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7«.8ahrgm«. Ar. 33? «Mao, 21. gM lgz« Drahtanschrift: Nachrtchtrn Dresden gernsprecher-Sammetnummer: »»»41 Stur sür NachtgesprLch«: Nr. »ooll Schristtcltung u. Hauptaelchästastette; Dresden - A. t, Marienstrabe »8/4» «ezngsgehühr dom I». »N N. Aull lü»0 bet tLalich >«etmaltger Anstellung frei Hanl 1.»0 Ml. Boftbezugsprei« sür Monat Juli ».40 Mt. etnschl. 0» Psg. Postgebtihr (ohne Kost,usle»ung»gebühr>. Einzelnummer l0 Psg., außerhalb Dresden» IS Psg. Anjeigenprets: Die Än-eigen werden nach tiioldmark berechnet: die einspaltige so mm breite Zeile SS Psg-, sür auswäris 40 Psg. ftamilien- anzeigen und SieUengesuche ohne Rabatt IS Psg., außerhalb es Psg., die so mm breite Rktlame-eile »00 Psg., auberhalb SSO Psg. Olserlengebühr SV Psg. Auswärtige Aufträge gegen Borauibejahlung Druck ». «erlag: Liepsch » Relchardt, Dresden. Postscheck-»Io. 1088 Dresden Nachdruck nur mit deutl.Quellenangabe lDresdn. Nachr.i zulässig. Unverlangte Echrisislücke werden nicht ausbcwabrt Ehrentage -es freien Rheinlands M »m ReichSMidtale» dm» die Walz Mainz, 20. Juli. Hindenburgs Fahrt durch die Pfalz und den Rhein hinunter war ei» Triumphzug. Nur schwer läßt sich ein Bild von der glänzenden Huldigung geben, die dem greisen Reichspräsidenten aus allen Schichten der Be völkerung dargebracht wurde. In jedem kleinen Wctiidvrf, -aS sein Wagen aus der Fahrt durch die Pfalz passierte, hatte die Bevölkerung bis zum letzten Einwohner Ausstellung genommen. Alte und »ranke nahmen wenigstens von den Fenstern auS an dem Jubel teil, und Tncherschwcnken und Hochrufe wollten kein Ende nehme». Bätcr und Mütter hoben ihre Kleinsten empor, Htndcnburg entgegen. In Geinsheim hatte man einen kleinen dreijährigen Buben am Wege auf einen Tisch gestellt und über ihm ein Schild angebracht: „Willkommen meinem Ehrcnpaten!" In den Orten, wo einen Augenblick gehalten wurde, in Neustadt, Deidesheim und Dürkheim, war das Wiederanfahrcn nur mit Muhe möglich, weil die Begeiste rung sich so spontan äußerte, daß die Menge den Kraftwagen — der Reichspräsident fuhr die ganze Zeit im offenen Wagen — dicht umdrängte. Immer wieder klang das Deutsch landlied. Ueberall schwang der Ton der Kirchenglockcn hin ein. An den Nebenstraßen parkten unzählige Autos, die weiß Gott woher zusammengeströmt sein mögen. Sehr schwierig war die Einfahrt in L u d w i g s h a f e n. Die ganze Stadt, ganz Mannheim dazu, umsäumte dichtgedrängt die Straßen, und das schönste war die herrliche Begeisterung der Jugend. Die Menge wich auch dann nicht, als das freundliche Sonncn- wctter während des Halts aus dem Ludwigplatz in einen wilden Platzregen umschlug. Dann winkten von der Anlegestelle, wo der Reichs präsident mit seiner Begleitung den Dampfer bestieg, Zehn- tausende ihrem Htndcnburg Abschiedsgrüße zu. Und nun das selbe Bild den Rhein hinab bis Mainz. Wo ein Ort in der Ferne auftauchte. da waren auch die User schwarz von jubelnden Menschen. . Bis auf den letzten Platz waren die bunt bewimpelten Dampfer besetzt, die dem Reichspräsidenten das Geleit gaben. Sirenen heulten, während Schüsse Uber den Rhein krachten. In riesigen Buchstaben las man irgendwo: „Willkommen Htndcnburg am freien deutschen Rhein!" Gerade an dieser Stelle passierten wir einen kleinen französischen Dampfer, der zum Gruß sofort die Trikolore hißte. Die Begrüßung durch die Bevölkerung wurde immer lebhafter, je mehr der Dampfer sich Mainz näherte. Der Jubel erreichte seinen Höhepunkt, als der Reichspräsident in Mainz wieder an Land ging. Bin Speyer na» Worms und Mainz Mainz, SO. Juli. Reichspräsident v. Hi »den bürg tras auf seiner Reise durch die Pfalz am