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Dresdner Journal : 18.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186007182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-07
- Tag 1860-07-18
-
Monat
1860-07
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 18.07.1860
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«U 165 - ! . t.. 7!triiWiilll«Prrlsk: I»l»rli«L: d 10 Hssr. ü» tlu ZtsTlui. -1 „ 1Ü ., „ „ stritt kost lu»ä Üva»ttieb l» vrock»»: 15 Kgr s 8tewp«l»u- Lio««l»« >iu,Liu«5»: 1 ) ,cbl»^ biu«. »useraleUprits«: kTr ä«u L««m «i»«r x*,p«0r«peli 2«U«i 1 Nss» v»1«e ,,LtL?«»»oa»" äi» 2«U«: 2 tsssr. Ekschrt«»: Tll^Ueb, mir ^u«L«llw« ä«r kvuo- uuä r«r«ri»ga, tttr 6«» fol^«»ä«Q "r«x. « Mittwoch, den 18. IM. - »>'1>l 7^-1 -I > 1" - > ><>7'V'l — — 7 ' l ^ >!,../ . I.^-L -j. .. . .., r < .77,1 :u - . / Verantwortlicher Redacteur: 3- T- Hartmann. 1860. - !—! ,! 7/'7!. -> .. - i Snseratrnanuahme ml»«iftt«? H. v»ml>«rrrr»», 6omm!«iionle äv» Ore»än«5 ckouen»!«! «bvi»Sa»s>d«t: kk. Uvv»«»; LN»»»: V Vool-rn; N«rUo: 6»oi-iv»'»cbe ttuckb., Lur«»u; >»»»«: lü. 8oul.orv«; ». N.: ^tra»>t »die Uu<.t,tiLuäIune; Nöl»^ Xvpl.» N^oiA«»; ktrl»: v. I.üwL.ii'Ll.» (2a, rav äe» büv» eak»»»); ?r«x: k>. L»»e.icu's kuvkksacklaox. Herausstbrr: , / . r livaibi. Lrpeckitiua äe« vre»<1o«r äournul«, > vr«»üeu, 1l»riei»trL«s» Kr. 7. Nichtamtlicher Theil. »«»..sich,. rele-rap-ische Nachrichten. Zeitnna»schau. . (Die Fürstenzusammenkunst in Bade« und di« Prrff«. — Coastitutionnel. — Lafarina und Garibaldi.) Tageigeschichte. Berlin: Hohe Gäste. Fürst von Hoheuzollern und Lord Bloomfield zurück. Zollver» ets-einnahmen. — München: Ankunft der Kaiserin von Oesterreich. — Pari«: Ein« Red« Jule» Favre s. Beruhigende Nachrichten au» Italien. Ein neapoli tanischer Abgesandter. — Turin: Die in Neapel frei gegebenen Schiffe in Genua eiagetroffen. — Flo renz: Kein Aufstand in Umbrien. — Mailand: Ein Brief an Garibaldi. Veränderungen im Mini sterium wahrscheinlich. — Rom: Allocution gegen die Verhaftung der Bischöfe. Herzog von Grammont zu rück.— Neapel: Auszug au- den neuesten Bekannt machungen. — Palermo: Zuzug von Freischärlern. Die zu Garibaldi übergegangrnen neapolitanischen Schiff«. Ausweisung Lafarina'S. Telegraphenverbtn- dnng mit Piemont. — London: ParlamentSverhandlg. Malta: Geschwader nach Neapel. — Kopenhagen: Der Ministerpräsident nach Glücksburg. — Et. Pe tersburg: Beschränkungen für ausländische Kauf leute aufgehoben. — Bukarest: Die Klostergüter als Aushilfe in der Finanznoth. — China: Ver schwörung. — New-Bork: Der „Great-Eastern". Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichte». (Leipzig. Zwickau. Au» der Lausitz. Geyer.) Gerichtsverhandlungen. (Pirna.) Vermischtes. Statistik vnd Lolkswirthschaft. Kevilleto». Ta-eskalender. Inserate. Börsen nachrichte«. Telegraphische Nachrichten. Paris, Montag 16. Juli Abends. Laut Nach richten aus Beirut ist die dortige Situation eine bedenkliche. An mehrer« Orten wurden die sträf lichsten »nschläae gegen das Leben der Christen ««gezettelt. Die Seebehörden ergriffen alle nS- thigev Maßregeln, »m de« Schmierigkeiten z« be ¬ gegne«. Turin, Montag, 16. Juli Abend». Die neapo litanische Gesandtschaft, bestehend au» Mauna und Winspeare, ist angekommen. London, Montag 16. Juli Abend». In der heutigen Sitzung de» Unterhauses erklärte der Ai- nanzminister