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Dresdner Journal : 19.06.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186906196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-06
- Tag 1869-06-19
-
Monat
1869-06
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 19.06.1869
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M 13S. Sonnabend) den 19. Juni. ^dmnuweatsprris»: y» »»rää. Htkrliok: erdlr.-^r ^^»krlick: 1 ,. 15 „ 5lou»tlick:— „ 15 „ Lwrel-dttummero: 1 „ tritt jLdrlleb L Idir. 8t»wp«Ix«bükr, > »u»»erd»ld a«, ttordd. ttuodei kost- ovä 8towp«I»u»cdl«^5illHl. rnseratenprrtst: kilr ä«n tt»am einer x?»p»lteoen 2eil«! 1 Kxr. Unter „Li»xe»»liät" äi« 2eils: 3 Kxr. > erscheine«: Mettel», llüt Xneoellw« äer 8ovo- noä keiertnss«, ^deock, für äeo kolxeodso k»U. DreMerÄumal. Verantwoülicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18««. Infrraltnannahme auswSrt«: l .»!x«iU: k'« ttxtxvsrnree, 6omini»lo»ile — äe» Dresdner dvirrnels; eßend»».: H. DKoi-r«, kvorr, t'oer; S»mdnr^-V»rll» -kreoLfart ». N.: Il^Lsixsreix 3l Voo^»», LerU»! vueßli., Lllresu, ttvvor.ru Llo»»«; Lromvv: L. 8cnr.orr»; Lrv,I»n: D. 8r»«o«»'» ^vnoncenbnreeu, dexicr!, ttiLL iic kil«v«v; krsnlrfort ».H : d^üore'eclio Luokk.; LSI»: ^v. IIIorLün, Dxrrirr, ttvr.r.1«» L6o.» (8, klece do I» üourss); kr»x: kn ttuni-icn's Luoktt.» Vien: är.. Orrri.l«. Herausgeber. Lvvlgi. Lrpoditino de» Dresdner doarn»l», Dresden, Llnrieostrnsss lio. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 10. Juni. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, den Secretair bei der KreiSdirec- tion zu Bautzen Referendar von Tümpling, den Secretair bei der Krcisdirection zu Zwickau Referendar von Bosse, sowie die Referendare und Hülfsarbeiter bei den Kreisdirectionen zu Leipzig, Dresden und Zwickau: Wittgenstein, vr.Schmidt, vonHartt- mann und von Kirchbach, allenthalben unter Be lassung in ihren zeitherigen dienstlichen Verhältnissen zu Negierungs-Assessoren, sowie unter gleicher Belassung die Secretaire bei den Kreisdirectionen zu Bautzen und Leipzig von Ze sch witz und vr. Spann zu Regierungs-Referendaren zu ernennen. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Provinzialnachrichten. Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 18. Juni, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Schluß des Reichstags wie des Zollparlamentü steht, sicherm Vernehmen nach, künftigen Dienstag bevor; höchstens könnte der Schluß des Reichstags am Mittwoch stattfinden. Berlin, Freitag, 18. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Zollparlaments stand zunächst auf der Tagesordnung die Inter pellation des Abg. Hinrichsen, ob Verhandlungen zu Anknüpfung eines Handelsvertrags zwischen dem Zollverein und Mexico angcknüpst worden seien. Präsident Delbrück antwortet: Die bisherigen Verträge seien abgelaufen und der Geschäftsträger und Gcneralconsul v. Schlözer nach Mexico gesendet wor den mit der Aufgabe, die Grundlagen eines neuen Vertrags festzustellcn. Derselbe berichtete jüngst, daß die Absichten der mexikanischen Negierung den diessei tigen entsprächen. Das Präsidium sei im Begriff, dem Zollbundcsrathe eine Vorlage auf Ermächtigung zur Anknüpfung von Vcrtragsvcrhandlungen zu unterbrei ten, sodaß der Vertrag dem nächsten