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MOmfferTageblatt Nr. 23 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresdcn Dienstag, den 28. Januar 1936 Postscheck: Dresden 26-m Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend aen besteht lein Änshrucn aus öieseruna der Hei» tuns oder Kürzung des Bezugspreises. Rucksendung eingesandicr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto bestiegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks ? " z greise laut ausliegcnder Preisliste Nr. 8. — Ziffer-Gebühr: 20 Rpfg. — Vorgeschrie» bene Erscheinungstnge und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« bis vormittags lg Uhr . Kür die Richtigkeit der durch Fernruf iibermit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 tetten Anzeigen übcrneh. men wir keine Gewähr. U _ Bei Konkurs und Zwangsverglcich erlischt feder Anspruch auf Nachlaß. ErzeugungMacht vier Fronten. ^Grüne Woche" für Bauer und Städter. — Erstrebtes und Erreichtes auf dem Wege der Nahrungsfreiheit. „Je besser man das deutsche Volk ernähren kann, um so höher steigt auch der Wert unserer kulturellen« Leistun gen." So äußerte sich in diesen Tagen der Reichsbauern- führer Darrö einem Berliner Pressevertreter gegen- über. Dieses Wort wird in sinnfälliger Weise veran schaulicht und ergänzt durch die große Landwirtschafts ausstellung „Grüne Woche 1 93 6", mit der die Reihe der großen Ausstellungen in der Neichshauptstadt eröffnet wird. Seit Jahren ist die Grüne Woche in der Ncichshaupt- stadt heimisch. Aber in der Form und der Gestalt, wie wir sie heute kennen, war sic früher unbekannt. In den Jahren 1926 bis 1932 war sie überwiegend ein Land- wirtfchaftsmarkt, auf dem zudem hauptsächlich landwirt schaftliche Maschinen und all die Dinge vertreten waren, die der Bauer für seinen Betrieb benötigte. Von der ein fachen Fachausstellung, die sich nur an einen engen Inter essentenkreis wandte, ist die Grüne Woche heute zu einer Lehrschau großen Stiles geworden, die sich nicht an den Bauer allein, sondern an das ganzeVolk, an alle deutschen Volksgenossen als Verbraucher und als Mit glieder der deutschen Schicksalsgcmcinschast richtet. In denkbar einfachster und schlichtester Form werden dort die großen Fragen der Landwirtschaftspolitik des Dritten Reiches dargestellt. Nicht zuletzt die Hausfrau lernt verstehen, daß es keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist, daß sie Tag um Tag ihre Brötchen rechtzeitig und in ge nügender Zahl, Kartoffeln, Fleisch, Obst und Gemüse in gewünschten Mengen für die Ihrigen zur Verfügung hat. Auf der Grünen Woche wird in wenigen Darstellun gen der Begriff der E r z e n g u n g s s ch l a ch t erklärt. Was ist die Erzeugungsschlacht, von der heute überall die Rede ist? Wie wird diese friedliche Schlacht vom deutschen Bauer geschlagen? Das Ziel dieser friedlichen Erzeu- gnngsschlacht ist eine möglichst weitgehende Versorgung des deutschen Volkes mit den notwendigen Lebensmitteln aus eigener Scholle. Darüber hinaus soll durch die Er zeugungsschlacht auch unsere Rohstoffgrundlage verbreitert werden. An vier Fronten wird die Erzeugungsschlacht haupt sächlich geschlagen. Es gilt, die Erzeugung von Futter mitteln, dann die von Fetten, von Gespinstfasern und von Wolle zu steigern. Gerade unser Bedarf an ausländischen Futtermitteln kostet uns auch heute noch eine Menge Devisen. 