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Nr. LVV Mittwoch den 29. August 1917 BtzngSprclS, Nulaab« X mit ilultr. Beilage die S.4t» In Dresden und ganz land frei Haus !k,8D a»; b> Ocllerreich LL« X. UaSgad« « »ierteltäiftliH <t. KU Dresden ,md ganz Deutschland .. ... »« In frei HauS ik.Iiit in Oesterreich rinzel'Nummcr 1v z. Die ESchsischc BokSzeitung erscheint an allen 'ochentagen nachmittags. Sächsische Uolksiettmg »-schLsilip-üe «s» Nsdakti»», l-»es»»«'A. 10, Holbeinflratze 4H F««sprecher 21366 Poftschekttonto Leipzig Sir. 147») Anzeige», Annahme ron «Beschütt»»,,zeigen dir lt« Nhe. von slanulicnanzeigen bis I I Uhr Vurm. Preis Mr die 'bctn «panzeile!«»I .»» Stetta. »»eleu Mi z. Für „ndeullich geiLnebene. iowie dinch Fern- iprecher »>ngcgeb> ,e in»,eigen Wunen mir die LeranlwvrrlimttN inrdie «ich,igle» dee Lepe« inchl »bernedinen. Llrechiluudt der Aldattion: t l — I ^ Uhr I o»». Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zelltrumspartei. Ausgabe X mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe ö nur mit der Wochenbcilagi. Nächtlicher Torpedoboots-Vorstoß Ueber die einsame Nordsee wob eine Märznacht ihren düsteren Schleier. Ein finsterer Wolkenbaldachin wölbte sich wie ein schwarzer Trauerflor über die nächtliclie See, «ms der eine Torpedobootsflottille gen Westen strebte. Rauschend durchschnitten die scharfen Steven die mäßig hohen Wellen, die im leuchtenden Schaum und Gischt an dem Bug der Bote erglühten. Von ihren schwarzen Genossen konnten die einzelnen Torpedoboote wenig sehen, trohdcm sie nur in knapp zehn Meter Abstand hintereinander fuhren. Nur ein schwarzer Schatten und darunter das quirlende Schraubenwasser, in dem Millionen von Glühkörperchen wie winzige elektrische Funken aufleuchteten, zeigte die Stellung des Vordermanns an. Rastlos hämmern und pochen die kleinen starken Maschinen, die das Boot in eine ächzende, zitternde Bewegung versetzen. Von der niedrigen Kommandobrücke lugen ein Dutzend deutscher Augen auf merksam voraus, lassen die starren Blicke aus die düstere, undurchdringliche Wasserwüste schweifen, aus der Suche nach feindlichen Streitkräften. Lange gel)t so die Fahrt, stundenlang, unermüdlich, rastlos. Ist es nicht, als ob das eifrige Arbeiten der Ma schinen und das Aufbäumen der Wellen an der niedrigen Stahlwand der Boote sich zu dem gleichen Jubellicd ver einigte? „Westwärts geht die Fahrt, gen England!" Mitternacht ist vorüber, kein englisches Schiff zu sehen, kein Bewachungsfahrzeug ans dem Posten. Doch dort drüben träumt die Küste unseres bestgehaßten Feindes, dort liegt das abgeblendete Dover, der Kriegsbafen Englands. Die Fahrt wird ermäßigt, denn man kann jeden Augenblick auf unvermutete Seestreitkräfte stoßen. Aber nichts rührt und regt sich, und in tiefer Stille träumt die schlafende Stadt. In einigein Abstand von der Küste marschieren nun die Boote auf, klar zum Gesellst. Jetzt ballt vom Füh rerboot der erste Schuß und weckt ein dröhnendes Echo von Meer und Küste. Einige Sekunden vergehen. Zum zwei ten und zum dritten Male blitzt es ans, und wieder rollt der Geschützdonner über die dunklen Wasser. Ta leuchtet cs hell strahlend über der feindlichen Stadt aus: Tie Leucht- granate ist