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chönburger Tageblatt '.j, Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Mittwoch, Se« 12. September 1900. - .In der der NN' Politik, für' die Erneuerung der Handelsverträge. Zeiten industrieller Hochfluth ist die Freundschaft Staaten'keiner Attacke unterworfen; was in Zeiten lleberproduction kommt, werden wir mal sehen. Alle diese Erscheinungen verbunden mit den bekannten Vertheuerungen der gesummten Lebenshaltung rufen vielfach die Annahme hervor, daß der wirthschaftlichen Hochfluth auch wieder eine wirthschaflliche Krisis folgen werde, hervorgegangen ans dem Nachlassen der Unter nehmungslust und aus der Erlahmung der Kaufkraft, keine Krisis von einer Schärfe wie vor zehn Jahren, aber doch von starkem Gegensatz im Vergleich zur vor jährigen Produktion. Die Lage der deutschen Industrie ist im Allgemeinen eine gesunde, aber bekannt ist auch, daß in den letzten Jahren etwas zu reichlich gegründet worden ist. Selbst in Zeitungen, die der Börse nahe stehen, sind Warnrufe erhoben, sich vor Ueberstürzung zu hüten. Man muß im Einzelnen abwarten, was kommt, und wir können hoffen, daß kritische Erscheinungen bei unS sich nicht zu bedenklich äußern werden. Aber da- Auf und Nieder im gewerblichen Leben erinnert uns doch daran, daß für einen ausschließlichen Industriestaat, der auf den Ackerbau wenig oder gar nichts giebt, eine jede Arbeitskrisis sich noch viel schärfer bemerkbar machen muß, als für ein Land, das eine leistungsfähige Ackerbau-Bevölkerung besitzt. Vielleicht sammeln wir in den allernächsten Monaten die schätzenswerthesten Er fahrungen für die künftige Gestaltung unserer HandelS- *Watte»Kurz/11. Septemer 1000. Stärker und immer stärker treten die Behauptungen auf, in der wirthschaftlichen Fluth sei die Höhe über schritten, mehr und immer mehr Beläge werden dafür erbracht, die zwar an einem Tage vergessen werden können, deren herbe Wahrheit sich in den folgenden aber mit um so größerem Nachdruck einprägt. Von der Eisen-Industrie, von den großen Etablissements, ging seiner Zeit der in der Geschichte der deutschen Arbeit unerhörte Aufschwung aus, von eben dieser Seite kamen auch die ersten Anzeichen dafür, daß es nicht nur immer ein Aufwärts geben kann, daß auch einmal wieder ein Stillstand oder ein Abwärts folgen muß. Man hat lange daran nicht glauben wollen, bis sich dann doch zeigte, daß die stärkste Hochfluth im Verlaufen be griffen war. In den letzten Wochen geht man nun schon einen Schritt weiter. Es ist mit großem Nachdruck von wahr heitsliebender Seite betont worden, daß die Aufträge für die großen Werke spärlicher einliefen, daß stellen weise mit Arbeiter-Entlassungen oder der Einlegung von Feierschichten gerechnet werden müsse. Auch daS ist kategorisch in Abrede gestellt, bis sich nun doch ergeben hat, daß mit den Feierschichten schon begonnen worden ist. Das ist noch nichts Bedenkliches, aber es stellt den Umschwung dar, der sich gegen früher vollzogen hat. Monate mußte früher gewartet werden, bevor die Er ledigung von Bestellungen möglich war, heute find die Aufträge um so viel gesunken, daß nicht mehr alle Arbeiter dauernd Beschäftigung haben. tu Nun muß freilich in Betracht gezogen werden, daß sich die Anlagen aller industriellen Etablissements in den letzten Jahren bedeutend vergrößert haben, Unter- nehmungen, die ja auch seiner Zeit im vollsten Maße lohnten. In Folge dieser Erweiterungen " sind aber weit mehr Arbeiter eingestellt, wie denn vür einem Jahre und auch Noch im letzten Winter die Thatsache zu constatiren war, daß die Nachfrage nach Arbeitern das Angebot von solchen