Volltext Seite (XML)
W»»enlII» «s»emni drei Nummern. VrSnumeroiion«. Drei« 22j Sgr. (; rdlr.) vierttliZdrli», 3 Tblr. sür das ganze Aahr, ohne Er dSbnng, in allen ri>n»n der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man prLnumerirl aus diese- Liieraiur-Blon in Berlin in der Eroedition der AUg. Pr. SlaatS-^eilung (Frj«dri»sftr. Nr. 72); in der Prooin, so wie im AnSlande dei den Wodvöbi. Pofl-Aemiern. Literatur des Auslandes. 110 Berlin, Montag den 13. September 1841 Portugal. Ein Blick aus Portugals Gegenwart auf seine Zukunft. Um der Herrschaft Dom Miguel'S über Portugal endlich ein Ziel zu setzen, betrat Dom Pedro im Jahre I83l den Europäischen Boden und übernahm den Oberbefehl über die Truppen der Königin, seiner Tochter. Aber die innere Zerrüttung des Landes, der Kampf der Parteien unter einander und der Mangel jedes energischen Strebens zu gemeinsamem Zwecke erschwerten die Ausführung seiner Wünsche. Schon nach der gewonnenen Schlacht bei Ponte-Fereira wurde die Armee der Königin, ohne Kavallerie, ohne Munition, ohne Bekleidung, genöthigt, sich zurückznziehen. Der Herzog von Palmella rettete noch einmal die Sache der Königin. Es gelang ihm mit Mendizabal, eine Anleihe in London abzuschließen; er ver stärkte die Flotte durch ein Schiff, dreihundert Matrosen und den Eommodore Napier, testen Name in neuerer Zeit Europa viel be schäftigt hat, und kam unerwartet in Porto mit sechs Dampfschiffen, Kleidern, Schuhen, Munition und Geld an. Der Herzog von Terceira wandte sich darauf nach Algarbien gegen den Vicomte de Mollelos, während der Commodore Napier-Per Miguelistischen Flotte beim Kap St. Vincent eine gänzliche Niederlage beibrachte. Auch gelang es dem Herzoge von Terceira, Lissabon selbst einzunehmen. Indessen war die Miguelistischc Arm;c untek bas Kommando des Herrn von Bourmont gekommen; er versuchte vergeblich, Porto zu erstürmen und Lissabon, welches während der Zeil gehörig befestigt worden, wieder einzunehmen, war ihm ebenfalls unmöglich. Rach zwei blutigen Schlachten mußte die Miguelistische Armee sich nach Sant- arem zurückziehen, in welcher Stellung sie sich fast ein Jahr lang erhielt. Drese Stellung war jedoch der Art, daß ver Marschall Saldanha, welcher damals die constitutionelle Armee befehligte, nicht eine einzige Bewegung machen konnte, ohne Lissabon ungedeckt zu lassen. Endlich mit dem Beginn des Jahres 1834 bedrohte der Herzog von Terceira, welcher von Norden kam, den Rücken der Miguelistischen Armee, und der Spanische General Rodil, kraft des Traktats der Quadrupel-Allianz, betrat Portugal in der Provinz Beira. Dom Miguel zog sich darauf nach Evora zurück, und unterzeichnete in dieser Stadt, am 2V. Mai, einen Vertrag, durch welchen er sich verpflichtete, Portugal innerhalb vierzehn Tagen zu verlassen und künftig nie mehr den Versuch zu machen, die Ruhe des Reichs zu stören. Mit dem glücklichen Erfolge der Waffen Dom Pevro'S wurve die im Jahre 182<l von ihm bewilligte Charte aufs neue eingeführt. Sie ist säst durchweg die Französische Charte von 183», nur daß die Pairie erblich ist und die Wahl mit zwei Graden eine fast allgemeine Abstimmung zur Grundlage hat. Diese Constitution wurde während Dom Pedro's Regierung nicht wirklich auSgefübrt; dic Umstände ge