Zollparlament be reits vorliegen könne. ES folgte hierauf die Schlußberathung über daS Vereinszollgesetz, welches mit Amendements der Abgg. Weigel und v. Hennig angenommen wird. Der Antrag des Abg. Metz (der Zollbundesrath möge dem gleichzeitigen Tagen des Zvllparlaments und der Einzcllandtage cntgegenwirkcn) wird fast einstim mig angenommen, nachdem auf Wunsch deS Für sten Hohenlohe die Motivirung des Antrags durch das augenblickliche Tagen der hessischen Stände versammlung fortgefallen war und auch der groß- herzoglich hessische Bundcscommiffar Hofmann zu- gestimmt hatte. Ebenso wurde der Antrag der Avgg. v. Stauffenberg und Feustel (der Zollbundcs- rath möge die dem Zvllparlamcnte zu machenden Vor lagen soweit möglich den Mitgliedern desselben minde stens 14 Tage vor der Einberufung des Zollparla- mrnts mittheilcn) angenommen. Präsident Delbrück verhieß daS Entgegenkommen der Bundesregierung. Der soeben erschienene „Staats-Anzeiger" pu- blicirt daS Gesetz, betreffend die Errichtung eines obersten Gerichtshofes für Handelssachen. Paris, Freitag, 18. Juni. (W. L. B.) DaS „Journal officiel" meldet, daß der Chefcomman- dant deS IV. ArmeecorpS in Lyon, Graf v. Pali- kao, gestern früh in St. Etienne angekommen ist. Derselbe fand die Stadt ruhig und ergriff Maß regeln zur Aufrechterhaltung der Ruhe. Brüssel, Donnerstag, 17. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) Lon Mitgliedern der äußersten Linken wurde in der heutigen Sitzung der Deputirtenkam- mer beantragt, die Anwendung der Schuldhaft bis zum Jahre 1870 zu suspendiren und die Voll ziehung aller bezüglichen Verurteilungen bis da hin zu vertagen. Trotz mehrfachen Widerspruchs wurde beschlossen, den Antrag in Erwägung zu ziehen, und derselbe einer bcsondern Commission überwiesen. Der hier verweilende diesseitige Bevollmächtigte bei den Verhandlungen in Paris, van der Sweev, hat sich nach Paris zurückbegcbcn. Der Glauve an eine baldige Lösung der schwebenden Differenz erhält sich nach wie vor. Florenz, Donnerstag, 17. Juni, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputir- tenkammcr zeigte der Finanzminister Graf Cam- bray-Digny an, daß er die bei den Finanzconvcn- tionen beteiligten Parteien (die Nationalbank, die Bank von Toscana und die Gesellschaft der Domanial- güter) eingeladen habe, behufs Revision der Con- ventionen mit der Regierung in Unterhandlung zu treten. Der Minister erhofft von den Unterhand lungen ein günstiges Resultat und zieht deshalb einstweilen den ganzen Gesetzentwurf zurück. Hie rauf wurde die durch ein königliches Deeret erfolgte Vertagung der Kammer verkündigt. Der Tag der Wiedereinberufung derselben wird durch ein späte res Deeret bekannt gemacht werden. Madrid, Donnerstag, 17. Juni. (W. T. B.) Der „Jmparcial" meldet, daß in Sevilla eine Volksversammlung stattgefundcn hat, an welcher sich etwa 10,000Menscken beteiligten; es wurde be schlossen, gegen die Ankunft des Herzogs von Mont- pensier in San Lucar Protest zu erheben. London» Donnerstag, 17. Juni, Nachts. (W T. B.) Ju der heutigen Sitzung deü Oberhauses fragte Lord Cairns an, ob die Regierung den das Oberhaus beleidigenden Brief des Präsidenten des Handelsamts, John Bright (vergl. unter „Tagcs- gcschichtc"), gutheiße. Der Staatssecretär der Co lonien, Earl