überwog. Für dies gewaltige Mehr dauernde Arbeitsgelegenheit zu schaffen, ist natür lich nicht leicht, und dies bleibt in Betracht zu ziehen, wenn es heißt: Es sind Feierschichten eingelegt. Aber auch in anderen Jndüstrie-Branchen machen gewisse Merkmale sich geltend, daß es nicht mehr so ist, wie es war. Ist in der Mehrzahl der Zweige gewerb- licher Thätigkeit fortgesetzt eine scharfe Thätigkeit erkenn- bar, so daß die Lohnbewegungen der Arbeiter immer noch nicht aufhören wollen, so fehlt eS auf der anderen Seite doch auch nicht an finanziellen Kata- strophen die in den betreffenden Kreisen mehr Unruhe erweckt haben, als »ach Außen hin zu zeigen für gut befuuden hat. Auch die leitenden Firmen auf dem Geldmarkt find etwas nervös geworden, es geht nicht mehr so, wie es gehen soll. Viel mehr Geld, als ge rade gut ist, ist m mdustriellen Werthcn angelegt, in keiner Weise verloren, aber in Folge der veränderten Kursverhältnisse fest verankert. And wie große, wie ungemein große Ansprüche an den Geldmarkt stehen nicht noch in der allernächsten Zeit bevor? Wittenmg-bericht, ausgenommen am 11. September, nachm. 4 Uhr. k var»«etersta»d 766 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermameterstand 4- 14' 6. (Morgens 8 Uhr -s- 13° 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Lust '«ch Lambrechts Polymeter 81°/«. ThanPMlkt -s- 11° 0. WiudnchtlMg: Nordwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 5,? mm. Daher WitteruugSauSfichteu für den 18, September: Wechselnde Bewölkung bis halbheiter, Niederschläge nicht ausgeschlossen. gesuche sind bis zum 18. d. M. auf dem Pfarramte schriftlich und persönlich ein-, zureichen. . . -, , Waldenburg, den 11. September 1900. Ter Kirchenvorstand. Oberpfarrer Harleß, Vors. . . hält man an der Meinung fest, daß dex Reichstag im Oktober zu seiner ordentlichen Tagung zusammentreten. werde. Der preußische Landtag tritt im Sommer k. I. zusammen, die Etatsausstellung wird rechtzeitig beendet sein; ob die Lanalvorlage eingebracht werden wird, steht noch nicht fest. :'aü '' nr Missionsandachten, die von LazaristenpatreS in BernSberg am Rhein abgehalten wurden, haben ein vorzeitiges Ende dadurch gesunden, daß die Regierung, in Köln die Fortsetzung dieser Andachten verboten hat. Der Lazaristenorden gehört zu den „jefuüenverwandtrn Orden", und die Kölner Regierung ist auf Grund deS Jesuitengesetzes eingeschritten. Der Vorstand deS „Vereins Reichswohnungsgesetz" in Frankfurt a. M. hat in Anknüpfung au einen vom Reichstag angenommenen Antrag Schrader (frs.) eine Eingabe an den Reichskanzler gerichtet, worin gebeten wird, dem Gedanken einer Wohnungsreform großes StileS durch daS Reich ernsthaft näher zu treten, ferner die in dem Anträge Schrader gewünschte Commission baldigst einzusetzen. Jedoch möge Vorsorge dafür getroffen werden, daß durch die Commissionsver handlungen nicht eine unzulässige Verzögerung der An gelegenheit eintritt. Es wird auch nun die Berufung von Vertretern des petitionircnden und verwandter Ver eine in die Commission gebeten. Oesterreich-Ungarn. Die Neuwah-limzvm, österreichischen Reichsrath finden nun doch nicht sofort, wie «S neuerdings hieß, sondern erst in der Zeit vom 4. December d. bis 15. Januar k. Jahres statt. Diese Hinausschiebung ist ein Zeichen dafür,; daß man sich von den,Neuwahlen wenig verspricht und Zeit gewinnen will, um die alierwich, tigsten gesetzgeberischen Maßnahmen ohne Mitwirkung deS Parlaments zu treffen. Ara«kretch. Ein internationaler Frauencougreß, der fünfte seiner Art, tagt gegenwärtig in Paris. Die beiden ersten Congresse, Veranstaltungen von privater Art. fanden