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83. Jahrgimz. ^ «. vezugSgehühr Mr Lr«»- d»» d«t u>o>t« ,»«i. in»It,»r.-ju!r>>a>,n,,a» ^«IM- und Moilwg«» „ur «tnmaN 2 k>0 Mk., durch »u«i»ür«>-r «om- m>II>»ichr« S.d« Wik. «»> »inmaiiger Nu- kiellung durch dl» Volk UM.n>on»r>«sl«dgeld>. rte den Leien, »»!> Dredden u. Uniqebung am Tug« «urlier »u- gestelllen Adrnd-Aue- ,ade>> erhullendteau«- w-Nijien Bezieh,r mit d«r Margen <!>u«aate »ulaminen jugefteill. Flachdruck nur inli deuc- lrcher Quellenangabe c.TreSd. Rachr.1 ,u- lälsig. — Unverlangt« ikianullrwte werden nicht anfbewahrt. Mittwoch, 6. Januar 1909. KegvLrr^Hel 18SEZ Druck und Verlag von kiepsch äc Reichardt in Dresden. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: Nr. 11 und 2t)S<l. Lobvok L Vo. lloüisksrcmtou 8r- «Laz. ck. Lövixs v Laekssu. VLoeolaaen, Vavsos V6886rl8. Liurvlverlcrul: Vielen. Ktuurlt 2. Bnzeigeu-Tarif Annahme von Lntüna dtaunüea di» uachm. N Uhr, Sanuura» nur Marienftrav« 38 vou ri bis '/,1 Uhr. Lie UNwaMa, Wrundlctte <ca. 8 Hüben) 2L Pf.. Familien NaLrich^i uu« Dresden 20 Pi <A«tchaitL-Lnieigeu uuf brr Prtoalseite LN Pf.; die zweifpau ^rtie a. T-xiteti« 00 P,. - In Nummern nach Sonn u Feiertagen die einjvaürge Otrund« eeile 80P1..aufPrtver, feue 40 Pf., Aalutt«e.l- Nachrichten a. Lresdcn die Grund,eile 2SPf. — Lluswantge Aufträge ,»ur gegen Voraustx. Zahlung. — Iede-z legvlau koflet 10 Pf. Hauptgeschästüftelle: Marirnstraße :ttf 40. »Uw zmiiillv ililiisulldliuj» WM« A grüstite v.rod cksm Original riobtigo.Zusvrabl im 1'iroIorFg>oliLlt H los. NevdU LllS 2iHertdsI. 8odlo888trs886 33. E Üau1-Vlv!edervmv irlt-ledt Ooslekr un<1 Uüocio lo dürrer Le»t rvln Mvirs. IViricranw erproOU's unsekN'iUekea Wirtel un^eküno HLUtkr»«f>e, Lommersprnsgen. l-oksrkloelro, treldo tloek«, HauwusLeiiiaxo. blit nuslOkrlieiier .Invoisuni; 1 >lr»rlc, dvi iÜlvsemiunZ von 1.30 >lurk trnvko. V« >»oL >>„«» H>i»»n«8r « .vo. » vv«» »»» »»»., ooov so. . I>l08ilon, : —— teirmitrei' Nkeiier Li», Ur»UKLwtwk»»»L»HL» 4 *. »^w«c»ul«t cibutsLiNLi^ Si'netibsnüLl' uni! I-eidbinlien 80N'i6 »IIs 80N8ti^6ll Lancka^sn u. Artikel ^ur Xranlivnsiilo^s emplieliit v arl Weaüsekuekr LtLbttrremeat §1l'llV88ll'S88e 11. Mer- oitrgo Lesov. Mutmabliche Witterung: Kühler, veränderlich. Gestern erfolgte im Dresdner Nathans die Einweisung der neu- bez. wiedergewählten Stad träte. Die konservative wie die nationalliberale Fraktion der Zweiten Kammer hielten gestern Sitzungen ab bez. der W ahl - > e ch t s f r a g e. La ndtagsab geordneter Goltzsch lkonsZ ist ge storben. Gestern fand die Verhandlung des Dresdner Spar- und Bauvereins und Landgerichtsdirektors Dr. Becker gegen den Nedakteur der „Dresdner Bürgcrzeitung" Gräuell und den Syndikus des Allgemeinen Hausbesitzervereins Rechts anwalt Kohl mann wegen Beleidigung und unlauteren Wettbewerbs statt. Die Dresdner Liedertafel feiert heute ihr ^jäh riges Bestehen. Das Automobil des Groszherzogs von Mecklen burg-Schwerin fuhr bei Altrahlstedt gegen eine geschlossene Schranke und wurde zertrümmert: der Grotzherzog blieb un verletzt. Im Erdbebengebiet erfolgten gestern neue Erdstötze. Zwischen England und Frankreich sollen Meinungsverschie denheiten über die Lösung der Krctafrage bestehen. Ich