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Mchmh-Zkitms Verantwortlicher Redacteur: Päul Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 60 55. Jahrgang Dienstag, dm 21. Mai 1889. schwestern bis in die frühen Morgenstunden einen all seitig befriedigenden Verlauf nahm. — Mit dem neuen Sommerfahrptan gelangen auch auf der Linie Dresden-Reichenbach zwei neue Schnell züge (je einer in jeder Richtung) zur Einführung und zwar wird der Zug von Dresden früh 7 Uhr 40 Min. von da abgelassen werden. Schnellzüge dienen nun in der Hauptsache dem Durchgangsverkehr und müssen deshalb an möglichst wenigen Stationen, also nur an Hauptstationen halten; wir meinen aber, daß es Pflicht der Bahnverwaltung ist, auch Rücksicht auf den Lokal verkehr zu nehmen, zumal wenn es sich ohne große Schwierigkeiten einrichten läßt. — Der neue Schnell zug wird, wie alle solche Züge, zuerst in Freiberg halten; Reisende aus dem Plauenschen Grunde können denselben benutzen, wenn sie mit den sich ihnen bieten den Zugsverbindungen vorher nach Dresden oder nach Freiberg fahren; Reisende der schmalspurigen Bahnen Kipsdorf-Hainsberg und Wilsdruff - Potschappel (wir geben gern zu, daß es nur wenige sein werden) würden ebenfalls vorher nach Dresden fahren und hier in den Schnellzug steigen können, wenn nicht zu derselben Minute, in der sie in Dresden ankommen, der Schnell zug diese Station verläßt. — Es dürfte sich sicher ohne große Schwierigkeiten haben einrichten lasten, daß dieser Zug (Nr. 59) 5 bis 10 Minuten früher in Dresden ankam, um Reisenden weniger bevorzugter Lundestheile die Möglichkeit zu bieten, auch an den Segnungen des Durchgangsverkehrs Antheil zu haben. — Bei Beginn der heißen Jahreszeit wird daran gemahnt, todte Thlere nicht frei Herumliegen zu lasten, sondern diese zu vergraben. Stechfliegen und Schnaken legen ihre Eier in Aas und können das Leichengift auf Menschen übertragen. Auch andere Fliegen können eine Infektion bewirken, wenn sie sich auf wunde Stellen setzen. Je größer der Thierkadaver, desto größer ist die Gefahr der Ansteckung. Das An schlägen von erlegten Raubvögeln und Eulen an Thore, das Hängenlasten todter Maulwürfe u. dergl. ist ebenso verwerflich und birgt gleichfalls Gefahren für Leben und Gesundheit der Menschen in sich. — Zur Ergänzung unseres Berichtes über das durch den Blitzstrahl und die Explosion zerstörte Pul vermagazin der Festung Königstein, welches außer den Pulver - Vorräthen, über 1000 gefüllten schweren Granaten auch Platzpatronen, gefüllte Shrap nels u. A. enthielt, sei noch erwähnt, daß zunächst das Dach des Magazins abgehoben wurde und die losgelösten Balken und Steine weit und breit herum geschleudert wurden, so auf die Festung und bis nach Thürmsdorf. Das Gebäude brannte bis auf den Grund nieder, wodurch noch bis Freitag Vormittag 11 Uhr die Explosionen von Geschossen fortdauerten. Der wachthabende Posten wurde sammt dem Schilderhaus fortgeschleudert, völlig gelähmt und am Kopfe und am linken Arme verletzt. Der Wachkommandant, welcher in dem 300 Schritt entfernten Wachlokal am Fenster saß, wurde durch Glassplitter im Gesicht verletzt und infolgedessen nach dem Lazareth gebracht. Größere Granatstücke wurden sogar im rechten Elbufer-Stadt- theile Königsteins aufgefunden. Uebrigens wurden Fensterscheiben und Läden außer in Königstein selbst auch in Hütten, Königsbrunn, Thürmsdorf und in anderen umliegenden Ortschaften zertrümmert. — Mit Aufzählung der Gewitterschäden, welche in den letzten Tagen stattgefunden haben, könnte man lange Spalten füllen. Schlimme Nachrichten, nament- über Blitzschläge, durch welche Menschen ihr Leben ein büßten, kommen aus der Wurzener, Dahlener, Mü gelner und Wermsdorfer, Oschatzer und Riesaer Gegend; in Falken bei Waldenburg, schlug ein Blitz in ein Ge bäude und zerstörte eS vollständig, in Hohenstein be täubte der Blitz ein sechs Monate altes Kind, welches die Mutter auf dem Arme trug, in