Granville, erklärte, daS Ministe rium lehne jede Absicht einer Einschüchterung des Oberhauses ad, und Bright bedauere aufrichtig die im Briefe angcwendeten Ausdrücke. Es folgt hierauf die Fortsetzung der Debatte über die irische Kirchenbill. Kimberley, Cleveland, Devonshire, Salisbury, Stanhope und Nelson sprechen für die selbe, Derby, Redesdale, Colchester und der Bi- schof von Ripon dagegen. Es ist zweifelhaft, ob die Abstimmung morgen (Freitag) erfolgen kann. Tagesgeschichte. Dresden, 18. Juni. Vom Bundesgesetzblattc des Norddeutschen Bundes ist das 20. und 21. Stück vom Jahre 1869 heute hier eingetroffen. Die selben enthalten: Nr. 302) Postvertrag zwischen dem Norddeutschen Bunde einerseits und dem Kirchenstaate andererseits, vom 22. April 1869; Nr. 303) Gesetz vom 10. Juni 1869, die Wcchselstempclstcuer im Nord deutschen Bunde betreffend. * Berlin, 17. Juni. Der Ministerpräsident Graf v. Bismarck wird, hier eingegangenen Nachrichten zu folge, Se. Majestät den König auf dessen Befehl auch durch Ostfriesland begleiten und kann daher nicht, seiner ursprünglichen Absicht gemäß, am Sonnabend wieder hier sein. — Die „Nat.-Z." meldete heute früh: „Nach einer hier cingcgangencn Privatdepesche aus Wildbad ist Feldmarschall Graf Wrangel dort gestern Nach mittag 1 Uhr am Lungenschlag gestorben." An dieser Nachricht ist kein Wort wahr. Der Feldmarschall be findet sich dort im Bade ganz wohl. — Der „N. A. Ztg." zufolge ist die vom Kriegsministerium aus pro- jectirte Lebensversicherung für Militärs bis jetzt keineswegs aufgegcben, vielmehr Aussicht vorhanden, einen hinreichenden Garantiefonds durch die Gnade Sr. Majestät des Königs zu erlangen. — Nach der „St. Ev. Kirchenztg." wäre der Pastor Steffann von der Bartholomäuskirche hierselbst durch mit 6 gegen 5 Stim men gefaßten Beschluß des königl. Consistoriums zur Strafversetzung in eine Stelle zweiten Ranges ver- urthcilt worden. — Der Reichstag wird, wie die „N. Pr. Z." hört, noch etwa zwei Sitzungen zu hal ten haben, namentlich mit Rücksicht auf eine Vorlage, welche behufs der finanziellen Ausführung des Gesetzes über den Obcrhandclsgerichtshof erforderlich ist. — Der geh. Oberpostrath Stephan, welcher über einen (soeben publicirten) Postvcrtrag mit dem Kirchenstaate in Nom verhandelte, hat seinen Weg über Florenz ge nommen, um daselbst Schritte wegen einer geeigneten: Beförderung der Zeitungen zwischen dem Nord deutschen Bunde und Italien zu thun. Bisher war die Beförderung eine wenig regelmäßige und oft lang wierige und dabei sehr theure. Nach der jetzt getrof fenen Einrichtung wird sic regelmäßig und sehr ent schieden billiger sein. Die „N. A. Z." erfährt in Be zug hierauf Folgendes: Für Italien ist dort ein Agent bestellt, an den die Bestellungen auf diesseitige Zei tungen zu richten sind, welcher diese an die Oberpost- direction in Leipzig weiter gehen läßt, von wo die be treffenden Postämter die Aufträge zur Entsendung der Zeitungen erhalten. Diese werden unter Kreuzband geschickt. Von Seiten der Postverwaltung des Nord deutschen Bundes wird als Porto nicht mehr als die übliche ZeitungsProvision erhoben. v. Berlin, 17. Juni. Welches Schicksal die dem Zollparlamente gemachten Vorlagen schließlich haben werden, beschäftigt zwar heute alle Welt; Niemand ist