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Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochmblütt fÜs WllsdsUff UNd ilMgegLNd Postscheckkonto Leipzig 2S614 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Etadtratü zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, sür den Inseratenteil: Arthnr Zschnnke, beide in Wilsdruff. Sonntag den 21. November 1920. Nr. 270. 79. Jahrgang. Amtlicher Teil. Maul- und Klauenseuche. Nachdem in Steinbach b. Mohorn die Maul- und Klauenseuche wieder erloschen ist, wird .die Gemeinde mit Gutsbezirk unter Beobachtung gestellt. 7S« 1583 a V. Infolge Ausbruchs der Maul-und Klauenseuche im Gehöft des Gutsbesitzers H. Leuteritz in Klipphausen (OrtSteil Kneipe) wird nunmehr auch dieser Ortsteil als Sperrbezirk erklärr. Meißen, am 1S. November 1S2S. 1340oV. Die Amtshauptmannschast. Fettverteilung. Auf den Abschnitt 2 der Landesfetlkarte sowie auf die Krankenbutterkarten werden auf die Zeit vom 22. bis 28. November 1S2S 50 Gramm Butter ausgegeben. 7«s Meißen, am 18. November 1920. Kommunalverbaud Meißen-Land. Personenstandsaufnahme. , Die inzwischen zugeftellten Vordrucke sind nach dem Stande vom ^November 1920 auszufüllen. Der Hausbesitzer hat jedem Inhaber einer selbständigen Wohnung einen Wohnungs listenvordruck zuzustellen. Der Wohnungsinhaber — HauShaltungsoorftand — hat die Liste sofort sorg, fällig auszufüllen und unterschrieben bis 22;^d M. an den Hausbesitzer zurückzugeben. Der Hausbesitzer ist verpflichtet, die Wohnungsltften seines Grundstückes gesammelt bis 2ö. - M. an die hiesige Stadtsteuerkasse eivzureichrn. § Die vorstehend bezeichneten Fristen sind pünktlich innezuhalten. Für Zuwiderhand, lungen sind Strafen angedroht. Wilsdruff, am 19. November 1920^ 7«7 Der Stadtrat. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die deutsche Regierung bat an den Völkerbund eine neue Note über Eupen und Malmedy gerichtet. * Der vorläufige Reichswirtschaftsrat wird voraussichtlich am 2Ü. d. Mts. zu einer Vollsitzung zusammentreten, um Sozialisierungs. und Kohlenfragen zu beraten. * Der Abg. Tbabor (Soz.), gewählt im 26. Wahlkreis Düsseldorf, ist auf Grund eines Beschlusses des Wahlprüfungs- gerichtsboseS aus dem Reichstag ausgeschieden. * Der Vertrag zwischen Polen und Danzig ist von Pade, »ewski unterzeichnet worden. ' Der Völkerbund bat das militärische Mandat über Danzig mit gewissen Einschränkungen den Polen übertragen. * Der britische Minister für Indien, Montague, bezeichnet Un Unterhause die Lage in Indien als äußerst gefährlich. * Venizelos hat Griechenland an Bord der Jacht .NarcissuS" »erlassen: er begibt sich nach Nizza. Die Wendung in Griechenland „Alles flieht" — in diesen zwei Worten saht ein Weiser -es griechischen Altertums die Erfahrungen eines reichen Menschenlebens zusammen. Das Griechenland von heute liefert wieder einmal eine schlagende Illustration für die Treffsicherheit vieltausendjähriger philosophischer Erkenntnis. Als König Konstantin vor den Intrigen der Entente den angestammten Thron räumen und sein Land verlaffen muhte, hat er sich zwar wohl gehütet, auf die Krone in un bedingter Form und für alle Zeiten zu verzichten. Aber der unbegrenzte Sieg unserer Gegner schien auch ihn, den Schwager des ehemaligen Deutschen Kaisers, ein für allemal seiner Würde beraubt zu haben. Zwei Jahre find darüber ins Land ge gangen, und schon stehen wir abermals vor einer völlig veränderten Situation. Venizelos, der Mehrer des Reiches, hat den Staub seines Vaterlandes von den