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Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188510164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18851016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18851016
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-10
- Tag 1885-10-16
-
Monat
1885-10
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.10.1885
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WWMUWW — 2LL. — 5. Zahrgavfl. — SSchstscher Freitag, 16. October 1885. AbonnementSpreiS: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden TageS) zur Versendung gelangende — LandeS-Anzetaer mit Beiblättern kostet monatlich 60 Psg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post- (Eingetr- im 10. Nachtr. 4533b.) Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten Zahresbuch (WeihnachtsprLmie)des Anzeigers. Lgl-tS-AMi-kl — Reklame (Ispaltige Petitzcile) 30 JnsertionsPreiS: Raum einer schmalen Korpuszeile 15 Psg.; iR-ä'aw Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Insertionsbetrag (in Briefmarken) beifl 'je 8 Silben Korpusschrift bilden ca. 1Z Ännoncenannahme: nur bis Vormittag. Verlag: Alexander Wiede, Buchdrnckeret, Chemnitz Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. 48. Telegramm-Adr.: Wiede'S Anzeiger, Chemnitz. Fernsvrechftelle Nr. 138. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". KÄMer: „Tägliches UnterhallungMatt" und hlimchisch illustmtr; SiMlaMM „Lustiges Bilderbuchs «-l-gea-hifeHe Nachricht-«. Vom 14. October. Berlin. Sowohl Berliner als Wiener Osfieiöse bekennen jetzt die Aussichtslosigkeit der Bemühungen der Mächte, die Balkanstaaten vom Losschlagen abzuhalteu. Bezüglich Serbiens besagen Wiener Meldungen, es werde seine Action zunächst gegen Bulgarien richten und nicht das türkische Altserbien, sondern einen bulgarischen Gebiets- streisen occupiren. Fürst Alexander reiste bereits zur Truppen- inspeetion ab. Wien. Belgrader Berichte stellen die Vollendung des serbische« strategischen Aufmarsches für Sonnabend bestimmt in Aussicht. Milan wird sodann in das Hauptquartier, das noch unbekannt ist, gehen, um den Oberbefehl zv übernehmen. Das Manifest deS Königs und der Beginn der eventuellen Action dürfte erst im Laufe der nächsten Woche erfolgen, falls nicht eine diplomatische Lösung» die Serbien be- sriedigt, erfolgt, worauf aber keinerlei Aussicht vorhanden ist. Wo hin die Action sich richten wird, darüber find die Meinungen in der Umgebung Milans getheilt. Brüssel. Im Kohlenbergwerk von Bois Duluc brach gestern Feuer aus, wobei elf Arbeiter verbrannte«. Hermanly. Gestern feuerten türkische Truppen auf bulgarische Vorposten, die das Feuer nicht erwiderten. Die Türken besetzten ferner ein bulgarisches Dorf an der Westgrenze uud trieben das Vieh fort. Athen. Die Katastrophe ist als nahe bevorstehend zu be trachten. Hier glaubt mau, daß die Eröffnung von Feindseligkeiten die ohnehin erschütterte Einigkeit der Großmächte vollends auflösen würde. Man hält die Gefahr für groß uud motivirt dies damit, daß angeblich schwere Differenzen zwischen Oesterreich und Rußland bestehen. Berlin, 15. October. Der Banquier Earl von Zimmermaun, Mitinhaber der hiesigen Firma Zimmermann und Gierth, erschoß sich gestern im Grunewald. Paris, 15. October. Die Wahl deS Präsidenten der Republi! soll acht Tage vor Weihnachten stattfinden. Die Opportunisten und radicalcn Republikaner haben sich über die Wiederwahl Grevy's definitiv geeinigt. Politische Rundschau. Chemnitz, 15. October 1885. Deutsche» Reich. Der Kaiser wird, wie nunmehr bestimmt, am 21. Oktober nach Berlin zurückkehren. — Der Reichskanzler hat seit einigen Tagen wieder Gesichts schmerzen. — Die Ernennung des Staatsministers Grafen v. Hatzfeldt, Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, zum Botschafter in London, sowie die Ervennung des Grafen zu Münster zum Botschafter in Paris wird der „Krztg.