aber nur annähernd im Stande, ein Urthcil über das Schicksal abzugeben. Die Ungewißheit darüber ist durch einen heute gefaßten Beschluß des Zvllparlaments noch größer geworden. Dies zu erklären, bedarf cs der Erinnerung daran, daß durch die Beschlüsse des Zoll parlaments in dem Tarifgesetze, also durch die be schlossene Zollfreihcit sür eingeführtes Schlachtvieh, Ne- duction der Eisen- und Neiszölle und Ablehnung eines Pctroleumzolls in Verbindung mit einer großen Reihe anderer Zollbefreiungen und Zollcrmäßigungen, Ein nahmeausfälle an den Zollinlraden beschlossen sind, welche sich über eine Million Thaler belaufen. Auf solche Einnahmcausfälle cinzugehen, ohne an andern Artikeln wenigstens Ersatz, vielleichtnoch etwas mchrGcld zu erhalten, werden sich — das ist unzweifelhaft — die zollvcrbündeten Regierungen nimmermehr entschlie ßen. Wo sind nun diese Compensationsobjectc? Am Beginn und während der heutigen Zvllparlamcntssitzung suchte man ein Compromiß auf drei verschiedenen Wegen herbeizuführcn: Entweder bewilligt das Zoll- Parlament in der Schlußberathung die Belassung des Reiszolls in seiner jetzigen Höhe (1 Thlr. pro Ecntner), den cs in der Vorberathung auf Thlr. ermäßigt hatte; dagegen streicht es wiederholt den Petrolcumzoll. Reis zoll in Höhe von 1 Thlr. macht eine Einnahme von ca. 400,00s) Thlr., in Verbindung mit der Zuckerstcuer- crhöhung 700,000 Thlr., werden dadurch den Regie rungen die Einnahmeausfälle gedeckt und die so viel fach begehrte Vereinfachung des Tarifs, namentlich aber die Reform der Eisenzölle, bleibt gesichert. Oder zweitens: man erhöht die Einnahmeausfälle noch mehr, und zwar dadurch, daß mau außer dem ermäßigten Rciszolle auch noch den Zoll auf Roh ¬ eisen entweder ganz aushcbt, oder aus 2'L Sgr. ermäßigt, bewilligt aber dafür den Petrolcumzoll, je doch nur auf 3 Jahre. Oder drittens: man ermäßigt die Roheiscnzöllc wie all 2, hält die Ermäßigung des Reiszolles und die Ablehnung des Petrolcumzollcs auf recht, erhöht hingegen die Zuckerstcuer von 7'L nicht blos auf 8, sondern auf 8H Sgr. Der erste Vor schlag schien am meisten Aussicht auf Annahme zu ha ben, wie wohl bei einem jeden Vorschläge fast genau so viel Stimmen, als auf der einen Seite zuwuchsen, auf der andern Seite abfielcn. So stand die Sache während der Bcrathung, und ein Erfolg schien ziem lich sicher in Aussicht zu stehen, als die Erhöhung der Zuckersteucr mit 48 Stimmer Mehrheit beschlossen wurde. Inzwischen änderte schon die Zuckcrftcncrvorlage im Laufe der Bcrathung ihre Gestalt; die Höhe der Exportboni- fication wurde gesetzlich normirt, während sie in der Vorlage ins Ermessen des Zollbundcsrathcs gestellt war und der Eingangszoll auf ausländischen Zucker wurde erhöht. Beide Veränderungen vermindern zwar vielleicht nicht den finanziellen Erfolg des Zuckersteucr- gcsetzcs, doch garantiren sie ihn auch nicht. Ganz zum Schluß aber gelangte, trotz des lebhaften Widerspruchs des Präsidenten Delbrück, ein Antrag des Abg. Lasker zur Annahme, welcher das Jnslcbentretcn des eine Er höhung der Steuer bestimmenden Zuckcrgesctzes abhängig macht von der gleichzeitigen Veröffentlichung des Zoll tarifs, welcher die Zollermäßwungen enthält. Pläs. Delbrück erklärte zwar kategorisch, hierauf würden die verbündeten Negierungen nun