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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. pr»nuw«ri»lllio. AMiM für Inserate werden bi» spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und^lmgegend. Amtsblatt für den Stadtgcmeinderath z» Zwönitz. 12 Sonnabend, den 26. Jamm 1878. 3. Jahrg. Vom Kriegsschauplätze. Der Friede läßt noch immer auf sich warten! Fast scheint eS, daß Rußland die Eroberung Konstantinopels zum Ziele seines Kriegs» zuges gewählt hat und Großfürst Nikolaus absichtlich den Abschluß deS Waffenstillstandes verzögert, um den Borwand und die Gelegen heit für eine Besetzung der türkischen Hauptstadt nicht aus den Händen zu geben. Allerdings steht dieser Kombination die neueste Aeußeiuug der preußischen „Pro».» Korresp." entgegen, wonach die Friedensver- Handlungen gute Erfolge haben sollen. Es fragt sich nur, ob das Sprachrohr der preußischen Regierung diesmal auch gut unterrichtet sein mag. Nunmehr wird auch russischerseits die Besetzung von Atrianopcl konstatirt und zwar durch folgende Depeschen: Petersburg, 23. Januar. Offiziell. Nachdem Adrianopel von den regulären türkischen Truppen geräumt und BaschibozukS wie Tscherkessen eingedrungen waren, besetzte russische Kavallerie am 20. Januar die Stadt unter Zurufen der Bevölkerung. Petersburg, 23. Januar. Ein Telegramm des Großfürsten Nikolaus ans Kasanlik vom 22. Januar meldet: General Slrukeff besetzte am 20. v. Adrianopel kampflos und setzte eine provisorische Verwaltung ans verschieden Nationalitäten ein. Die 30. Division sollte am 22. Januar in Adriauopel sein. Der Großfürst verläßt Kasanlil am 24. Januar und hofft am 27. Januar in Adrianopel zu sein. Bei dem Interesse, welche« sich jetzt dieser Stadt zuwendet, sei über ihre Lage und ihren Charakter Folgendes iniltgetheill: Inmitten des reich gesegneten RumelienS, dort wo die Maritza durch die Wässer der Tuudscha von ihrem östlichen Lauf abgedrängt wird, um in tausend Krümmungen und Windungen dem Golf von Siros zu zueilen, liegt Adriauopel (Edirne). Weit trete» hier die Ausläufer des Nhoeope- und Jstraudschagebirges vor dem Laufe der beiden Flüsse zurück und bilden so ein mit der üppigsten Fruchtbarkeit ge segnetes Thal. Zahllose Städte, Dörfer und Weiler bedecken die Ebene und die iu reichem Grün prangenden fernen Berghänge. Doch den schönsten Schmuck dieser schönen Gegend bildet Edirne selbst. Es liegt, wie schon gesagt, am Zusammenfluß der Mariya unv Tuudscha — gegenüber mündet die Arda — auf einem nngefähr 270 Fuß hohen Hügel und beherrscht die ganze Umgebung, wahrend eö selbst von mehreren Seilen von Wasser umgeben und so geschützt ist. Hier war von 1366 bis 1453 die Residenz der Sultane und noch heule erhebt sich außerhalb der Stadt an den Ufern der Tumscha, iumilteu von Gärten und Ehpresseuhainen, die einst so prächtige Kaiserburg, das halb zerfallene Eski» Serai (das alle Serail). Arg hat dieser Palast vom Zahne der Zeil gelitten, doch bleibt er selbst in seinen Trümmern »och großartig, unv der mächtige achteckige Thurm, um geben von reizenden KioskS, sowie das riesige Eiutriltsportal sehen auch heute noch recht trotzig drein, als ob sie sich jener schönen Zeiten erinnerten, in welchen die Gesandten aller Böller von nah und fern berbeislrömten, um dem Herrscher der Osmauen ihren Tribut zu Füßen zu legen. Auch sonst erweckt die Stadt auf Schritt und Tritt Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Inmitten ihres Weichbildes erhebt sich die Moschee Selim'« H. Es ist dies der prächtige Tempel deS Islam. Ihre ungeheure Kuppel ruht auf Porpbhrsäulen und übertrifft an Höhe die Aja Sophia in Stambul. Um die obere Galerie eines ihrer vier MinarelS — jedes derselben hat drei Galerien — zu erreichen, muß man 380 Stufen hoch steigen, doch lohnt die herrliche Aussicht reichlich die Mühe. Ferner sind erwähnenswerth die Moschee Bajazel'S II. mit einer schön gewölbten Kuppel, die von zwei schlanken MinarelS überragt wird, die Moschee Murad'- II., auch Ulsch - Scrfeli genannt, ein Meisterwerk orientalischer Baukunst, mit neun Kuppeln und vier Minaret« geschmückt. Endlich befindet sich in Adrianopel