- zufolge im November erfolgen. — Es wird gemeldet, zum Nachfolger Herrn v. Keßler's als Chef der politischen Polizei in Berlin sei Herr Regieruugs-Rath Schütte bestimmt. Herr Schütte gehört schon seit mehreren Jahren diesem Amte an. Herr v. Keßler wird die Leitung der Kasseler Polizei im nächsten Monat übernehmen. — Dem Bundesrathe ist der Entwurf einer kaiserlichen Verord nung, betreffend eine Kriegstransportordnung, zugegangen. Die Vor verhandlungen haben geraume Zeit in Anspruch genommen und find soweit beendet, daß das Reglement über die Benutzung der Eisenbahnen zu Militärtransporten im Kriegsfall, sowie die Modalitäten der Ab rechnung zwischen der Militärbehörde und den Eisenbahnen festgestellt werden konnten. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung- vertheidigt in ihrem gestrigen Leitartikel das baierische Malzaufschlag Gesetz; die Fort schritte der baierischen Brauerei und der Bierausfnhr beweisen, daß der Aufschlag dieselben nicht schädige. Die Magdeburger Handels kammer petitionirt um Verschiebung des Inkrafttretens der Petroleum- Faßsteuer bis 1. April. — Die Berathungen, die jetzt aus Anlaß des Graes'schen Pro zeßes über die Beseitigung von Uuzuträglichkeite» im Strafverfahren stattfinden, sollen, dem „Berl. Tagbl.- zufolge, hauptsächlich zwei Punkte zum Gegenstände haben: die genau bestimmte Form der Protokvllsührung nud die Frage des Ausschlusses der Oeffentlichkeit der Verhandlungen. — Das Uebereinkommeu der Pforte mit Sir Drummond Wolfs wird von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" als Errungenschaft des conservativeu Cabiuets bezeichnet uud wohlwollend beurtheilt, indem sie sagt, daß die dadurch bewirkte Stärkung des brittischeu Vorrangs im Orient den gesammteuropäischen Interessen nicht abträglich sein werde. — Der Ausschuß des deutschen Aerztebundes wird im November in Berlin z' einer Sitzung zusammenkommeu. Sämmtliche auf dem diesjährigen Aerztetag verhandelten Fragen sind bekanntlich an Commission: rurückoerwiesen worden und es ist Aufgabe des Aus schusses, die si "tierärztliche« Fragen, welche für alle Aerzte Deutsch lands von groß r. weitreichender Bedeutung sind, neu zu formuliren uud Direktiven für die Commissiousberathungen zu geben. Auch die von der ärztlichen Welt schon so lange angestrebte Bildung von Aerztekammer». die nunmehr im Vordergründe aller ärztlichen Standes- interesseu steht, dürfte den Gegenstand eingehender Berathungen des Ausschusses bilden. — Die vielbeklagte Aufhebung der Franziskaner- Brauereien in Baiern soll uun doch eine gute Folge haben, insofern den armen Be wohnern des Spessarter Waldes eine neue Erwerbsquelle erwachsen wird. Der LaudtagSabgeordnete Pfarrer vr. Frank, besten Verdienste um die arme Spessarter Bevölkerung bekannt find, bat den Plan an geregt, in einer Spessartgemeinde eine große Bctienbrauerei zu bauen, in welcher Bier genau nach dem Franziskanerrccept erzeugt werden soll. — In einer Wahl-Rede zu Kreuznach hat nach dem Bericht der „Köln. Ztg- Prof. Gneist, einer der am Weitesten rechts sichenden Nationalliberalen, über das Socialistengesetz folgende Erklärung ab gegeben: „Wir sind genöthigt gewesen, ein temporäres Ausnahme gesetz gegen die Ausschreitungen der Socialdemokratie zu erlaffen in einer Zeit gcwaltthät'ger Demonstrationen u:d Attentate, uud wir Werden im Interesse uuscrer bürgerlichen Ordnung einige LeH.