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- Wenstciner Tageblatt Amtsblatt für deu Verwattunüsbezirk des Stadttathes z« Hohenstein «r Sonnabend, den 23. Deeember 1893 43. Jahrgang - K sowie i vor Aller Augen. Italien sich der russischer Intervention in Berlin aufgegeben worden wäre. Was ferner der genannte Aufsatz von der Wiederherstellung des europäischen Gleichgewichtes durch die Annäherung der Russen an die Franzosen schreibt, so kann sich derselbe für diese Auf fassung aus das Zeugniß des Grafen Caprivi berufen. Die auswärtige Politik des alten Courses hat diese Wiederherstellung stets zu hindern gewußt und dadurch wie durch das Doppel- verhältniß zu Oesterreich-Ungarn einerseits, zu Rußland an dererseits Deutschland in der führenden und entscheidenden Stellung erhalten. Darauf ist wie auf manches andere verzichtet worden. Die Gründe untersuchen wir nicht, die Folgen stehen Frankreich. Zur Vertheidigung des Bombenverbrechers Vaillant hat der Rechtsanwalt Deshayes-Saint-Merry auf Crsuchen Geliebten des Vaillant, der Frau Marchal, bereit erklärt. zu bewirken. Für alle Kinder ist ein Impfschein, für die vollständiges Taufzeugnis beizubringen, das erstmalig zeitlich ausgestellt wird. Lt. Z 15 u. 22 d. L.-Sch.-O. sind entrichten. Gersdorf, am 14. Dezember 1893. Die Schuldirektion. Pfeifer. Eine Üebersicht dc- »>.s dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rang verhältnisses kann in der Gerichrsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Hohenstein-Ernstthal, am 10. November 1893. Königliches Amtsgericht. vr. von Feilitzsch. Den 27. December, Vorm. 10 Uhr sollen in Hoheusteiu im Gasthaus zur Souuc — dort eingestellt — verschiedene Möbel, worunter Kleiderseeretär, Spiegel und Tische gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Sekretär Kurth. (Q. 734.) Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, KuMnappel, St. Egidien, Hüttengrund m s. w. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen Karl Gotthilf Junghaus eingetragene Grund stück, Wohnhaus mit Seitengebäude und Garten, Folium 18 des Grundbuchs für Gersdorf, Parzelle Nr. 21 des Flurbuchs, 17,g a groß, mit 98,77 Steuereinheiten belegt und auf 7000 M. geschätzt, soll im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und es ist der 3. Jauuar 1894, vormittags 10 Uhr als Versteigeruugstermiu, Volksschule Gersdorf. Die Anmeldung der Ostern 1894 schulpflichtigen, also in der Zeit vom 1. Juli 1887 bis 30. Juni 1888 geborenen Kinder, ist für die Knaben Montag und Dienstag, den 8. und 9., für die Mädchen den 10. und 11 Januar 2—4 Uhr, nur durch Erwachsene auswärts geborenen auch ein von den Pfarrämtern unent 20 Pi. in die Schulkasse zu der 19. Januar 1894, vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anbcraumt worden. Frau Marchal soll nämlich erfahren haben, daß der Rechtsan walt, der nebenbei vorzüglich Geige spielt, in verschiedenen Wohlthätigkeits-Concerten aufgetreten sei, daraus habe sie den Schluß gezogen, daß er ein weiches Herz habe, und sie hat sich nicht getäuscht. Ans die Frage, worauf er seine Verthcidig ung Vaillants stützen werde, hat Herr Deshayes erklärt: „Ich werde mich von dem Großmeister Victor Hugo und den Ar tikeln der Herren Vacquerie und Villemessan begeistern lassen". Deshayes ist rcpublicanischer Socialist, er ist Creole und auf Martinique geboren. Daraus erkärt sich vielleicht, daß er die Ansicht geäußert hat, Vaillant sei in seinen Augen kein Ver brecher, denn was man in Frankreich, wo man überhaupt weit zurück sei, Anarchismus nenne, sei in den übrigen Ländern eine ganz gewöhnliche Erscheinung. Für die Heimath des Herrn Deshayes mag das zutresfen, aber, „die übrigen Länder" hoffen trotzdem, vor dieser Höhe der Cultur noch recht lange bewahrt zu bleiben. Im übrigen mag Herr Deshayes auch mit der großen Reclame rechnen, die ihm aus dem übernommenen Auf trage erwächst. Pacis, 20. December. Der Oberkriegsrath wird morgen zusammentreten und sich über die Maßregeln auszusprechen haben, die an der französisch-italienischen Grenze für nothwendig