krepiert und sinkt nun langsam, ein blendend Helles Licht verbreitend, auf die Erde. Nun erhellen auch die beiden nächsten Schüsse die düstere Naclst und tauchen die Feindesstadt in blendendes Lickst. Ta wird ans allen Booten Schnellfeuer eröffnet, und ein in der Hafeneinfahrt liegender bewaffneter Vorpostendampser sinkt unter dem Hagel von Granaten in die Tiefe. Treffer auf Treffer fällt auf Hafenanlagcn und Stadt. Immer noch keine Ge genwirkung. Erst nach fünf Minuten leuchtet ein Schein werfer auf. aber er sucht in einer falschen Richtung. Die starken feindlichen Forts schlafen. Nirgends blitzt die Mündung eines englischen Geschützes aus, so daß in aller Ruhe die Stadt unter ein gründliches Feuer genommen werden kann. Doch nun wird es Zeit zur Heimfahrt, denn die ersten Zeichen der Dämmerung künden den nabenden Tag. Gen Osten geht der Kurs, bald ist wohl mit dem Anftauchen überlegener feindlicher Seestreitkräslc zu rechnen. Ta kom men auch schon gegen halb 3 Uhr morgens an Backbord mehrere dunkle Fahrzeuge in Sicht. Es sind englische Zer störer, die Erkenniingssignale abfchicßen. Wiederum ertönt der elrerne Mund der deutschen Geschütze und überschüttet die Feinde mit Schnellfeuer. Die Antwort läßt lange auf sich nvutrn: anscheinend sind die Zerstörer noch nicht gc- sechtsklar. Nur 500 Meter trennen die beiden Gegner. Das englische Führerschiff stellt günstig zum Torpedoschuß. Da schnellt auch schon der blanke Metallsisch ans dem Rohre des nächststehenden deutschen Bootes, und wenige Sekunden später bohrt er sich in sein Ziel, das. in eine feurige Rauch wolke eingehüllt, ohne einen Schuß abgefenert z» haben, in die Tiefe sinkt. Unaufhörlich donnern jetzt die Geschütze von beiden Seiten, indes neue Gegner von Deal und ans den Towns bcrbeieilen. Bald sind die Feinde den Deut schen um mehr als das Doppelte überlegen, aber weiter tragen die deutschen Geschütze Tod und Verderben in ibre Reihen. Ringsum blitzt das Mündungsfeiicr der Kanonen ans, und in der Nähe fliegt ein feindlicher Zerstörer, wohl durch einen Volltreffer in die Munitionskammer, mit Hellem Feuerschein auseinander. In den Antennen der Funken- lelegraphie melden die knatternden Funken das Herbcikom- mcn weiterer feindlicher Verstärkungen. Darum wird es Zeit, das Gefecht abzubrecbcn, und bald sammeln sich die Boote der Flottille vollzählig wieder in ihrer Formation. Ostwärts furcht der scharfe Kiel die im ersten Schim- mer der Morgenröte blinkenden Wellen. Heimwärts, gebt es, der deutschen Heimat zu. Nock emsiger hämmern di? Maschinen, als ob sie ihrer Freude Ausdruck verleihen woll- len, daß der kecke Streich gegen Albions Erde so gut ge- ü Das Neueste vsm Tage ! 8„, , »»»»»m»» « Zn MW SklltM TWMW ('Amtlich. W. T.-B.) Große« H a u p I q u >. r 1 ier. de» 29. August l9l7. Westlicher Kriegsschauplcrtz Unter dem Einflüsse stürmischer, regnerischer Witterung blieb fast durchweg die Feuertätigkeil iu mäßigen Grenzen. Zahlreiche eigene Erknndungsoorstöße brachten uns Gewinn an Gefangenen und Beute. Heeresgruppe Kronprinz Rnvprechi: In Flandern lebte am Abend der Artilteriekamvs zwischen Langemarh und Hollebeke ans. Unser Gegenstoß warf die Engländor aus der nordöstlich van Freiizenbeig gewonnenen Einbuchtung zurück. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Vor Verdun stärkere Kampstätigkeit der Artillerien nur auf dem Ostnfer der Maas zwischen Beausent und Damlonp. Heeresgruppe Herzog Albrechtt Zur Vergeltung für die Beschießung von Thiancamt durch die Franzosen wurden von uns Navicnit-ax-Prös und Pont-a-Mousson unter Ferufeuer genommen. Oestlicher Kriegsschauplatz Hearesfront des «»neralfeld marschalls Prinzen Leopold von Bayern: Keine größeren Kampfhandlungen. Fr» nt deS Generalobersten Erzherzog Joseph: Beiderseits des Ojtes-Tgles stürmten schlesische und österreichische Truppen einige Höhenstellungen lind wiesen nördlich von Gronessi starke Gegenangriffe ab. Mehr als 000 Gefangene wurde» eingebracht Gegen die Gebirgsfront zwischen Casinu- und Putna- Tal stießen die Rumänen an mehreren Stellen vor, ohne einen Erfolg zu erziele». Heeresgruppe dsS Eener alfsldmarschall» v. Mackensen Am Gebirgsrande westlich de« mittleren Sereth nahmen nach wirkungsvoller Artillerievorbereitung preußische, bayri sche, sächsische und mecklenburgische Bataillone im Häuser- kamvf das Dorf Munoelul. Ten geschlagenen Gegner drängten sie unaufhaltsam über mehrere Stellungen zu beiden Seiten des Sustta - Tales nach Rvrdwestcn zurück. An dem Ungestüm der Angreifer zerschellten russisch rumä nische Gegenangrisse. Der Feind büßte über >000 Gefangene, drei Geschütze und 50 Maschinengewehre ein und erlitt empfindliche Ver luste. Ocstlich der Balm Focscini-Adsudiil-No» lebhafte Kampftätigkeit der Artillerien. Mazedonische Front: Die Feiiertätigkeit war vielfach stärker als in letzter Zeit, besonders zwischen Wnrüar und Teiran-See. Vor- seldgeiechte an den Osthäuge» der Midzil-Plviiiua Verliesen für die Bulgarien erfolgreich Der erste Gsneralquartiermeffter: Ludendorff. 18 000 Donnen versenkt <W. D. B.) Berlin, 28. August. Amtlich. F»i Atlantischen Ozean habe» iinscrc Unterseeboote neuerdings 18 000 Briittoregistertonncn vernichtet. Unter den versenk ten schissen befanden sich ein bewaffneter englischer Damp fer von, Aussehen der „Kaluinv" <5019 Tonne»), der italie nische bewaffnete volllicladene Dampfer „Eugenia", ferner ein bewaffneter englischer Dampfer unbekannten Namens, anscheinend mit Oclladung. Dar Ehcs des Admiralstabs der Marine. luiige». lind es ist den neureiche» Torpedobe«. tsleute: . als ob auch die Welle», die geschwätzig murmelnd an die Bord wand prallon und vonnitzg ans das Deck herüberlecken, ihnen zncnfen möchten: „Gntgemacht, ihr blauen Jungen. Nur Weiler so, bis euer erbittertster Feind nicht mehr weiter- lämpfen kann!" Landtagsnachrichten D e r a ii ß e r o r de n t l i ch e A » s schuß der Zweiten K a m m er für die N e » o r d n u n g s f r a- g e n hat sich in seiner Sitzung vom Dienstag schlüssig ge macht über die Vorschläge, die er dem Hause zur Umgestal tung des sächsischen Oberhauses zu unterbreiten gedenkt. Zu nächst wurde einstimmig beschlossen, die Sitze des Hochstistes Meißen, des Kollegialstiftes Wurzen, sowie der beiden Dtandesherrschasten Reibersdorf und Königsbrück in Weg fall z» bringen. Die Aushebung des Sitzes der S ch ö n b u r g i s ch e n L e h » h e r r s ch a f t dagegen wurde angesichts der Erklä rung der Negierung über