üni ungen der öffentliche» Versammlungen und Mafsendemonstrationen vielleicht beibehalten wüsten. Für Ausuahmegesetze gegen die social demokratische Presse dagegen scheint mir der Zeitpunkt der Aufhebung gekommen. Man darf solche Ausnahmegesetze nicht versumpfen lassen, weil sie auf die Dauer die gesellschaftliche und geistige Entwicklung der Nation hemmen. Es müßte schlimm mit unserer Presse stehen, wenn sie nicht im Stande wäre, den Streit über die socialistische» Theorien in sich selbst auSzuscchteu." Ob diese Ansicht eines hervorragende« nationalliberalc» Führer- von seinen Parteigenosse« allgemein gebilligt wird, ist uns nicht bekannt. Da wohl schon in der nächsten Session des Reichstages, dem übrigens Gneist nicht angehört, die Verlängerung des Soeialistengrsetzes zur Berathung kommen soll, wird es aber gut sein, sich die Wünsche Gueist's auf theilweise Aufhebung des Ausnahmegesetzes zu merken. — Der Buchhändler Gustav Preuß in Berlin, der den Professor Graes zwingen wollte. 1500 Mark zn zahlen, falls er die in seinem Prozeß verhandelten Einzelheiten nicht in Buchform veröffentlicht zu sehen wünsche, wurde wegen Erpressuugsversuchs augezeigt und ist nu- mittelbar nach Verübung der Thal aus Berlin geflüchtet. Die Broschüre, deren Druck die Firma S. anfangs übernommen, später aber abgelehnt hatte, enthielt lediglich einen abgekürzte» Bericht über die Ha«ptverhandlung des Prozesses. — Bekanntlich hat der Redacteur der „Kreuzzcitung", vr. Kropatschek, einer Beschränkung der Freiheit der Verehelichung das Wort geredet, ist damit aber bei dem Centrum, das sonst gerne mit der Kreuzzcitung in Wirthschaftssragen rückwärts geht, schlecht angekommen. Die klerikale Presse will von Beschränkungen der Ehe schließung durchaus nichts wissen, der „Wests. Merk.- fragt sogar, ob es überhaupt begreiflich sei, daß ein Mann, der sich conservativ und christlich nennt, auf die Idee kommen kann, durch Heiraths- verbote den Familiensinn und die Sittlichkeit, die Grundsäulen der staatlichen und moralischen Ordnung, zn gefährden? muß aber diese Frage bejahen, denn in Baiern haben ja sogar katholische Abgeordnete sich hiureißen lasten, den Einspruch der Gemeinden gegen die Ehe schließung zu empfehlen. — Die bairische Kammer verwies in ihrer gestrigen Sitzung das Brennerei-Ausschlag-Gesetz an eine Commission von 14 Mitgliedern. Dieselben werden auf Antrag Alwens durch Aeclamatio» gewählt. Die nächste Sitzung findet Dienstag den 20. October statt. — In der von uns mitgetheilten Münchener Zeugnißzwang- angelegenheit läuft die von Herrn Director E. Jodlbauer gestellte Ermittelungsfrist bekanntlich heute ab. Wenn bis heute Abend also der angebliche „Verräther- nicht ermittelt ist, so sollten laut Cirkular 12—15 Angestellte der k. Brandversicherungskammer, meistentheils Familienväter, auf die Straße gesetzt und ihre- Erwerbes beraubt werden. Der von Herrn von Jodlbauer eingeschlagene Weg muß jedenfalls einen Erfolg haben: die Freilassung des Redactcurs Boshart, der nunmehr bereits 12 Tage in der Frohnveste fitzt. Denn Z 69 der Strafprozeßordnung