1935 wurden insgesamt an Eiweiß- und Kohle hydraten für Futterzwecke rund eine Million Tonnen ein geführt. Das Ziel der Erzeugungsschlacht geht dahin, die kostspielige Einfuhr durch Eigenerzeugung zu ersetzen. Eiweißhaltige Pflanzen können vor allem da durch gewonnen werden, daß die Weidewirtschaft in gründ licher und neuzeitlicher Weise betrieben wird, ferner durch Ausdehnung des Zwischenfrnchtbaues und schließlich durch vermehrte Verwendung von Znckerfuttermittcln. Der deutsche Fettbedarf wird heute erst zu 59 v. H. aus der heimischen Scholle gedeckt. Auch hier fehlen uns noch etwa eine Million Tonnen, und zwar 190 000 Tonnen Tran und Fischmehl, 670 000 Tonnen Ole und Kalksorten, 140 000 Tonnen Käse, Butter und Schweinefett. Soweit Butter und Schweinefett in Betracht kommen, gilt es vor allem, durch eine gründliche Viehkontrolle die Leistung ;edes einzelnen Tieres möglichst zu steigern. Ein Liter mehr Milchertrag je Kuh und Tag würde bereits eine zuwtzliche Bnttermenge von 120 000 Tonnen im Jahr er geben. Das ist fast die doppelte Menge, die Deutschland an Butter aus dem Ausland einführt. Diese Zahl zeigt auf der anderen Seite, daß es bei energischem Zusammen wirken aller Kräfte ein leichtes fein wird, über kurz oder lang das Ziel der Selb st Versorgung auch auf dem Gebret der Butter zu verwirklichen. Das dritte bedeutsame Gebiet der Erzeugungsschlacht "^Gespinstfaser. Flachs und Hanf, die früher m reichen Mengen bei uns angebaut wurden, sind in den letzten Zähren vor der nationalsozialistischen Er hebung immer mehr und mehr im Anbau zurückgegangen. Während z. B. 1878 in Deutschland noch über 130 000 Hektar flachs und etwa 21 000 Hektar Hanf angebaut wurden, " „nigen 1933 die entsprechenden Anbauflächen nur noch 4900 und 211 Hektar. Seit 1933 ist sowohl für Flachs wie für Hanf die Anbaufläche ganz bedeutend vermehrt ivorden. ^>on der Flachsfaser können wir sagen, daß der beabsichtigte heimische Anteil an der Bedarfs deckung wohl in diesem Jahr erreicht werden wird. Für Hanf ist in der Zwischenzeit die Anbaufläche bis auf 3600 Hektar wieder erweitert worden, und man rechnet für die nächsten Jahre mit einer weiteren stetigen Aufwärts entwicklung bis zu 25 000 und 30 000 Hektar. Ein derartig erweiterter Anbau würde großenteils ansrcichen, um den deutschen Hanfbedarf zu decken. Als mindestens ebenso wichtiger Rohstoff kommt neben Flachs und Hanf vor allem die Wolle in Frage. Es ist eine bedauerliche Tatsache, daß wir 93 v. H. unseres Wollbedarfes aus dem Ausland einführen müssen. Nicht Gauleiter MWanu zum 3«. 3mm. Wie wir dem Führer danken können. Im Vorordnungsblatt des Sächsischen Ministeriums für Volksbildung ist folgender Aufruf des Gauleiters und Reichsstatthalters Mutschmann zum 30. Januar enthalten: „Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 die Macht übernahm, stand Deutschland politisch, wirtschaftlich und kulturell am Rande des Abgrundes. Außenpolitisch waren wir machtlos und ehrlos durch den Vertrag von Versailles, innenpolitisch war unser Volk zerrissen; Klassenhaß und Parteihadcr trieben zum Zusammenbruch. Die deutsche Wirtschaft war nur noch ein Schatten ihrer einstigen Welt geltung, das Heer der Arbeitslosen war auf über sieben Millionen angeschwollen und brachte Not und Verzweif lung in das deutsche Haus. Wie in der Wirtschaft herrschte auch in der Kultur der zersetzende Geist des Judentums und des Marxismus. Nicht der unglückliche Ausgang des Krieges und der damit zusammenhängende Verlust vieler materieller Güter war das Schlimmste. Die Armut ist kein Grund zur Ver zweiflung, wenn der heroische Wille zur Selbst behauptung und zum Aufstieg in einem Volk lebt. Was die Lage in unserem Vaterland so hoffnungslos ge staltete, war der charakterliche Zusam m enbr u ch des deutschen Volkes, der zum Kampf aller gegen alle, selbst mit den Mitteln des