Gladstone, die zur Bestreitung der Kosten de» chinesischen Kriege» nöthigen Summen sollten unter Ander« durch Erhöhung der Spiri- tu»ste««r gedeckt werden. E» wurde ferner be stätigt, da- Lord Palmerston nächster Tage die Absichten der Regierung bezüglich der Befestigung»- frage darlegen werde. Eine Anleihe wurde für nöthig erklärt. Paris, Dienstag, 17. Juli. Der „Moniteur" enthält Nachrichten au» Beirut vom 11. Juli. Hiernach hat in Damaskus am v. Juli Abend» ein Angriff anf die Christen begonnen. Viele Männer find getödtet, die Frauen in die Harem» weggrschleppt worden. Alle Consulate, mit Aus nahme de» englischen, find verbrannt; der fran zösische, russische und griechische Consu! haben sich zu Abdelkader geflüchtet, den man zur Beruhigung der aufgeregten Muhamedaner herbrigeholt hatte. Die Haltung der türkischen Behörden ist so gut wie gar keine. Dreitausend türkische Soldaten find heute angekommen. Dresden, 17. Juli. Es wird auf den ersten Blick al» eine etwa» gewagte Behauptung erscheinen, wenn wir sagen, daß di« Tage von Baden, im Großen und Ganzen genommen, von großem Einflüsse für die Beruhigung und Befestigung der öffentlichen Meinung in Deutschland gewesen sind, denn man könnte Wohl einwerfen, daß der Parteistreit in der Presse nach der Badener Zusammenkunft lebhaf ter denn zuvor geworden sei. Wir haben unsrer seits ein aufmerksame» Auge für die Bewegung der Parteien gehabt und werden daher nicht in den Ver dacht kommen, uns in Unkcnnt»iß der Thatsachen zu befinden, wenn wir dir oben gedachte Behauptung aufstellen. E» ist allerdings zu erkennen, daß ein« in der norddeutschen Presse sehr stark vertretene Partei seite, die sogenannte „nationale", rührig und heftig in der letzten Zeit ausgetreten ist, ja, daß die mit ihr ver bundene Parteiagitation selbst vor ziemlich verzweifelten Mitteln nicht zurückzuschrecken scheint. Aber mqn konnte sich ja von vorn herein nichts Anderes gelvär- tigen, als daß die gegenseitige Annäherung der deutschen Bundesgenossen, wie sie in Baden unter dem Aus tausche freimüthiger und vertrauenerweckender Worte an gebahnt war, jener Partei äußerst unwillkommen sein würde. Denn jene Annäherung sollte ihren Gang neh men neben den von dem Parteieifer aufgewühlten Fur chen, in deren verhängnißv ollen Fortlauf die Geschicke der deutschen Gtaatenwrlt von den Parteien gezogen wer» den sollten; sie sollte auf einer Grundlage angestrebt wer den, auf welcher jeder Theil den festen Boden de» Rechts unter seinen Füßen fühlte; sie sollte unter dem Einflüsse der stärksten Befestigung deS gegenseitigen Vertrauen- zu den loyalen und patriotischen Strebungen aller deutschen Fürsten erfolgen. Natürlich mußte eine derartige An näherung und die auS ihr sich entwickelnde Förderung aller deutschen Interessen im Innern wie nach außen den Parteien, welche das Gelingen ihrer Pläne auf die Schärfung eine» doppelten Zwiespalts zwischen den Bun desregierungen, wie zwischen einzelnen Regierungen und den Völkern gesetzt hatte, verhaßt sein, und eS ist dieser Parteihaß denn auch reichlich zur Anschauung in der Presse gekommen. Aber gerade der Umstand, daß der Parteieifer gegen ein der Verständigung günstige- Ergeb- niß der Badener Zusammenkunft sich so unermüdlich zeigte, girbt dem ruhigen Beobachter das Gefühl, daß mau trotz aller Läugnung und allen Widerstreites ein derartiges Ergebniß