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WöcktnUich eeslbeinen drei Nummern. PrZnumerailens- Priit 22j Sgr. <; Lbic ) »ierteljälnlich, Z 2 dir. für tu« ganze Jahr, ohne Er- düdirng, in aüen Tdeiien ter Prenstfscden Mvnnrchie. a g a für die Man priinumcriri auf diese« LncraMr-Blatt in Berlin in der (Expedition der Ällg. Pr, CtaatiüZeitung s^ejedrichxüe. Re. 72); in der Prooinz s« wie im Auelande bei den Wodtlöbt. Pos! Aemkern. Literatur des Auslandes. I2L Berlin, Freiing den >6. Oktober 1840 Frankreich. Uelcr die gegenwärtige Tendenz der Musik und ihre > Zukunft. Bon Fetis, Direktor des Brüsseler Konservatorium-.'') Ich stehe im Begriff, ernste Fragen abzuhandeln; um meine Ge danken mit der nöthigcn Klarheit zu entwickeln, werde ich Gegen stand« berühren müssen, die demjenigen, über welchen ich sprechen will, vielleicht durchaus freind scheinen; ich bitte daher den Leser, nicht im voraus über die Form abzusprechen, welche mir die passendste schien, und bis zu Ende zu lesen, bevor er darüber richtet. Fünfzig Jahre politischer Bewegung sind abgelaufen; schreckliche Verbrechen und Züge der erhabensten Tugenden, umgestürzte Throne, auf deren Trümmer» neue errichtet wurden, blutige Kriege, aus welchen Bündnisse und Spmpathicen hervorgingen, die früher den Völkern fremd waren, unendlicher Ruhm und Mißgeschick ohne Bei spiel, Zugeständnisse von Rechten, die den Völkern lange vorcnthalten wurden, Erschaffung künstlicher, beinahe fabelhafter Kräfte, welche die Kraft de- ganzen Menschengeschlechts tausendfach erhöhen und seinen Reichthum, seine Bedürfnisse und Genüsse ins Unendliche ver mehren, dies Alle- füllte den wichtigen Zeitabschnitt der Geschichte von >7uu bis 1839 auS. In diesen fünfzig Jahren hat die Welt mehr gealtert, als sonst in Tausenden von Jahren. Nach so vielen Kämpft» und Anstrengungen kann nun Jeder ssch selbst Rechenschaft ablegen und genau abwägeu, um wie viel die Elemente seines Glücks sich^ vermehrt bade»; und gewiß nimmt auch ein Jeder diese geheime Prüfung mit sich vor. Was aber ist bas Ergebnis!? Sagen wir eS nur gerade heraus: Entmuthigung beim Rückblick auf so viel zer störte Täuschungen, die durch keine sichere Basis erseht worben. » Das Werk der Wiedergeburt, welches man vollziehen wollte, hat gerade da- Prinzip als unnütz verworfen, welches ihm allein Haltung und Dauer verschaffen konnte; dieses Prinzip ist der Glaube, der dahingcschwundtn. Durch kühne Angriffe in seinen Grundvesten erschüttert, ist der religiöse Glaube anderen Meinungen gewichen, welche mehr geeignet schienen, da- unmittelbare Glück der Gesell schaft zu begründe». Es war Glaube auch in den Menschenrechten; aus den, Glauben entsprang der Wunsch nach Freiheit und Gleich heit; dieser Glaube that Große- und Herrliches während der Fran zösischen Revolution; nur der Fanatismus beging die Verbrechen. Die Verbrechen des Fanatismus stürzten den Glaube», aus welchem sie hervorgegangcn waren, ehe» so wie die Verbrechen des religiösen Fanatismus den Glauben an das Evangelium untergraben hatten. ES trat eine Rcactton ein. Man untersuchte nun das Prinzip der Freiheit, anstatt daran zu glauben, und da man durch vic Erfahrung die Rachthcile kennen gelernt, welche aus dem Despotismus und