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ZlhimbniM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und aldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis betrügt vierteljähr lich 1 Mk. 5tt Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Eolporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 P*. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zn Waldenburg. 42. Sonntag, den 19. Februar 1882. Bekanntmachung. Die Anmeldung der diese Ostern schulpflichtigen Kinder hat im Laufe der nächsten Woche Vormittag zwischen 11 und 12 Uhr oder Nachmittag zwi schen 3—4 Uhr in der Schulexpedition zu erfolgen. Schulpflichtig sind alle Kinder, welche bis Ostern 1882 das 6. Lebensjahr vollendet haben; auch kön nen, soweit der Platz reicht, auf Wunsch der Ellern resp. Erzieher solche Kin der ausgenommen werden, welche bis Ende Juni d. I. sechs Jahre alt wer den. Beizubringen ist der Impfschein, bei auswärts geborenen Kindern außer dem der Geburts- oder Taufschein. Anmeldungen durch Kinder sind unstatthaft. Waldenburg, den 18. Februar 1882. Die Schuldirektion. Hanschmann. *Waldenburg, 18. Februar 1882. Eine neue Phase in unseren Export- bestrebnngen- Man wird sich erinnern, daß die vom Central verein sür Handelsgeographie veranlaßte Agitation für die Förderung des deutschen Exports eine erste practiiche Bethäligung in der Gründung großer Exportgesellschaften finden sollte und daß namentlich in Leipzig diese Idee von den interessirten Kreisen mit großem Eifer ausgenommen und ventilirt worden ist. Wir wissen auch, daß diese Idee, so viel Bestechen des sie an sich hat, trotz energischer Befürwortung gewisser Kreise bisher nicht durchzudringen vermochte, da die in Aussicht genommene Organisation dieser Exportgesellschaften in industriellen Kreisen schwer wiegenden Bedenken begegnete. Es haben sich in zwischen zwar Exportgesellschaften in Köln und an der Donau, insbesondere zur Exploitirung des Orients gebildet, aber dieselben verfolgen mit einer anderen Organisation wesentlich andere Ziele als die oben erwähnten Gesellschaften; für letztere scheint bisher keine Aussicht auf practische Thätigkeit vor handen zu sein. Unter diesen Verhältnissen erscheint der Versuch der Stuttgarter Handelskammer, durch die Einrich tung eines Exporlmusterlagers die Exporlbestrebun- gen der Würlembergischen Industriellen auf genos senschaftlicher Grundlage zu vereinigen, der höchsten Beachtung würdig. Die Leipziger Agitation ver fehlte ihren Eindruck auf die Industriellen, weil jene Exportgesellschaften ihrer ganzen Organisation nach den Industriellen von seinem ausländischen Abnehmer trennen wollte. Dies ist bei dem Exportmusterlager nicht zu befürchten. Der Hauptzweck ist zunächst gar kein activer, es soll nicht ausländische Kundschaft mit vielen Kosten aufgesucht und acquirirl werden, sondern man will nur da ausländischen Käufern Gelegenheit geben, mit leichter Mühe einen Ueberblick über die Erzeugnisse des Landes zu gewinnen. Ohne be sondere Kosten für die Industriellen und ohne ihren selbstständigen Exporlbestrebungen zu nahe zu treten, wird dieses Institut aber doch die Industriellen daran gewöhnen, die Exportagilation als eine ge meinsame Sache aufzufassen und wir glauben zu versichtlich, daß in nicht ferner Zeit das einfache Exportmusterlager sich in einen Exportverein erwei tern wird, der auch activ für die Verbreitung deut sche Industrie-Erzeugnisse thätig ist. Daß in dieser Richtung große Erfolg: für die deutsche Industrie zu erzielen sind, zeigt das Bei spiel des österreichischen Export-Vereins, welcher neuerdings in Java ein bedeutendes Absatzgebiet für österreichische Fabrikate gewonnen hat. Vor 3 Jahren trat ein Herr M. Broch, welcher schon seit Jahren in Java gelebt hatte, an diesen Export-Verein mit dem Plane heran, als Agent österreichischer Firmen in dem mächtig ausblühenden Suroboya auf Java aufzutreten. Er fand von Seiten des Präsidenten des Vereines, Herrn Wil helm, das vollste Entgegenkommen, und auf dessen Aufforderung wurden von den hervorragendsten Industriellen Probesendungen im beiläufigen Werthe von 35,000 fl zusammengestellt, welche über Amster- krm gesendet werden mußten, da damals eine Ver bindung von Triest aus nicht existirte. Dis Ab wicklung ging so rasch und zu so großer Zufrieden heit aller Betheiligten von Statten, daß Herr Broch, als er wieder nach Europa kam, mit offenen Armen empfangen wurde. Es kam rasch eine neue Aus sendung im Werthe von beiläufig 150,000 fl. zu sammen, und nun trat der Exportverein an den Lloyd mit der Bitte heran, die Verfrachtung von Triest bis Suroboya zu übernehmen. Der Lloyd kam bereitwilligst entgegen und machte in der Fracht solche Concessionen, daß er wohl an dem Ge schäfte Verlust gehabt haben dürfte. Die Ent wickelung einer so großen Menge österreichischer Fabri kate machte auf Java eine geradezu sensationelle Wirkung. Man konnte es kaum glauben, daß von einem Lande, welches mau bisher dort kaum dem Namen nach gekannt hatte, Vie Producte einer so sehr entwickelten Industrie kämen, welche nachQualität und Wesen mit