rintrrtrn sieht. ES zeichnet den Geist einer Partei, welch« die Einigkeit Deutschland» so lange im Munde geführt hat, daß nun. wo sich die Aussicht ynf et« Nähertreten bi-her leider oft getrennter Anschauungen eröffnet, plötzlich — z. B. neuerdings von der „National- Atg.", dem Chorag der „nationalen" Partei — der Ruf erhoben wird: die Eintracht werde auf Kosten der deut schen nationalen und constitutionrllen Entwickelung er- folgen und sei deshalb höchlichst zu verabscheuen! Auch dieser Parteiruf wird im deutschen Volke spurlos ver hallen. Der Zustand der politischen Entwickelung in der bei weitem großen Mehrzahl der deutschen Staaten bie tet die bündigste Gewähr, daß, wenn heute eine einträch tige Gestaltung der BundcSpolitik erfolgt, diese den Stem pel der Mehrheit tragen und der Minderheit gute Nach hilfe und Dienste im Vorwärtsschreiten leisten wird. Wir haben alle Stimmen auS jenem Parteitag«, denen Friede und Eintracht in Deutschland so unangenehm sind, in der letzten Zeit beachtet und erörtert, um zu zeigen, daß da» Meiste, waS als Grund einer liefern Disharmonie in Deutschland vorgebracht zu werden pflegt, auf Fiction beruht, und die thatsächlichen Verhältnisse vielmehr über all so beschaffen sind, daß ein vertrauensvolles Zusammen gehen und Zusammcnftreben der deutschen Bundesgenossen unschwer zu erreichen ist, wenn man sich von allen Sei ten über den Köpfen der Parteien weg die Hände bieten kann. Und die» Gefühl, das Bewußtsein, daß dies möglich sei, haben die Tage von Baden in weiten Kreisen vermittelt. Eie haben nicht nur die officielle Presse in den meisten und bedeutendsten Staaten, sondern auch einen großen Theil der von einseitigen Parteieinflüssen freien Presse in dieser Ueberzeugung befestigt. Der Ton gereizter Po lemik ist dort gewichen; die Recriminationen aus einer vergangenen Periode, welche so reichlichen Stoff zu gegen seitigen Vorwürfen bot, haben aufgehört; die gesammte Erörterung deutscher Dinge dreht sich um die Frage, auf welch« Weise möglichst schnell und möglichst fest ein wahres Freundschafts- und Vertrauensband wieder um die im Bunde geeinten Staaten zu schlingen sei, und der Um stand, daß dabei von allen Seiten ein rüstiges VorwärtS- streben der bisher in der politischen Entwickelung noch zurückstehenden Staaten als eine wesentliche Bedingung zchtcr innerer Vereinigung betrachtet wird, kann am besten darüber Aufschluß geben, ob, wie eine Partei sagt, wirk lich Deutschland eine Einigung nach dem Muster der Bundespolitik der zwanziger und dreißiger Jahre aufge halst werden soll. Auch nach einer andern Richtung hin haben die Tage von Baden Gutes bewirkt. Es ist un verkennbar, daß im Ganzen eine beruhigtere Stimmung in Bezug auf äußere Gefahren in Deutschland sich ver breitet hat, entstanden sowohl daraus, daß man von allen Seiten vernahm, der Kaiser der Franzosen habe Angesichts so vieler deutschen Fürsten seine friedlichen Gesinnungen aufs Bündigste ausgesprochen, als auS der Wahrneh mung, daß von allen deutschen fürstlichen Seiten derselbe Eifer im Schuhe der nationalen Freiheit gezeigt ist. Auch mit dem Eintritt einer in dieser Beziehung beruhigteren Stimmung haben Parteien, welche sowohl ein Vorhalten angeblich unmittelbar drohender äußern Gefahren, wie die Verleumdung der deutschen Gesinnung einzelner Re gierungen zu Hilfe nahmen, um den Vvlksgeist in