und nimmermehr cin- gehcn, indcß die Mehrheit des Zvllparlamenls ließ sich nicht abhaltcn, einenZusammcnhang zwischen demSteucr- crhöhungs- u. Steuervcrminderungsgesctzc hcrzusnllcn. Die Annahme dieses Lasker'schen Antrags siel ganz in den Schlnß der Sitzung gegen 5 Uhr, sie bildet vielleicht den Schwerpunkt der heutigen Debatte, hat aber jedenfalls die Sachlage sehr complictrt gemacht. Ja, Viele gehen sogar so weit, zu behaupten, daß nunmehr das Zollparlamcnt ganz resultattos auseinandergchen werde, daß es weder eine Vereinbarung des Zolltarifs, und damit in Verbin dung stehend, eine Ermäßigung des Zolles vieler Ar tikel, noch auch eine Erhöhung der Zolleinnahmcn durch Zucker- oder Petrolcumsteuer bringen werde.— Zunächst dcbattirt man über die Frage, ob das Man dat des Abg. Fabricius durch dessen Ernennung zum Zollvcreinsbevollmächtigtcn in Hannover erloschen sei. Der Abg. v. Dicst beantragt, daß das Mandat nicht sür erloschen erklärt werde, und das Haus beschließt in diesem Sinne durch Vereinigung der Streng- und Freiconservativen mit der süddeutschen Fraktion. In gleicher Richtung hatte sich der Präsident Delbrück ausgesprochen, anderer Meinung, jedoch in der Min derheit bleibend, waren die bayrischen Nationallibera len Erhard und Vr. Völk, letzterer war Referent. — Hierauf kommt man zur Specialberathung des Zucker- steuergesetzes. §1 bestimmt, daß die Steuer vom inländischen Rübenzucker mit 8 Groschen vom Zoll- centner der zur Zuckcrbcreitung bestimmten rohen Rü ben erhoben, rcsp. von 7'/L Sgr. dahin erhöht werde. In der Debatte über Z 1 befürwortet v. Hagle die Steuercrhöhung, 7>r. Robhirt (Laden) bekämpft sie, ebenso Abg. Sombart (Magdeburger Zuckerfabrikant). Mehrere An gaben desselben werden durch den ZollbundeScommisiar Scheele widerlegt; Aby. Güler v. Ravensburg beantragt, die Ein führung der Zuckersleuererhöbung erst am I. September 1«70, statt am gleichen Datum des lausenden Jahres, eintreten zu lasten- Abg. v. Hennig erkennt die Rothwendigkeit an, da die Zolleiunahmcausfälle insolge der Tarisvorlagcn über i Million betragen, durch Eompensationen Ersatz zu schaffen. Nachvem das Petroleum abgelehnt sei, müsse der Zucker be steuert werden. Er eigne sich hierzu an und sür sich bester, als Petroleum. Die Zuckerindustrie könne diese Erhöhung aver ganz gut ertragen, denn eine Industrie, welche den ganzen Markt ausschließlich beherrsche, die Concur>enz der Franzosen, welche die Fabrikatstcuer lmben, ertrage unv nach England 800,000 Centner aussühre, um daselbst dem indischen Zucker Concurrenz zu machen, eine solche sei lebcnssähig genug, um sich in ihrem Aufschwünge nicht durch eine Mchrstcuer von zL Sgr. hemmen zu lasten. In der Abstimmung wird zunächst gegen den Abg. v. Göler der Termin der Einführung des Zuckerstcuer- gcsetzes nach dem Vorschläge der Vorlage auf den I.Sep, FeuMeton. K. Hoftheater. Donnerstag, den 17. Juni, debütirte Herr Hanstein vom Hoftheater zu St. Petersburg als Cäsar in „Donna Diana". Der junge Künstler ist bereits bei seinem Gastspiel im April als eine beachtenswerthe Kraft bezeichnet wor den, welche sich durch ein intillegentes Allgemeinver- ständniß der Rolle, durch Wohlklang des Organs und durch eine gewisse noble Haltung im Spiel als bil dungswürdig erweist. Der Mangel