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Großenhainer WchaltWS- M AizchklilM. Gedruckt, verlegt und redlgr'rt von Herrmann Starke in Großenhain. 62. Dienstag, den 31. Mai 1859. Speisezettel der öffentl. Speiseanstalt. Donnerstag: Graupen mit Rindfleisch. Freitag: Kartoffeln mit Rindfleisch. Sonnabend: Erbsen mit Wurst. Tagesnachrichten. Sachsen. Am 27. Mai hielten beide Kammern ihre ersten Sitzungen, welche von deren Präsidenten mit die jetzigen kriegerischen Zustande besprechen den Reden eröffnet wurden. Nach Bortrag der Registranden wurde zu den Wahlen der verschie denen Deputationen geschritten, womit die Sitzung der ersten Kammer endete; nur die zweite Kam mer ging noch zu einer geheimen Sitzung über. — Nachdem schon Tags vorher die Dresdner Lieder tafel und die Dresdner Singakademie dem hohen Paare in Moritzburg eine Fackelserenade gebracht hatten, erfolgte der vom schönsten Wetter begün stigte Einzug des Prinzen und der Prinzessin Georg, Königl. Hoh., am 28. Mai in die schön geschmückte Residenzstadt Dresden vom Leipziger Bahnhofe aus durch die Leipziger Straße, über die Marien brücke, durch die Ostra-Allee über den Postplatz, durch die Marienstraße über den Dippoldiswaldaer Platz, durch die Waisenhaus- und Seestraße über den Altmarkt und durch die Schloßstraße in das königl. Schloß. Der Festzug, welcher bis dahin die hohen Neuvermählten geleitet hatte, begab sich nun auf den Theaterplatz, von wo aus derselbe vor den auf dem Balkon des königl. Schlosses befindlichen allerhöchsten Herrschaften durch die Augustusstraße nach dem Neumarkte zu desilirte und sich daselbst auflöste. Nachmittags fanden am königl. Hofe die Borstellungs- und Glückwün- schungscouren und dann Ceremonientafel statt, worauf Abends die Festlichkeiten mit einem glän zenden IKeätre zmrö endeten. — Zu Ergänzung der uns von der Redaction des „Dresdner Jour nals" zugesandten telegraphischen Depesche, Otto Heubncr's Entlassung aus der Strafanstalt zu Waldheim am 28. Mai betr. (die nur in dem dritten Theile der Auflage zum Abdruck gelangen konnte), fügen wir noch bei, daß cs Heubncr'n vor Kurzem auf seine Bitte gestattet wurde, ein schriftliches Begnadigungsgesuch an Se. Mas. den König unmittelbar gelangen zu lassen, infolge dessen der König ihm die weitere Strafe zu er lassen geruhte. Preußen. Hier beabsichtigt man, auch die Landwehr ersten Aufgebots mit Zündnadelgewehren zu bewaffnen, und hat die Landwehr Berlins ein berufen, um sie darin einzuüben. Jedes Artillerie- Regiment erhält eine Batterie Gußstahlkanonen, mit denen vorzügliche Resultate erzielt werden sollen. In Herrn Krupp's Fabrik zu Essen wer den 500 solche Geschütze gegossen. Bayern. In München ist am 24. Mai der erste Zug mit österreichischen Truppen eingetroffen. Sie wurden mit Jubel empfangen und aus das Freigebigste bewirthet. In Hannover traf den 24. Mai ein öster- reicherischer Courier von Wien mit wichtigen De peschen für die dasige Gesandtschaft ein und be gab sich nach vierstündigem Aufenthalt über Kassel nach Frankfurt. Frankfurt. In der Bundestagssitzung am 26. Mai erklärten einige Regierungen, für even tuelle militärische Bundesmaßregeln Preußen un ter gewissen Voraussetzungen die beanspruchte Einleitung überlassen zu wollen. Oesterreich. Die Anwerbung von Freiwilligen für die Marine nimmt einen erfreulichen Fort gang. — Auf der nordtiroler Staatseisenbahn ist wegen der Militärtransporte seit dem 22. Mai der Privatverkehr eingestellt worden. Italien. Nach dem „Pays" ist jetzt die fran- sische Armee vollständig auf dem Kriegsschauplatz versammelt. Auch sind eine große Anzahl Polen und Ungarn dort eingetroffen, und es soll darauf abgesehen sein, die ungarischen und polnischen Truppen der österreichischen Armee durch Procla- mationen zum Abfall zu verleiten. — Kaiser Na poleon hat einen heftigen Auftritt mit Baraguay d'Hilliers über dessen Truppen-Dispositionen, wo durch die Division Forey bei Montebello beinahe einer Ueberrumpelung erlegen wäre, gehabt. Die zwei sardinischen Cavaleriercgimenter, welche den Vorpostendienst besorgten, sollen zu weit von dem Hauptcorps aufgestellt gewesen sein, um bei einem etwaigen Angriff unterstützt werden zu können. Sie waren deshalb genöthigt, durch drei Stun den den Angriff der Ocsterrcicher ganz allein aus zuhalten; drei Schwadronen waren einen Augen blick ganz umringt und mußten sich mit großem Verlust durchhauen. Gegen 200 sardinische Reiter sollen kampfunfähig gemacht worden sein. — Nach dem Bericht des General Gyulay betrug der Ver lust der Oesterreicher bei Montebello '718 Ver wundete, 290 Tobte und 283 Vermißte. — Nach Berner Nachrichten hat Garibaldi eine Procla- mation an die lombardische Bevölkerung erlassen,