befunden werden. Das ist die amtliche Nachwirkung des thörichten Gerüchts, das vor etwa zwei Monaren umzog, die Italiener träfen Vorbereitungen, Frankreich zu überfallen. Thatsache ist, daß an der Grenze große Beunruhigung herrschte und man die Regierung drängte, Vorkehrungsmaßregem zu treffen. Der Tagcsgrschichtr. Deutsches Keich. Berlin, 21. December. Mit Rücksicht auf das demago gische Treiben des Bundes der Landwirthe hat der Minister präsident und Minister des Innern Graf zu Eulenburg an die Regierungspräsidenten folgenden Erlaß gerichtet: „In dem allerhöchsten Erlaß vom 4. Januar 1882 sind die Grundsätze angegeben, welche den königlichen Beamten für ihr politisches Verhalten nicht nur bei den Wahlen, sondern unter allen Ver hältnissen zur Richtschnur zu dienen haben. Die politischen Gegensätze und Kämpfe der Gegenwart, namentlich auf wirth- schaftlichem Gebiet, geben mir Veranlassung, diesen allerhöchsten Erlaß in Erinnerung zu bringen und seine Beachtung wieder holt zur Pflicht zu machen. Euer Hochwohlgeboren ersuche ich ergebenst, die Ihnen unterstehenden Beamten hierauf hinzuweisen. Berlin, den 20. December 1893. Der Minister des Innern. Graf zu Eulenburg." Die „Nat.-Zectung" schreibt: „Ueber den Stand der deutsch- russischen Zollverhandlungen sind einander widersprechende An gaben verbreitet; die einen behaupien, daß bis auf den for malen Abschluß Alles erledigt sei, die anderen, daß die russischen Unterhändler sich lpeciell gegenüber den vor Wochen gestellten deutschen Compensationsforderungen, die Ersatz für die Ablehnung einiger der ursprünglichen deutschen Forderun gen bieten sollten, bis jetzt völlig zurückhaltend erwiesen hätten. Nach unseren Informationen, die wir für zutreffend halten, ist ein Abschluß der Verhandlungen in positivem Sinne zur Zeit noch keineswegs in Aussicht, da russischerseits befriedigende Zugeständnisse noch nicht gemacht worden." Von zuverlässigster Seite wird der „B. Börs.-Ztg." ge meldet, daß die hier und dort auftauchende Nachricht, der Kaiser denke daran, die im Leipziger Spionenproceß verurtheil- ten französischen Offiziere in Bälde zu begnadigen, absolut er funden ist. Hamburg, 21. December. Der in Petersburg in russischer Sprache erscheinende „Europäische Bote", wegen seiner wohl wollenden Gesinnung gegen Deutschland von den panslavistischen Blättern oft anaefeindct, brachte kürzlich seinen aus mancherlei Gründen interessanten Aussatz, betitelt „Die franco-russischen Festlichkeiten in ihrer wahren Bedeutung." Derselbe bezeichnete unter Anderem als wahren Grund des französischen Jubels über die russische Annäherung die Befreiung Frankreichs von der Furcht vor einem Heberfalle, welcher der bündnißlosen Re publik von Deutschland stets gedroht habe. Hierzu bemerken die „Hamburger Nachrichten": „Wir glauben, daß kein ver nünftiger Franzose einen solchen Ueberfall ernstlich je gefürchtet hat, sondern diese Gefahr ist von dritter Seite den Franzosen als drohend hingestellt worden. Wir erinnern in dieser Be ziehung nur an die bekannte Gortschakow'sche Circular-Depesche aus dem Jahre 1875, die mit den Worten begann: ,Main- tonant la paix ost assuröo", um dadurch in Paris den Ein druck hervorzurufen, als ob die Absicht Deutschlands, Frankreich auzugreifen, damals wirklich bestanden hätte und nur in Folge Rom 20. Decbr. Die Erklärung Crispi's in der Depu- tirtenkammer und im Senate (die bereits im gestrigen Blatte kurz erwähnt wurde) lautet: Die Collegen, welche mich umgeben, legen durch ihre politische Vergangenheit und die ihnen wohl bekannten Gesinnungen Zeugniß für den Geist ab, wovon wir bei der Bildung des neuen Cabinets geleitet wurden. Wir gehören keiner Fraction des Parlaments mehr als einer anderen an; wir gehören zu der großen Parteieinheit, deren einziges Ziel Italien ist, welchem zu dienen wir mit Freudigkeit und Opferwilligkeit uns angeboten haben. Wir haben unglücklicher weise die RegierungZgewalt in einem Augenblicke übernommen, wo die Lage des Vaterlandes eine so ernste ist, wie noch nie. Wir klagen Niemanden wegen der