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Tageblatt für die des Bezugspreises oder zum Anspruch uuf Lieferung der Zeitung ?I. ^ahrg. Bad Schandau Dienstag, den 18. Januar 1927 Nr. 14 Dr. Marx verhandelt »nd Wissen", „Unterhaltungsbeilage", der Frau", Illustrierte Sonntagsbeilage „Das Leben im Bild" Enthält bie amtlichen B^nnlmachungen für ^ ^^^BanNonten: ^tadi- das S^lzoAmt Bad Sch^ Zweigniederlassung danl: D°d Schafau g»S27 Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz Taaeszettung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingicßhübel, Kleinhenners dorf, Krippen. Lichtcnbain, MiUelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Nathmannsdorf, Reinyardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischf^re, sowie für da» Gesamtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohvlapper Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gespalt«n« 35 mm breite Petitzsil« 1b Pfg-, für an», wattige Auftraggeber 20 Pfg., 8b mm breit« Reklamezeile 80 Pfg. 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Ständige Wockenbeilsgen: M«-.^>«n GE». »Ich, M»ng Fllr eilige Leser. * Der Deutsche Volksbund in Ostoberschlcsicii hat gegen die Ablehnung der Schulcntscheidung Calonders durch die polnische Negierung Beschwerde beim Völkerbund eingelegt. * Jin Laufe des letzten Sonntag ereigneten sich in Wien 10 Selbstmordversuche, von denen t tödlich verliefen. * An der italicniscl)cn Grenze beim Grotz-Vcrnhard wurde cin früherer französischer Offizier namens Souverein aufgcgrif- fcn und ins Gefängnis überführt, weil er ohne Patz italienisches Gebiet betreten hatte und sein Umherstreife» nicht genügend rechtfertigen konnte. * Wie aus Toronto gemeldet wird, sind 4 Kinder während der Abwesenheit der Eltern bei einem Wohnungsbrand ums Loben gekommen. * Vor der Tür des italienischen Generalkonsulats in Ncw- york explodierte gestern eine Bombe, die von unbekannter Seite hingelcgt worden war. Personen kamen nicht zu Schaden. „Moralische Abrüstung", wie sie Frankreich von uns verlangt Fraulrelch macht uns einen Vorwurf daraus, daß wir nicht „moralisch abrüstcn". Auch Poiuearö warf eS uns vor, als er die frauzöstschcu Truppen in das Ruhr- gebiet cinrücken Netz. Und soeben erklärte eine Froiit- lämpservereinigung in-Paris, die eine große Tagung ab- gehalten hat, Frankreich könne nicht auf die materielle» Friedcusgarauticu ans dem Versailler Vertrag verzichten, solange in Deutschland „d i c A b r ü st u » g d e r G c-i st c r nicht durch die Durchführung cingcgangcncr Verpflichtun- gen eine bewiesene Tatsache sei". Deutscherseits wird man natürlich sofort erwidern, daß w i r die Verpflichtungen, die wir cingegangcn sind, nicht bloß restlos erfüllt haben, sondern daß man darüber hinaus uns Leistungen auf- erlegt und von nns erpreßt, die weit über die Verpflich tungen des Versailler Vertrages hinausgehen. „Abrüstung der Geister." Auch iu Deutsch land gibt es Kreise, die diese Abrüstung predigen und den Andersdenkenden einen Vorwurf daraus mache», daß sie nicht „abrüstcn" wolle». Darüber hinaus gibt cs sogar Leute, die cs geradezu Frankreich empfehlen, an der Be setzung des Nheinlandcs, an de» Bestimmungen des Ver sailler Vertrages festzuhalten, solange Deutschland nicht moralisch abgerüstet habe. Der Führer der Demokratischen Partei in Deutschland, Dr. Koch, hat demgegenüber auf dem internationalen Kongreß der Demokratischen Partei in Karlsrnhe, an dem auch Frauzosc» tciluahmen, das