Callnberg erschlug der Blitz den 60 Jahre alten Weber Karl Müller, Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage det Mattes eine schr wirk same Verbreitung finde», werden mit 10 Pfg. di» Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt» Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eiime« sandt, im reoaktionelle« «heile, die Spaltenzeile 2» Pfg. Lokales und Sächstfches. Dippoldiswalde, 19. Mai. In der am Freitage stattgefundenen Versammlung des Gewerbevereins, an deren überaus schwachem Besuche jedenfalls die gleichzeitige Hvchzeitsbenefizvorstellung der beliebten Darsteller Frl. Larissa Karichs und des Herrn Voigt schuld war, erstattete Herr Schneidermstr. Heinrich sou. Bericht über den am 12. und 13. Mai in Hainichen abgehaltenen Verbandstag der sächsischen Gewerbever eine. Herr Heinrich hatte bei demselben den hie sigen Verein vertreten und war also in der Lage, aus eigener Anschauung zu berichten. Anerkennend sprach sich derselbe über den freundlichen Empfang der Abgeordneten und die durch allgemeinen Flaggenschmuck sich kundgebende Theilnahme der gesammten Bevölke rung Hainichens aus, dabei dem Wunsche Ausdruck gebend, daß auch bei uns jeder Hausbesitzer suchen möchte, es zu einer Flagge, diesem höchst wirksamen Schmucke bei festlichen Gelegenheiten zu bringen. So dann verbreitete sich Herr Heinrich über die dem Ver bandstage vorliegenden Anträge, unter denen der auf Ausrüstung eines beim Dresdener Festzuge seitens der Gewerbevereine zu stellenden Prunkwagens (der Antrag war vom Dresdener Gewerbeverein gestellt worden) nicht weniger als 3'/» Stunden Berathungszeit in An spruch genommen hatte. Schließlich war derselbe ab gelehnt worden, da die Gewerdevereine nicht nur durch Stiftung einer bronzenen Erinnerungstafel, deren Kosten allein an 7000 M. betragen werden, sondern auch noch durch eine Wettinstistung behufs Förderung des fach gewerblichen Unterrichts ihre Theilnahme am Jubel feste in gewiß zweckentsprechender Weise zum Ausdruck bringen. Dagegen soll die Theilnahme am Festzuge durch Abgeordnete des Vereins aufrecht erhalten bleiben. Bezüglich des Submissionsvsrfahrens beschloß man, bei der Regierung dahin vorstellig zu werden, die größeren Unternehmerarbeiten nicht zusammen, sondern nach den verschiedenen dabei in Betracht kommenden Geschäfts zweigen zu vergeben, also beispielsweise bei Bauten die Tischler-, Glaser-, Schlosser-, Staffirerarbeiten rc. getrennt. Bezüglich des Hausirhandels erwartete man von dem Anträge, daß derselbe nur mit selbstgefertigten Arbeiten stattfinden solle, keinen Erfolg. Die übrigen, sich mehr auf die inneren Angelegenheiten des Vereins beziehenden Anträge bieten für die Allgemeinheit kein besonderes Interesse. — Schließlich kündigte der Vor sitzende an, daß er in nächster Versammlung, als Vor bereitung auf das bevorstehende Jubelfest, einen Vor trag zu halten gedenke, in welchem er einen gedräng ten Ueberblick über die Geschichte des Fürstenhauses Wettin geben wolle und zu welchem er deshalb eine zahlreichere Zuhörerschaft, auch von Frauen, wünsche, als sie heute leider anwesend sei. — Das Anturnen unseres Turnvereins am gestrigen Sonntag erlitt durch die eingetretene un günstige Witterung eine für das arbeitslustige Turner volk und das dem turnerischen Treiben so gern bei wohnende Publikum unliebsame Störung, denn kurz nach der Ankunft auf dem Turnplatz entledigten sich die seit Mittag drohenden Regenwolken ihres Inhalts, sodaß die Zuschauer sich alsbald nach geschützten Räumen zucückzogen, wie auch die Freiübungen nur zur Hälfte aufgeführt werden konnten. Da der Regen immer dichter wurde, wandten sich die Turner mit ihren Gästen nach dem nahen Schiebhaus, um dort bei einem frischen Trunk und Gesang den weiteren Verlauf des Wetters abzuwarten, und ihre Geduld wurde denn auch belohnt, denn gegen 5 Uhr hörte der Regen auf, sodaß das Gerätheturnen noch stattfinden konnte und