der demokratischen Macht entstehen, so kam man auf den Einfall, Lie FreiheitSliebe unv das Rechts-Bcwußtiepn durch den Mechanis mus der Repräsentativ-Regierung zu ersetzen. Man nahm an, da- lügenhafte Prinzip dieser Regierungsart könne für die Wahrheit selbst gelten, und obgleich Niemand durch das Gaukelwerk betrogen wurde, welches den Schein der Freiheit an die Stelle der Freiheit selbst setzte, so erheuchelte doch Jever eine Täuschung, die gar nicht stattfand. Fortan war kein Glaube irgend einer Art mehr möglich, denn man bleibt niemals bei einer einzigen Anwendung eines Grund prinzips stehen. So zum Beispiel, wenn man annimmt, der allge- meine Wille sep durch eine gewisse Kategorie von Menschen in den Wahl-Kollegien ausgedrückt, stellt man eine zu grobe Fiction auf, als daß c- möglich wäre, ihr auch nur den Schein der Wahrheit zu verleihen; und doch thut ein Jever, als ob er sich dadurch täuschen ließe. Die Mehrheit einer kleinen Zahl wählt die Depntirten, und diese Mehrheit Kilt kur die Gesammtheit. DaS Interesse der Erhal tung, sagt man, das heißt das Interesse der Besitzenden, will es, daß der gesellschaftliche Zustand so gestaltet sey. Die Lehre vom Interesse vereinigt sich also mit dem an die Stelle der Wirklichkeit gesetzten Schein, um da- ganze Triebwerk der Gesellschaft zu ordnen. Bon hier auS geht man dann weiter. Die Meinungen oder, was gleich viel ist, sobald cS keinen politischen Glauben mehr giebt, die 's Wennalei» der Deria-xr dieser volitisch.-arllgi-'cken Betxacbtuna:» In Deizien icdl. ,, wi: dGeldcn dock> unter Arant,weil ,ic oSmdar durcv vtt »exigen Hranzösi.ch'n MusikilrHande bervor^eruten werden und «ich vorz«qrw.1,e au» die,, beheben, ttcd-rdrcs Vor Arktik einer Pari,er Aeir. schritt, der bei A.'oriy Schzeünger erscheinenden entnommen Interessen einer gewissen Anzahl von Wählern treiben sie an, diesen ovcr jenen Depunrle» zu wäblen; andere Interessen aber werken demselben eine» a»veren Kandidaten gegenüberstellen. Sind diese Interessen nicht lebhaft genug, so wird man sie durch Verfübriing ovcr Furcht sporne». Der besiegten Partei und der großen Menge der Gleichgültigen z»m Trotz wirv man behaupten, der um jeden Preis Erwählte sep vcr Vertreter drS allgemeinen Willens. Wenn nun die Täuschung eine gewisse Zahl solcher Erwählten, als angeb liche Repräsentanten einer ganzen Nation, zusammengebracht hat, dann werben sich auch unter ihnen verschiedene Interessen Hervor thun, die durch eine noch viel kleinere Anzahl von Menschen rcprä- sentirt werven. Auch hier wird eine Mehrheit nöthig scyn, die dann der Trug wiever als den Ausdruck des Wunsches der Ration dar- stellt. Schwankt diese Mehrheit, so muß sie durch einige den anderen Interessen abgewounene Ueberläuser-Stimmen verstärkt werden; da kömmt denn die Bestechung unv krönt das Werk vcr Lüge. Welche Autorität hat nun bei solchen, Mechanismus das Gesetz gegeben? Die der Gewalt, welche die Oberhand behält, nicht Vie des Rechts« Bcwußlscpns. Was soll unter solchen Umständen im Innern des Herzens übrig bleiben, als vic Ucberzeugung von vcr Nichtigkeit der Wahrheit unv die Zerstörung alles Glauben-, alles moralischen Schamgefühls? Berevle Stimmen haben sich in unsere» Tage» gegen diesen Glau- bensniangcl