Füßen geschüttelt und an Bord einer Jacht, von englischen Kriegsschiffen be gleitet, die Fahrt nach Nizza angetreten. Sinngemäß hätte zu gleicher Zett König Konstantin den schönen Schweizer Bergen Valet sagen und die Rückkehr nach Athen antreten müssen. Ganz so weit ist es allerdings noch nicht. Einst- weilen hat sich in Griechenland ein neues Kabinett unter dem Vorsitze von Rhallis gebildet, der schon vor dem Umsturz der Dynastie wiederholt wertvolle Dienste geleistet hatte. Seine erste Amtshandlung bestand in -er Ableistung des Eides in die Hand deS noch von Venizelos eingesetzten Regenten, seine zweite darin, dah er den Rücktritt eben dieses Regenten forderte. Dessen Platz wird von der Königin Olga eingenommen, der verwitweten Mutter des Königs Konstantin. Ihr erst werden dann auch die anderen Kabinettsmitglteder den Eid der Treue leisten. Wohin der weitere Weg also führen soll, läßt sich danach unschwer erkennen. .Unser Programm", erklärte Rhallis einem Berichterstatter, »ist die Wiederher stellung der Ordnung und Freiheit. Keine Wiederoergeltung für die unendlichen Leiden, die das Regime Venizelos' vielen tausenden auferlegt hat. Die großartige Wahlkundgebung ist der Protest wider diejenigen, die unter der Maske der Freiheit das Volk tyrannisierten und der Willkür anderer Nationen auslieferten. Mit ihrem einmütigen Votum hat die Nation sich für die Rückkehr Konstantins aus gesprochen. Immerhin wird die Frage noch in genauerer Form dem Volke vorgelegt werden." Natürlich versichern die neuen Herren, daß sie in der Richtung der auswärtigen Politik keine Änderung vornehmen wollen; doch werde die Armee wie bisher ihre Pflicht tun. Das nächste Wort wird wohl die Kammer zu sprechen haben, sie dürfte sich vor übereilten Entschlüssen ebenso in acht nehmen, wie es die neuen Kabinettsmitglieder zu tun gewillt scheinen. In London und Paris hat man sich unterdessen von der ersten Bestürzung über die Nachrichten aus Griechenland etwas erholt. Schwankte man zunächst zwischen Säbel« gerastet und Gezeter, so hat man jetzt die staatsmännische Haltung wiedergefunden, die sich für die Weltbeherrscher geziemt. Die .Limes" meint in einem Anfall von Groß mut, die Alliierten würden es vielleicht nicht für ratsam halten, Konstantins Rückkehr durch physische Kraft zu verhindern. Seine Abdankung sei und bleibe jedoch für sie enogMUg. Und eine anscheinend offiziöse Havas« note teilt mit, daß zwischen London und Paris Be sprechungen im Gange seien hinsichtlich der Haltung, welche die beiden Regierungen gegenüber Griechenland einzunehmen gedenken. Die beiden Mächte würden wahrscheinlich eine gemeinsame Richtlinie festlegen und unter Umständen eine gemeinsame Erklärung abgeben. Man scheine sowohl in Paris wie in London entschlossen zu sein, der Rückkehr Konstantins auf den griechischen Thron ein formelles Veto entgegenzusehen. Die Wahl des Kronprinzen Georg würde möglicherweise weniger Einwände Hervorrufen, dürfte jedoch ohne ernstliche Garantien kaum angenommen werden. Ein Wink mit dein Zaunpfahl also, der in Griechenland sicherlich richtig verstanden werden wird. Nur fragt es sich, ob die Hellenen nicht auch ihrer seits mancherlei zugelernt haben in der Zeit, seitdem Eng länder und Franzosen für sich das ausschließliche Recht in Anspruch nehmen, das Schicksal Europas zu bestimmen. Wie haben, um gerade nur das letzte Beispiel zu nennen, sich die Polen über ausdrückliche Festsetzungen und Grenz abmachungen der Entente hinweggesetztt Wie haben sie es verstanden, durch