außerordentlich charakteristische Wort geprägt, das er den j Franzosen znrief: „Schickt statt 60 000 Offiziere und Sol- datcn 60 000 Studenten nach Deutschland; diese werden .Eroberungen machen, die fester nnd dauerhafter Natur sind." Gewiß ist das Gefühl dafür, daß die Scheidung der Geister durch die Grenzen des Volkstums, durch die Grenzen überhaupt nicht mehr so schroff und so unüber brückbar sein kann, wie das früher der Fall gewesen ist, nicht mehr Alleingut einiger Weniger, sondern der Aufeinanderprall der Nationen im Weltkrieg hat als das gegenteilige Empfinden erzeugt, daß es trötz aller Be rechtigung nationalen Daseins nnd Lebens doch Inter essen gibt, die über die nationale Begrenztheit hiuaus- ragcn. Diese allgemeinen Interessen sind nicht nur wirt schaftlicher, sondern auch ideeller Natur. Die Idee einer Befriedung ist an nnd für sich zu billigen, sofern sic davon ausgcht, daß das erste das Eigenleben der Nationen ist. Was für weite Kreise die Friedensbc- strebnngcn erschwert hat, ist der Umstand, daß man eben das Eiaenleben der Nation zurückstellen will hinter der Verwirklichung der allgemeinen Idee des Friedensaus- gleichcs. Für das natürliche Empfinden eines jeden Deutschen ist cs eben unerträglich, daß ans dem Boden des Dentschen Reiches fremde Mächte „60 000 Offiziere und Soldaten" stehen haben, — und in dieser» Emp finde» sind sich alle Deutschen gleich von rechts bis links. Außerdem haben alle Deutschen die Empfindung und die Gewißheit, daß Deutschland so weitgehend, wie es in seiner Kraft stand, die Verpflichtungen erfüllt hat, Vie es übernahm, und daß es darum ein völlig unberech tigter Vorwurf ist, vou uns eiue „moralische Abrüstung" zi« verlangen, obwohl wir den praktische» Beweis seit Jahre» dafür geführt haben, daß wir eine „Revanche" nicht beabsichtigen. Überhaupt, — „Nevauche" ist ein französisches Wort. „Rache" hat dem Deutschen immer serngelcgcn und wird chm immer fernliegen. Und wenn die Franzosen von Revanche sprechen, so mag daran erinnert sein, daß dieses Wort im politischen Leben als „Revanche pour Sadowa" auftauchte, also Rache für das Geschehen von König- gratz, das die Franzosen gar nichts anging. Erinnert werden maa auch daran, daß die Revanche für den Hus- Aussprache des Reichskanzlers mit Parteiführern. Eine Rede des Grafen Westarp. Der gcschäftsführcndc Reichskanzler Dr. Marx hat die Verhandlungen zur Bilduug ciuer Regierung ausgenom men. Zunächst wird er versuchen, gemäß einem Beschluß der Zentrumöfraktiou des Reichstages eine Negierung derMittezu bilden. Dr. Marx empfing im Laufe des Montags den Vorsitzenden der Fraktion der Deutschen Volkspartci, Dr. Scholz, um sich vou ihm über die Hai- tuug der Deutschen Volkspartei zu ciuem Kabinett der Mitte unterrichten zu lasse«. Weiterhin hatte Dr. Marx Besprechungen mit den demokratischen Führern Dr. Koch und Erkelenz. Eine Aussprache zwischen Dr. Marx und den Fraktionsführern der Deutschnationalen und der Sozialdemokraten soll erst dann stattfindcn, wenn dem geschäftsführcnden Reichskanzler die Ansichten der Deut schen Volkspartei über die Regierungsbildung zur Kenut- uis gebracht worden sind. Eine besondere Rolle bei der Aussprache soll auch die Person des Neichswchrministers spielen. Die NcichStagSfraktio» der Deutschen Volkspartci ist am Montag in Gegenwart des Parteiführers Dr. Strese mann zu einer Sitzung zusammengctrcten, um über die politische Lage zu beraten. In dieser Sitzung berichtete auch