Sonnabend gegen 3,30 Uhr nachmittags in N c u st a d t a. d. H. ein, wo er von der Bürgerschaft jubelnd begrüßt wurde. Der Kraft wagen bewegte sich durch eine begeisterte Menge zum Neptun- platz, wo der deutsche Sängergrnß der Gesangvereine macht voll erscholl. Der Vertreter der Stadt, Bürgermeister Dr. Fvrthuber, hieß Hindenburg in Neustadt herzlich will kommen. Er sprach dem Reichspräsidenten den Dank der gesamten Bürgerschaft für seine Unterschrift unter das Dokument aus, das der Stadt viel früher die Freiheit ge geben habe. Tie Fahrt führte anschließend nach Deidesheim, wo Bürgermeister Dr. Siben dem Retchsoberhanpt den Gruß der Stadt entbot. Dann durchfuhr Hindenburg die festlich geschmückten Straßen von Forst und Wochen heim, wo er gleichfalls jubelnd begrüßt wurde. In Bad Dürkheim kündigte Glockengcläute das Eintreffen des Reichspräsidenten an. Bürgermeister Dr. Dahlem be grüßte den seltenen Gast, der von einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge begeistert empfangen wurde. Die Tochter des Bürgermeisters überreichte Hindenburg einen prächtigen Rosenstrauß. Hindenburg unterhielt sich dann mit den anwesenden sechs Veteranen aus den Kriegen 1800 und 1870. Unter den Klängen des Deutschlandliedes und den Hochrufen der Menge verließ er gegen 3,30 Uhr Bad Dürk heim, um seine und den Minister für Arbeit, Korell, sowie den Ober bürgermeister von Worms und einige Stadträte und Stadt verordnete an Bord. — Der Oberbürgermeister hielt eine kurze Begrüßungsansprache, für die der Reichspräsident dankte. Hierauf wurde die Fahrt nach Oppenheim und Mainz fortgesetzt, wo der Reichspräsident gegen 7,30 Uhr abends, von den Zehntausenden, die sich am User ausgestellt hatten, jubelnd begrüßt, cintraf. Der Oberbürgermeister von Mainz, Dr. Külb, begrüßte den Reichspräsidenten nnd brachte ein Hoch aus ihn aus, das von der Bevölkerung aller Schichten begeistert ausgenommen wurde. Ans dem Nhcinstrom hatten sich sämtliche bei Mainz liegenden Schiffe in festlichem Flaggenschmuck ausgereiht, und als der Dampfer mit dem Reichspräsidenten in Sicht kam, dröhnten Böllerschüße. Flieger waren dem Reichspräsidenten entgegengeflogen, um ihm auf der letzten Strecke das Ehrengeleit zu geben. Der Reichspräsident, der nach seiner Lanbnng vom Bischof von Mainz, Ludwig Maria Hugo, und dem Oberhaupt der hessischen Landeskirche, Prälat kl. Dtehl, begrüßt wurde, machte zunächst eine kurze Nnndsahrt durch die Stadt. Alle Straßen, die er passierte, waren von einer dichten Menschen menge umsänmt. Der Reichspräsident nahm dann im großherzogltchen Schloß Wohnung, wo abends auf Einladung der Stadt Mainz ein Essen in engerem Kreise stattsand. Um 9,30 Uhr wurde dem Reichspräsidenten ein Fackelzug dargebracht. Ainöenburv an Frau Dr. Stresemann 4 Mainz, 20. Juli. Reichspräsident v. Hindenburg hat an Frau Dr. Strcscmann folgendes Telegramm gerichtet: Bet der erhebenden Befreiungsfeier in der Stadthalle zu Mainz haben wir in Trauer und Dankbarkeit Ihres verstorbenen Herrn Gemahls gedacht, dem cs nicht beschteden war, den Dank der Bevölkerung für seine bis zum Tode pflichttreue und aufopfernde Arbeit zu erleben. Ich bitte Sie, bet diesem Anlaß den Ausdruck meines Gedenkens und ergebenste Grüße entgegcnzunehmen. gez. v. Hindenburg. Netchsanßenminister Dr. Cnrtius hat Sonntagnach mittag einen Lorbcerlranz am Grundstein des Stresemann- EhrenmalS niedergelegt. Saarbrücken an -en Reichspräsidenten Saarbrücken, 20. Juli. Anläßlich des Hindenburg-Staffcl- laufes des Kreises Mittelrhctn der Deutschen Turnerschaft hat die Stadt Saarbrücken dem Reichspräsidenten folgende Begrüßungsadresse im Kurhaus zu Wiesbaden überreichen lassen: „Die Stadt