er den Widerstreit der Pflichten zwischen dem tatsächlichen und dem fiktiven Oberhcrrn seines Landes. Zurückgezogen von der Politik, widmete er sich seit 1895 dem Aufbau der Universität Kairo, die er fünf Jahre als Rektor leitete und der Verwaltung der riesigen Güter, die sich in den Händen der Khediven an- gesammelt hatten. Nach der Entthronung des Khedive« Abbas Hilmi im Jahre 1914 wurde zunächst dessen Onkel Hussein zum Sultan von Aegypten genannt. Als dieser im Jahre 1917 starb, fiel die Rolle der Nachfolge Fuad zu, der damit vor die Entscheidung gestellt war, Staats oberhaupt unter englischer Schutzherrschaft zu werden oder sich zum Führer des ägyptischen Nationalismus gegen Eng land aufzuschwingen. Fuad verschmähte den letzteren Weg, sah er doch klarer als irgendein anderer die «Sinnlosigkeit einer Auflehnung gegen das seemächtige England. NicE minder klar wird ihm freilich gewesen sein, datz er i« seiner neuen Würde ständig den Prellbock für die Gegen sätze zwischen den Nationalisten und dem englischen Schutz. Herrn abgeben werde und datz zur Aufrechterhaltung feiner Stellung auch sehr, unvolkstümliche Matznahmen gegenüber