bei Gelegenheit der Weltausstellungen in den Jahren 1878 und 1889 statt. Tann erfolgte, ebenfalls wieder in Paris, 1892 der dritte Congreß, der als OonArds ^nuaiste dem Worte Feminismus das Leben gab, und 1896 der vierte von der Liga der Frauenrechte einbe- rufene Congreß. Ter jetzige hat, wie die „Köln- Ztg-° berichtet, den Vorzug, nicht nur unter amtlicher Aner kennung des Handesministers, der gegenwärtige Handels minister Millerand ist bekanntlich Socialdemokrat, zu stehen, sondern auch amtlich beglaubigte Vertreter mehrerer Staaten bei sich zu sehen. Solche haben u. a. entsandt Rußland, Amerika, Belgien, Rumänien, die Dreibund staaten sind nicht vertreten. Alle Sitzungen sind allge mein und öffentlich. In weiser Voraussicht und Selbst- erkenntniß der weiblichen Natur bestimmt die Geschäfts ordnung, daß jedes Congreßmitglied höchstens zehn Minuten und nur zweimal in derselben Sitzung zu dem- selben Gegenstände sprechen darf. Um von den An schauungen und Ansprüchen der Pariser Socialistinnen Politische «audschaa. Deutsches Reich. Ter Kaiser begab sich Montag früh von Stettin nach Klein-Schönfelds woselbst er den Manövern bei wohnte. Nachmittags kehrte Se. Majestät nach Stettin zurück. Der Reichsanzeiger veröffentlicht die Liste der vom Kaiser aus Anlaß seiner Anwesenheit in Pommern verliehenen Orden und sonstigen Auszeichnungen. Die Liste füllt mehrere Spalten des amtlichen Blattes. Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der seit Sonntag wieder in Berlin weilt, hatte mit dem Staats sekretär des Reichsschatzamts eine längere Besprechung. Aus dieser Thatsache schließt man natürlich, daß die Aufstellung des Reichshaushaltsetats eine Förderung er fahren habe und daß die Hindernisse, die dem Zusammen tritt des Reichstags für die Mitte October etwa noch entgegenstehen könnten, rechtzeitig hinweggeräumt werden würden. Dagegen verlautet nach der „Post", daß es mit der Zusammenberufung der Volksvertreter zu dieser Zeit wohl noch nichts werden würde. Durch die China operation, die starke finanzielle Opfer gefordert habe, sei auch die vorläufige finanzielle llebersicht derart er schwert, daß man im Reichsschatzamt erst allmählich zu den erforderlichen Feststellungen gelangen werde. Es sei daher noch nicht als feststehend anzusehen, daß der October für die Tagung deS Reichstags in Frage komme, da die Neichsregierung alsdann mit fast leeren Händen vor die Abgeordneten treten würde. Ob diese Auslassung zutrifft, bleibt abzuwarten; im Allgemeinen Zugleich weit verbreitet in den Städten PtMg, LuxzNl»«, Lichteustem-Calluberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorst Langea- leuba-Niederhaisi, Langenleuba-Sberham stberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorst Koexsprecho, Nr. v. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die uächster- icheineud« Nummer bis vormittag« 11 Uhr. Dar AbonnementSpreis beträgt vierteljähr lich 1 Mt. Sii Pf. Einzelne Nrn. i> Pf. Inserate pto Zeil« 10 Pf„ Tinges. SO Pf. Tabellarischer Satz wird doppelt berechnet. Bekanntmachung. Die durch den Tüd des Webermeisters Moritz-Köhler erledigten Aemter eines Calcanten und Leichenbtstellers sollen demnächst wieder besetzt werden. Das feste Gehalt des Calcanten beträgt 100 Mk. Die Leichenbestellergebühren werden in jedem einzelnen Falle nach den hierfür geltenden Bestimmungen erhoben. Bewerbungs UNd En Filialen: in «ltstadtwaldenburg bei Hamm « Kaufmann Otto Förster; in Kaufung« bat I M I * Herrn Fr. Janpschek; in Langmchur«d«f Vamnouraer Ammer. LLWiLN r ! n » D," - . - in Wolkenbnrg bei Herrn Ernst Atsch«; ht . ,z Ziegelh« m bei Herrn Eduard Kirst».