Brudermordes geführt hatte. Der Bolschewismus stand vor den Toren Deutschlands, sprungbereit zum blutigsten Bürger krieg der Weltgeschichte. In dieser Stunde höchster Gcsahr griff Adolf Hitler mit seinen Getreuen ein und rettete Deutschland vor dem Untergang. Aufrüttelnd erscholl der alte nationalsozialiistische Kampfruf: Deutschland erwache! durch das Land, alles mit sich fortreißend, was im inneren Kern gesund und deutsch geblieben war: vom greisen Generalfeldmar schall von Hindenburg bis zum jüngsten Arbeiter. Mit der Machtübernahme begann das heroische Er- ziehungs- und Aufbauwerk unseres Führers, planvoll vorbereitet und mit unerhörter Klarheit und Folgerichtigkeit durchgeführt, erfüllt von dem Glauben an Deutschlands Sendung und getrieben von dein unbeugsamen Willen zu Deutschlands Größe. Ein neues Deutschland erstand auf dem Wege der see lischen Erneuerung unseres Volkes. Der Führer erweckte im deutschen Volk das Vertrauen zu seiner Führung, den Glauben an Deutschlands Zukunft, den Willen zu Ehre und Freiheit. Er sorgte dafür daß die Ehrfurcht vor dem deuts ch e n B lut, die Liebe zum Volksgenossen, zu Heimat und deutschem Wesen, die Achtung vor jeglicher Arbeit, der Sinn für Wahrhaftigkeit und Ordnung, für Kameradschaft und Opferbereitschaft wieder Gemeingut unseres Volkes wurden. Nationalsozialistische Gesetze gestalteten den deutschen Staat in organischem Aufbau, sicherten seine Freiheit und seinen Bestand nach außen und innen, gaben den Volks- genossen Arbeit und Brot, schützten das deutsche Volk iind seine Kraftquellen, adelten jegliche schaffende Arbeit, schufen Raum für die Entfaltung der deutschen Seele und des deutschen Geistes in Brauchtum und Kunst und wiesen Weg und Richtung für die Entwicklung künftiger Jahr hunderte. Diese gewaltige Aufbau- und Erziehungsarbeit des. Führers dient letztlich einem großen Ziel: Die deutsche Volksgemeinschaft zu schaffen, die jeden Volksgenossen schützend und sorgend umschließt und deren sichtbarster Ausdruck das ncugcschaffene Volksheer und das Winterhilfswerk sind. Deutsche Erzieher! Deutsche Jugend! Unermeßlich ist der Segen, den des Führers Werk in drei kurzen, rasch vergangenen Jahren für Deutschland brachte. Was er tat, das tat er für uns alle, für jeden einzelnen von uns, sich verzehrend für unser Volk. Ebenso unermeßlich aber ist unsere Dankesschuld. Unser Dank kann nur die Tat sein, die Tat der Mitarbeit des treuen Gefolgsmannes, der fanatisch dem Führer dient, fanatisch für den Führer sich verzehrt. „Es wacht die Kraft -er Ration in -er neugeschaffenen Luftwaffe." Eine Ansprache Gorings bei der Eröffnung der Berliner Ausstellung „Schule und Luftfahrt". In dem „Zeutralinstitut für Erziehung und Unter» richt" in Berlin, in dessen Räumen die erste pädagogisch» Reichsausstcltung „Schnle nnd Luftfahrt" ihren Platz ge» fnnden hat, eröffnete Reichsminister R u st die Ausstellung mit einer Ansprache. Der Einbruch des Lebens in die Schule sei, so führte er u. a. aus, nun mit dem Siege des Nationalsozialismus erfolgt. Er sei in gleicher Weise hineingetragen von der nationalsozialistischen Jugend selbst wie von einer neuen Lehrergeneration, von Ler einige bereits in vorderster Linie den Kampf des Führers mitgekämpft haben. Dann führte der Redner aus: Wie die Hitler-Jugend von der Seite her die Heranwachsende Generation an sich zog und zu Kolonnen Adolf Hitlers formierte, so brachte die Kampfschar des NSLB. die gesamte Erzieherschaft in Bewegung. Ein junges Fuhrerkorps, Volks- und boden verwachsen, geschichtsbewußt und kämpferisch, wächst in den Hochschulen für Lehrerbildung heran. Es belegt nun