will Frieden haben mit meinem Volle. Am NeujahrStage ist in der Schlotzkapcllc zu Berlin über diesen Text gepredigt wurden, u»t» da. wie bei allen besonders feierlichen Anlässen, so auch hier, der Text der Predigt vom Kaiser selbst ansgewahlt wurden ist, darf man darin wohl mit Recht ein v e r h e i st u n g s v v l l c s Symbol für die Znkunst sehen. Tie Nvocmbcr- stürme des vergangenen Jahres, wo sich eine ganze Nation mit ihrem Kaiser anseinandersestte, sind vorübergerauscht; sie haben Segen gebracht, denn sic haben hüben nnd drüben Klarheit gcsckasscn über das, was nns not tut, über das, was sein und ivas nicht sein soll. Tie Gefahr lag aber nahe, dast sich bei Williclm ll. Verbitterung ansammeln konnte, die dann gewissenlose» Häslinge» leicht die Mög lichkeit reaktionärer Einflüsterungen gewährt hätte. Schon tauchten in den letzten Wochen derartige Gerüchte aus, die, wenn sic wahr gewesen wären, ein chronisches Misstrauen zwischen Kaiser und Volk geschallen hätten, ein Zustand, den uns nur unsere ärgsten Feinde an den -Hals wünschen können. Nun ist es Gott sei Tank mit diesem Kamarilla spuk ein für alle mal zu Ende! Wenn cs noch eines Be weises auster der Kundgebung im .Meichöanzctger" bedurft hätte, um zu zeigen, dast cs Wilhelm N. heiliger Ernst damit ist, künstigbin dem einmütigen Willen der Nation mehr als bisher Rechnung zu tragen, so ist es das vom Kaiser selbst geiEUtc Prcöigtwort am Ncujghrstagc: »Ich will Frieden haben mit meinem Volke." Es zeigt, dast der Kaiser keinen Groll über die an ihm geübte November- Iritik mehr hegt, sie vielmehr trotz mancher Uebercreibun- gen in ihrem Kern als berechtigt empfindet. Er hat nach starken inneren Kämpfen das seelische Gleichgewicht des Mannes wicdcrgcsnnden, der sich bewustt ist. stets das Beste für sein Volk gewollt zu haben, ohne jedoch immer in den Mitteln und Wegen das Richtige zu treffen. Ttcsc Erkenntnis ist auch dann schon eine Bürgschaft für ein neues besseres Verhältnis Zwischen Kaiser und Volk, wenn man gleich an der Möglichkeit zweifelt, dast Wesen und Individualität eines Fünfzigers sich plötzlich von Grund ans ändern. Taö ist aber auch weder nötig, noch märe es für Deutschland vorteilhaft: nicht die kräftige aktive Eigenart unseres Kaisers sdie »ns in zäher Arbeit zu einer starken Flotte vcrhvlfe» liatl, nicht seine geistige Regsamkeit sdie so viel Anregungen aus allen Gebieten deS öffentlichen Lebens misgcstrent hat) haben an sich die Krise verschuldet, sondern die Art und Weise, wie der Kaiser seine impulsiven Geistes- und Eharakteranlagcn betätigte. Dast Fehler nur die Kehrseiten der Tugenden sind, kann man recht an Wilhelm H. und seinem Entwicklungsgänge als Herrscher erkennen. Man möchte kaum eine seiner persön lichen Eigenschaften missen, nur die Selbstdisziplin fehlte bisher dieser reichen Natur: jene strenge Selbsterkenntnis und Selbstbcschränkung, ohne die gerade die vielseitigst bcon- lagtcn Menschen aus Irrwege geraten müssen. WaS i>st eS dc-nn im Grunde geivesen. das so viel Erbitte rung sich im Volke hat cmsammcln lasten? Das mon archische Pflichtgefühl Wilhelms H. steht turmhoch über jeden Zweifel erhaben: seine Liebe zu Volk und Reich darf als unbestritten gelten. Woher