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74. Jahrgang. Dienstag, den 30. Juni 1908. Nr. 73. Mit achtfettigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die .weiPrit'ZEuna» rrlcheim wöchentlich oret- mal: Dienstag, Donners« tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- Menti-Wung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit H Ma., solche au« unser« Ämtshauptmannschast mit 12 Pfg. die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile SS bez. 30 Pfg. - Tabellarisch« und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, dt« Spaltenzetle SO Pfg. Solzversteigerung, Höckendorfer Revier. Gattkof zu Ruppendorf, Montag, de« 6. Juli 1908, vorm. lO Uhr: 834 sicht, u. lief Stämme, 2184 ficht, u. lief. Klötzer, 2 rm sicht. Nutzscheite, 2Y rm w. Brennscheite, 90 rm w. Brennlnüppel, 50 rm w. Zacken, 41 rm w. Aste, 138 rm w. Brennreisig; Kahlschlag in Abt. 25 und Einzelhölzer in Abt. 2 bis 58. Kgl. Forstrevierverwaltung Hockendorf u. Kgl. Forstrentamt Tharandt. Formulare und andere Drucksachen sür Gemeinde- und andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Earl Jehne, Dippoldiswalde. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Lari Jehne. denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg- — Mir Postan- Palten, Postboten, sowie »nsereAusträger nehmen Bestellungen an. _ , Amtsblatt für die Königliche Kmishauptmamfchafl, das Königliche Amtsgericht Md den Stadtrat M Dippoldiswalde. Gesperrt wird vom 30. Juni bis mit 2. Juli ds. Js. die »olndolSsdataar 8traüo. Der Fähr verkehr wird während dieser Zeit über Oberhäslich bez. Elend gewiesen. Dippoldiswalde, am 29. Juni 1908. Der Stadtrat. Donnerstag, den 2. Juli d. Js., mittags 12 Ahr, sollen in Seifersdorf I Soks und 2 ^oloßonoKükIv (neu) öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Bieter sammeln im Gasthof zu Seifersdorf. Dippoldiswalde, am 29. Juni 1908. <2. 343/08. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Zur Anerkennungsfrage Mulch Hafids als Sultan von Marokko. In der verwickelten marokkanischen Frage spielt jetzt die Möglichkeit der Anerkennung Mulay Hafids als Sultan von Marokko durch die Großmächte die größte Rolle, aber auf dem Wege zu diesem Ziele befinden sich sehr viele Schwierigkeiten. Die Großmächte können Mulay Hafid doch wohl erst dann als Sultan von Marokko anerkennen, wenn er selbst in Marokko als Herrscher allgemein an erkannt wird, und von seinem Gegner, dem alten Sultan Abdul Asis, ernstlich nichts mehr zu befürchten hat. Die Frage der Anerkennung des Sultans Mulay Hafid ist also erst dann für die Großmächte reif, wenn er wirklich der Herrscher Marokkos und im Besitze der wichtigsten Städte und Provinzen dieses ausgedehnten Landes ist. Aber sicher werden die Großmächte vor der Erteilung ihrer Anerkennung von Mulay Hafid auch noch einige sehr wichtige Zusagen verlangen. Man wird vor allen Dingen von Mulay Hafid fordern, daß er den Algezirasvertrag in allen Punkten anerkennen muß, denn geschehe dies nicht, so würde ja die marokkanische Frage aufs neue in eine schlimme Krisis zurückgedrängt werden, und die Groß mächte könnten die mühselige und gefährliche diplomatische Arbeit zur Regelung der marokkanischen Frage noch ein mal von vorn anfangen. Sicher werden die Großmächte von Mulay Hafid auch verlangen, daß er seine Macht zur Anerkennung und Durchführung des Algezirasvertrages in Marokko geltend machen, und zumal für die Ruhe und Sicherheit in den Küstenstädten und auf den Handels straßen in Marokko eintreten muß. Hinter diesen Forde rungen, welche die Großmächte vor der Anerkennung des neuen Sultans an diesen stellen werden, liegt aber ein sehr dunkler Punkt. Es scheint nämlich, daß Mulay Hafid deshalb so viele Anhänger unter den halbwilden Stämmen Marokkos gefunden hat, weil man von dem Sultan Abdul Asis behauptete, daß er den Großmächten gegenüber zu nachgiebig gewesen und durch die Unterzeichnung der Algezirasakte einen Teil der wichtigsten Rechte Marokkos preisgegeben habe. Ist dies der wirkliche Grund, daß Abdul Asis seine Anhänger und seine Autorität in der Regierung Marokkos verloren hat, so ergeben sich daraus für die Unterstützung Mulan Hafids durch die Großmächte außerordentliche Schwierigkeiten. Es ist aber wohl natür lich, daß die Großmächte in der Frage der Anerkennung Mulay Hafids der französischen Regierung