boten vielleicht damals ein diktatorisches Regiment. So lange dieser Fürst lebte, hielt der Einfluß seiner Persönlichkeit nnd der Glanz des eben gefeierten Triumphes seine Macht aufrecht, und Alle mußten sich im Grunde sehr glücklich schätzen, die Einen, daß sie von dem Schrecken, welcher sie betroffen hatte, befreit wurden, die Anderen, daß ihren Attentaten keine blutige Reaction folgte. Kein politisches Schaffst wurde errichtet; das hat den Erfolg der Constitutionellen als gesetzmäßig und edel erscheinen lassen und den Triumph ihres Chefs geehrt. Dieser beging jedoch unglücklicherweise Fehler, deren Folgen sich lange fühlbar machen werden. Dom Pedro war ein Mensch von eigenthümlichem Charakter; er hatte wenigstens eine Eigenschaft, welche ihn über viele seiner Vorfahren stellt, nämlich die, daß er nach Ruhm strebte. Vielleicht liebte er ihn mehr als er ihn kannte, und sein leidenschaftlicher Eifer für Neuerungen war nicht immer glücklich. Er unternahm eine völlige Zusammcnstoppe- lung aus der Gesetzgebung des Alterthums und mischte alle politische, finanzielle und bürgerliche Gesetze unter einander. Während der Session zu Porto sah man jeden Morgen einige Bruchstücke der Gerichtsordnung oder des CivilrechtS von der Composition dcS Fürsten erscheinen, welche zuletzt, ohne daß Jemand es merkte, die neuen Gesetze des Reiches bildeten. Alle richterliche, administrative und Zinanz-Gawalten wurden über den Haufen geworfen, und man ver änderte sogar die Namen der obrigkeitlichen Stellen, eine Verwir rung, welche ungemein die Käuflichkeit der Richter, diese tiefe und unheilbare Wunde ver Halbinsel, begünstigte. WaS das Volk be trifft, so fühlte dieses nur die Regung des Staunens und der Bc° sorgniß. Diese unerwarteten Neuerungen wurden weder beifällig ausgenommen, noch begriffen, und kein gediegenes National-Jntereffe ersetzte den Einfluß der besitzlosen Klaffen. Doch wäre eS ein Jrr- thum, zu glauben, daß diese bedeutenden Verwirrungen die Bewe gungen Herbeigeführt haben, welche bald nachher ausbrachen. Sie hatten nur den Körper der Nation berührt, das heißt, an einer trägen Masse gerüttelt. In Portugal erschlafft das Gefühl fürs Allgemeine, wenn es erstickt wird; Alles überläßt sich der Tyätigkeit inblvtvueUer Interessen, und man kann sagen, daß dic Besiegten auf- gchörl haben zu eristiren. Dom Pedro konnte selbst ohne Gefahr die Streitigkeiten mit dem heiligen Stuhl wieder ausnchmen. Dies« Macht hatte zahlreiche Schwierigkeiten erhoben; sie sammelte sie be gierig als Mittel zum Bruch, und auf einmal, mitten in ihrer Orthovorie, sand sich die Kirche Portugals von der zu Rom ge schieden. Die Folgen dieses SchiSma'S hatten wenig Bedeutung; kaum, daß die frommen Seelen sich darüber bekümmerten; dies war nur ein Schleier mehr auf die dunkle Nacht geworfen. In Portugal hängt die Beständigkeit nnd die Ordnung einzig von den Persönlichkeiten ab. Das Chaos ist so vollkommen, die Zerrüttung ist so tief und frisch, daß, welches auch die Form der Regierung und der Name, mit dem sie sich schmückt, sepn mag, di« Herrschaft der Willkür doch nie unterbrochen wird. Auch muß man bei allen Revolutionen dieses Landes die Zusammensetzung der Par teien betrachten, ehe man auf die Fahnen sieht, unter welchen sie sich