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Mchmtz-Muilg Sonnabend, dm 28. Dezember 1895 Nr. 151 zahllosen Bekundungen herzlichster Theilnahme nicht nur aus ganz Deutschland, sonder» auch aus dem Auslande. Das Jahr 1895 stellte für das deutsche Bolt da erste Jubeljahr feiner nationalen Einigung dar, des halb find auch bis zur Stunde die großen Erinnerung-» tage aus der gewaltigen Zeit, welche Deutschland vor fünfundzwanzig Jahren erlebte, in den weiteste» Schichten unsere« Volkes würdig und festlich begangea worden. Zum Mindesten bekundete diese von der Theilnahme aller Volkskreise getragene Jubelfeier der welthistorischen Schlachten und sonstigen Ereignisse von 1870, daß im deutschen Volke der nationale Ge danke noch immer frisch und lebendig ist, mögen auch die Feinde und Neider unserer Einheit da» Segen- theil behaupten. — Der Reichstag schloß seine am S. Dezember 1894 eröffnete dritte Session, die bi« zum 24. Mai 1895 währte, in wenig befriedigender Weise ab. Die hauptsächlichsten Vorlagen wurde» entweder abgelehnt, wie da» heißumstrittene Gesetz zur Be kämpfung der llmfturzbeftrebungen, dann die Vorlage» über die Reichsfinanzresorm und über die Tabaksteuer, oder sie blieben unerledigt, wie die Novellen zu den Justizgesetzen und zur Gewerbeordnung, und der Ge setzentwurf über die Bekämpfung des unlauteren Wett bewerbs. Wie die am 3. Dezember begonnene »i««e Session, welche abermals eine Fülle wichtiger gesetz geberischer Aufgaben, darunter ganz besonder» den Entwurf des bürgerlichen Gesetzbuches, für den Reich»» tag gebracht hat, enden wird, läßt sich noch nicht be stimmt beurtheilen. (Schluß folgt.) Verantwortlicher Redacteur: P-ul Irhnr in DippoldiSwal-e. Mit achtseitige« ,Zll«strirter» Unterhalttmg,blatt". Mit land- «nd ha»-n»irthschastNcher MonatSbeUage. 61. Jahrgang Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Ymtshauplmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrattz zu Dippoldiswalde. Die „Wei »«ritz-Zeitung" erscheint Wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — NreiS vierteljährlich 1 M. SS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Politische Zahresruudschau. DaS Jahr 1895 kann wohl als eine Wendepunkt zum Besseren in den wirthschaftlichen Verhältnissen Europas betrachtet werden. Denn in fast allen maß gebenden Staaten unseres WelttheileS vollzog sich während deS jetzt zurückgelegten Zeitabschnitte» ein merklicher Aufschwung auf wirthschaftSpolitischem Gebiete nach einer längeren Periode deS DarnieverliegenS der allermeisten Erwerbszweige und mit Senugthuung kann festgestellt werden, daß auch Deutschland eine Dauer versprechende Wiederbelebung seines geschäftlichen und erwerblichen Treibens verzeichnen darf! sDer Fort bestand des FriedenSzustandeS, in welchen Europa zu Beginn des Jahres hineintrat, und der schon seit einer geraumen Reihe von Jahren erfreulicher Weise angedauert hatte, ist selbstverständlich nicht ohne Ein fluß auf die günstigeren wirthschaftlichen Konjunkturen geblieben, obwohl gerade in dem abgelaufenen Jahre der politische Horizont Europas nicht unwesentlich getrübt wurde. Die Unruhen und Krisen im türkischen Orient waren in der That nicht unbedenklicher Natur, aber der von allen Mächten bethätig-n aufrichtigen Friede-liebe und dem hierdurch bedingten einträchtigen Zusammenarbeiten der europäischen Diplomatie ist eS doch gelungen, di« unruhige Bewegung in der Türkei in ihren Grenzen zu halten und eine bedrohliche Ent wickelung derselben nach außen zu verhüten. Allerdings ist dafür gerade zum JahreSauSgange nach einer anderen Seite hin eine kritische Angelegenheit von internationaler Bedeutung aufgetaucht, der zwischen Nordamerika und England wegen der venezuelanischen Frage spielende Konfliktsfall, einstweilen jedoch darf man der Zuversicht leben, daß der amerikanisch-eng lische Streit noch gütlich beigelegt werden wird. Wenden wir uns nach diesem flüchtigen allgemeinen politischen und wirthschaftlichen Ueberblicke zunächst zu dem Bilde, welches Deutschland während des Jahres 1895 