eine feindliche Haltung den im Deutschen Bunde bestehenden RechtSzuständen gegenüber zu versetzen, viel Boden ver loren, und sie werden, je ruhiger und sicherer der Geist der Badener Zusammenkunft bei Regierern und Regierten fortwirkt, immer mehr zurückwcichen müssen. Das „Dresdner Journal" glaubte cs der treuen Bewah rung jene- Geistes schuldig zu sein, sorglich darüber zu wachen, daß der Parteigeist die beruhigenden Wirkungen der Badener Conferrnz in der öffentlichen Meinung nicht wieder aufhebe und keinen Einfluß auf die im Geiste jener Zusammenkunft geführten Verhandlungen der Regie rungen gewinne. Dies war der Grund, warum wir in der letzten Zeit lebhafter, denn früher, die Partei stimmen der Presse besprachen. Eine fortgesetzte Polemik in dieser Richtung liegt indeß nicht in unsrer Aufgabe. ES würde die Geduld der Leser zu viel in Anspruch nehmen und einer Parteiprcsse zu viel Ehre anthun hei ßen, wenn wir immer wieder auf dieselben, lediglich sich Piederholendc» politischen Aeußcrungrn gegen die Ein tracht Deutschlands zu sprechen kommen wollten. WaS bei der gegenwärtigen Lage der Dinge zu sagen war, um die öffentliche Meinung gegen den Eindruck jener Partei stimmen sicher zu stellen, ist geschehen. Wir können Gottlob die gute Meinung fassen, daß das Wirken der Parteiprcsse sich immer weiter von dem deutschen Volks geiste entfernt, und haben dagegen die Hoffnung, daß das in Baden begonnene Werk deutscher Eintracht dein Volksgeiste näher und naher rückt. Unter diesen Um ständen werden wir eine Weile lang an dieser Stelle den Ton bloscr Referate festhalten und der Tagesprcsse gegenüber ruhiger Beobachter sein, bis cS sich wieder um des Zwecks willen verlohnen wird, mit Urtheilen hcryor- zutreten. Der bereits unter „Tagesgeschichte" erwähnte Bc- ruhigungSartikel des „Constitutionnel" lautet folgen dermaßen: „Wie lange wird die systematische und inter- essirte Böswilligkeit noch die Leichtgläubigkeit deS aus ländischen Publicums mißbrauchen, um die falschesten Gerüchte über die Acte und die Intentionen deS Kaisers in Europa zu verbreiten? Das Schauspiel, welches sich unfern Augen seit mehr als einem Jahre darbietct, ist in der That sehr seltsam, und niemals vielleicht ist eine per fidere Verschwörung mit mehr Ensemble cingcsädclt, mit unermüdlicherer Thätigkeit verfolgt worden. Diese Ver schwörung verdankt ihr Entstehen dem Aerger, welchem die alten Parteien empfanden, als sie Frankreich unter dem Kaiserreiche die Größe wiederfinden sahen, welche ihre Ohnmacht ihm unter der vorhergehenden Regier»»» hatte abhanden kommen lassen. Der Ruhm unser» ita lienischen Feldzug-, die Vortheile der Annerion Savoyen» und der Grafschaft Nizza täuschten ihre sträflichen Hoff nungen, indem sic dem aus der Abstimmung der Ratio« hervorgegangenen Regime eine neue Stärk« verliehen. Sic konnten durch die nationale Zustimmung sanctionirte Acte nicht offen tadeln. Was thaten sie nun? Sie wähl ten eine viel geschicktere Taktik, welch« darin bestand, mittelst ihrer Journale, ihrer Emissäre und ihrer Per bindungen in ganz Europa Befürchtungen über die Po litik und den Ehrgeiz Frankreichs wie über die Absichten des Kaisers zu verbreiten. Ungeachtet der Pfänder der Sicher heit, welche das frühere Benehmen des Herrscher-Frankreich» und die Mäßigung, wovon er nach den glücklichen Kriegen die Beweise geliefert