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Zweites Blatt. ' SchM ßr WM Tharandt, Moisen, Siebentehn und die Amgegenden. O. Vsck i 8cköns. sutUr 5V. Jahrq Ko. 147 Donnerstag, oen 15. Dezemver 18N8 Als vcr elende Franzose, ksn s-ruff. lltk parsWK !^mü nler i LasGeheimmß in öenBergen '8 die tt »'Isvl' em Weih' >««< i» 6« hnachtr' meiner Buße." „Geh' zur Ruhe," bat Christian, „Du darfst es sicherlich nach jo viel Qual und Pew." lg -0 Psi;. las Christian weiter, „mir die mälde: das Bild giebl nur einen malten Abglanz von der j furchtbaren Wirklichkeit. Was nun die Kriegsgräuel selbst betrifft, so kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, als ob bei Betrachtung der Gräuel beider Heere, des. evangelisch-schwedischen wie des papistisch-kaiserlichen vielfach ein falscher Maßstab an gelegt wurde, je nach dem confesfionellen Standpunkt. Die Lvangelischen schieben die Schuld den kaiserlichen Truppen zu, während die Katholiken allein die Schweden für ver antwortlich halten. Mit solcher ungerechter Benrtheilung ist der Wahrheit kein Dienst geleistet. Wir müssen in dieser Hinsicht zwischen den verschiedenen Perioden des Krieges unterscheiden. Im Anfang standen sich noch waffengeübte Heere gegenüber, welche auch, nach Zeit be messen, Disciplin kannten. Es ist historisch unantastbar, daß Gustav Adolf von Schweden seine Truppen unter eiserner Disciplin geführt hat. Wir müssen aber auch ge recht genug sein, anzuerkennen, daß von den Walleusteinscheu Gräuel, wie sie später vorkamen, noch nicht ausgeübt wurden. Lie Schlacht bei Lützen (1632) mag etwa der Zeitpunkt sein, wo die Zuchtlosigkeit in den Heeren einriß. Wie kam das? Die kriegstüchtigen Heere waren zum Theil aufgericben und es mußte Ersatz geschafft werden. Die besten Kräfte waren aufgebraucht, aber Söldlinge mußte mau schaffen. Wer am meisten Sold gab, der be kam die meisten Landsknechte, und je länger der Krieg dauerte, um so schlechter wurde die Truppe; nicht mehr kriegsgeübte Soldaten, sondern Gesindel schlimmster Art standen in den Reihen beider Heere, bei den Schweden sowohl, als auch bei den Kaiserlichen. In der ersten Zeit war der dreißigjährige Krieg ein Religionskrieg gewesen, aber die Konfession trat später voll kommen in den Hintergrund. Die Heere waren beide aus Evangelischen und Katholischen Soldaten zusammengesetzt. Die Kampffähigen wurden durch den langandauernden Krieg immer seltener, darum wurde Jeder gern in die Reihen ausgenommen, ohne nach seiner Konfession gefragt zu werden. Der kaiserliche General Holke, der Schand bube, der unser Vaterland beinahe vernichtet hat, führte das für den Papst kämpfende Heer, und war ein Pro testant. Der kaiserliche Oberst Abraham Schönnickel, welcher der Feuerwerker hieß, weil er alle Städte und Dörfer verbrannte, war ein Protestant, noch dazu ein Sachse, aus Chemnitz gebürtig. Letztgenannter Schurke rückte mit drei Regimentern vor Leisnig, und bat um Nacht quartier, versprach dabei, er wolle Niemanden ein Haar krümmen, er sei ja selbst Protestant und Landeskind. Als die arglosen Bürger ihm die Thore öffneten, plünderte er die Stadt Tage laug uno marterte die Leute zu Tode, mit Qualen, von denen ich das nächste Rial spreche. Genau dieselben Verhältnisse herrschten bei den Schweden. Das war weder ein schwedisches noch ein evangelisches Heer sondern Konfessionen und Nationen waren in ihm bun durch einander gewürfelt. Bei beiden Heeren war gleich mäßig jede Bande der Religion und der Sittlichkeit voll kommen gelöst. Wie schlimm cs damals mit der Mannszucht stand, davon dienen die vielen Klagen in den Chroniken unserer sächsischen Städte über das Auftreten der knrsächstschen , Soldaten zum Zengniß, die doch ein Schutz des Landes > sein follten. Dieselben wütheten in Sachsen genau so, wie , Schweden und Kaiserliche, und wurden von den Bauern i erschlagen, wenn sie in die Hände derselben geriethen. Vaterländische Geschichts- nnd Sittenbilder. Der SreiZigjät-rige 2krieg von Gerhard König. ^Nachdruck verboten.) 