Saarbrücken nimmt den Htndenburg- Staffellauf des Kreises Mittelrhctn der Deutschen Turner- schast zum willkommenen Anlaß, dem Herrn Reichspräsiden ten bei seinem ersten Besuch der befreiten Rheinlands ehr furchtsvollste Grüße zu übermitteln. gez. Dr. Neikes, Oberbürgermeister." Eiiven-Maiim»« ist und bleibt »euti» Eupen, 20. Juli. Die vier deutschen Zeitungen in Eupen-Malmcdy richteten anläßlich der belgischen Unab- hängigkeitsseier einen Ausruf an die belgische Negierung und an die belgischen Abgeordneten und Senatoren, in dem es unter Hinweis darauf, daß die Eupcn-Malmedyer unter Nichtachtung von Recht, Vertrag und Volks- wtllen b c l g i sch geworden sind und daß sic -aS Natur- recht der Selbstbestimmung auch für sich beanspruchen, heißt: Alle Welt weiß, und anch objektiv denkende Belgier geben zu, daß die Volksbefragung von 1930 eine Ko mödie nnd daher als Voraussetzung für unsere Ab trennung vom Reich unbrauchbar war. Wir sind der festen Ueberzcugung, daß eine baldige ge rechte Lösung der Frage E u p e n - M a l m c d n ge eignet ist, den leider »och immer nicht ungetrübte» Beziehun gen zwischen Belgien und Deutschland eine entscheidende Wendung zum Besseren zu geben. Durch die Lösung der Frage Eupen-Malmcdy beweise Belgien vor aller Welt, daß es ein Land wahrer Freiheit ist, nicht nur der Freiheit einer Mehrheit zur Unterdrückung einer Minderheit. Sie Lautung des..«ras zevveltn" ln Neustadt Neustadt an der Hardt. 20. Juli. Unter starker Anteil nahme der ganzen Pfalz erfolgten am Sonntag mehrere Landungen des „Gras Zeppelin" auf dem Flugplatz Lilien thal bet Neustadt an der Hardt. Die Zahl der aus allen Teilen der Pfalz erschienenen Zuschauer dürfte über 10 000 betragen haben. Die erste Landung erfolgte um 8 Uhr. Die Vertreter der Regierung begrüßten die Besatzung des Luft schiffes. Drei Pfälzerinncn in der Landestracht kredenzten den Führern Pfälzer Wein. Dann wurde eine Kiste erlesener Pfälzer Gewächse ins Innere des Luftschiffes gebracht. Festakt in -er Mainzer Sta-thatte Aakrt nach Ludrviosbafen fortznsetzen. Die jüngste Großstadt am Rhein bereitete dem Reichs präsidenten einen außerordentlich herzlichen Empfang. Schon zwei Stunden vor der prvgrammäßig festgesetzten Ankunfts zeit des Reichspräsidenten und seines Gefolges bewegte sich i» den reichen Flaggcnschmuck anfweisenden Straßen eine große Menschenmenge. Auf dem Ludwigsplatz, wo die Emp fangsfeierlichkeiten stattstndcn sollte», hatten die geladenen Gäste Aufstellung genommen, darunter auch 28 Altvcterancn, die später dem Reichspräsidenten besonders vvrgcstcllt wur den. An der Spalicrbildnng beteiligten sich die Krieger-, Turn- und Sportvereine, die gesamte Studentenschaft und die P f a d s i n d c r ans Mannheim, sowie die Asla der Mannheimer H o ch schul e. Die Ankunst erfolgte mit halbstündiger Verspätung. Drei Flugzeuge kürzten die Wartezeit mit Knnstslugdarbictnngcii ab. Endlich erschien, von der Menge mit freudigen Hochrufen begrüßt, das Auto des Reichspräsidenten. Mit der Ankunft setzte gleichzeitig starker Regen ein, der den ganzen EmpsangSakt über anhielt. Bürgermeister Klecsoot, der vom Reichspräsidenten mit Handschlag begrüßt wurde, war infolge des immer stärker werdenden Regens gezwungen, seine Begrüßungsrede sehr stark abzukürzen. Kurz vor 1 Uhr erfolgte die Weiterfahrt durch die von dichten Mcnschcnmanern »msänmten Straßen »ach dem Nhcinufcr zum Anlegeplatz des Dampfers „Hindenburg", der bald darauf unter den Hochrufe» der Menge LndwigS- hafcn verließ. Ihm folgten mehrere Begleitschiffe mit Ehren gästen und Vertretern der Presse. Sonnabend nachmittag »ach 4 Uhr legte der Dampfer .Hindenburg", mit dem Reichspräsidenten