Neichswirtschaftsministcr Dr. C » rtiuS über seine Verhandlungen zur Herbeiführung einer Negierungs koalition der bürgerlichen Parteien. Der Vorstand sprach Dr. Cnrtius einmütig Dank nnd Anerkennung für seine Bemühungen aus und billigte die von ihm unternomme nen Schritte. Er bedauerte, das? diese Verhandlungen vorzeitig zum Scheiter» gebracht worden sind. Der Vor stand sah in Erwartung etwaiger neuer Vorschläge des Reichskanzlers Dr. Marx von erneuten Beschlüssen znr Lage ab. Große Beachtung hat in politisch-parlamentarischen Kreisen eine Rede des Grafen Westarp gefunden, die der Führer der Deutschnationalen Volkspartei auf der 8. Neichsgngestclltentaaima der Partei hielt. Die D-»«<rch, nationalen, so sagte Graf Westarp, wollten vor allen Din- gen der Jugend und der Elternschaft den christlichen Eha- rakter der Schule und Erziehung sichern. Man dürfe nicht vergessen, daß dieZeitdes Kaiserreichs eine Zeit des Ausstiegs und des Glückes gewesen sei, und man müsse danach streben, wieder zn einer Staats- fo r m z « k o m m e n, die a l l e n a t i o n a l e n K r ä f t e zusammenschließe nnd nach innen und nach außen zu vertreten verstehe. Die deutschuationale Forderung auf Befreiung Deutschlands von fremder Herrschaft müsse gang oes »irceges 1870 eine französische Ehrenpflicht war, daß Jahr um Jahr die Statuen des Elsaß und Lothrin- gens nmkränzt wurden, solange, bis diese Gebiete wieder zu Frankreich gehörten. Vielleicht könnten wir vergessen, was während des Krieges geschah, weil Krieg war. Aber wohl erst die nächste Generation wird vergessen können, was die En tente, Frankreich insbesondere, uns n a ch dem Kriege auf die Schultern legte. Es ist nicht leicht, zn vergessen, daß unter der Blockade während des Waffenstillstandes etwa 800 000 Deutsche des Hungertodes starben; es ist nicht leicht, darüber hinwegzusehen, daß auf deutschem Boden fremde Truppen stehen, und cs ist untragbar für uns, daß diese fremden Truppen mit deutschen Leben ungestraft spielen dürfen. Solange ist an eine „m ora - lisch e A brüst n n g" nicht zn denken, als der Dentsche vom Bürgersteig heruntertretcn mnß, wenn er einem fran zösischen Offizier beaeanct. Dagegen: M AMM NM Ml! Militärische Ausbildung vor der Dienstzeit. Bei einer in der Sorbonne abgehaltencn Veranstal tung des Nationalverbandes der Turn- und Sportvereine und der Vereine zur Vorbereitung auf den Militärdienst hat Kriegsminister Painlevü eine Rede gehalten, iu der er es als eiue der g r o ß c u L e h r c u d c s K r i e g e s bezeichnete, daß der Begriff der bewaffneten Nation zur Wirklichkeit werde. Weuu trotz aller unserer Bemühnu- gen und gegen unsere Hoffnungen, so erklärte der Redner, eines Tages Frankreich ein Krieg aufgezwungen werden sollte, so würde dieser Krieg nicht durch ein aktives Heer zuzüglich einiger Reservisten geführt« werden, sondern durch die Masse der mobil gemachte» Reservisten selbst, ' die eme wirkliche nationale Armee bilden würden. lmmcr wieder erhoben werden, wenn der Weg dazn viel leicht auch noch lang sei. Denn das Vaterland nnd seine, Freiheit seien das Allerheiligste ans Erden. Nach längerer Debatte fand eine Entschließung einstimmige Annahme, in der der dentschnationalen Ncichstagsfraktion der Dank für die Maßnahmen, die znm Sturz der Miuderhcitsregieruug geführt hätten, ausge sprochen wird. Die Neichsangcstclltentagung erwarte von der Neichstagsfraktion, daß sie sich jedem Versuch, erneut eine Minderhcitsrcgierung ins Leben zu rufen, widersetze und jede Negiernng, die sich nicht ans eine feste Mehrheit mit Einschluß der Deutschnationalen stütze, mit allen parlamentarischen Mitteln bekämpfe. Berlin, 17. Januar. Reichskanzler Dr. Marx empfing heute nachmittag -1 Uhr den Vorsitzenden der Fraktion Ler Deut schen Volkspartci Dr. Scholz und um 5 Uhr die Vorsitzenden der demokratischen Fraktion Koch und Erkelenz. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, erstreckten sich die Bespre chungen zunächst nur auf sachliche Fragen, Personcnfragcn sind noch nicht erörtert morden. Nach den demokratischen Partei führern empfing Dr. Marx den Abgeordneten Müller- Franken als Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion. Dr. Marx teilte diesem mit, daß die Deutsche Bollopartei nicht bereit sei, die Große Koalition mitzumachen. Nach Mit teilung von sozialdemokratischer Seite stellte dann weiter Abg. Müller-Franken an den Reichskanzler die Frage, ob die Parteien, die eventuell eine Minderheitoregiemuig bilden würden, aus eiue Unterstützung von links, und zwar ohne eine Neutralität des Kabinetts nach beiden Seiten, einzugehcn bereit seien. Dr. Marx habe erwidert, daß das Zentrum dazu bereit sei, daß er aber noch nicht wisse, wie die Deutsche Volkspartci zu dieser Frage steh«. Die sozialdemokratische Fraktion hat für Dienstag nachmittag eine Sitzung des Franklionsoorstandcs vorgesehen und die Frak tion selbst auf Mittwoch l2 Uhr cinbcrufen. Am Dienstag vormittag wird Dr. Marx den deutschnatio nalen Parteiführer Graf Westarp empfangen. * Jie MW WWrtki leW Sie GW KMWn M. Berlin, 17. Januar. Von volkspartcilicher Seite wird be stätigt, daß die Deutsche Volkspartci eine Beteiligung an der Großen Koalition ablehne. Im Reichstage am Nachmittag um laufende Gerüchte, daß der Abg. Dr. Scholz am Montag abend zur weiteren Klärung der Lage ein zweites Mal von Dr. Marx emp fangen würde, bestätigen sich nicht. Die rorperllchc Ausvilonug muß vercus in der Kindheit beginnen. Sie muß fortgesetzt werden wäh rend der Schulzeit und während deS Fortbilduugsschul- nntcrrichts. Im Gegensatz zur körperlichen Ansbildung wird die eigentliche inilitärischc Vorbereitung lediglich für den erwachsenen Menschen in Frage kommen. Diese militärische Vorbereitung sott zumindest z w e i I a h re v o r d c r E i n st c l l u n g i n d a s H c e r beginnen mit dem Ziel, dass jeder, der znm Militär kommt, bereits körperlich durchgcbildet ist, Märsche auöhalten und schieße» ka»n. Er sott durch diese Übungen der mili tärische» VorbcrcitungSzeit den Geschmack für freiwillige Disziplin und für die gemeinsame Überwindung von Schwierigkeiten sowie den Geschmack an edlem Wettstreit gewinnen. Das ist das Ziel, das die Turn- und Sport vereine und die Vereine zur Vorbereitung auf den mili tärische» Dienst verfolgen müssen. Der Veranstaltung wohnten der Präsident der Re publik, Ministerpräsident Poiucarü sowie die Präsidenten von Kammer und Senat bei. Zar MM»« MMrkWitee M die »MW MMWBMW. Paris, 17. Januar. Das Versailler Militärkomitee hielt heute nachmittag eine Sitzung ab, über die folgendes Kommu nique ausgegcben wurde: „Das Komitee tagte heute! nachmittag von 2,30 bis 5,30 Uhr. Es sand ein Meinungsaustausch über die pon den deutschen Dele gierten am 1t. Janudr übergebenen Note» statt. Das Komitee beschloß, die mündlichen Verhandlungen mit General Pawclsz und Lcgationsrat Forster fortznsctzcn. Die deutschen Vorschläge habe» das Komitee nicht völlig befriedigt, das eiue Aeudcruug