zeigten da unsere Turner, daß sie sich vor dem vom Himmel ge spendeten Naß nicht allzusehr fürchten, denn die Theil nahme war eine ganz erfreuliche. Der Abend ver einigte die Turner zu einem Nrlle, welcher in dem mit frischem Grün prächtig geschmückten Saale der „Reichs krone" unter zahlreicher Theilnahme lieblicher Turn- Es wurden befördert von Januar 1889 an 57,047 Personen. Befördert wurden 3,915,257 Kilogramm Güter. Demnach von Januar 1889 an 12,850,554 Kilogramm Güter. Im gleichen Monat des Vorjahres wurden 9818 Billets verkauft und 3,196,007 Kilogr. Güter befördert. Geising. Dem hiesigen Stadtgemeinderathe ist folgende Allerhöchste Entschließung zugegangen: „Seine Majestät der König haben auf Vortrag eines Gesuches des Sladtgemeinderathes zu Geising zu genehmigen geruht, daß der eiserne Aussichtsthurm, welchen der Stadtgemeinderath auf dem der dasigen Stadtge meinde gehörigen Berge, der sogenannten Koppe, zur bleibenden Erinnerung an das 800jährige Jubiläum des Wettiner Fürstenhauses zu erbauen beabsichtigt, „Wettiner Höhe", beziehentlich „Wettiner Thurm" be nannt werde." Der Fundamentbau hat bereits be gonnen. Für ein Unterkunftshaus, das einfache Be- wirihung bietet, wird gleichfalls gesorgt werden. Dresden. Außer Kaiser Wilhelm treffen zu dem Wettinfeste sämmtliche sächsische Fürsten hier ein und nehmen im königl. Residenzschloß, daß jetzt in allen seinen Theilen vorgerichtet wird, Wohnung. Unter den fürstlichen Besuchsgästen befinden sich auch eng lische, portugiesische und andere Fürstensöhne, soweit sie sächsische Herzöge sind. — Der deutsche Reichstag wird sich beim Feste durch seinen Präsidenten vertreten lasten. — Eine zahlreich besuchte Versammlung von Dres dener Schuhmachermeistern, welche keiner Innung an gehören, hat dieser Tage nahezu einmüthig Protest erhoben gegen das den Jnnungsmeistern verliehene Vorrecht der Lehrlings-Ausbildung, zumal kaum "/» aller dortigen Meister der Innung als Mitglieder angehören. In der am Schluffe der Versammlung angenommenen Resolution heißt es, daß dieses Privi legium nur geeignet erscheine, einer übermäßigen Lebr- lingszüchterei Vorschub zu leisten, wodurch die traurige Lage der Kleinmeister nur noch verschlechtert werde. Freiberg. Vor dem hiesigen kgl. Schwurge richt werden in der zweiten diesjährigen Sitzungs periode folgende Strafsachen zur Entscheidung und Ab- urtheilung gelangen: 1) am Montag, dm 20. Mai, Vorm. 10 Uhr, gegen den früheren Posthilfsboten Friedrich Adolf Höpner aus Hainichen, wegen Unter schlagung im Amte und Unterdrückung von Poststücken; 2) am selbigen Tage, Nachmittags 4 Uhr, gegen den Fleischer Hermann Karl Müller aus Probstheida wegen welcher mit seiner Frau und seiner Schwester an der Hausthüre stand, bei Treuen wurde ein Knecht vom dortigen Adler'schen Rittergute mit dem von ihm ein gespannten Pferde erschlagen, in Jöhstadt schlug der Blitz in das Weißwaarengeschäft von Leo Melzer und brannten zwei Gebäude nieder, in Großsermuth erschlug der Blitzstrahl eine Magd und verwundete drei Per sonen schwer. Aehnliche Unglücksfälle werden fort laufend aus allen Gegenden unseres Königreichs ge meldet. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat April 1889 gestaltete sich in folgender Weise auf dm DU „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drti- mal: Dien-tag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einnionatlich 42 Nfa. Einzelne Nummern lüPsg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie ine Agenten nehmen Be stellungen an. einzelnen Statione n und Tou Halte rMets. stellen: Tag -Sbillets. Militär- II. III. II. III. billets. Chemnitz . . . I 7 — 15 — Dresden-Neust. . 1 4 — 5 — Dresden-Ältst. 51 537 144 1101 92 Tharandt . . . I 5 2 25 — Hainsberg . . . 95 723 58 917 28 Freiberg . . . — 4 2 31 — Dippoldiswalde . 47 922 226 1681 54 Potschappel . . — 44 1 126 — v. d. Haltestellen 118 1630 103 2696 109 Sa. 314 3876 536 6597 283 11,6'06.