erhoben, der die töotliche Krankheit vcr modernen Ge sellschaft ist, und sie haben ihn der fortschreitenden Entwickelung böser Leivenichaften zngeschriebcn. Wie groß auch da- Talent derer sepn mag, die die- gesagt, ich stehe nicht an, ihre Bchaiiptung für sinnlos zu erklären. Dieser Mangel an allein Glauben ist vielmehr, wie maii gesedcn, die nothwenvige, unvermeidliche Folge der trüge rischen Einrichtung dcö gesellschaftlichen Mechanismus. Doch man glaube ja nicht, baß ich Vorschläge» will, man solle dieser Einrich tung entsage» unv sie vurch «ine andere ersetzen. Da das Uebel durch sic einmal geschehen ist, würde man durch keine augenblickliche Veränderung irgend einer Art ven Glauben wieder erwecken können. Ich glaube levoch an sein Wiederaufleben; aber nur durch furchtbare Unglüussälle, welche die Nationen dezimiren werden, oder durch eine allmälige religiöse und philosophische Reform, die das Werk von Jahrhunderten seyn wird, Halle ich dasselbe für möglich. Bis dahin werden Trug unv die Lehre von den Interessen die Welt auch ferner regieren, unv da diese Interessen rein materiell sind, so wird eS keine geistige Genüsse mehr geben, sondern nur solche, die man sich süc Gelb verschaffen kann. Industrie wird vcr ehrliche Name scvn zur Bezeichnung von Handlungen, die cS nicht sind. Und die Kunst? Wie wirv es nm sie stchen? Laß« uns zuerst schon, was bei dieser Lage der Dinge der Künstler sepn kann, unv was aus seinem Glauben an scine eigenen Werke werven muß. Die Natur verleiht over versagt Genie, welches, wie Jeder weiß, nicht- Anderes ist als die Fähigkeit, zu ersindcn und da- Gebiet der Kunst zu erweitern. Diese Fähigkeit läßt sich nicht erwerben; eben so wenig geht sie verloren; nur ist sie in mehr oder minver enge, mehr oder minder weite Granzen kingeschloffen, je nach der größeren over geringeren Macht des Genius. Ist dieser an den äußersten Gränzen seiner Kraft angclangt, so erfindet cr nicht mehr, sondern er wicverholt sich nur. Aber das Genie allein macht noch nicht den Künstler; cr bedarf auch des Wissens unv dcS Glaubens. Das Wissen ist, vermöge sei ner Natur, eine Erwerbung veS Künstler-; diese Erwerbung geht nicht verloren, außer wenn die geistige» Kräfte gestört werde». Der Glaube, der sich nicht erwerben laßt, wohl aber verloren gehen kann, ist eine innige Ueberzcugimg von vcr Heiligkeit der Kunst, von ihren Rechten, von ihrer Macht, und folglich auch Ehrerbietung vor ihrer Würve. Der vollkommene Künstler, vessen Werke Jahrhunverte über dauern unv, trotz aller Bkräiidcrungen in der Form, ihre Lebendigkeit behaupten, das ist ver, welcher Genie, Wissen und Glauben in sich vereinigt. Fchlt eine dieser Bedingiingen, so wirv daS Kunstwerk irgenvwo verwundbar sepn, und dann ist feine Dauer nicht sehr ge sichert. Was die Erscheinungen des Genie- anbetrifft, so giebt eS keine Zeit ovcr gesellschaftliche Eonstitntion, die ihr günstiger wären, al- andere. Es stürzt jederzeit alle Hindernisse um unv weiß sich in seiner ursprünglichen Unadbängigkett geltend zu machen, welcher Art auch Klima, religiöser Glaube unv Rtgierungslorm sepn mögen. Zur Erwerbung de- Wissen- aber sind die Umstände nicht immer gleich günstig; überdies wirv auch nicht zu jeder Zeit gleich viel Werth