die entsprechenden Verträge zwi schen dem König und den Schönbnrgischen. Herrsckxfften mit zelm gegen sieben Stimmen abgelehnt. Desgleichen wurde mit nenn gegen acht Stimmen die Aushebung der Sitze der Herrschaft Wildenfels »nd der Schönbiirgischen. Nezeßherrschast abgelehnt. Ferner wurde beschlossen, hinsichtlich der nach 8 63 Zif fer 13 der Versassiingsiirkinide zu wählenden Abgeordneten das Wahlrecht ans breitere Grundlage zu stellen. Weiter wurde mit elf gegen fünf Stimmen beschlossen: Dem Han del, der Industrie und dem Gewerbe, die in Sachsen die Landwirtschaft an Bedeutung überragen, wird eine dieser Bedeutung entsprechende Vertretung ans Grund eines Wahlrechtes eingeräumt. Auch der Arbeitcrscliast, der Be amtenschaft, der Lehrersckxist, den Privataiigestellteu und den freien Bernsen wird eine Vertretung ans Grund eines Wahlrechtes nach ihrer Bedeutung eingeräumt. Ein weite rer Beschluß ging dahin: Die technischen Hochschulen (Tech nische Hochschule Dresden. Bergakademie Freiberg und ForstakadeiiiieTharandt) erhalten zusammen einen Sitz mit: Wahlrecht der ordeiitliclzeu Professoren. Sodann beschloß die Melirlmt der Deputation, zelm Sitze für die Ge rn e i n d e v e i t r e t ii n g e ii zu bestimmen, davon vier für. die großen Städte Dresden. Leipzig, Chemnitz und Plauen, und die übrigen sechs für die Bürgermeister anderer Stadt«: oder GemeiiideVorständc von Landgemeinden ans Gruno der Wahlen zu besetzen. Hinsichtlich des Berus » ngs - rechtes des Königs beschloß die Deputation: Es sol len zehn Mitglieder vom König nach freier Wahl ans allen Kreisen des Volkes und unter Berücksichtigung aller Landes- teile ans Lebenszeit gewäblt werden. Tie Mandatsdauer für die gewählten Vertreter wurde an, sechs Jahre festge setzt. Endlich wurde beschlossen, soweit bestehende Sitze Weg fällen. zugunsten der jetzigen Jnlwber dieser Sitze Ucbe» gaiigsbestimmimgen zu treffen. »»»«»« » « Der Weltkrieg l «»»»»IS I » Ocstcrrcichisch-ungarischrr KrirgSbrricht Wien. lW. T. B.) Amtlich wird verlautbart d.-r 2N August: O c st l i ch c r Kriegsschauplatz. Bei Soneia musste vorgestern eine gewonnene Höge vor überlegenen Angriffen wieder geräumt werden. Bei. der Armee des Generalobersten Kritek entrissen österrei- chffch-nngarffche und deutsche Regimenter den Russen in beiße» Kämvien das Dorf Vojan und die Stellungen onf dem Doleot. Cs wurden über 1000 Gefangene, sechs G-:- scbütze und zahlreiche Maschinengewehre eingebracht. Italienischer Kriegsschauplatz. Durch Zm'chub neue: Kräfte verstärkt, setzt der Italiener aus der Hochfläche B a insizza - H eiIigengci st alles daran, seinen zu Beginn der eilten Jsonzoschlacht »iiler gro ßen Opfern errungenen Raumgewinn .;» erweitern. Fair in allen Teilen dieser Front stürmte der Feind gegen uiffere Truppen an. In erbitterten Handgranaten- und Bajonett- tämpsen maß iich die in zehntägiger Schlacht ungebrochen gebliebene Widerstandskraft unserer Streiter mit der ita lienischen llebermachl. Die braven Verteidiger gingen auf der ganzen Linie als Sieger hervor. Der Gegner wurde überall geworfen. Er flüchtete stellenweise, völlig aufgelöst. Auch östlich vo» Görz mißglückte den Italienern ein mit beträchtlichen Kräften iintenwmmener Vorstoß.