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Antias, r». Aprll 19Z0 r«. Schi»«». Sk. i« »ra»Isntck>itft: NaArickste» DrrStin, geinipreckiek-Lammetnummer: »»«41 Nur sür Nachioeipläch«: Nr. »OOIl SchriiNeitung u. HauvtgelchiMSfteNe: LreSden-A. I Marirnftraße SS/4» Gegründet 1S§S VejvgSgebü-r dmn 1». SU so. «vrtl >»»0 Sri »»glich ,welmal»ger gustestiin« irrt Hau« >.7» Mt. v°stl>e,ug»vr«t» sür Mona» «prst ».40 Ml. etnichl. SS P»g. Postgebühr «ohne P°st,ufteUung«aebüdr>. «in,einummer »0 »lg., außerhalb Dresden» lb Pig. «„»eigenpreste: Die Anzeigen werben noch «albmart berechne«: die einspaltige SO mm breite Keile SS Psg.. sü« auswürt« 40 Psg. gamstien- »nzeigen und SieNengesuche ohne Rabali »s Psg., außerhalb SS Psg.. die so mm breite «eNamezeile »00 Psg., außerhalb SSO Psg. Osseriengebübr SO Psg. AuiwLrllge Auliröge gegen BorauSbezakluna »ruck ». Verlag: Lleplch » Netckunt»«, Dresden. Postsche<l-iNo »OS« Dresden Nachdruck nur ml« deuti. Quellenangabe »DreSdn. Nachr.l zulässig. Unverlangte Lchrtststücke werden nicht ausbewabrt MWHresplan für -le Weltrevelution Moskaus Sen-boten am Werk Zahlreiche Berhaflunoen in den Nanöstaaten Riga, 24. April. lEig. Meldung.) Die Politische Polizei nahm in den letzten Tagen in Riga, Liba« und anderen Städten Lettlands zahlreiche Verhaftungen von Kommunisten vor. SS gelang ihr, in einem Rigaer «ommuniftenquartier vier Emissäre der Moskauer Internationale sestzunchmen, die vor einigen Monaten mit falschen Pässen ans Nutzland ge kommen waren. Der Zeitung „Latvis" zufolge hatten die Emissäre diktatorische Vollmachten, und selbst die ge heimen Spitzenorganisationcn der hiesigen Kommunisten waren ihnen unterstellt. AuS den beschlagnahmten Schrift stücken geht, wie das Vlatt weiter berichtet, hervor» datz die kommunistische Internationale einen „Fünsjahresplan" zur „Vorbereitung der Weltrevolution" nach dem Vorbilde des russischen Wirtschaftsplanes ausgestellt hat, der bis 1082 dnrch- gefithrt werden soll. Emissäre mit den gleichen Aufträgen sollen »ach allen Ländern entsandt worden sein. Vergleicht man diese Nachricht mit den jüngsten Vor gängen in Deutschland, mit den Nüstungen der Kommunisten sür neue Unruhen zum 1. Mai, mit der matzlosen Sprache ihrer Presse und dem hetzerischen Ton, der aus Moskau zu »ns herüberdringt, dann wird man sich keinem Zweifel hin- geben dürfen, datz es den Kommunisten mit ihren Putsch- planen durchaus ernst ist. Wir wissen auch, daß man in Mos kau Deutschland als besonders geeignetes Versuchsobjekt sür die geplante Weltrcnvlution erachtet. Es wird daher erhöhte Pflicht unserer verantwortlichen Stellen sein müssen, dafür Sorge zn tragen, datz sich die jüngsten Vorgänge in Leipzig und die Vluttagc in Berlin vor einem Jahre in den nächsten Tagen nicht wiederholen. Anzeichen dafür sind leider über genug vorhanden! ..Standfeste Genossen" Kommunistische StörungSlruvps am I. Mai Berlin» 24. April. (Ein. Meldung.) Das Zentralkomitee der KPD. hat, wie die Spätausgabe des „Vorwärts" miltcilt, am lll. April ein Nnndschrciben an die Bezirksleitungen der Partei versandt, in dem znr planmätzigcn Störung sozialdemo kratischer Maifeiern aussührliche Anweisungen gegeben wer den. Nachdem das Nundschreiben seststcllt, datz auch in diesem Jahre gemeinsame Feiern nicht möglich sind, entwickelt cs einen genanen Plan sür die Bildung und die Aktion organi sierter Störungskolonnen, die, um ihnen den Anschein der Harmlosigkeit zn gebe», als „D i S k n s s i o n s g r u p p e n" bezeichnet