an Bord, am Wormser Lan-unosfteg an. Glockengeläut. Böllerschüsse und der Jubel unzähliger Tausende grüßten den Reichspräsidenten, der von der Brücke des Schisses aus dankte. Der Dampfer legte nur zehn Minuten an und »ahm in dieser Zeit den hessischen Staats präsidenten Adelung, den Innenminister Leuschner In der festlich geschmückten Stadthallc fand am Sonntag mittag zu Ehren des Reichspräsidenten ein Festakt statt, bei dem Staatspräsident Adelung dem Reichspräsidenten den WtllkvmmenSgruß des Hcssenlandcs entbot. Anschließend begrüßte Oberbürgermeister Külb im Namen der Stadt den Reichspräsidenten. Sodann nahm Außenminister Dr. Enrtius das Wort. Einleitend bedauerte er, daß sowohl Reichskanzler Dr. B rüning wie auch sein Vorgänger, Reichskanzler a. D. M U l l e r, die beide bei der hcnttgen Feier sprechen wollten, am Erscheinen verhindert sind. Der Redner führte dann weiter aus, daß die Befreiung des Nhcinlandcs der Politik zu dankcn sei, die in dem Namen des leider zu früh ver storbenen Staatsmannes Strcscmann ihre Verkörperung gesunden habe. Das ganze deutsche Volk sage den Rhein ländern und all denen, die zu diesem großen Erfolg bct- gctragcn haben, aus vollstem Herzen den aufrichtigsten Dank des Vaterlands. Zum Schluß gedachte der Minister der deutschen Brüder an der Saar mit dem Appell, die Wiedergewinnung der Freiheit der rheinischen Lande solle ein Ansporn sein, mutig und entschlossen weiter zu kämpfen, damit Deutschland volle Gleichberechtigung im Kreise der Völker zuteil werde. Der Reichspräsident gedachte dann in Dankbarkeit all der Männer und Frauen dieses Landes, die in ihrem Deutschtum in vorbildlicherTreue ausgeharrt haben. „Mit Ihnen allen bedauere auch ich, daß Gustav Stresemann heute nicht mehr unter den Leben den weilt. Wir gedenken in dieser Stunde seiner als eines Mannes, der in vaterländischer Pflichterfüllung seiner selbst gestellten Aufgabe der Befreiung der Rheinlands treu bis zum letzten Atemzuge gedient hat und als Opfer dieses Dienstes von »ns gegangen ist. Unsere Hoffnung geht dahin, daß der Tag der Befreiung von fremder Besatzung ein Fortschritt auf dem Wege zum wahren Frieden und zur vollen Freiheit sein möge, und daß unsere deutschen Brüder und Schwestern an der Saar bald wieder mit nns vereinigt sein werden. Wenn das erreicht wird, ist dem Frieden Europas und der Ver söhnung der Nachbarvölker der beste Dienst geleistet worden. Möge sich zur Freiheit am Rhein im ganzen deutschen Vater» lande endlich auch die Einigkeit gesellen, nur dann werden wir die Kraft haben, die uns wieder vorwärts und aufwärts bringt." Nichtcndcnwollende Beifallsstürme folgten der Rede. Um 3 Uhr nachmittags erschien das Luftschiff „Graf Zeppelin" über der Stadt, um dem Reichspräsidenten seine Huldigung darzubringen. Auf preußischem Gebiet Der Reichspräsident wurde auf der Fahrt von Mainz nach Wiesbaden in Biebrich von dem Obcrpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau, Haas, im Name» der preußi schen Negierung begrüßt. Wie in allen Orten, durch die der Reichspräsident fuhr, hatten auch hier Vereine und Verbände Aufstellung genommen. Allenthalben wurden ihm stürmische Huldigungen bargcbracht. Besonders herzlich mar auch die Veorüßuns in Wiesbaden, Ivo auch aus der weiteren Umgebung große Menschenmassen zusammcngeströmt waren. Im Wiesbadener Kur- hauS fand nach der Begrüßung des Reichspräsidenten durch Oberbürgermeister Krücke ein kurzer musikalischer Festakt statt, bet dem eine Dichtung „Befreites Rheinland" zum Vor« trag kam. Der Reichspräsident verließ dann Wiesbaden, um nach Eltville zu fahren, wo er Gast des Neichskommissars Freiherr« Langwerth v. Sinunern ist. .