2H. 2!urfü»st u 2!rieg. M! it mm über musik. ZN Mk. n m 150 Mk. rsn Nun Ivowent'tw dreimal and zwar Dienslags, Donnerstags und SonnaomdS. — Bezugspreis merletlährUL l Mk. 30 Pf-, durch die Psn vezogen t Ml. 5,- Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags ins spätestens Mittags 12 Ubr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergesvatiene CorvnSzctie. Druck und Vertag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Schande meines emog n Kindes so frech mS Antlitz warf, da var's, als ob ein Abgrund sich zu mnnen Füßen öffne und mich, meine Ehre, mein ganzes Haus im nächsten Augenblicke verschlingen müsse." „Daß ich keine Waffe in der Hand hatte, darauf will ich einen Eid vor Gott ablegen, doch war Ich leider nicht Herr meiner -lbst, als eine Stimme mir in's Ohr flüsterte: „Er darf nicht lebendig aus diesem Garten!" Gewiß, mein Sohn, ein anderer bat mir die Waffe in die Hand gedrückt, und dieser Andere war der Prokurist Lund, welcher seitdem «ein böser Geist geworden <st. Ich war halb ohnmächtig, ein Schleier lag vor meinem Blick; es fft daher möglich, daß ich selber, die schreckliche Waffe ii meiner Hand fühlend, die blutige That vollbracht, den Feind uiedecgestochen habe; gewiß weiß ich es nicht. Eine dunkle Erinnerung sagt mir, daß ich, durch das furchtbare Wort des Franzosen, gäuzbch außer Fassung gebracht, nicht einmal Kraft zu dem sicheren Stoße hätte haben können, daß ich meinen Arm ergriffen fühlte, weiter nichts. Am nächsten Morgen fand man Renard im Garten als Leiche, jenes Dolchmeffer in dem rothen Schrein, der als sein eignes rekognosziert wurde, in der liefen Wunde. . Das Gericht nahm einen Selbstmord an und die Sache wurde nach und nach vergessen. „Nun war ich allein übrig," las Christian die Lektüre seines Onkels weiter; „jetzt kam es einzig nur auf ein Testamnt noch an. — O, ich verblendeter Thor hatte es bereits nieder- zeschricben uno ihn zum Universalerben ernannt, ohne es jedoch gerichtlich bestätigen zu lassen. Martin wagte es wiederholt, mich zu warnen und den Prokurist mit dem rechten Namen „Erbschleicher" zu bezeichnen, ich drohte ihn fortzujazen, doch blieb der Stachel zurück und voll Mißtrauen beschloß ich, ihn heimlich auf die Probe zu stellen. Ich füngierte eine Krankheit und machte ihm die Mittheil- ung, daß ich mein Testament aussctzen wolle, ließ einen Notar und zwei Zeugen kommen, doch nur zu dem Zweck, um mich ein Stündchen mit 'hnen einzuschließen und gegen klingende Bezahlung ein heiliges Versprechen ihnen abzunehmen, in der Voraussetzung nämlich, daß Lund, von Unruhen geplagt, dem- Notar oder den Zeugen auf den Zahn fühlen werde, sollten st ihm sein Glück mittheilen.' „Alles geschah nach Wunsch, mein Prokurist war von dieser Stunde an noch dienstwilliger und unterthän-ger gegen mich als früher, ich konnte mich in keiner Weise wie häufig in der letzten Zeit beklagen. Doch war ich dabei trotzdem auf meiner Hut uno trank nicht einmal ein Gias Wasser aus seiner Hand. Es war ein ängstliches Dasein, ich grollte dem alten Martin für seine Warnung und wurde zum Schrecken meine Umgebung. Dieses begab sich vier Jahre nach Deiner Entfernung. Da verlangte ich an einem heißen Sommertage, wie Ferdinand in Kabale und Liebe, ein Glas Limonade. Martin sollte es mir wie gewöhnlich zubereiten. Er blieb lange aus und als er endlich kam, erschien er mir so wunderlich erregt, daß mein Mißtrauen zugleich in voller Blüthe stand." „Trink, Alter!" herrschte ich ihm zu. „Warum zitterst Du?" Er blickte mich wehmüthig an, ein anderer wäre von diesem Mck entwaffnet worden, ich nicht, mein ganzes Wesen war von Groll und Mißtrauen erfüllt. „Ich trinke nicht, Herr Prinzipal!" sprach er ruhig. „Si^ dürfen eS auch nicht, eine fremoe Hand hat etwas heimlich hinringeschüttet. Lass-n Sie es vom Apotheker untersuchen." >. Eine der schwersten Zeiten, welche unser armes Sachsen sSm mußte, ist die des dreißigjährigen Krieges. (1618 d^8.) Mil welcher Ruhe hören wir von demselben, '( doch hat unser unglückliches Volk damals eine Noth d gelernt, welche sich mit Worten nicht aussprechen I'diit bem Gedanken nicht ermessen läßt. — Ein Religions- 'E war eS! Ja, ein solcher ist möglich nnd kann sich f/ «i der Zukunft wiederholen, wenn aber die Menschen, in jenen Jahren geschah, zu Bestien, nein, noch viel Anomal schlimmer, als die wildesten Bestien, wurden, das um der Religion willen, dann muß der Mund i^lgen, weil er feinem Abscheu darüber nicht den rechten ^dluct geben kann. !