der größte und schönste Bazar des Orient«. Dicht neben der Moschee Selim'S II. erhebt sich nämlich der Bazar des Ali Pascha. Er ist von solcher, Ausdehnung, daß man fast einer Biertelstande bedarf um seine Galerie abzuschreiten. Bon anderen Denkmalenist besonders erwähnens werth die schöne Wasserleitung, welche die Bäder, Moscheen und 52 Fon taine» der Stadt mit Wasser versorgt; ferner die Brücke über die Tuiidscha, die von den Römern erbanten Mauern und Thore, einige in neuerer Zeit entdeckte alte Inschriften und der ungefähr zwölf Fuß hohe Schaft einer Kolossalsäule, die der Sage nach die Statue des Kaisers Hadrian getragen haben soll. Adrianopel ist wie alle orientalischen Städte sehr weitläufig gebaut, da eö meist nur einstöckige Häuser giebt, zwischen denen überdies zahlreiche Gärten liegen. Die räum liche Ausdehnung des Platzes gestaltet sich hierdurch zu einer sehr bedeutenden, die mit der Bewchnerzahl von circa 100,000 Seelen, von denen nicht ganz die Hälfte Türken, beziehungsweise Muhamedaner sind — die übrigen sind Griechen (30,000), Armenier, Juden — in gar keinem Bcrhältniß steht. Adriauopel ist der Mittelpunkt des rumelischeu Haudeö und einer lebhaften Industrie. Besonders sind die Seilenfabriken, Saffiaugerbereien,Türkischrothfärbereien in Schwung. Berühmt sind das Rosenöl, das Roseuwasser und die Ouitlenkoufekts Adrianopels. — In der Kriegsgeschichte hat Adriauopel einen Namen durch die in ihrer Nähe am 8 August 378 dem Kaiser BaleuS durch die Gothen beigebrachle Niederlage. Im vorletzten russische» Kriege wurde Adriauopel am 20. August 1829 durch den Feldmarschall Grafen Diebiisch erobert, worauf dort am 14. September 1829 der Friere geschlossen wurde, Der serbische UnlerrichtSminister hat sich in das Hauptquartier des Fürsten Milan begeben, um die Oberleitung der Verwaltung in een von den Serben besetzten türkischen GebielStheilen zu übernehmen. In Nisch ist eine aus 12 Christen und 4 Muselmäinier bestehende Gemeindevertretung gebildet worden. Ein offizielles Telegramm aus Kasanlik vom 19. d. M. bringt folgende Details über die Kämpfe am 16. und 17 d.: Die am 15. d. nach Dermeneere zurückgeworfenen türkische» Truppen bestanden aus 35 Tabors unter Fuad Pascha, davon halte Fuad Pascha 24 Tabors aus Schumla heraugezogen. General Gurko befahl dem Grafen Schuwaloff am 16. d. Dermendere mit seiner Kolonne und den Kolonnen unter Schilder und Weljaminosf anzugreife» und gegen die.rechte türkische Flanke vorzugehen. Gleichzeitig wurde General Dandeville beordert, mit der 3. Gardeiufauterievivisioii und einer Brigade zusammengesetzt aus dem Jekaterinoslaw'scheii und dem Aslrachan'schen Dragoner-Negimente unter General Kraßncff und einigen Soluien der Kosackenbrigade deS Generals Kurnakoff gegen Stauimaki vorzubriugeu, die Mantza bei Jenimahale zu überschreiten und die RückzugsUuie der Türken zu bedrohen. Graf Schuwaloff schob seine linke Flanke von Matiköi und Airanli vor und nahm in der Nacht vor de» Bergen Aufstellung, die rechte Flanke gegenüber Dermendere, die linke gegenüber Markowo. Die rechts Flanke führte den ganze» Tag eine» demoustralive» Kampf bei Demendcre und hielt aus diese Weise dort einen bedeutenden Theil der türkischen Streitkräfte zurück. Inzwischen marschirlcn die übrigen türkischen Truppen über Markowo, Bellastina, Karagaisch, Stauimaki, fließen jedoch auf dem Marsche auf die Kolonne DandevilleS. Dieser Ko- lonne fiel der Haupltheil des Kampfes am 16. d. zn. General Kraßnoff, welcher die aus der kombinirte» Dragonerbrigake bestehende Borhut befehligte, fand die Maritzabrücke zerstört unv ließ die In fanterie deshalb auf Booten, Flößen nud auch zu Pferde den Fluß überschreiten. Bei Karagatsch angekommeu, bemerkte er die in der Nähe vorübermarschirende türkische Kolonne, griff dieselbe sofort mit dem Bajonnele an, warf die Türken ins Gebirge zurück nud erbeutete 18 Geschütze. Nachdem die Türke» hieraus Berstärkungeu erhallen halten, ergriffe» sie die Ofensive und begannen, unseres Feuers un geachtet, ein Handgemenge, in der Absicht, ihre Artillerie wieder zu gewinnen. Sie wurden jedoch abermals zurückgeworfeu und zogen