gewagteste Schiebungen aller Art die Ab messungen ihres Reiches immer -weiter auszudehnen und allen Vermahnungen ihrer Freunde zum Trotz zu behalten, was ihre Raffgier sich angeeignet hatte. Sollten die Griechen nicht verstehen, ihre ungleich bessere Sache allen Einsprüchen zum Trotz gleichfalls zum Siege zu führen? Mit dem Selbst bestimmungsrecht der Völker wird nun, da der Völkerbund in Gens leibhaftig versammelt ist, doch wohl nicht mehr so freventlich Schindluder getrieben werden können wie einst, da die bewaffnete Gewaltanwendung noch jede große und jede kleine Streitfrage kurzerhand zu entscheiden vermochte. In Genf sind England und Frankreich sogleich beim ersten Anfang aus eine Stimmung gestoßen, die ihnen doch wohl größere Vorsicht im Umgang mit kleinen Nationen geraten erscheinen lasten wird. Jedenfalls haben die Griechen allen Anlaß, die Gunst der Lage, die sie sich selber geschaffen haben, nach Kräften zum Besten des Landes auszunutzen. Cs mag den Franzosen gefallen oder nicht. Verschärfte Bestrafung -es Schleichhandels. Zuchthaus bis zu 15 Jahren. Der Reichsrat hielt unter Vorsitz des Ministers Heinze eine öffentliche Sitzung ab. Es lag u. a. der Gesetzentwurf über Verschärfung der Strafen gegen Schleichhandel, Preis treiberei und verbotene Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände vor, dem der Ausschuß seine Zustimmung gegeben hatte. Der Gesetzentwurf bestimmt, daß bei Schleichhandel, vorsätzlicher Preistreiberei und bei der verbotenen Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände in besonders schweren Fällen auf Zuchthaus von 1 bis 15 Jahren und auf Geldstrafe von mindestens 20 000 Mark erkannt werden kann. Die Erhöhung der Geldstrafe auf 20 000 Mark ist vom Ausschuß beschlossen worden. Nach dem Entwurf sind als besonders schwere Fälle anzusehen, wenn der Täter aus Gewinnsucht mit erheblichen Mengen von Gegenständen des täglichen Bedarfs Schleichhandel treibt; wenn er durch Preistreiberei aus Ge winnsucht die wirtschaftliche Notlage des Volkes in besonders verwerflicher Weise ausbeutet; wenn er es unternimmt, Vieh, Lebensmittel oder Futter- und Düngemittel ins Ausland zu verschieben, es sei denn, daß es sich um geringfügige Werte handelt; wenn der Täter ganz oder überwiegend von Schleichhandelsgeschüften oder verbotener Ausfuhr lebens wichtiger Gegenstände lebt. Neben den Zuchthausstrafen treten die üblichen Nebenstrafen ein, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, Polizeiaufsicht usw. Die Verurteilung ist aus Kosten des Schuldigen öffentlich bekanntzugeben. Ausländer können nach Vollstreckung der Strafe ausgewiesen werden. Zuständig find neben den Strafkammern auch die Wucher gerichte. Der Reichsrat stimmte dem Gesetzentwurf nach de» Beschlüssen des Ausschusses einstimmig zu. Oie Gefangenenyeimschaffung ausNußlanv. Nansens Bericht in Genf. Auf der Völkerbundstagung in Genf erstattete der be kannte Forscher Nansen Bericht über das Werk der Heim- beförderuna der Krieasaefanaenen, mit dessen Leitung er im Frühjahr durch den Völkerbund betraut woroen war. irs handle sich um die Heimschaffung von 250 000 bis 300 000 Kriegsgefangenen aus den Gebieten des ehemaligen russischen Reiches, von denen sich 40 000 in Oststbirien, 20 000 im Kaukasus und in Turkestan und die Mehrzahl in Südrußland befänden. Nansen schilderte eingehend die großen finanziellen und technischen Hindernisse und teilte mit, daß nicht zuletzt dank der loyalen und energischen Mitarbeit der deutschen Behörden, aber auch dank der