hat, Europa geben sollten, unge achtet der officiellcn und osficiösen Verneinungen seiner Regierung circulirten allenthalben die lächerlichsten Ge rüchte und gewannen einen Bestand, der noch heut« der Gegenstand unserS Erstaunens ist. — So verbreitet sich in England in dem Augenblicke, wo der Kaiser dieLand- und Seearmce auf den Fricdensfuß setzt, wo die fran zösischen und englischen Truppen in. China gemeinschaft liche Sache machen, wo der Handelsvertrag di« Bande zwischen beiden Nationen enger zu schließen strebt, ,j»e unerklärliche Panique von einem Ende Großbritannien» bis zum andern. Die Böswilligkeit hängt sich an die kleinsten Thatsachen, um zu beweisen, daß Der, Wilcher der treueste Verbündete ».loyalste Nachbar dieses Lande-gewesen ist, Frankreich in einen Krieg gegen da- englische Volk ohne Ursache wie ohne Gewinn stürzen will. I» Spanien läßt man nach alle» Zeugnissen der Sympathie, die wir diesem Lande während des marokkanischen Krieges gegeben haben, in dem Augenblicke, wo der Kaiser, um zu zeigen, daß er da- spanische Volk achtet, ihm bei den Cabinet«» Europas den GroßmachtSrang erbittet, ihn durch di« Ma drider Blätter anklagcn, er habe ehrgeizige Gelüst« auf die Ebrogrenze oder die Balearen. Anderersetts streut man, um Portugal zu alarmiren, unter dem Volke die Nachricht auS, daß nach einem geheimen Abkommen mit Spanien diese Macht die Nationalität jene» absorkiren solle. In Deutschland will man, um da- Einverständniß zu compromittiren, welche- sich in Villaftanca hcrsteütr, als die beiden Kaiser einander ed«l die Hand drückte», glaublich machen, der Kaiser Napoleon hab« die Ver nichtung de» Hause- Habsburg beschlossen. Um dir klemen Fürsten des Bundes zu beunruhigen, nimmt man «i«e Uebcreinkunft mit Frankreich a», wodurch Frankreich sich mit Preußen verständigen würde, um sie zu verschli»»«». Um Preußen zu beunruhigen, meldet man, Frankreich werde einen europäischen K>ieg beginnen, um dir Rhein grenzen wieder zu nehmen. Um da- Mißtrauen Deutsch lands zu erregen, ersinnt man einen mit Dänemark gegen dasselbe geschlossenen geheimen Vertrag. Die freund schaftlichsten Beziehungen vereinigen den Kaiser und den König der Belgier, und eine kürzliche Zusammenkunft hat sie noch befestigt. Der König Leopold hat von seinem Aufenthalte in Biarritz alle die guten Stimmungen mit genommen, die er stlbst dort zurückgelassen hat. Und nach den Zeugnissen einer so loyalen Uebereinstiyunung in dem Augenblicke, wo der Handelsvertrag zwischen bei den Ländern erneuert werden soll, da leiht man dem Kaiser dre Absicht, Belgien zu überziehen. Endlich selbst in Italien möchte man uns die Zuneigung und Dank barkeit entfremden, und zu diesem Zwecke erfindet man, wir wissen nicht, welche absurde Convention mit Turin, welche dahin ziele, Genua oder Sardinien als Compcn- sation für die Annexion Siciliens an Piemont zu recla- miren. Es genügt, diese Reihe von Lügen und Befürch tungen aufzuführcn, um ihre Nichtigkeit zu erweisen. Wir, soviel uns betrifft, würden dergleichen Erfindungen mit der Verachtung ausgenommen haben, die sie verdienen, wenn sic nicht leider in Europa einen zu leichten Glauben gefunden hätten, der allenthalben das Mißtrauen erhalt und den Gang der Geschäfte stört. Es ist zum Min desten gerecht, daß die Verantwortlichkeit für dieses Uebel- Feuilleton. Da» Glück schenkt Nicht», leiht nur. Von Ferna» Laballer,.