die Schule ein großes Stück jugendlichen Lebens mit Be schlag. Die Volksschule acht, die höhere Schule dreizehn Jahre. Sie ist dafür den Beweis schuldig, daß diese Zeit dem Leben nicht verloren ist. Von einer so aufgefaßten Aufgabe der Schule soll Ihnen die heutige Ausstellung auf einem besonderen Gebiete eine Vorstellung geben. Es will heute selbstverständlich jeder Junge Flieger werden. Die Schule braucht sich hier nicht anzustrengcn, um die Neigung zu Wecken. Hier gilt es, die wichtige Aufgabe der rechten und rechtzeitigen Auslese zu erfüllen. Diese kann aber nur in der Arbeit selbst vollzogen werden. Darum habe ich vor einem Jahre in engster Verbindung mit den zuständigen Stellen des deutschen Luftfahrtwescns einen Erlaß zur Planung der Ausbildung und Auslese für alle Schularten herausgegeben. Ein Jahr Arbeit liegt hinter uns, gefördert durch die Aufgeschlossenheit und Hilfs bereitschaft des Finanzministers. Ich bitte Sie, meine Herren, sich das Ergebnis anzusehen. Oer Neichslustfahrtminister spricht. Dann trat Reichsluftfahrtminister General Göring an das Rednerpult. Ich spreche hier, so sagte er, weil ich dieser Ausstellung großen Wert beimesfe. Als Ober befehlshaber der deutschen Luftwaffe lege ich größten Wert darauf, die deutsche Jugend mit der Luftfahrt vertraut zn machen und eng zu verbinden. Ich habe in kürzester immer waren diese Prozentzahlen so hoch, vor 40 und 50 Jahren, als Deutschlands Schafbestand noch 28 bis 30 Millionen betrug, war auch der Wollanfall bedeutend reichlicher. 1933 betrug der Schafbestand nur noch 3,8 Mil lionen, und die Wollversorgung war entsprechend zurück gegangen. Den unermüdlichen Bestrebungen des Natio nalsozialismus gelang es, den Bauer über die Bedeu tung der Schafhaltung aufzuklären, so daß heute bereits wieder ein Schasbestand von 4,5 Millionen besteht. Die Vermehrung des Schafbestandes muß jedoch nach den Absichten des Neichsernährnngsministers wenigstens auf 10 Millionen Tiere gebracht werden, um so mehr, als jeder landwirtschaftliche Betrieb die Schafhaltung ermöglicht. Berücksichtigt man, daß in der deutschen Textilindustrie eine Million Arbeiter beschäftigt sind, denen sofort Lohn und Brot verlorengehen würde, wenn wir nicht mehr in der Lage wären, die entsprechenden Wollmengen aus dem Ausland einzuführen, so wird man verstehen, daß nicht nur vom Standpunkt des letzten Verbrauchers, sondern auch vom Standpunkt der Arbeitsbeschaffung und Arbeitserhaltung die Förderung der Schafzucht unerläß lich iü. Neben dem Begriff der Erzeugungsschlacht wird dem Besucher der Grünen Woche das heute oft gebrauchte Wort der Marktordnung nahegebracht, das nicht mehr und nicht weniger besagt, daß die Erzeugung weit gehend dem Bedarf anaevaßt wird. Dank dem energischen Bemühen des Reichsbauern führers um die Durchführung der Erzeugungssteigerung war es bereits im letzten Jahre möglich, 1,5 Milliarden Devisen für landwirtschaftliche Einfuhr zu sparen und für die Beschaffung industrieller Roh stoffe zur Verfügung zu stellen. Es war weiter möglich, dem Bauer wieder eine gesunde Existenzgrundlage zu sichern. Der Bauer seinerseits, der die Gewißheit hat, für seine Erzeugnisse Abnehmer nnd feste Preise zu haben, hat die Pflicht, mit aller Kraft an dem Ziel der Erzeugungssteigerung mitzuarbeiten. „Wir können", so erklärte Reichsbauernführer Darrs, Ende 1935 in Goslar, „diese Schlacht nur gewinnen, wenn wir uns rückhalt los zur Leistung bekennen." Und man muß hin zufügen: wenn auch der letzte Verbraucher tatkräftig an der Erreichung dieses Zieles durch Anpassung an die augenblicklichen Marktverbältnisse mitarbeitet.