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Ottendorfer Zeitung. vi« .Ottendorfer Zeitung" erscheint inr,»tag, Donners« tag und Sonnabend abend». 2«Z«g»prei, vierteljährlich , Mark. Durch die Pasi bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die (Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Leid und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Amiahm« »an Inserat« bi, »«»ittag i« Uhr. Inserat« werden mit ,o p' silr di» Spaltzetl» berechn«. LabtLarisch« Satz nach b»s»nd«r«m Laris Druck und Verlag von Hermann Rühl« in Groß-Gkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. 87. Sonntag, den 21. Iult 1907. 6. Jahrgang. Orrtlichrs und Sächsisches. Gitendorf-Dkrilla, den 20. Juli i-o?. Sonntall, d:N 81- Juli findet in der hiesigen Küche eine Wiederholung der Kollekte sür den Bau einer Kapelle in tnr Volk-Heilstätte Albertsberg statt- Albertdderg gehört zu den beiden Heilstätten sgx unbe mittelt« Lungenkranke au« dem ganzen Lande, welch» in d-m waldreichen Gebiete an der Grenz« zwischen Erzgebirge und Vogtland von der barmherzigen Nächstenliebe begründet worden find und uni'rhalten werden. AlbertS- berz dient sür männliche. Carolagrün für weibliche kranke. Der Verein zur Begründung von Volkshcilstätten für Lungenkranke im Königreiche Sawien, der beide Anstalten er- richtet hat und uns, rhält, hat aus eigenen Mitteln und mit Hilse von Freunden zwar für Carologrün eine Kapelle bauen können, die im Juli 1906 -mgeweiht worden ist. Den Männlichen Kranken in der Heilstätte AlbrrtS- berg aber fehlt sü. ihre Gottesdienste eine gleiche AndachiSstättc. Jetzt müssen die Gottes dienste dort in einem Raume abgehalten werden, der nur ein dürstiger Notbehelf ist Trotzdem lsi auch in Alberi-Kerg die ganz freiwillige Teilnahme an den Gottesdiensten und den Abendmahlöseirrn so lebhaft, bah das Bedürfnis einer würdigen und ausreichenderen Stätte für dieselben klar erwiesen ist. Der Verein will daher auch in Albcrisberg den Bau einer Kapelle beginnen. Ihm selbst fehlen aber die erforderlichen Mittel, um den Bau allein zu destreiten. Er wendet sich deshalb, zumal die Kapelle den kirchlichen Bedürfnissen armer Kranker aus dem ganzen Königreiche dienen soll, an di« gesamte Landeskirche und bittet inständig um Hilf« bei seinem Kapellenbau. Es handelt sich um «ine Stätte, in welcher der Trost des Tvangeltum» viele besonders Mühselige und Beladene erreichen soll, darunter auch Manchen, d«r vielleicht lange fremd geworden ist im Hause SotteS. * Der Bezirksausschuß der Königlichen AmlShauptmannschast Dresden. Neustadt ge- mhmigte bedingungsweise das Gesuch der Firma August Löffler in Freiberg um Genehmigung lur Errichtung einer Gasanstalt in Langebrück, auch in Verbindung hiermit die Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit feiten» der Gemeinde Langebrück. Zu den Abtrennungen d'i den Grundstück Blatt 7 de» Grundbuch» für Dienldors (Grünberg) wurde di»p«nsation»- weis« übrigen« noch unter einer Bedingung Genehmigung erteilt. —* Der Rückenmark» - Entzündung der Pferde, die neuerdings wieder in ganz Sachsen und namentlich im Bornarr Bezirk in be. ünstig«nd» Weise ausgetreten ist und zahlreiche Opfer gefordert hat, soll nunmehr ganz '"«gisch zu Leibe gegangen werden. Das Königliche Ministerium de» Innern hat be schlossen, ohne Verzug über die Ursache und da» Auftreten, sowie über die Verhütung und Behandlung dieser heimtücki'chen Krankheit »issenschastliche Untersuchungen einletten zu lassen und hat mit den Vorarbeiten die Kommission sür da» Deterinärwesen beauftragt. Gleiidz.itig hat da» Ministerium sür diesen Zweck 7000 Mark sür das laufende Jahr zur Verfügung gestellt. Hoffentlich gelingt es nun- wehr, dieser unheimlichen Krankheit beizukommen. —* Mars, der rote