werden. Tie Unlerbezirke werden ausgefvrdert, dem Bezirk „standfeste Genossen" zu melden, die gemeinsam geschult und dann in Trupps verteilt werden sollen. Die „st a n d f e st e n Genosse n" sollen sich an Feiern der Re formisten beteilige», Gespräche mit Teilnehmern anknüpsen und so Diskussionen in die Wege leiten. Es wird angcordnet, datz immer eine entsprechende Zahl von „Standfesten" in der Nähe des Diskussionsleiters konzentriert wird. Diese „haben dafür zu sorgen, datz dem Gruppenleiter kein Haar gekrümmt werde". Eine besondere Aufforderung, sich an der Aktion zu beteiligen, wird an die Jugend gerichtet. Für die Jugend, hcitzt cs in dem Rundschreiben, sind die schon bestehenden Kolonnen, die sich bisher gut bewährt haben, zu verwenden. Bayern greift durch München, 24. April. Die Polizcidirektion München hat die von der Ortsgruppe München der KPD. und ihren Hilfsorganisationen geplanten Knndgebungen unter freiem Himmel und ebenso sämtliche Versammlungen in geschlossenen Räumen verboten. Dieses Verbot begründet die Pvlizei- dtrektivn damit, datz die Maifeiern der Errichtung der prole tarischen Diktatur dienen sollten. Aus Grund dieses Verbotes fordert das Organ der Kommunisten in Bagern zu Massen streiks am 1. Mat aus. Rt«t SMeSvmlam vor km RtiMm Vrakkmvlckung ansvror Sorllovr 8ol»rlktlo1tnng Berlin, 24. April. Der vom Ncichsrat kürzlich ver abschiedete Gesetzentwurf zur Acuderung von Vorschriften des Gc r i ch t s v e r f a s s u n g s g e s e tz c ö. des Gesetzes über das Verfahren in bürgerlichen N e ch t s st r e i t i g k c i t e n, sowie des Gesetzes über die N e ch t S a n w a l t s g e b ü h r e n in Ar in c n s a ch c n ist jetzt auch dem Reichstag zugegangen. Der Gesetzentwurs erstrebt im Wege organisatorischer Matznahmen eine Senkung der staatlichen Ans- wendungcn sür die Rechtspflege. Es werden eine Erhöhung der amtsgerichtlichcn Zuständig- keitsgrenze, eine Erhöhung der Bcrusungssiinime und damit im Zusammenhang eine entsprechende Heraufsetzung der sür das obligatorische Lchicdsiirtcilsvcrfahrcn vorgesehenen Wert- grcnzc, ferner eine Erhöhung der Bcschwerdcsumme sowie endlich Matznahmen vvrgcschlagcn, die eine bessere Aus nutzung der bei den Amtsgerichten vorhandenen Arbeits kräfte ermöglichen sollen. Wetter wird im Interesse der Ltaatssinanzen eine Senkung der Beträge vor geschlagen, die i» A rinensache n den beigevrbncten Rechts anwälten ans der Staatskasse erstattet werden. Wetter ist dem Reichstag ein Gesetzentwurf über die Pauschalierung der Bcrwaltnngskostenzuschtisse zngelcitet worden. Bereits vor dem Kriege hatten die Rcichs- betricbc, die der Ausübung der öffentlichen Gewalt dienen, einschlietzlich der Rcichspost und der Mvnvpvlvcrwaltungcn des Reiches, sowie die Reichsbahn den Wohngcmcindcn ihrer Arbeitnehmer Zuschüsse zu deren Verwaltungsauswand zu leisten. Nachdem die Rcichsbahngcscllscluist selbständig ge worden war, entstand zwischen Reich und Reichsbahn ein Streit über diese Frage. Die Reichsbahn drang schließ lich vor dem Rcichsbahngcrtcht mit ihrer Auffassung durch, datz sie zur Zahlung dieser Verwaltungskostenzuschüsse nicht verpflichtet sei. Zur Abwendung der Folgen, die sich aus diesem Urteil für die beteiligten Gemeinden ergeben, hat die Neichöregicrung Verhandlungen mit der ReichSbahngcsellschast ausgenommen, die schltetzlich zu einer Vereinbarung führten. Danach zahlt die Rcichöbahngefcllsckmft seit dem l. April 102S einen jährlichen Pauschbetrag von 3H Millionen Reichsmark, der