schreibt vor, daß die Haft wegen Zeugniß- zwang nicht länger dauern darf, als die Untersuchung: entläßt nun Herr von Jodlbauer sämmtliche Beamte, unter denen möglicherweise der „Schuldige- sein kann, so hat er nicht nur diesen, sondern auch noch etwa ein Dutzend Unschuldige mit der härtesten Disziplinarstrafe getroffen: die Untersuchung ist also damit zu Ende. Führt er aber seine Drohung nicht aus und behält die Beamten, so erachtet er gleichfalls die Untersuchung für beendet, denn er hat das letzte und stärkste Mittel, den „Schuldigen" zu ermitteln — die Androhung einer Geiammtentlaffung —, bereits vergeblich angewendet. In beiden Fällen also wäre Herr Boshart aus der Haft zu entlasten, zumal er »ach wie vor mit unerschütterlicher Standhaftigkeit auf der strikten Wahrung des RedactionSgeheimnifses beharrt. Oesterreich-Ungarn. In der gestrigen Sitzung des Abge ordnetenhauses unterbreitete Fiuanzmiuister vr. Dunajewski den Staatsvoranschlag pro 1886 und hielt eine längere Rede zur Be leuchtung desselben. Dem Exposv Sr. Excellenz ist zu entnehmen: Das Gesammtcrforderniß Pro 1886 beziffert sich aus 513.582,710 fl., die Bedeckung auf 500,939,738 fl., so daß sich ein Abgang von 6,642,922 fl. ergiebt, d. i. im Vergleiche mit dem vorjährigen Ab gänge — um 8,630,355 fl. geringer. Die ordentlichen Staatsaus gaben haben sich gegen das Jahr 1885 um 2,772,080 fl. vermindert, die ordentlichen Staatseinnahmen sind um 1,793,800 fl. gestiegen. — Die Mittheilung des Finanzmiuisters, daß das Deficit 6"/,» Millionen beträgt, wurde von der Rechten beifällig ausgenommen. — Die Verüber des Reichenberger Attentates sind noch nicht ermittelt, wohl aber ist festgestellt, daß mit demselben Schrote, wie bei der Beseda, auch in zwei Fenster des ersten Stockwerkes des der Frau Karoliue Kreibich gehörigen, nur von deutschen Parteien bewohnten Hauses (Friedländergafse) geschossen worden ist. Daraus erhellt, daß es sich hier thatsächlich nur um einen Bubenstreich handle, dem eiue größere Bedeutung kaum beizulegen sei. Frankreich. Die Wahlbewegung in Frankreich hat jetzt einen beinahe au das Fieberhafte grenzenden Wärmegrad erreicht. Die Monarchisten verdoppeln, wie der „Nat.-Ztg." gemeldet wird, in den Departements im Hinblick auf die Stichwahlen ihre Anstrengungen, wobei angeblich allerlei Manöver zur Anwendung gelangen. Sie versichern, daß sie die Mehrheit in der neuen Deputinenkammer haben werden; sie versprechen, die Steuern zu ermäßigen, sowie die Militär lasten zu vermindern und bedrohen die republikanischen Beamten mit Absetzung u. s. w. Um diesen Umtrieben zu steuern, hat der Minister des Innern die Präfecteu angewiesen, mit Entschiedenheit einzuschreiteu und die Existenz sowie die Macht der republikanischen Regierung nicht anzweifeln zu lasten. — Im Lager der anderen Parteien wurde beschlossen, daß alle republikanischen Comitss, gemeinsam die Druck- und die Vertheilungskosten der neuen Stimmzettel trag,« sollen, welche an der Spitze die Aufschrift tragen werden: „Union ckes Oomitös ot äes fouruuux republiouins, Viste uniquo". Es wurde ferner beschlossen, beim zweiten Wahlgange die republikanischen Kandidaten zu unterstützen, welche beim ersten am meisten Stimmen erhalten haben. Alle Republikaner des Departements wurden aufgesordert, diesen, Beispiele zu folgen. Der Pact ist also schier geschloffen, die Versöhnung der Opportunisten uud Radikalen eine fertige Thatsache uud wenn die Republikaner in