Planet, auf dem die Astronomen schon so viel der Erde Aehnltcheö entdeckt haben, ist schon wieder in größter An näherung bei der Erde, und von neuem richten nch die großen Fernrohre aus ihn, um seine Oberfläche zu studieren. Diesmal aber sind die Sternwarten der Südhalbkugel, über denen der Planet schcit«lrecht durch Zenith geht, vor unr Bewohnern der Nordhaldkugel bevorzugt' Denn der Planet geht in südlicher Deklination M. Grad), daß er nördlich vom 68. Grade Nordbreit« überhaupt nicht ausgeht. So sehen wir nur bei Anbruch der Nacht im Südasien, um Mitternacht im Süden und gegen Morgen im Südwestcn einen auffallend roten Stern in geringer Höht, Auch ein kleines Fernrohr zeigt ihn al» eine Scheibe, an deren oberen Rande man «inen weißen Fleck erkennt, und aus der man dunkle Gebilde wahrnimmt. Doch macht der niedrige Stand das Bild un ruhig und verlvaschen. —* Tie landwirtschaftlichen Vereine Rade burg, Dobra, Ebersbach, Berbisdorf und Naundorf haben an den landwirtschaftlichen Kreisverein zu Dresden eine Beschwerdcschrift betreffs Steuerung de» besonder» auf der Großenhain-Radeburger Straße herrschenden Automobilunwesens gesandt- Es ist erwünscht, daß noch mehr landwirtschaftliche Vereine sich der Beschwerde anschließcn. damit den Behörden Unterlagen zu einem Vorgehen an die Hand gegeben werden- Die Automobils haben mit Recht durch das ost rücksichtslos- Fahren einen starken Unwillen in der Bevölkerung erregt, sodaß es auch im Interesse der Regierung ist, nun so schnell als möglich einzuschreiten und Sicherungsmaßregeln zu schaffen, damit der Landwirt und jeder andere Straßcnpafsant wieder in Ruhe seiner Arbeit nachgehen kann. Das Direktorium des landwirtschaftlichen Kreisvereins zu Dresden wird diese Beschwerde gewiß kräftigst unterstützen und nach ihrem Ermessen weiter verfolgen, ev. durch den LandeS- kulturrat der hohen Staatsregierung und den hohen Ständekammern unterbreiten. —* Ende Juni waren im Königreich Sachsen nach dem Angaben der Kommission für Veterinärwesen in 249 Gemeinden 309 Ge höfte verseucht. Die Höchstzahl der Er krankungsfälle betraf Tehirnmarköentzündungen in 189 Gehösten mit 217 erkrankten Tieren. Dresden. Die Aerzte von Dresden und Umgegend haben ein Schutz- und Trutzbündnis abgeschlossen und sich unterschriftlich bet Konventionalstrafe verpflichtet, keine Verträge aus Mittelstandskrankenkassen (Handwerker- und ähnlich« Kasten) abzuschließen. — In der Nähe der Hohen Brücke wurde am Donnerstag Vormittag der Hilfsweichen- strller Schmidt von der Maschine eines von Riesa ankommenden Zuges erfaßt und tödlich verletzt. - Hier erfolgte vor einigen Tagen die Verhaftung eines jungen Amerikaner», der mit s-lnem Automobil eine Frau überfahren und tödlich verletzt hat. E» handelt sich um den 18 Jahre alten Studenten Simon au» Neuyork, besten Mutter hier auf Weißen Hirsch zur Erholung weilt. Der junge Amerikaner wollte feine Mutter von Berlin au» besuchen und suhr deshalb mit seinem Automobil nach Dresden. Auf der Chaussee bei Luckenwalde soll er, wie Augenzeugen berichten, im Zickzack gefahren sein und eine in Luckenwalde wohn hafte Frau Sckulz überfahren und tödlich ver letzt haben. Trotzdem sich die Frau hinter einen Baum zu retten versuchte, wurde sie von dem Wagen erfaßt und in den Ehausteegraben geschleudert. Die Verletzungen waren so schwer, daß die Bedauernswerte bereits eine Stunde, nachdem sie im Krankenhause unter gebracht worden war, starb. Simon setzte seine Fahrt, ohne sich um die tödlich Verletzte zu kümmern, fort, dochZwar seine Automobil nummer notiert und di« Anzeige über sein rücksichtsloses Verhalten telegraphisch weiter- gegeben worden. Als er in ^Dresden ankam, wurde er sofort verhaftet und der Königlichen Staatsanwaltschaft zug. führt. Trotz der sofort