*) (Fotts- an« Nr. 164.) Eine- Morgen- Warrn der General und sein älterer Bruder in dem Arbeitszimmer de- Erster» beisammen, welcher ein schöne- Hau- in einer der Hauptstraßen von Madrid bewohnte. Der General schien mit Eifer Etwas zu vertheidigen, da- sein Bruder tadelte, und Beide waren in lebhaften Wortwechsel vertieft. ,Zn keiner andern Epoche," sagte zu dem General sein Bruder, „sah man Männer die ersten Stellungen einnrhmen, durch ihren Rrichthum, Rang, durch ihre politische Bedeutung oder durch ihre Ercentricitäten sich hervorthun, ohne daß man den dunkeln Winkel ausge- «rtttelt hätte, auS dem sie stammten, oder die Umstände, welche ihnen al- Stufen, ihre Höhe zu erklimmen, dien ten. Man duldet nun aber allgemein da- Geheimniß, in welche- sich diese Emporkömmlinge hüllen, mit dem „WaS geht'- mich an" einer Gesellschaft, die nur für den Tag lebt, ohne sich um »ehr al» die Gegenwart zu kümmern, und die Vergangenheit hinterläßt keine Spur, gleich der Barke, welche spurlo» über die Wellen de» Meere- dahinzieht. Man ist in dieser Tendenz so weit gegangen, hat bi- zu eine« solchen Grad« die Lo-reißung von der Vergangenheit allgemein gemacht, dies« Verach tung für die GrburtSstätte, diese gleichgiltig« Vernach lässigung gegen Diejenigen, welchen wir unser Leben, unsre Erziehung und unser» Namen verdank», daß »ur selten Kinder, am wenigste» ab» Emporkömmlinge sich ihrer Aettern mit jener Liebe, jener Ehrfurcht und *) Lu« desse» „roS-ewähltea «Serke»", tbersetzt von H Wolf. Paderborn, Verlag von Ferd. Vchbaiugh. Achtung erinnern, welche sie ihnen schon allein darum schulden, weil sie cS sind." „Bruder," versetzte der künftige Schwiegervater des Obersten, „es ist die allgemeine Tendenz der Alten, ver gangene Zeiten hervorzuheben und die gegenwärtige herab zusehen. Ich will Dir nicht auf dieser breitgrtretenen Straße folgen." „Gewiß ergeht eS den Alten und nicht Alten so, wenn eS sich um die schlechten, die Zeit beherrschenden Tendenzen handelt. Und jede Aera wird ihre eignen haben, weil die Menschheit wie die Natur unvollkommen ist und bleiben wird, mögen sich die philosophischen Re formatoren und modernen Hippokratrn noch so sehr be mühen, das Gegentheil zu beweisen. Wenn sie eine physische oder moralische Krankheit geheilt haben, taucht eine neue auf, und immer wird die gleiche Anzahl Lebender an andern Krankheiten sterben und werden schlechte Tendenzen unter andern Umständen erscheinen; das war, ist und wird immer so sein!" „Und mit Alledem," sagte der General, „willst Du nur dahin kommen, mir zu zeigen, daß Du die Heirath meiner Tochter mit dem Obersten mißbilligst." „Gewiß, Bruder!" „Und au- keinem andern Grunde," fuhr der General fort, „al- weil Du nicht seinen Vater, Großvater und Urgroßvater kennst?" „Zum Theil ja, weil sie die Ahnen seiner Söhne werden sollen, welche meine Neffen und Erben sein werden." „Sie sind reiche Gutsbesitzer von Zahara, und sein Name ist berühmt." „ES giebt keinen berühmten Namen ohne Abkunft. Ich habe mich von glaubwürdiger Seite informircn lassen und erfahren, daß eS Wohl Individuen dieses RamenS dort giebt, aber daß eS arme Tagelöhner sind, die einen Sohn hatten, welcher 18.. sich nach Amerika cinschifftc und den sie für todt halten, da sie nie mehr Etwas von ihm erfuhren. — Der Oberst sagt, daß seine Aeltern todt sind; nun also, was