unsers gegenwär tigen deutschen Theaters an jugendlichen Liebhabern von nur einigem Talent und die lockere naturalistische Schulung derselben hat strenge Ansprüche schon lange verstummen gemacht. Je ökonomischer und feiner im poetischen Schliff eine Rolle ist, je mehr darin ein mächtige- Fluthen der Leidenschaft in die Fesseln der Form, ja sogar der Ver stellungskunst eingedämmt wird, je ungünstiger ist sie für den strebsamen, pathetischen Anfänger, dem Nichts schwieriger fällt, als rin fortwährender Wechsel von Stimmungen und Färbungen, obgleich er gerade für dergleichen viel Neigung verspürt. Diese Stimmungen und Färbungen müssen durch die gezwungene Selbst beherrschung wie durch eine transparente Maskenhülle hindurchschetnrn. Für den Zuschauer bleiben sie der psychische Rapport, für den Mitspielrnden dürfen sie die beabsichtigte Täuschung nicht in Frage stellen. Herr Hanstein ist ein solcher strebsamer, aber noch mit dem declamatorischen Pathos kämpfender Anfänger und der Cäsar eine jener höchst schwierigen Partien. Bor allen Dingen muß da- Publicum daran glauben können, daß dieser feurige Anbeter nicht nur Perin- aelebriger Schüler, sondern ein junger Mann von sublimen Grtste-gaben ist, dem in den bewegtesten Mo ¬ menten eine geniale Erfindungskraft zu Gebote steht. Ohne diesen überzeugenden Gehalt bleibt die Dichtung ein sehr unnatürliches, in der Luft schwebendes Experiment. Und gerade die Erfüllung dieser Aufgabe, welche Herr Hanstein gestern schuldig blieb, fällt für den Anfänger am schwersten, da derselbe gewöhnlich viel zu viel spielt, die Augen zu unstät und aufgeregt fragend umhcr- rollen läßt, den Mund bei der Rede viel zu voll nimmt, um den feinen psychischen Ausdruck treffen, einen Mann von Geist und Ueberlegenheit verrathen zu können. Hierzu gehört für den Künstler nicht nur reifere Her anbildung, sondern auch Beherrschung und Mäßigung seiner Mittel. Herr Hanstein wird zunächst die Kunst der Rede in Angriff nehmen müssen. Er wechselt den Ton an Stellen, wo es vielmehr nur auf ruhiges Halten des selben ankommt, und gern würde ich sagen, er spricht im Forte zu stark und im Piano zu schwach, wenn er nicht das Piano oft dahin verlegte, wo gar keins sein darf. Hier erscheint es als jene Tonlosigkeit, welche häufig durch die üble Gewohnheit des zu seltenen Athem- nehmenS entsteht. Oft und nur einen halben Athemzug zu nehmen, ist eine Grundregel deS Vortrags. Der stoßende Tonanschlag wird sich mehr und mehr ver lieren, wenn eS der junge Künstler gelernt hat, in den geeigneten Momenten anschwellrnder Gefühlsregun gen aus der men« voc« ein crevceacko der Rede mit einer wohlklingendern Strömung deS Klanges aufstet- gen zu lasten. Fräulein Ulrich spielte die Donna-Diana in be kannter Weise sehr wirkung-reich und mit voller Hin gabe ihrer Kraft. Herrn Jauner habe ich in der gestrigen Darstel lung de- Prrin von so vortheilhafter Sette wie bis her in klassischen Rollen noch niemals kennen gelernt. Seine Auffassung ist so lebendig frisch als die Aus führung belebt, und vor allen Dingen sind beide höchst natürlich. Der von reichem wohlverdienten Beifall be lohnte Künstler hat viele der interessantesten und witzig sten Strophen mit einer Leichtigkeit und Durchsichtig keit der Rede accentuirt, wie sie in der