gegenwärtigen Sachlage an; diese ist die Folge einer Reihe von Umständen, die wir zwar feststellen können, über die wir aber nicht richten sollen; wir wollen nur sagen, daß die Schwierigkeiten, die wir zu überwinden haben, große sind, und daß, um den Credit zu heben, die Finanzen zu reorganisiren, die Macht des Gesetzes zu stärken und dem Lande neues Selbstbewußtsein zu geben, wir der Mitwirkung ohne Unterschied der Parteien bedürfen. Zu diesem Ende fordere ich Sie auf, einen Gottesfrieden einzugehen; wenn die Wohlfahrt Italiens wiederhergestellt ist, mag Jeder seinen Platz wieder einnehmen, der uns sonst einander ent- gczenstcllen würde. Gestatten Sie mir, Sie dessen patriotischen Herzens zu versichern und zu versprechen: Wenn die Gefahr drängt, müssen wir alle einig sein für die gemeinsame Abwehr. Vom König zu der schwierigen Aufgabe der ^Leitung des Staates berufen, fühlen wir uns nicht sicher ohne Ihr Ver trauen und ohne das Vertrauen des Volkes, dessen Dolmetsch wir zu sein haben. Wir legen Gewicht darauf, vor Ihnen zu erklären, daß der Pattiotismus nicht das Monopol irgend einer Partei ist und wenden uns deshalb an Sie, damit Sie uns zum Gelingen des Werkes behilflich seien. Das Werk, welches wir in Angriff nehmen, ist das wichtigste seit dem Er laß der nationalen Verfassung im Jahre 1859. Bis 1890 ar beiteten wir daran, die materielle Einheit des Vaterlandes zu sichern, nunmehr müssen wir daran gehen, die moralische Ein heit zu befestigen, damit das Gebäude, für welches das Blut unserer Märtyrer vergossen wurde, ein dauerhaftes werde. Die Bedürfnisse des Landes sind zahlreich und um denselben zu ge nügen, wird die Executivgewalt dem Parlamente die nothwen ¬ digen Gesetzvorlagen unterbreiten; indes muß daran erinner werden, daß keine Zeit zu verlieren ist. Zögern würde doppel ten Nachtheil haben: Es würde die Unzufriedenheit im Innern vermehren und den Credit im Auslande noch weiter schwächen. Wir werden in der Verwaltung durch zweckmäßige Vereinfach ungen in den Zweigen des öffentlichen Dienstes möglichst große Ersparungen durchführen; man darf sich aber keiner Täuschung darüber hingebcn, daß die Stunde gekommen ist, wo vom Lande Opfer verlangt werden müssen, und das Land — dessen können Sie sicher sein - wird fle nicht verweigern. Es ist unnütz, uns mit unzureichenden Auskunstsmitteln abzuquälen oder auf einen Glücksfall zu warten, der sich durch Säumniß nur noch weiter hinausschieben würde. Wenn seit 1889 das Parlament nicht die Forderungen der Executivgewalt abgelehnt hätte, würde Niemand an unserer Zukunft zweifeln. Meine Herren Deputirten, allein, ohne Sie, werden wir nichts thun! Das Einverständniß des Parlaments mit dem Ministerium ist für letzteres in einem freien Lande eine wesentliche Lebensbedin gung; lassen Sie uns alle Bemühungen aufwenden, daß dieses Einverständniß uns nicht fehle. Vertrauend auf dieses Einver ständniß wollen wir alle Kräfte aufbieten, damit die einträchtige Action des Parlaments und der Regierung ihre vorgesteckten hohen Ziele erreiche. Erscheint (eben Wochentag abends für den folgenden Lag und kostet durch die Austräger pro -Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. M nehmen du Expedition bis Vorm. 10 UP WMM MSV FUU V GOA WW A DWVU U sowie für Auswärts alle AilSträger, d-ll. V alle Annoncen-Expeditionen zu Origin^ für Auf dem die Firma G. F. Beck in Hohenstein betreffenden Folium 15 des Handels registers für Hohenstein ist heute verlautbart worden, daß der Kaufmann Edmund Reinhard daselbst in Folge Ablebens aus der Firma ausgeschieden und der Gesellschastsvertrag zwischen diesem und dem Mitinhaber Paul Edmund Reinhard in Hohenstein aufgelöst ist. Königliches Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal, am 16. December 1893. Eonstantin. A u c t l 0 N. Nächsten Mittwoch, den 27. December von Vormittag 9 Uhr ab, sollen die zum Nachlasse der verstorbenen Martin gehörigen Gegenstände: als Kleider, Wäsche, Betten, Möbel u. s. w. im Martin'schen Gut in Gersdorf aufs Meistgebot ver steigert werden. Ebersbach, Ortsrichter.