den Departements dem Beispiel ihrer Pariser Gefinnungs^ciwsten folgten, würden die Monarchisten nach dem 18. October kein neues Triumphgeschrei erheben können. — Es wird jetzt das Austrete» der Cholera auch unter der arabischen Bevölkerung in der Umgebung von Konstantine (Algerien) gemeldet. Italien. Der König empfing den Grafen Robilant, welcher den Eid als Minister leistete. Später conferirte Graf Robilant mit dem Könige und dem Ministerpräsidenten Depreti». — Der Gesandte v. Schlözer überreichte dem Papste letzten Freitag die deutschen Acten, betreffend die Carolinen-Juseln. Das vatikanische Staats-Leeretariat hat hierauf die Prüfung der Doeumente in der Carolinen-Frage begonnen. Alle als sicher verbreiteten Nachrichten über di« Art und das Wesen der päpstlichen Vermittlung sind un richtig. Der Papst wird weder die Gültigkeit der Befitztitel, «och die deutschen Ansprüche au» der Priorität der Occupation prüfe«, sondrru nur untersuchen, ob die anf der Berliner Cougo-Eonferenz verein barten völlerrechtlichen Bestimmungen rückfichtlich herrenlose» Gebiete auf die Carolinen angewendet werden könne«. — Gestern find in der Provinz Palermo 132 Personen an der Cholera erkrankt und 58 Personen gestorben; davon kommen aus die Stadt Palermo 115 Erkrankungen uud 45 Todesfälle. In den Provinzen Ferrara, Mafia, Modena, Parma und Rovigo find zu sammen 6 Personen erkrankt nnd 1 Person gestorben. England. Die Wahlbewegung ist bereits eiue sehr lebhaft«. Unter den Rednern, welche sich vorgestern hören ließe», befanden sich der Marquis of Hartington, Lord Derby, Böschen, Parnell und Balfour. Lord Hartingtou erklärte, daß er kein Vertraue» in die Führer der conservativeu Partei setze uud daß deren auswärtige Politik jetzt ebenso übereilt und gefährlich sei, wie sie es vor 6 Jahre» gewesen sei. Als die konservative Partei ln der Opposition war, war sie auch unpatriotisch. Jetzt schlage sie allerdings mehrere Reformen vor, aber eS frage sich, wie viele derselben sie durchführen werde, wenn sie am Ruder bleibe. Den Liberalen werde eS bei den be vorstehenden Wahlen leicht fallen, die Tories aus dem Amte z» ver drängen, aber er (Hartington) könnte dem Arbeiter nicht irgend welche Gesetzgebung versprechen, welche die Lage deS Arbeiter» un verzüglich bessern würde. Rußland. Die Rückkehr des Kaiser- nach Petersburg erfolgt, wie aus den vom Mariueministerium getroffenen Anordnungen hervor geht, Sonnabend oder Sonntag. Das Kaiserpaar begibt sich vom Schiffe direct nach Gatschina. Aus Fredeusborg traf hier ein UkaS des Kaisers ein, demzufolge es verboten ist, das 25jährige Jubiläum irgend eine- historischen Ereignisses, respective einer Reform festlich zu begehen. Die Spitze des Verbotes ist gegen das Jubiläum der Bauern-Emancipativn gerichtet, dessen Feier für Februar 1886 in Aussicht genommen war, wogegen aber die reaktionär« Press« schon seit einiger Zeit eiferte. Spanien. Wie dem „TempS- aus Madrid gemeldet wird, unternahm der spanische Commandant in Fernando Po eiue Expe dition au den Küsten von Guinea. Der Commandant fuhr die Flüsse Urini und Na hinauf und schloß mit den Häuptlingen der Einge borenen Verträge ab. Serbien. Die bei Nisch lagernd« serbische Armee hat sich nunmehr gegen Ak-Palanka uud Leskovatz in Bewegung gesetzt. Der elftere Ort liegt an der von Nisch durch das Thal der Rischawa über Pirot nach Sophia, der Hauptstadt Bulgariens, führenden Straße. Leskovatz dagegen liegt südlich von Nisch an