heutigen Schau spielkunst nur den intelligentesten und gewandtesten Sprechern zu gelingen Pflegt. Das kecke Spiel paßte sich diesen trefflichen Wirkungen maßvoll an. Otto Banck. -j- Bildende Kunst. Die Zahl der bisher zur in ternationalen Kunstausstellung in München an gemeldeten Objecte beträgt bayerschen Blättern zufolge: aus Berlin 200, aus Wien 200, aus Düsseldorf 75, aus Stuttgart 70, aus Karlsruhe 70, aus Frankfurt 30, aus andern preußischen Städten 20, aus Prag 20, aus Holland 36, aus Belgien 60, aus Paris 120, aus Italien 140, darunter 96 größere plastische Werke, auS England 12, aus Amerika 6, aus Hamburg und Bremen 50. Unter den mitgethetlten Zahlen sind die architektonischen Entwürfe nicht mit inbegriffen, wohl aber die Kupferstiche. Die Plastik wird im Ganzen durch etwa 220 Geaenstände, somit weitaus stärker als je auf einer der fruhern Ausstellungen in Deutschland vertreten sein. Der Gesammtwerth der angemeldeten Objecte wird beiläufig auf eine und eine halbe Million Gulden angeschlagen und hiernach gegen Brandschaden versichert werden. Ferner schreibt man aus München: In diesem Monate sind es 25 Jahre geworden, seit der Inspektor der königl. Erzgteßerei, Ferdinand v. Miller, die oberste Leitung dieser Anstalt an der Stelle seine- im März 1844 verstorbenen Oheims Sttglmairr angetreten hat. Die außerordentliche THL- tigkrit dieses Manne- und der über die ganze Erde verbreitete Ruf der Anstalt sind bekannt; dennoch wird cs überraschen, wenn man hört, daß innerhalb dieser 25 Jahre 112 Statuen, die meisten weit über Lebens größe, viele kolossale, und die Bavaria als Koloß ge gossen worden sind; ferner 5 kolossale Neiterstatuen, darunter die des Königs Ludwig mit 2 Sieben- und 4 alle gorischen Figuren; 5 Brunnen mit je 5, 9 auch mit 15 Fi guren ; die Bavaria mit dem Viergespann der Löwen auf dem Siegesthor in München; dazu die großen Erz- thüren der Glyptothek, des Kunstausstellungsgebäudes, der Ruhmeshalle, der Befreiungshalle, der Walhalla, sowie d.s Capitols in Washington; ferner der eherne Obelisk und das Grabdenkmal des Königs Maximi lian II. Die Mehrzahl dieser Arbeiten ist für Europa ausgeführt worden, sehr viele für München und na mentlich im Auftrage König Ludwig's I.; dann für Städte in Bayern: sür Landshut, Augsburg, Bay reuth, Dinkelsbühl, Braunau, Regensburg, Bamberg, Würzburg, Lindau; alsdann im übrigen Deutschland: für Stuttgart, Weingarten, Darmstadt, Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim, Weimar, Frankfurt a. M., Koburg, Aachen, Bremen, Wien, Salzburg, Fran zensbad, Prag, Liboch in Böhmen; in Ungarn für Pesth und Debreczin; in der Schweiz für Bern; wei ter in andern Ländern: in Schweden für Norrküping, Gothcnborg, Lund, Helsingfors; in Rußland für Odessa; in Italien für Messina; in England für London, Li verpool: in Amerika für Boston, Cincinnati, New- Dork, Hartford, Philadelphia, Carrington, Richmond, Detroit (Michigan), Providence (Rhode-Island); fer ner für Lima, Ciudad-Bolivar (Chile); in Australien für Sydney rc. Unter den Statuen befinden sich allein fünf Schiller- und zwei Goethestatuen, von denen je eine für München auSgeführt worden ist. — Die Fres ken im Altenburger Schlöffe sind jetzt von Professor
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