„ wachsen wurde in diesem Kampf auf das Entsetzlichste ^aommen, und zwar nicht zum wenigsteu durch die Mo des damaligen Kurfürsten Johann Georg I. 58.), des Sohnes Christian II. Ich will darum üver den obersten Kriegsherrn der kursächsischen dee sprechen, welchem damals unser Vaterland anver- war. Vor Allem muß ich betonen, daß cs nicht an ? guten Willen Johann Georgs lag, wenn Sachsen so Trubsale erlebte, denn er war ein treuer Regent, O em guter Lutheraner, unter dessen Schutz z. B. Mngeorgenstadt in dem Erzgebirge gegründet wurde, „"zwar durch evangelische Böhmen, die um ihres evan- ("Ma Glaubens willen aus ihrem Vaterland fliehen y.. ..x sMh uni den empörenden Schandlhaten zu entgehen, Bw. o i^e dort gegen die Protestanten verübt wurden. Seine evangelische Gesinnung zeigte der Johann Georg daß er Luthers Siegelring, welchen er von einem ^uablen des Reformators als Geschenk erhalten hatte siMdig am Finger trug, ja sogar 1652 denselben be Aufenthalt in Prag dem päpstlich gesinnten Kaiser Je, und zu demselben sagte, er wollte sich lieber in (Je hauen lassen, als von der Lehre dieses Mannes nur .Iermgsteu abzuweichen. Ans dem Sterbebett legte er r leine Ringe ab. nur den Luthers nicht, ließ ihn mit Je emwicketn, weil seine Finger zusehends schwach ge- ! ^en waren. Die Hand mit diesem Ring au das Her »Int> ist er gestorben. — Leider ist der spätere Verblei Ringes unbekannt, denn die in manchen Museen ge- "lui find nicht echt. j Aber Sachsen bedurfte in jener bedeutsamen Zeit eines tragenden Politikers und Feldherr» als Führer im Iren Kampf, und diese Eigenschaften gingen dem Kur- Jen in einer erstauneuswerlhen Weise ab. Die beiden Iler, welche abwechselnd unser Sachsenland brand- Iwn, waren die lutherischen Schweden und die päpst-, Oesterreicher. Zuerst stand Johann Georg auf Seite i Schweden, sMer trat er zu den Oesterrcichern über, ? io schwankte er zwischen beiden Parteien hin und her, L rin Rohr, das dem Sturm einer großen Zeit nicht (Id hallen kann. So kam es auch, daß Sachsen ein- I von den kaiserlichen — so hießen damals die Oester- Aer — dann wieder von den Schweden als Feinden Asesucht wnrde. Und wie heimgesncht! Ich will das Ale Mal versuchen, ein Bild davon zu entwerfen. Es . Mt sich aber hier ähnlich, wie bei einem Schlachtge- Amtsblatt l die Rgl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. „Nein, nein, ich finde tcwc Rupe," eiwiderl-Jensen, „H-e r allein wird der nagende Wurm stiller." Traurig kehrte Christian in sein Zimmer zurück, wo er auch keine Ruhe mehr sand, sondern sich sogleich an die Lektüre jener Beichte begab. „Wenn Du diese Zeilen liesest," so begann dieselbe, „werde ich nicht mehr unter den Lebenden sein, mich treibt das Ge, wissen, dieses Bekenntniß einer geheimen Schuld in Deine treue, verschwiegene Seele mederzulegen." Rasch überflog Christian die ersten Blätter, welche die Er- zäblung von Freya« Liebe und Schuld sehr ausführlich be- üa v'lien und in der Hauptsache mit Olafs Erzählung genau zusamincnicafen. Erzählung von Felix Roderich. (Emilie Heinrichs.) (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Christian nahm das Packet uns drückte dem Onkel stumm Hand. „Geh nur," sprach dieser hastig, „laß mich allein mit Tedenktage des Jahres 48«-8. ' dem Leben König Alberts und Sachsens Geschichte von 1828-1898. 15. Dezember. Prinz Georg wird zum Generalleutnant befördert. 16. Dezember. ", König Johann und Kronprinz Albert statten am Preußischen Köuigshofe ihren ersten Besuch nach < dem Feldznge ab.