Hilfe der Sowjet- cegierung, es gelungen sei, anstatt der erwarteten 100 000 bereits 180 000 Gefangene heimzuschaffen. Aus große Schwierigkeiten stoße namentlich die Heim schaffung der in Oststbirien befindlichen Gefangenen, ins besondere auch darum, weil die in Frage stehenden Regie- rungen, namentlich auch die Mittelmächte, nicht die nötigen Mittel hätten, um die für die lange Reise notwendigen Schiffe zu liefern. Nansen teilte weiter mit, daß gegen- wärtig das Internationale Note Kreuz auf sein Verlangen eine Delegation nach Südrußland entsende, um dort die beste Methode für die Durchführung der Heimschaffung dieser Unglücklichen zu prüfen. Nansen schloß seine mit starkem Beifall aufgenommenen Darlegungen mit der Er klärung, daß die wirklich große Lehre darin liege, daß der Völkerbund in Zukunst die Wiederkehr solcher Katastrophen verhindere, die Unvermeidlich für die Menschheit die entsetz« kicksten Leiden mit sich bringen. pottiische Rundschau. Deutsches Reich. » Neue deutsche Note über Eupen—Malmedy. Der Vöikerbund hatte bekanntlich die letzte deutsche Note über Eupen und Malmedy, worin die Zuständigkeit des Völker bundrates, über das endgültige Schicksal von Eupen und Malmedy zu entscheiden, verneint wurde, im negativen Sinne beantwortet- Die deutsche Regierung hat daraufhin in einer neuen Note an den Völkerbund ihren juristischen Standpunkt nochmals eingehend dargelegt. Sie hat dabei zum Ausdruck gebracht, daß über die deutsche Beschwerde nicht der Vöikerbundrat, sondern die Völkerbundversamm- lung zu entscheiden habe. 4> Die Kohlenlieferung an Frankreich. Zurzeit finden in Paris mit der Wiedergutmachungskommission Verhand lungen über eine anderweite Regelung des Abtransportes der Reparationslieferungen von Kohle statt. Die Direktoren Luebsen vom Reichskohlensyndikat und Wallmichrath beim Ncichskommissar für die Kohlenoerteilung haben sich zu diesem Zwecke nach Paris begeben, der Anlaß der Ver handlungen ist in Ler überaus ungünstigen Transportlage zu suchen, die durch das Niedrigwasser auf dem Rhein herbeigesührt ist und welche inzwischen auch zu erheblichem Wagenmangel im Ruhrgebiet geführt hat. » Die erste LLiedergntmachnngskonfcreuz. Das französische Bureau Havas meldet amtlich: Es verlautet, daß im Laufe des Dezember unter dem Vorsitz von Delacroix eine Konferenz der alliierten Sachverständigen stattfinden wird, um die Wiedergutmachungsfrage zu beraten. -I- ReichSnotopfer «nd Kriegsanleihe. Bekanntlich werden selbstgezeichnete Kriegsanleihen zu Vorzugskursen für das Reichsnotopfer nur bis zum 31. Dezember d. Js. in Zahlung genommen. Eine Verlängerung dieser Frist lehnt der Reichsfinanzminlster strikte ab, da das Reich dringend barer Mittel bedarf, um dem überhandnehmen der schweben den Schuld zu steuern. Ausnahmen werden nur sür Ober schlesien später zugelassen, sobald dort das Notopser erhoben wird, was bisher noch verboten ist. Die Frage, ob nach dem 1. Januar 1921 bei der Zahlung des Reichsnotopfers noch Vergünstigungen ähnlicher Art stattfinden sollen, hat demnächst der Reichstag zu entscheiden. Die Kosten der Ministerautos. Im Hauptausschuß des Reichstages wurde mehrfach über kostspielige Autokäufe für einen Minister Klage geführt. Die Autofrage ist nun für alle Reichsministerien gleichmäßig geregelt worden. Die Betriebskosten des Dienstkraftwagens einschließlich der kleinen Instandsetzungen am Wagen und an der Bereifung sind zum 1. Oktober 1920 ab bei allen Ministerien gleichmäßig auf jährlich 50 000 Mark bemessen worden.