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Sächsische für Schandau und Hohnstein. SV Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint regelmäßig Freitags und ist durch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postanstalten für 10 Ngr. vierteljährl. zu beziehen. — Inserate nehmen an: Hr. Buchbindermstr. Drosep in Sebnitz Hr. Kämmerer Hesse in Hohnstein u. Hr. Kaufm. Angermann tu Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. Dl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugcbcn bittet. .NU. Freitag, den 11. Marz 1884. Wochenschau. Sachsen. Schandau. Nachdem unsere Elbe nun frei von allein Else ist, hat auf derselben bereits ein reger Schifffahrtöverkehr begonnen; auch wurden am 9. d. M. die Fahrten der Dampfschiffe wieder eröffnet, welche sich vorläufig auf früh 6 und Nachmittag 2'/« Uhr von hier nach allen Stationen biö Dresden, Bormittag 10'/« Übr nach allen Stationen bis Naudnitz beschränken. Näheres in dem in heutiger Nummer befindlichen Inserate. — Für nächsten Sonntag haben wir auf einen eben so interessanten als seltenen musikalischen Kunstgenuß aufmerk sam zu machen. Im Hotel zum Bad wird eine 8oir6L muLieulv von dem als Posaunenvirtuoö rühmlichst be kannten Königl. Sachs. Artillerie-Regiments-Stabstrom- Peter Hrn. A. Böhme und dem königl. Hofopernsängcr Hrn. Hollmann statifindeu. Herr Böhme hat es auf der der einfachen Zugposaune zu einer künstlichen Vollendung gebracht, die stauncnswerth genannt werden kann. Durch sein Auftreten als Posaunenvirtuos hat er in Prag, Wien, Brünn, Teplitz, Nürnberg, München, Ulm, Augsburg, Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Potsdam, Brandenburg u. s. w. die größten Triumphe gefeiert. Ueber ein Auf treten Herrn Böhmes im Carltheater zu Wien sagt eine Wiener Zeitung unter Anderem: „Daß man auf der Po saune auch zärtlich sein und tändeln könne, das haben wir erst durch Herrn Böhme erfahren; die Pivyen, welche er vorträgt, nehmen der Posaune den unheimlichen Charactcr; der Rache-Engel mischt sich fröhlich unter Gebirgsbewohner und bläst Variationen über ein Ländlerthema oder phan- tasirt über die letzte Rose aus Martha. Nur manchmal platzt ein Ton aus dem gezogenen Rohre, daß man fürchtet, daß Carltheater werde das Schicksal Jerichos erleiden." Und wer sollte sich nicht noch an die lieblichen Klänge deö königl. Hofopernsänger Hrn. Hollmann erinnern? Möchte kein Musikfreund sich diesen Genuß entgehen lassen, um so weniger, als ein solcher uns höchst selten geboten ist. Dresden. Auf Verordnung deö königl. Finanzmi nisteriums wird bei unfrankirten Packetsendungen biö zum Gewichte von 5 Pfund an sächsische Offiziere und Sol daten deö in Holstein-Lauenburg stehenden mobilen Corps das entfallende Porto nicht mehr von den Empfängern der Sendungen erhoben, sondern auö der Staatskasse übertragen. — Laut Bekanntmachung des k. FinanzministcriumS findet vom 1. April d. I. an in Leipzig die Auswechse lung der königl. sächsischen Cassenbillctö gegen klingendes Courant,, sowie die Einlösung fälliger ZinscouponS und auSgeloostcr Obligationen inländischer Staalspapiere, Land- renlenbriefe und Landcöculturrcntcnscheine nicht weiter bei dem Hauptsteueramtc und beziehentlich bei der BczirkS- Ste,ucr-Einnahme daselbst, sondern ausschließlich bei der unter Leitung der Lotteriedirection bestehenden dasigen Dar« lehiiöcaffe Statt. — Die im vergangenen Jahre an die in Dresden be stehende rothe Dienstmannschaft auögezahlten Löhne errei chen die Ziffer von 38,130 Thalern, darunter der Dccem- bcr alö stärkster Monat mit 4160 Thalern. Rechnet man zu dieser Summe die sonstigen Geschäftsspesen, Mictbzinse, Reparatur der Geräthc, Bekleidungsgegcnstände der Mann schaft, so begreift man kaum, wie es den wahrscheinlichen Einnahmen der Dienstmänner gegenüber möglich ist, diese Gesammtausgabc aufzubringcn. — Wie die „Dr. Nachr." berichten, entfiel am Abend des 7. März der Neiterstatue August I., des Starken, auf dem Markte der Neustadt, das Schwert, welches sofort ein daselbst stationirter rother Dicnstmann aufhob und in das Gouvcrnementshauö trug. Merkwürdig dürfte der Umstand sein, daß vor zwei Jahren dem damals auf der alten Elbbrücke gestandenen und nun abgetragenen polnischen Wappen ganz von freien Stücken die darüber befindliche polnische Königskrone entfiel; gestern nun, der Neiterstatue deö Königs von Polen, obgleich der König in römischer Tracht dargestcllt ist, das an der Seite hängende Schwert. Sollte dieß als ein böses Omen für das fetzt in Kämpfen begriffene Polcnland zu betrachten sein? Wie die „Dr. Nachr." schreiben, ist man auf dem Kammergntc Lohmen einem ansehnlichen und, wie eö scheint, seit langer Zeit im Gange gewesenen Getreidcdieb- stahl auf die Spur gekommen, woran mehrere Personen bethciligt sein sollen. In der Nacht vom 4. zum 5. März sind in Zittau an vier Orten Einbrüche verübt worden, welche die Thätig- keit einer förmlichen Diebesbande vermuthen lassen. Auf der Wcbergaffe, welche am Markte auSlänft, sind die Aus- hängekasten eines Kürschners und eines Kammmachers er brochen und ausgclecrt worden. Bei einem Schuhmacher auf der Jüdengasse haben die Diebe den Aushängckasteu erbrochen, sic sind aber verscheucht worden und haben den Kasten nicht ausgeräumt. Am schwersten wird ein Kauf mann am Markie betroffen, dessen Schnittwarengcwölbe mit Anwendung großer Gewalt erbrochen und woraus werthvolle seidene und andere Stoffe gestohlen worden sind, welche einen Gcsammtwcrth von circa 1600 Thaler haben sollen.