konnte es da überhaupt zur Krise kommen? In erster Linie hat das gesteigerte Selbst bewusstsein des Kaisers dazu beigetragen, ein Selbstbewusst sein, das sich im Vollgefühl überragender Intelligenz an Kraft unerschöpflich glaubte, die Achtung vor der Arbeit der verantwortlichen Männer allmählich verlor nnd auch gut gemeinte Kritik vst brüsk von sich mies. Von höfischen Schmeichlern schlau genährt, musste dieses menschlich begreif liche Selbstbewusstsein sich allmählich zu einer gefährlichen S c l b st ü b c r > ch ä tz u n g und zu einem persönlichen Regi ment answachsen, daS sich in mystische Legionen verlor, über denen als Transparent eine Art unfehlbaren Gottes- gnadcntnms schwebte. „Herrlichen Zeiten führe ich Euch entgegen", so begann diese Aera, und nach zioei Jahrzehn ten endete sie natnrgemäst mii einer Katastrophe, mit einem Fiasko besonders auf dem Gebiete der auswärtigen Politik. Nicht minder hat inan denn Kaiser seine fast nervös an mutende U c b e r g c s ch ä s t i g k c i t verdacht, die zu einem Regieren im Umherziehen wurde. Mit Automobil, Eisenbahn oder Schiff zuckte Wilhelm II. förmlich durch die Welt, bald da-, bald dorthin, durch Telephon nnd Telegraph regierend, oft selbst für de» Reichskanzler monatelang nickst persön lich erreichbar. Mit Bedenke» beobachtete man in Deutsch land diese Entwicklung der Dinge, aber die leise warnen den Stimmen wurden nicht eher gehört, als bis die Explo sion erfolgte. Und noch ein Drittes kam hinzu, was man Wilhelm II. vielleicht am stärksten verübelt hat: sein oft herausforderndes Auftreten in dcrOessentlich- kcit mit Worten und Handlungen, die keinem nützten, wohl aber viel böses Blut machten. Es sollen hier nicht alte Beschwerden wieder aufgewärmt wer den, aber so viel ist sicher, daß — soll cs besser werden — man vom Kaiser zu allererst fortan größere Zurück haltung in der Oesfentlichkcit wünscht. Kaiierworte müssen wieder etwas Rares werden in Deutschland, denn nur so können sie au Kurswert gewinnen und, wenn einmal nötig, mit der ganzen Wucht wirten: Kaisermortc müssen wieder unparteiisch und ans goldener Wage abgewogen werde», denn ein Herrscher dar? <unbeschadet seiner wohlerwogenen eigenen Meinung) nicht öffentlich in die Niederungen des Parteikamvfes hcrab- stcigen: kurzum, der Kaiser soll sich in der Ocsscntlichkeit möglichst nur mit offiziellen Bekleidungsstücken angetan zeigen. Geschieht das, so wird der Kaiser Frieden mit seinem Volke haben, das trotz allem und noch immer von felsenfester monarchischer Gosinnung beseelt ist. weil Herz uirü Kopf dabei in Harmonie sind. Ter Kaiser Hätte die Auslastung im „ReichSanzeiger" ebensowenig gebilligt, wie er den symbolischen NeujaHrs- prodigttext ansgowählt Hätte, wann er nicht von dem uner schütterlichen Willen boieeit wäre, dem deutschen Volle ont- gogenzuckommeii und das bischerige persönliche Regiment mit seinem ganzen Drum und Dran aufzugcbcn. Daran w o l l e n w i r g l a u b c n. s o l a n g e n i ch t d a s G e g e n- t«il bewiesen, denn das deutsche Voll muh dem Kaiser nun auch entgegenkommen, ivenn unsere innenpolitischen Zustände wieder ganz genesen sollen: auch das deutsche Volk muß nun Vergangenes vergangen sein bissen und dem Kaiser» der zuerst