rangiren. Da, wo das Gesetz nie gehandhabt wird, ist die Berück sichtigung der Beamten viel wichtiger, als die der Gesetzgebung. Auf ver Halbinsel handelt eS sich unglücklicherweise immer nur um Hofstetten, Titel und Aemter, das heißt, um Eitelkeit und Geld. Die fühlbarsten Fehler Dom Pedro's, eines Schülers des Marant» von Pombal, dessen Geschichte er mehr bewunderte als kannte, eines eben so herrschsüchtigcn als dic Glcichhcit herstcllcndcn und revolu- tionairen Fürstcn, waren im Ganzen mehr auf Personen bezüglich. Er verstieß obnc Unterschied alle Miguelisten, selbst die Menschen ohne Thatkraft, ein nothwendiges Gefolge jeder Macht, welche nur demüthig den Kopf unter das Joch gebeugt hatten. Weit entfernt, zu verfuchen, sic an das neue Regiment zu fesseln, entfernte er sie vielmehr von seiner Regierung, und trieb sic aus dem Palast, wenn sie kamen, ihm zu dem glücklichen Erfolge seiner Waffen Glück zu wünschen. Ein größeres Unrecht war eS und von unmittelbarcn Folgen, daß er sich mitten in seiner eigenen Partei isolirte. Diese bestand aus Männern, deren Grundsätze nicht homogen waren, ein Umstand, der an sich wenig Bedeutung hat, aber, was wichtiges ist, deren liberaler Ursprung nicht derselbe war. Um in einem von Natnr absolutistischen Lande, mit isol-rtcn Menschen, mit Trümmern und Fractionen von Verbannten, eine Partei zu bilden, welche fähig ist, mit Erfolg gegen mönchische Leidenschaften und alte Privilegien anzukämpsen; um eine Armee der Freiheit, unabhängig vom Volke, zu schaffen, mußte erst eine Reihe von Kämpfen, Siegen, Unter drückungen und vielen der Politik fremden Umständen eine große Anzahl Menschen zu einer gemeinsamen Opposition gegen die aposto lischen Grundsätze, gegen die Anführer dieser Partei und ihren Fürsten, vereinigen. Die Legitimität vereinigte sie alle und ver mischte sie unter ihrer Fahne. Unter den Constitutionellen zählte man viele Arbeiter der eilften Stunde; die Freunde, die Vertraute» Johann'S VI., hatten zugleich gegen seine beiden Söhne gestritten, gegen den Kaiser Dom Pedro in Brasilien und gegen den Infante» Dom Miguel in Lissabon. Sic wurden die Führer der Auswande rung, ihre Stärke und ihr Schmuck. Aber Dom Pedro gestand ihnen immer nur ein erzwungenes Vertrauen zu, nicht mehr als jungen Revolutionairs. Seine Neigung richtete sich ausschließlich auf Männer, welche, der Mehrzahl nach, Minister zur Zeit der Rc- volutio» von 182», den heftigen Angriffen des aktivsten und dcter- minirtcsten ThcilcS der revolutionaircn Partei auSgcsetzt gewesen waren. Nicht sehr bedeutend durch sich selbst, hatten sic jedoch hohe Aemter bekleidet und so das besondere Vertrauen dcs durch tue Macht despotisch gewordenen Demokraten crlangt. Mehr als alle Anderen erregten sic den Haß der Miguelisten, flößte» den craltirlcn Liberalen rücksichtsloseren Eifer ein, und doch gehörten sic nicht zu den Gemäßigten. So war, den 24. September 1834, als Dom Pedro wenige Monate nach seinem Triumphe starb, Portugals Zukunft kcineswegeS gesichert. Dom Miguel war besiegt worden, Madeira und alle an dere Portugiesische Besitzungen hallen die Königin mit Freuden an erkannt. Frankreich, England und Spanien waren cngc Bcrbündcle Portugals und der Traklat der Quadrupel-Allianz garantirtc das