der Gabelnng dreier Straßen, von denen die eine südöstlich über Tru nach Sophia, di« zweite südlich über Vranja nach Skoplje und die dritte südwestlich nach Pristina führt. Skoplje oder auch Uesküb genannt und Pristina liegen beide auf türkischem Gebiete an der von Salonichi nach Mitro» vitza führenden Bahn, und zwar der letzere Ort in Alt-Serbien, Skoplje dagegen bereit» in Makedonien. Der Aufmarsch der serbischen Truppen an der Grenze bildet daher sowohl gegen Bulgarien als auch gegen die Türkei eine Drohung, und in der Hauptstadt deS Fürstenlhums, dem nur zehn bis zwölf Meilen von der serbischen Grenze entfernten Sophia, herrscht auch infolge besten eine große Pauique. Auf türkischer Seite rüstet man sich gegen eine serbisch« Invasion. Die Garnison von Salonichi wurde eiligst nach Skoplje und Pristina gebracht, und Kumanowo, sowie das Defilv von Giljane, welche Punkte die Zugänge vvn Vranja nach der Eisenbahnstrecke Pristina-Skoplje sperren, werden eiligst befestigt. — Der österreichische Gesandte Graf Khevenhüller, der türkische Gesandte Halil Beh und der französische Gesandte Marqui» de Rever- seaux sind gestern von Nisch in Belgrad eingetroffen. Halil Bey erklärte sich mit der Antwort, welche Garaschaniu ihm auf seine An frage über den Zweck der serbischen Rüstungen gab, vollkommen zu frieden onb berichtete auch in diesem Sinne an seine Regierung. Graf Khevenhüller dürste nach kurzem hiesigen Aufenthalte nach Nisch zn« rückkchren. Nach der in diplomatischen Kreisen verbreiteten Ansicht wird auf Grund der aus Konstautinopel angelangten Berichte di« dortige Botschafter-Conferenz kaum in vier Wochen zu einem Be schlüße über die Frage der bulgarischen Union gelangen. Sämmtliche Feldtelegraphisten wurden zum sofortigen «bgehen nach Nisch ausge- sordert. Mehr als hundert Theologen find als Freiwillige in die Armee eingetreten und nach Nisch abgegangen. Aus Nisch wird ein neuerlicher Einfall serbischer Emigranten auf serbisches Gebiet gemeldet. Dieselben sind in das Dorf Lazov-Kamen eingedrungen. Mehrere Emigranten wurden gefangen genommen. Griechenland. Dem Vernehmen nach gab der Marine minister seine Entlastung wegen Meinungsverschiedenheiten mit den übrigen Ministern über die für die Marine zu treffenden Vorberei tungen. — Die Unterredungen, welche verschiedene Journal Lorre- sponvente» mit dem griechischen Vertreter hatten, lasten keinen Zweifel darüber, daß die Regierung jetzt loszuschlageu entschlossen oder, wie sie behaupten, gezwungen ist. Trikupis erklärte, die Ereignisse zeigten, daß das jetzige griechische Cabinet schon todt (>,ruetic»II/ ckot'anot) sei, daß Griechenland jetzt seine Interessen allein in die Hand nehmen und vor Allem Jauina sich nicht entgehen lasten werde. Die Groß mächte würden selbstverständlich anrathen, zu warten, allein er hoffe, England werde trotzdem nicht gegen Griechenland feindlich auftreten, fall» dieses auf eigene Faust vorginge. Trikupis hält seine Rück berufung jeden Augenblick für möglich. Türkei. Einer Meldung der Ageuce Hava» aus Koustantinopel vom 13. d. zufolge ist bisher noch von keiner Macht irgend ein das Wesen der »strumelischen Frage betreffender Antrag gestellt worden. — Wie die Ageuce HavaS aus Konstantinopel ferner meldet, läßt die Pforte die Rüstungen eifrig fortsetzen und werden bis zur nächsten Woche 180,000 Mann türkischer Trupp-n in der europäischen Türkei disponibel sein. >
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