die Hand zum Frieden öorgeboten hat, auch die seine ohne Misstrauen, das beleidigend wäre, ent- gogenftrecken. Die deutsche Nation hat dazu um so mehr Anlaß, als sie ja an der Katastrophe durchaus nicht unbe teiligt war. -Hätte man in der Oejsent.lichkcit gerade in den zweifellos patriotisch und monarchisch gesinnten Kreisen die Stimme mit gehörigem Freimut und Nachdruck -bei zeiten erhoben, wäre es vielilcicht gar nicht so weit ge kommen, wie es leider geschehen ist. Aber ums Hgbrin mir die zwanzig Jahre erleben müssen? -HurralxstriotiönniS, byzantinisches Wesen und blinden Optimismus! Das hat sich bitter gerächt und ist auf das üppige Empormuchern des persönlichen Regiments nicht ohne Einfluß geblieben. Also auch das deutsche Volk gelobe am Anfang des neuen Jahres: Ich will ehrlichen Frieden machen mit dem Kaiser und auch an die eigene Brust schlagen. Wilhelm II. lgt gezeigt, daß er im innersten Grunde feines Wesens fern ab von dem ihm angedichteten Cäsarentum und in kriti schen Tagen nicht unbelehrbar ist, was man Fürsten nicht immer nachvühmcn kann, denn eS ist schon oft ihr Unglück gewesen, daß sie die Wahrheit .nicht vertragen konnten. Wilhelm II. hat sie in schicksalsschwerer Stunde ertragen und die Konsequenzen daraus gezogen. Siegen dos per sönliche Regiment richtet« sich bi« Bewegung, die zu »er Kundgebung vom 17. November führte. Seitdem ist eS still geworden. Der -Herrscher -hat sich der Qossentlichteit. mit ganz vereinzelten Ausnahmen, ferngehaltcn. Er Hat bei der Städteordnimgsfeier eine Ansprache unter Verantwort lichtest des Reichskanzlers verlesen: von einer persönlich und politisch gefärbten Rede, die er am Neujahrstage vor den Generalen gehalten hätte, ist dicöncal nichts bekannt geworden. Tie Zusage vom l7. November ist bisher in Erfüllung gegangen. Daß es weiter so bleibe, M um m mehr zu erwarten, wenn fortan jeder Deutsche an feinem Teil dazu beiträgt, einen Rückfall in das glücklich überwundene Stadium z n verhindern. Offene Kritik in allen Stücken, fei es. an wem es wolle, doch mit Maß in der Form, weil Aus wüchse nur dem guten Zweck schaden! Nückgratfcftiqtcit bei allen berufenen Ratgebern der Krone, vor allem Leim Reichskanzler, .der allein die schwere Verantwortung für die innere nnd äußere Reichs-politik vor dem Volke trägt! Arbeit in der Stille, aber kein Rückfall in eine passive Politik, die mit Notwendigkeit zur Stagnation führen müßte! Geschieht das, so ist die Hoffnung berechtigt, daß mit der Krisis zugleich der Gesund» ngsprozeß ein gefetzt hat, »er zu dauerndein gegenseitigen Bcrftändnis, zu dauerndem Frieden zwischen Kaiser und Volk führen wird. Mögen wir auf diesem Wege im neuen Jahr ein gut Stuck vorwärts kommen, dann hat'S um unser« Zu kunft keine Not, nwgen die Los« fallen, wie sie wollen . . . Zur Erdbebenkatastrophe in Süditalien. Rom. sPriv.-Tel.) Heute früh gab es neue Erd stöße. Sie waren bis Bari und Licata wahrnehmbar und brachten mehrere Hausruinen in Messina zum Einsturz. Rom. iPriv.-Tcl.) Tao rm i na hat gleichfalls Ge lb äudefch ad c n erlitten. Deutsche, Engländer und Rüsten l)aben am Bahnhof von Ta">rmina eine Verpflegungsftation für die zahlreich dinärsahrenden Flüchtlinge eingerichtet. Rom. iPriv.