die ersten Schritte überlassen, da Frankreich in der marokkanischen Frage politisch, militärisch und auch wirtschaftlich am stärksten engagiert ist, und man darf wohl annehmen, daß die französischen Diplomaten und in Marokko komman dierenden Generäle sich nicht von Mulay Hasid und seinen Anhängern hinter das Licht führen lassen. Em wichtiger Umstand kommt ja dabei Frankreich wie auch den übrigen Großmächten zu gute. Der neue Sultan Mulay Hafid hat nämlich ebenso wenig Geld wie sein Bruder, der Sultan Abdul Asis, und mit dem allmächtigen Mittel einer Anleihe, welche Frankreich dem neuen Sultan ge währen könnte, wird vielleicht zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung in Marokko mehr erreicht, als durch die Kämpfe mit den Aufständischen und Ruhestörern. Die Regelung der Anerkennung Mulay Hafids als Sultan von Marokko bleibt aber schwierig, zumal er auch nur 12 000 Soldaten in seinem Heere haben soll, welche wohl kaum genügen, um in ganz Marokko die Ordnung her zustellen. Die Besetzung der Küstensrädte und eines Teiles der wichtigsten Handelsstraßen Marokkos durch französische Truppen dürfte daher auf längere Zeit hinaus noch eine Notwendigkeit sein, um das Leben und Eigentum der Europäer in Marokko auch unter der Herrschaft des neuen Sultans zu schützen. s Lokales und Sächsisches. — Herr Bezirkstierarzt vr. Lange ist vom 6. Juli bis mit 2. August d. I. beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Bezirkstierarzt vr. Otto, Dresden, vertreten werden. — Heute Montag abend findet die erste Pflicht- feuerwchr-Übung in dem nach der neuen Feuerlösch ordnung organisierten Verbände statt. — Auffällig niedrig ist in diesem Jahre in Dippol- diswalde die Geburtenziffer, indem dieselbe gegen den gleichen Zeitraum des Borjahres um 24 zurückbleibt und die Zahl der Todesfälle nur um 4 übersteigt. — Von der Landesversicherungsanstalt Königreich Sachsen sind in letzter Zeit Erhebungen über die Durch führung der Invalidenversicherung für die Frühstücks austrägerinnen angestellt und dabei gefunden worden, daß in vielen Betrieben noch eine große Anzahl derartige Personen zur obengenannten Versicherung heranzuziehen ist. Auch Lehrlinge, sobald sie gegen Lchn beschäftigt werden, d. h. regelmäßige bare Zuwendungen neben dem freien Unterhalte erhalten, sind oersicherungspflichtig, da diese Zuwendungen in der Regel als Entgelt für geleistete Arbeit und nicht ais bloßes Geschenk aufzufassen sind. Schmiedeberg. Der gewaltige Aufschwung, den unser Ort in den letzten Jahren genommen, hat auch eine Ver änderung in unserem Schulwesen mit sich gebracht. Nach dem die Lehrerzahl seit Ostern auf 8 gestiegen ist, machte sich die Anstellung eines Schuldirektors nötig. In dieses Amt wurde durch den Schulvorstand der bisherige erste Lehrer, Kantor Kadner, berufen und vom Kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts bestätigt. Diens tag, den 30. Juni, vorm. 11 Uhr, soll in dir hiesigen Schule durch Herrn Schulrat Bang die feierliche Ein weisung des 1. Direktors erfolgen. Alle Freunde der Schule sind zu dieser Feier herzlichst eingeladen. Um diesen bedeutsamen Wendepunkt in der Geschichte der Schule Schmiedebergs zu einem besonderen Festage für die ganze Schulgemeinde zu machen, ladet das Lehrer kollegium für Dienstag alle Einwohner des Schulbezirks Schmiedeberg, Männer und Frauen, zu einer schlichten Feier am Abend ein. i Kreischa, 25. Juni. Der Wasserleitungsbau im benachbarten Lungkwitz hat einen Kostenaufwand von rund 85000 M. verursacht: er wird Ende dieses Monats beendet sein. Die Bennemannsche Stiftung in Lungkwitz, dessen Administrator Herr Kreishauptmann l)r. Rumpelt- Dresden ist, hat das Wasser der Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellt, außerdem auch einen Kostenbeitrag von 10000 M. unter der Bedingung, daß das Stiftsgut nicht zum Wasserzins herangezogen wird. Glashütte. Am 28. Juni beging die hiesige Frei willige Feuerwehr das Jubiläum ihres 50jährigen Be stehens. Die Feier begann am Vorabend mit Zapfen streich und am eigentlichen Festtag früh durch Wecken. Hieran schloß sich 2/48 Uhr der weihevolle Akt auf dem Friedhöfe, woselbst zum ehrenden Gedächtnis der Heimge gangenen Kameraden an den Gräbern M. Großmann, Bobe, Grahle, Pietzsch, Fr. Weichold und Mende Kränze mit Widmung niedergelegt wurden, während am Tage vorher durch eine Abordnung in Geising das Grab des Herrn Bürgermeister Gläßer geschmückt worden war. Um >/4l Uhr ertönte das Feuersignal zum Sturmangriff. Als Brandobjekt war das Stadtbad angenommen. 