hältst Du davon, wenn man seine Aeltern verläugnet, weil sie arm sind?" „Es wäre abscheulich, wenn cs wahr wäre." „Und wie nennst Du es, sich den Sohn reicher Guts besitzer zu nennen, wenn man der armer Tagelöhner ist?" „Es wäre lächerlich, wenn es wirklich der Fall wäre." „Wirst Du mir nun Recht geben, wenn ich eine Verbindung mit einem Menschen mißbilligt, welcher mit dem garstigen Makel einer niedrigen Herkunft eine so elende Eitelkeit vereinigt?" „Bruder, ich schenke Deinen Nachrichten keinen Glauben; diese Guerras werden Andere sein, cS ist dies ein sehr verbreiteter Name. Aber, gesetzt den Fall, sie wären richtig — sind diese menschlichen Schwachheiten hinreichend, um die vielen andern Vorzüge, welche die Verbindung mit dem Obersten Guerra zu einer glänzen den, wenn nicht ausgezeichneten machen, aufzuwiegen? Seine Carriöre ist brillant, sein Verdienst unbestreitbar." „Gut, gut, was seine militärische Laufbahn betrifft. Aber sein Privatleben ?" „Nicht Einer seiner Kameraden spricht ander» als lobend über ihn in diesem Punkte; und übrigens ist er reich." „Ja," sagte der Alte mit bitterm Lachen, „reich im Spiel geworden!" „DaS ist in Amerika eine häßliche Sünde, Bruder," antwortete der General lachend, obwohl er peinlich be rührt war und doch nicht umhin konnte, seinen künftigen Schwiegersohn zu vertheidigen. „Nein, sage ich!" rief der Alte mit Bitterkeit au». Die Vergangenheit ist gleich der Furche im Meere l WaS Wunder, wenn sich die Scham verlirrt, wenn heutzutage selbst so tugendhafte und im Punkte der Ehre so zart fühlende Menschen, wie Du, sich herbeilassen, die häßlich sten Fehler zu entschuldigen." „Aber, Bruder," sagte der General mit trauriger Bewegung — „meine Tochter liebt ihn." „Deine Tochter ist ein ausgezeichnetes und gehor sames Kind, da» sich von seiner Neigung nicht hätte hinreißen lassen, wenn Du Dich ihr widersetzt hättest." (Fortsetzung folgt.) Literatur. „Position «los äuik <i»n« le INoncke et parlieulierement en krai»e« et en ^llomagne >« »oeietö. le» Isllre», le« arl<r, les »oienee«! et I'en«eixnement univemi- taire sirr le ttoelsiir 11av »rckin". Dies ist der Titel eines soeben zu Pari- erschienenen Schriftchen» eint» Arztes in Lyon, der, wenngleich katholischer Religion, sich znr Aufgabe gestellt hat, die hervorragende Beden- tung der Juden in dem Anbau der Künste und Wissen schaften nachzuweisen. Obgleich, besonder- in B-Zug auf manche die deutschen Israeliten berührende Verhält nisse nicht immer genau, wie dies bei franzSfische» Autoren nicht zu verwundern ist, verdient das Schriftchen, wel che- besonder» auch die preußischen und (nunmehr ab geänderten) österreichischen Verhältnisse streng beurtheilt, doch allgemeine Beachtung. Ein ziemlich unbefangener französischer Recensent läßt sich in den „ärckive« i»r. ck<- branee" hierüber folgendermaßen auS: „Namentlich find in dem Merkchen zwei Dinge sehr zu loben: «ine zwar flüchtige und unvollständige, aber beredt« Aufzählung der ausgrzeichnetsten Israeliten in Deutschland und ein völlig vorurtheilSfreier Geist. Die Sprache de» Herrn vr. Galla- vardin ist von den erhabensten Empfindungen durch drungen; der Geist, der ihn beseelt, ist Eiviltsatio» und Fortschritt! Ein Franzose spricht hier, der sich glücklich fühlt, in «inrm Land« zu leben, wo die völlig« religiös«
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