allenJndustriestaaten in die Schranken traten. Aehnliches kann und wird auch von deutschen In dustriellen erzielt werden, wenn dieselben allgemein zu der Einsicht gelangt sind, daß in Export-Ange legenheiten ein gemeinsames Vorgehen größere Ge währ bietet, als das vom Concurrenzneid eingege bene Operiren auf eigene F'ust. Diese Einsicht wird aber wesentlich gefördert durch die Einrichtung von Export-Musterlagern und deshalb möchten wir dem Stuttgarter Vorgehen recht zahlreiche Nachfolge wünschen. *Waldenburg, 18. Februar 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der neue französische Botschafter Herr von Cour- cel, hat in den politischen Kreisen der Reichshaupt stadl eine sehr freundliche Aufnahme gefunden und auch allgemein einen sehr gewinnenden Eindruck gemacht. Die deutsche Bildung, die der französische Botschafter genoffen, hat alsbald zahlreiche An knüpfungspunkte hergestellt, die auch in den Unter haltungen, welche Herr von Courcel mit den Mit gliedern der kaiserlichen Familie und dem leitenden Staatsmann hatte, deutlich zur Geltung kamen. Die Eifenbahncommission des preußischen Landtags genehmigte in zweiter Lesung den Ankauf der Bergisch-Märkischen Bahn mit 13 gegen 6, der Thüringer Bahn mit 14 gegen 6, der Märkisch- Posener und der Nhein-Nahe-Bahn mit 11 gegen 10, der Berlin-Görlitzer und der Cottbus-Großen hainer Bahn mit 12 gegen 9 Stimmen. Der „Neichsanzeiger" veröffentlicht die Namen der sür die Prüfung der Entwürfe des Reichstags gebäudes berufenen Jury; derselben gehören außer den bekannten Commissaren des Bundesraths und des Reichstags der Geheime Baurath Adler, Oberhofbaurath Persius, der Director der Academie Anton von Werner (Berlin), Oberbaurath Egle (Stuttgart), Architekt Haller (Hamburg), Oberbau rath Neureuther (München), Oberbaurath Schmidt (Wien) und Baurath Statz (Köln) an. Der § 2 des Normal-Jnnungsstatuts bezeich net die Aufgaben der Innung wie folgt: „Die Innung ist bestimmt, die gemeinsamen gewerblichen j Interessen ihrer Mitglieder zu fördern. Zu dem l Ende wird sie in erster Linie die ihr nach ß ,97 s der Gewerbeordnung obliegenden Aufgaben zu er- l füllen suchen und außerdem folgende Zwecke verfol- > gen: 1) Die Vervollkommnung des Gewerbebetriebes der Jnnungsmeister und der Gesellen derselben durch Veranstaltung von Vorträgen, Errichtung einer Mo- j dell- und Mustersammlung, einer Fachbibliothek, einer Fachschule. 2) Die Abhaltung von Meister- und Gesellenprüfungen und Ausstellung von Zeug nissen darüber. 3) Die Errichtung eines gemein samen Rohstofflagers, einer gemeinsamen Verkaufs halle für die Jnnungsmeister, die Beschaffung verbesserter Werkzeuge und Apparate, die Anschaffung von Hilfsmaschinen zur gemeinsamen Benutzung für die Jnnungsmeister. 4) Die Errichtung einer Vor schußkasse für die Jnnuugsmeister. 5) Die Errichtung einer Kranken- und Sterbekasse für die Jnnungs meister und deren Angehörige, für die Gesellen und Lehrlinge der Jnnungsmeister. 6) Die Errichtung eines Schiedsgerichts zur Entscheidung der in ß 120a der Gewerbeordnung bezeichneten Streitigkeiten zwischen den Jnnungsmeistern und ihren Gesellen." , Die baierische Kammer nahm das Concubinals- § gesetz in der Fassung der Reichsrathskammer ein- , stimmig an, ebenso den Antrag Hafenbrädl betreffs I Abschaffung des siebenten Schuljahres, obwohl der ' Kultusminister sich eingehend dagegen ausgesprochen. 1 Oesterreich. Offiziell wird gemeldet, daß die von Foca aus gegangenen Streifcolonnen am 14. d. beiläufig 500 Insurgenten bei Humic, 100 bei Pjerotje und 200 im oberen Jesnicathale constatirt haben. Am 15. d. fand ein längeres Gefecht des 3. Bataillons vom 1. Regiment südlich von Bogavic gegen beiläufig 250 Insurgenten statt, welche vollständig zersprengt wurden. Die Truppen erlitten keine Verluste; die Insurgenten hatten 4 Todte und mehrere Verwundete. Frankreich. Der Präsident der „Union gönorale", Bontoux, und der Director derselben, Feder sind gegen Cau- tion in Freiheit gesetzt worden. Der „France" zufolge hätte Skobeleff in Paris studirende Serben empfangen und dabei eine An sprache gehalten, deren Inhalt die „France" wie folgt wiedergiebt: Wenn Rußland sich nicht immer auf der Höhe der patriotischen Pflichten und :cr allgemeinen slavischen Rolle im Besonderen befinde, liege der Grund nur darin, daß es im Innern wie nach außen mit fremdem Einflüsse zu ringen habe; in unserem Hause sind wir nicht zu Hause, der Fremde ist überall, seine Hand ist in Allem, wir sind von seiner Politik genarrte Opfer seiner Ränke, Sklaven seiner Stärke und durch seine unzählbaren verderblichen Einflüsse dermaßen beherrscht und ge lähmt, daß, wenn wir, wie ich hoffe, uns an dem oder jenem Tage davon befreien wollen, wir dies nur thun können mit dem Säbel in der Hand, und wenn Ihr den Namen dieses Fremden, dieses Ein dringlings und Jntriguanten des für Russen und Slaven so gefährlichen Feindes wissen wollt, will ich ihn nennen: es ist der Autor des Drängens nach Osten, es ist der Deutsche. Ich wiederhole die Bitte an Euch, niemals zu vergessen, daß unser Feind der Deutsche und daß ein Kamps