3/4Z Uhr versammelten sich die Wehren und geladenen Vereine am Marktplatz, woselbst zunächst Herr Bürgermeister Friedrich 'die anwesenden Wehrleute und die Herren Amtshaupt mann vr. Mehnert und Kreisvertreter Jäger-Pirna be- grüßte. Sodann dankte er der Jubelwehr und gab be kannt, daß der Stadtgemeinderat beschlossen habe, eine freistehende Leiter anzuschaffen. Herr Bürgermeister Friedrich überreichte im Namen der Stadtgemeinde Herrn Branddirektor Göhlert als Zeichen der Anerkennung und Verdienste, die sich derselbe während seiner 40jährigen Dienstzeit erworben hat, eine goldene Uhr. Im Namen der Frauen überreichte Frau Jahnel der Wehr unter herz lichen Worten 6 Signalhörner und Fräulein Pietzsch im . Namen der Jungfrauen eine Samaritertasche. Mit kurzen kernigen Worten dankte Herr Branddirektor Göhlert sür die der Wehr und ihm dargebrachten Geschenke. Nun ordnete man sich zum Festzug, an dem 24 sächsische und eine österreichische Wehr teilnahmen. Allgemeine Heiter keit erregte hierbei eine aus Kindern bestehende Jugend wehr mit Spritze. Herr Branddirektor Göhlert eröffnete 1/26 Uhr den Kommers und brachte anschließend daran ein Hoch auf Se. Majestät den König aus, an den auch ein Huldigungstelegramm abgesandt wurde. Die Leitung des Kommerses übernahm nun der Ehrenvorsitzende, Herr Bürgermeister Friedrich. Im Laufe des Kommerses hielt Herr Pfarrer Lindner eine mit größtem Beifall aufge nommene Rede über das Feuerlöschwesen von Einst und Jetzt, während Herr Hauptmann Vogel einen kurzen Rück blick über das 50jährige Bestehen der Jubelwehr abstattete. Zum Schluß seines trefflichen Berichts ernannte Herr Hauptmann Vogel Herrn Kommandant Göhlert zum Ehrenkommandanten und überreichte demselben eine Ehren tafel, die Wehr in ihren Zügen darstellend. Herr Ehren kommandant Göhlert überreichte der Jubelwehr sein Porträt. Herr Kreisvertreter Jäger-Pirna überbrachte im Namen des Landesausschusses die herzlichsten Glückwünsche und feierte sodann den Ehrenkommandanten Göhlert, ihn den jüngeren Kameraden als Vorbild hinstellend. Herr stellv. Bezirksverbandsvorsitzender Kommandant Heinrich- Dippoldiswalde überbrachte sodann die Glückwünsche des Bezirksverbandes, feierte die Wehr als eine der ältesten und besten Wehren des Bezirks und brachte auf die Stadtoertretung Glashütte mit Herrn Bürgermeister Friedrich an der Spitze ein beifällig aufge nommenes Hoch aus. Herr Zugsführer Hähnel Altenberg überreichte unter herzlichen Glückwünschen der Jubelwehr eine Tischglocke, Herr Fritz Adolf, stellv. Vorsitzender des Turnvereins Glashütte, eine Urkunde mit einem Geld betrag von 220 Mark, gestiftet von sämtlichen Vereinen von Glashütte. Herr Zugsführer Philipp aus Liebstadt überreichte der Wehr ein Diplom aus Dankbarkeit für die viele Jahre geleistete Hilfe bei Feuersgefahr. Nachdem noch mehrere Redner gesprochen hatten, erreichte der Kommers sein Ende. Ein flotter Ball in den Sälen der Stadt beschloß den Festtag. Dresden. Die Aufstellung des außergewöhnlich starken und umfänglichen Gerüstes sür den Bau des ersten Strom pfeilers der neuen Augustusbrücke in Dresden ist jetzt in der Hauptsache vollendet. Am Neustädter Ufer lagert bereits eine größere Menge Einzelteile des Caissons, der sür die vorzunehmende Gründung unter Wasser erforder lich ist. Sie werden unter Zuhilfenahme maschineller Vor richtungen an der Arbeitsstelle zur Vernietung kommen. Die Einrichtung der am Ausgange des Blockhausgäßchens stehenden Zentralmaschinenanlage ist gleichfalls zum Ab schluß gelangt. Es sind somit alle Vorkehrungen getroffen, um an den schwierigsten Teil des Ersatzbaues herantreten zu können. Der dritte der neuen Bögen wird gegen wärtig gewölbt. Die Betonierungsarbeiten dürften mit Ablauf dieser Woche beendet werden. Innerhalb des Fluß bettes wird nach dem fortgesetzten Zurückgehen des Wasser standes eifrig an dem Abbruch der verschiedenen Pfeiler- stümvfe gearbeitet. Man läßt dabei die Cockelsteine stehen, um unter ihrem Schutze die Fundamentierung der Pfeiler zu beseitigen. Später soll dann der den Eintritt der Wasser fluten hindernde Mauerkranz mit Hilfe des Greif-Baggers abgebrochen werden. Man hat übrigens die Entdeckung