an die beteiligten Gemeinden verteilt wird. Seit 1. April 1020 ist dieser Pauschbetrag aufvMtllionen Reichsmark erhöht worden. Diese Verteilung ist in dem Gesetzentwurf, der jetzt dem Reichstag vorliegt, nieder- gelegt worben. Für die Reichspost wird gleichfalls ein Pauschbetrag festge'etzt, der für die Jahre I02st, 1020 und 1027 t« 8.2 Millionen Reichsmark und für die Jahre 1028/80 je » Millionen Reichsmark beträgt. Sank osldmWer LnndwirlsAaslslammcrn an Schiele Berlin, 24. April. Die Präsidenten verschiedener ostdeut scher Landwirtschaftskammcrii haben an den Rcichsminister sür Ernährung und Landwirtschaft, Schiele, ein Schreiben ge richtet, in dem dem Reichsminister der herzlichste Dank dafür ausgesprochen wird, datz er trotz aller Widerstünde es verstan den habe, ein Agrarprvgramm dnrchznsctzen, von dem die Unterzeichner „bet konsequenter Durchführung und Erweite rung aus die gesamte landwirtschaftliche Produktion" sowie bei Aiisnutzung der ihm gegebenen Möglichkeiten zuversichtlich hoffen, datz cs „der geschichtliche Wendepunkt zum Besseren für die unerträglich gewordene Lage der deutschen Landwirtschaft" sein werde. Gerade wir im Osten, so hcitzt es in dem Schreiben weiter, begrützcn da§ Agrarprvgramm um so mehr, als cs die unerlähliche Voraussetzung und Grundlage sür ein wirkungsvolles Ostprogramm schasst. Unser Dank gilt auch dem ReichSkabinett, das den Vorlagen zugestimmt hat, sowie den Parlamentariern, die, sicher oft trotz mancher Bedenken, dem Agrarprogramm znr Annahme vcrhvlscn haben. Insbesondere gilt aber unser Dank dem Reichspräsi denten, der durch seinen Brief an den Reichskanzler klar bekundet hat, datz er nicht gewillt ist, die deutsche und speziell auch die Landwirtschaft der Ostgebiete zugrunde gehen zu lassen. Möge Ihnen, Herr NeichSminister, Ihre unermüdliche Arbeitskraft znr Durchführung des Programms erhalten bleiben: unserer Mitarbeit können sic gewiß sein." Unterzeichnet ist das Schreiben von den Leitern der Land- wirtschastskammern von O st p r c u tz c n. N i e d e r s ch l e s t e n, Grenzmark, Pommern und Brandenburg. Sec goldene Msederdalter von Locarno verschwunden Vrnktborkvllk nnnoron Partner Korronponckvnlen Paris, 24. April. Der vergoldete Füllfeder halter in Form eines Gänsekiels, mit dem seinerzeit die Verträge von Locarno unterzeichnet wurden, und den man der FriebenöauSstellung. die man im Februar im Haag veranstaltete, nebst anderen Erinnerungen leihweise überlasten hatte, ist in Verlust geraten. Der Stadtrat von Locarno ist darüber sehr entrüstet, und die Polizei im Haag hat den Auftrag erhalten, bei allen Juwelieren im Haag nach dem verlorenen FrtedenSfederhalter Nachforschungen an zustellen. , Krieyslügen Zu den vielen deutschen Büchern, in denen während der letzten Jahre das Kricgserlcbnis literarisch verarbeitet wurde, hat sich jetzt auch ein englisches gesellt. Doch es ist von ganz anderer Art. Kein Roman, auch keine Gestaltung von Erlebnissen und Eindrücken, sondern eine nüchterne, aber gleichwohl überaus wirkungsvolle Sammlung von Tatsachen, oder vielmehr des Gegenteils von Tatsachen: nämlich eine Enzyklopädie all der Lügen, mit denen während des großen Krieges die Welt vergiftet, jedes Volk ausgehetzt, die Leidenschaft cingefcuert und der deutsche Name in den Schmutz gezogen wurde. Ein bekannter englischer Parlamentarier, Arthur P o n s o n b y. hat das verdienstvolle Werk unternommen*). Aus feiner fozialtstischcn Einstellung heraus natürlich mit der Absicht, zu beweisen, datz