von seiner Muutter eingeleiteten Verhandlungen und trotz einer von ihr ang-botenen Kaution in Höhe von 50000 Mark ist Simon in Hast behalten worden und sieht jedenfalls einer schweren Bestrafung entgegen. Simon soll, in geradezu rücksichtsloser W ise darauf los ge fahren sein, — Die hiesige Post hat einen glänzenden Beweis ihrer Findigkeit erbracht. Sie hat eine Karte mit der Aufschrift „An die Finer Mitel Fabrik Dresden bei Deutsche Land" an die richtige Adresse befördert, nämlich an die — Sächsische Viehnährmittelfabrik in Dresden! Moritzburg. Durch die Entschlossenheit eines Zugführer« wurde auf hiesiger Station ein kleiner Knab« vom sicheren Tode errettet. Da» Kind hatt« das Herannahen des um die Mittagszeit von Dresden einlaufenden Zuges nicht bemerkt und befand sich auf den Schienen ES wäre unrettbar verloren gewesen, wenn «» dem Zugführer nicht gelungen wäre, den Zug aus wenige Schritte zum Stehen zu bringen. Der kleine Knabe erwartete seine Mutter, die sich im nämlichen Zuge befand. Oberst-ina. Nachdem sich das Hochwasser vom vergangenen Sonntag verlaufen hatte, wurde von den Anwohnern der Haselbach be merkt, daß zahlreiche Forellen vernichtet worden sind. Diese lagen verendet auf anliegenden, vom Bache überschwemmt gewesenen Wiesen und im Bache selbst. Bei früherem Hochwasser ist diese Beobachtung nicht gemacht worden, wenigstens wissen sich ältere Leute dessen nicht zu erinnern. Es ist anzunehmen daß dem Wasser vom Walde zugeführte Humussäure das Verenden der Fische verursacht hat. Bautzen. Im Alter von 82 Jahren noch mals geheiratet hat der Hausbesitzer und Handelsmann Hermann Kretzschmar. Die Trauung dieses noch rüstigen Greises mit der um 30 Jahre jüngeren Wirtschafterin fand dieser Tage in der Michaeliskirche statt. Zittau. Bei einem Brande, der am ver gangenem Mittwoch nachmittag in dem Dach geschoß eines Hauses auf der Neusalzaer Straße entstand, wurde ein Feuerwehrmann von einem schweren Stück Sandstein-Einfassung welches sich plötzlich von einem Mansarden fenster löste, getroffen. Das Gestein hatte den Helm durchschlagen und dem Betreffenden die Schädeldecke zertrümmert, er wurde in eine hiesige Klinik gebracht, wo «r hoffnungslos darniederliegt. Löbsal. Zwei Heidelbeeren suchend« Frauen sanden dieser Tage im Golker Walde im Heidelbeerkraute versteckt ein Beutelchen mit Goldstücken. Dit Gesamtsumme betrug 1100 M. Bald darauf traten aber an der Fundstelle zwei Damen, welche sich zur Sommerfrische in Diesbar aufhalten, ein und suchten eifrig und ängstlich. Als sie dann die in der Nähe be findlichen Frauen fragten, ob sie Geld ge funden hätten, wurde ihnen natürlich eine be- jahende Antwort zuteil, und da sie über die Höhe des Betrages und über die näheren Umstände genaue Auskunft geben konnten, so händigten ihnen die Frauen oder weiteres den gefundenen Betrag au», woraus sich die „Damen" mit einem „Danke schön" schleunigst entfernten. Ob sich die Finderinnen mit diesem „Danke" zufrieden geben, dürste zu be zweifeln sein, da ihnen die Verlustträgerin be kannt ist. Meißen. Wegen de» Ende Mai dieses Jahres in einem Garten an hiesigem Fähr gäßchen aufgefundenen menschlichen Skeletts hat bisher nur festgestellt werden können, daß es da« einer männlichen Person ist, die im Alter von 19 bis 22 Jahren gestanden hat. Dafür, daß eS das des im Jahre 1884 von hier verschwundenen Bäckerlehrlings Pörschel ist, fehlt es noch an jedem Nachweise. Falls es sich aber um einen an Pörschel verübten Mord handelt, so kommt der Handarbeiter Hausdorf, gegen den der Verdacht der Täter schaft auskam. nicht mehr in Frage, da Haus dorf sich zu der Zeit des Verschwindens Pürschels in der Strafanstalt Sachsenburg be funden hat- Nossen. Der Güterzug Nr. 7342, der am Donnerstag früh 4,35 Uhr von