darbot, so bleibt der Blick vor Allem an der erlauchten Person Kaiser Wilhelm» II. haften. Rast los hat der erhabene Schirmherr des Reiches wiederum durch eine ganze Reihe von Handlungen und Kund gebungen sein ernstes Bestreben dargethan, das An sehen und den Einfluß deS Reiches nach außen zu erhalten und zu erweitern, nach innen aber das Wohl des Reiches und seine friedliche und gedeihliche Ent wickelung auf allen Gebieten zu fördern. Wie schon in den vorhergegangenen Jahren, so unternahm Kaiser Wilhelm auch diesmal wieder zahlreiche kleinere wie gröbere Inland-reifen und mehrere Reisen nach dem Auslande. DaS Ziel der letzteren waren Schweden und England, von seinen vielen Reiseausflügen im Inlands find besonders jene nach den Reichslanden, nach Kiel und nach Leipzig, sowie die beiden Reifen de« Monarchen nach FriedrichSruh hervorzuheben. Die Reise nach Elsaß Lothringen wurde durch den Wunsch de« Monarchen veranlaßt, der Einweihung des dem ruhmvollen Sieger von Wörth, dem edlen Kaiser Friedrich, auf dem Wörther Schlachtfelds errichteten Denkmales beizuwohnen. Die Veranlassung der Kieler Reise bildete die glänzende Eröffnungsfeier de« Nordostsee-KanaleS, bei welcher die hervorragendsten BundeSsürsten den Kaiser umgaben, entsprechend der besonderen politischen wie nationalen Bedeutung de nn» vollendeten grandiosen Werke«. In Leipzig ob^r wohnte der Kaiser in Gemeinschaft mit dem König Albert der Einweihung de« neuen ReichSgettchtSge- bäude« bei, womit dieser bedeutsame Akt seine rechte Weihe erhielt. Die wiederholten Besuche Kaiser Wil helm« beim Fürsten Bismarck in FriedrichSruh wurden in allen patriotischen Kreisen mit tiefster Tenugthuung begrübt, fühlte man doch, daß diese Vorgänge die end liche Beseitigung der zwischen beiden, allen guten Deutschen gleich theueren, Männern bestandenen un seligen Spannung bedeuteten. Fürst Bismarck selber beging am I. April seinen 80. Geburtstag unter Die Weltlage am JahreSauSgange. Im Zeichen einer ernsten politischen Krisis auf internationalem Gebiete vollzieht sich diesmal der Uebergang aus dem alten Jahre in den herangenahten neuen Zeitraum. Der schon länger schwebende diplo matische Konflikt zwischen Nordamerika und England wegen der englisch-venezuelanischen Grenzstreitigkeiten ist infolge der herausfordernden jüngsten Botschaft deS Präsidenten Cleveland plötzlich akut geworden, die Möglichkeit eines kriegerischen Zusammenstoßes zwischen zwei der hervorragendsten Kulturnationen der Welt taucht nun mit einem Male bedrohlich auf. Noch aber gtebt sich fast allseitig die Zuversicht kund, daß es noch gelingen werde, auf gütlichem Wege den KonfliktSsall wieder zu beseitigen und somit einen Krieg zu ver hindern, der geradezu eine Weltcalamität genannt werden müßte und der in seinen internationalen Wirkungen und Folgen ganz unabsehbar wäre. Freilich ist hierzu die unbedingte Voraussetzung, daß die Chau vinisten im Lande der Aankee« mit ihrer brambari- sirenden Losung: „Amerika für die Amerikaner!" nun mehr am längsten das Feld beherrscht haben und daß endlich vernünftigere Leute „Drüben" zu Gehör kommen, sonst müßte eine friedliche Lösung der gekämmten Venezuela-Frage in der That immer schwieriger werden. Während so gerade am Ausgange deS JahreS 1895 durch das Auftreten deS nordamerikanischen Staats oberhauptes und seiner Hintermänner ein ernst genug auSschauendes Problem der internationalen Politik geschaffen worden ist, beginnt sich dafür an anderen Punkten die Weltlage erfreulich zu klären. Es gilt die« namentlich von der türkischen Krisis, Dank dem «inmüthigen und vorsichtigen Vorgehen der Mächte ist derselben die bedrohliche Spitze nach außen abgebrochen worden, und e« steht jetzt, soweit menschliche Voraus sicht reicht, nicht mehr zu befürchten, daß die jüngsten Wirren im türkischen Orient zu europäischen Verwicke lungen führen könnten. Allerdings giebt eS aber für die Regierung deS Sultan» noch übergenug zu thu», um die Ruhe im Innern de» OSmanenreicheS wieder herzustellen. Speziell machen die aufständischen Ar menier