die Lüge ein Element des Krieges ist, ebenso unentbehrlich wie Bomben und Granaten. Er will Abscheu gegen den Krieg erwecken, indem er seinem Volke die Augen darüber öffnet, wie cs unter der Devise „lliglit or ivrong, in)? cc,untr>" vier Jahre lang von seinen Führern belogen und betrogen wurde. Also eine durchaus pazifistische Tendenz, aber eine anständige Art von Pazifis mus, gegen den niemand Einspruch erheben wird. Wir Deutsche werden diesem Buche allerdings in erster Linie etwas anderes, für uns Wichtigeres, entnehmen: die Ehren rettung unseres Volkes, unseres Heeres und unserer Negierung aus der Flut von Verleumdungen, denen wir durch die feindliche Propaganda in der Weltmeinung zum Opfer gesallen sind. Wie stark die Wirkung dieser Lügenpropaganda war, die uns Deutsche überall als ein Volk von Räubern und Mör dern verschrien hat, ist allgemein bekannt. Sie hat dem Feindbund ganze Armeen ersetzt, sic hat ihm Bundesgenossen an die Seite geführt und sic wirkt in manchen Ländern heute noch nach. Darum ist es zwar reichlich spät, aber nicht zu spät, wenn jetzt ein vorurteilsloser Engländer aufstcht und das ganze Lügengewebe zerreißt, das uns tödlich umstrickt hat. Mit wissenschaftlichem Rüstzeug rückt er allen den Be hauptungen, die über Deutschland und seine Kriegführung verbreitet wurden, in peinlich genau geführten Untersuchun gen zu Leibe und enthüllt sie samt und sonders als bewutzte, zweckcrsundene Lügen oder als Fälschungen. Entstellungen und maßlose Uebertreibungen. Es ist schwer, durch dsesen Lügensumpf zu waten oder gar sich darin zurcchtzustnden. Große und kleine, kriegsent- scheidende und solche, die nur die täglich notwendige Dosis Gift verspritzen sollten, finden sich kunterbunt ancinander- gcrciht. Nur einige, die heute noch aus politischen Gründen bedeutungsvoll oder besonders bezeichnend für die Kriegführung der Gegenseite sind, sollen herauSgcgriffen wer den. Auch im Unglück ist es uns nützlich, zu erkennen, welch unehrlichen Waffen wir erlegen sind: denn die Er kenntnis, datz der Sieg der Entente kein Sieg der Völker- mvral, des Rechtes oder der Demokratie war, sondern der Sieg der Lüge, gibt uns zugleich auch die tröstliche Zu versicht, datz der daraus entstandene Zustand, die heutige Ord nung in Europa, nicht dauern kann, wenn die Weltgeschichte noch das Weltgericht ist. Am wichtigsten sind wohl die Kapitel, in denen die Krtcgsschuldlüge in ihrem Kern und in allen ihren Ab zweigungen widerlegt wird. Das beginnt schon beim Mord von Serajewo, dessen Vorbereitung der serbischen Re gierung wohl bekannt war. Ponsonby weist die Mitwisser schaft des Ministerpräsidenten Pasitsch und seiner Leute in allen Phasen nach und macht ihnen zum Vorwurf, daß von serbischer Seite nicht einmal eine Warnung nach Wien er gangen ist. Wenn diese Tatsache im Juli 1014 bekannt worden wäre, so „märe die Meinung des britischen Volkes in bezug aus bas österreichische Ultimatum ganz anders gewesen, als sie damals war". Das gleiche gilt nach Ponsonby sür den Einfall in Belgien als die angebliche Ursache der bri tischen Kricgsbeteiligung. Der deutsche Einmarsch war nach ihm eine der ersten selbstverständlichen Folgen des Krieges, aber nicht einmal sür die britische Regierung ein ÄricgS- g r u n d. Sie gab ihn, wie jetzt offen cingcstandcn wird, nur als solchen aus, um das Volk über ihre geheime Bündnisver- *> Lügen In KrlegSzelten. Von Arthur Ponsonby! Verlag von Georg Stllke, Berlin. Neuis: Der »KM» - Nrattkalirer Sette S unü 10