Noss«n nach Leipzig-Engelsdorf abgefertigt wurde, blieb infolge Achsenbruches bei der Haltestelle GleiSberg-Marbach liegen. Infolgedessen mußte der Personcnzug Nr. 1502 (ab Nossen früh 5,10 Uhr, in Leipzig 7,25 Uhr) ausfallen Ein Ersatzzug verkehrte von Döbeln nach Leipzig. Strehla. Au« der Elbe gerettet wurde am Dienstag durch den Bademeister Täschner und Bäckermeister Jähnig da» dreijährige Töchterchen de» Pferdehändler» Schmidt hier, da» oberhalb des Stadtbade» in den Strom gefallen und von den Fluten fortgeführt worden war. Da» Kind wurde noch lebend ans Land gebracht. Wermsdorf. Hier haben sich in stech» Familien ernstliche Erkrankungsfälle ereignet, drei endigten mit dem Tod- der erkrankten Personen. Die gleichzeitigen Erkrankungen sind auf den Genuß von Speiserest«» zurück zuführen, die einige als Gartenarbeiterinnen beschäftigte Frauen mit nach Hause genommen hatten, obwohl die betreffenden Speisereste sich schon in einem Abfallkübel befanden, also nicht mehr zum Genüsse für Menschen bestimmt waren. Borna. In Lobstädt bei Borna wollte dieser Tage eine Dienstmagd in vorgerückter Abendstunde von einer im Gutshofe ihrer Herrschaft stehenden Linde Blüten abpflücken. Da nun jedenfalls der Ast, den das Mädchen sich als Stützpunkt gewählt hatte, zu schwach war, brach er und das Mädchen stürzte auf das harte Pflaster. Es zog sich dabei außer einer starken Quetschwunde am Kopfe noch eine schwere Gehirnerschütterung zu, woran da» Mädchen erlag. Chemnitz. Am Donnerstag früh 8 Uhr trug sich auf dem UebungSplatz der städtischen Hauptfeuerwache ein schreckliche» Unglück zu. Die Berufsfeuerwchr übte mit einer großen Magirus-Drehleiter auf der dec Oberfeuerwehr mann Koppe stand, neben der Leiter am Standrohr stand der Feuerwehrmann Scheibe. Plötzlich riß der Drahtgurt, der den oberen Teilen der langen Leiter den Halt gab. D«r obere Teil der Leiter brach ab und stürzte mit den Oberfeuerw-Hrmann in die Tiefe. Weber der 9 Meter hoch herabstürzte, erlitt einen schweren Schädelbruch, an dessen Folgen er auf der Stelle starb- Der zweite auf der Leiter stehende Feuerwehrmann kam verhältnismäßig gut davon. Gr rutschte aus der Leiter herab bis zur Stelle, wo der Tote lag. Dabei erlitt er ein« V«rstauchung des Rückgrats und eine Verletzung am B«in. Er wurde in seine Wohnung geschafft. Der neben der Leiter stehende Feuerwehrmann Scheibe wurde da gegen von der herabstürzendrn Leiter getroffen und erlitt einen derart schweren Schädelbruch, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Er wurd« in» Krankenhaus geschafft. An der Uttfallstelle erschienen al»bald Oberbürgermeister Dr. Beck, sowie die dem Feuerlöschwesen vor stehenden Stadträte Dr. Scheuffler und Baldauf. Die nähere Untersuchung muß er geben, ob der Unglücksfall auf eine Fahr lässigkeit zurückzuführen ist, wa» jedoch ziemlich ausgeschlossen erscheint. Glauchau. Ein schwerer Unglücksfall er eignete sich in der chemischen Fabrik von Vogel. Der Zimmermann Hofmann hatte, um einen mit Blei auügeschlagenen großen Holzbottich in die Höhe ziehen zu können, an einem Balken eine Klammer eingeschlagen, die sich während des Hochziehens de« Bottich» löste. Der schwere Bottich stürzte Infolgedessen herab und fiel auf den darunter stehenden Hofmann. Der Unglückliche erlitt dadurch so schwere innere Verletzungen, daß er sofort in» Krankenhaus gebracht werden mußte. Es ist fraglich, ob der Verunglückte mit dem Leben davonkommt. Jöhstadt. Im benachbarten Steinbach ist ein 20 jährige» Mädchen, die Pflegetochter hoch betagter Großeltern, mit ihrem einjährigen Kinde in den hochangeschwollenen Preßnitzfluß gesprungen. Mutter und Kind haben in dem Wasser ihren Tod gefunden. Unglückliche Liebe und Nahrungssorgen dürften da« Mädchen in den Tod getrieben haben.