in Syrien, welche soeben in Zeitun Massen schlächtereien unter der gefangenen türkischen Besatzung wie unter der türkischen Civilbevölkerung angerichtet haben sollen, der Pforte nach immer zu schaffen, außerdem beginnt e« auch auf der Insel Kreta be denklich zu gähren. Im äußersten Osten Asiens nehmen sich die Verhältnisse ebenfalls beruhigender au«, der geschloffene Friede zwischen Japan und China ist nicht wieder erschüttert worden. Jene fremden Mächte, welche am meisten in den ostafiatischen Dingen inter- «sstrt find, Rußland und England, haben beide e» sür gut befunden, an der ostafiatischen Frage einst weilen nicht weiter zu rühren, allerdings wird letzter« aber sich sofort erneut hochaktuell gestalten, sobald nur Rußland erst hinlänglich gerüstet ist, um sein« Pläne im fernen Osten mit Nachdruck aufzunehmen. Episoden von begrenzter Wirkung stellen noch immer der Feldzug der Spanier auf Kuba und das kriege- rische Verhältniß Italien» zu Abeffynien dar. In beiden Fällen erscheinen zwar ernstere internationale Folgen nicht gänzlich ausgeschlossen, jedoch ist diese Möglichkeit sowohl in der kubanischen Angelegenheit al» auch bei dem neuen Asrikaseldzuge der Italiener zur Zeil noch in weitem Felde. Ganz verstummt sind gegenwärtig die marokkanische und di« egyptrsche Frage, daß sich jedoch dort wie hier mancherlei Gegensätze und Interessen kreuzen, bleibt freilich unbestreitbar. Im Uebrigen bleibt nach wie vor die bisherige Mächte» Gruppirung in der hohen Politik bestehen, auf der einen Seite der Dreibund, auf der anderen der fran- zöstsche-russische Zwrtbund", beide Gruppen haben sich bislang höflich, ja entgegenkommend behandelt, e» ist kein Srnnd zu d«r Befürchtung vorhanden, daß e» Hiermit im neuen Jahre ander« werden könnte. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Unserer Stadtgemeinde ist eine recht erfreuliche Stiftung zu Theil geworden. Da» Fräulein Susanne von Zahn in Leipzig, am 7. No vember 1895 zu Vevey verstorben, hat in pi-tätooller Erfüllung eines Wunsche« ihre« Vater« dessen Vater stadt Dippoldiswalde ein Kapital von 9000 Mark zur Unterstützung dasiger hilfsbedürftiger unbescholtener Ortsbewohner vermacht und sollen die Zinsen davon insbesondere siechen und durch ein langes Krankenlager heimgesuchten Personen bez. deren Angehörigen zur besseren Pflege und Erquickung der Kranken oder zur Anschaffung von Wintervorräthen und Bedürfnissen nach Wahl deS ersten Ortsgeistlichen und de» Vor standes der Armenversorgungsbehörde gewährt werden. Herzlichen Dank der edlen Geberin für diese hoch herzige Stiftung. — Wir machen noch besonders aus die Aufforde rung des Wahlausschusses vom Kirchenvorstande in der heutigen Nummer d. Bl. aufmerksam und zwar mit dem Bemerken, daß, wer bis zum 29. dss. Mts. den Eintrag in die Wählerliste versäumt, am 6. Januar 1896 nicht mit wählen darf. — Nachdem auf die zur Ausstellung kommenden transparenten WeihnachtSbilver bereits hingewiesen ist, sei über die Bilder selbst, ihren Inhalt und den Ver lauf der Vorführung noch einiges mitgetheilt. Die selben haben sämmtlich einen Umfang von ca. 3 va Höhe und ca. 2'/» m Breite, so daß die Figuren über lebensgroß erscheinen. Die Ereignisse, welche auf den 12 Gemälden der Reihe nach vorgesührt werden, sind folgende: 1) die Engelsbotschaft an Matta, 2) Mariä Besuch bei Elisabeth, 3) Die Ankunft in Bethlehem, 4) Die Geburt Christi; 5) Die Verkündigung an die Hirten. 6) Die Anbetung der Hirten, 7) Die Dar stellung im Tempel, 8) Der Stern über Bethlehem, 9) Die Anbetung der Weisen, 10) Die Flucht nach Aegypten, 11) Jesu« der Kinderfreund, 12) Der Hei. land al« Tröster. Dir Ausstellung selbst beginnt mit eincm Vorspiel auf dem Harmonium, dann folgt all gemeiner Gesang de» ersten Liede«. Wenn der letzte Ton desselben verklingt, öffnet sich der Vorhang, da erste Bild erscheint und sodann wird hinter der Bühne Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage de« Blatte« ein« sehr wirk same Berbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, di« Tpaltenzetle 20 Pfg.