-Tel.» Beim Papst sind bis heute an Geldspenden für die Verunglückten 109 OM Lire eingc- trvffe». — Der Fürst vv n Monaco hat bestimmt, daß die mit dem ersten Aussühruugszyklus der Wagnerschen Tctralr>gic erzielten Einnahmen den Verunglückten von Sizilien und Cälabrien zugute kommen sollen. Berlin. iPriv.-Tcl.) Tie Kaiserin envpfing heute den Führer der auf Veraulassuug des Deutschen Hilffskmm tccs »ach Neapel abgehcnden Abordnung des Roten Kreu zes T r. Frau z Eolmers vor feiner Abreise. Dr. Eoi urers isi bereits während des russisch-japanischen Kriege» im Auftrag des deutschen Roten Kreuzes tätig gewesen. In allen Teilen des Reiches sind im Anschluß an -das Deutsche Hilfskomitee Landes-, Provinzial- und Lokal- kvmitccS gebildet worden oder in Bildung begriffen. In TarmstaLt tnitt heute ein Landeskmnitce unter Beteiligung von Negierung und Landständen zur Hilfe für Süditalien rm Anschluß an das Neichskomitee zusammen. Berlin. Der soeben aus Neapel «ingegangene erste schriftliche, vom 1. Januar datierte Bericht des zurzeit wieder vor Messina liegenden Kreuzers „Hertha" bestätigt aus führlich seine telegraphischen Meldungen über seine erste Hilfe leistung, die vornehmlich aus einem Transport von 114 zum größten Teil Schwerverwundeter nach Neapel bestand. Da dem Vernehmen nach für die nächste Zeit genügend Dampfer zum Transport der Flüchtlinge erwartet werden, so werden der „Hertha" hauptsächlich die Arbeiten der Einschiffung und ersten Hilfe bei den Verletzten Zufällen. — Ueber den Verlauf de» Erdbebens und seine Folgen wird noch ausgesührt, daß der Hauptstoß ohne vorherige Ankündigung am 28. Dezember, mor gens gegen 5'4 Uhr. erfolgte und 45 Sekunden dauerte. Er ge nügte, um die ganze Stadt in einen Trümmerhaufen zu ver wandeln. Es erhob sich über der ganzen Stadt eine ungeheure Staubwolke und zugleich brachen an mehreren Stellen Brände aus, von denen der bedeutendste sich in einem am Rathausplaß gelegenen Hause entwickelte. Das Feuer griff von diesem Haus aus auf weitere über, steckte das Hotel „Irinacria" in Brand und sprang van hier aus das Rathaus über, wo es das zu- sammcngestiirzte Innere im Lause des nächsten Tages völlig ver zehrte, wodurch amtliche Urkunden und Archive der Stadl ver nichtet wurden. Bei den Rettungsarbeite» auf dieser Brand stätte beteiligten sich in hervorragender Weise der Kapitän und die Mannschaften des deutschen Bergungsdampfers „Salvator'. Ihr Verhalten erweckte allgemeine Bewunderung, und das um so mehr, als zu jener Zeit andere Hitfe noch nicht zur Stelle war. Es waren nämlich durch den Erdstoß jämtliche Kasernen eingc- stürzt und ein Teil der Truppen darunter begraben. Sämtliche Straßen waren von den cingestürztcn Häusern durch ungeheure Trümmerhaufen erfüllt. Wenn auch sickere Zahlen nicht gegeben werden können, so schätzt man doch die Anzahl der unter den Trümmern Begrabenen auf mindestens 60 000 von 110 000 Ein wohnern. Im Laufe des folgenden Tages fanden fortgesetzt neue heftige Stöße statt, die die Tatkraft oer überlebenden Be völkerung, die sich anfangs an de» Rettungsarbeite» beteiligte, vollständig lähmte, und sic nur mit starrem Entsetzen erfüllte Die Ueberlebcnden leiden Wassermangel, da die Wasserleitungen zerstört sind. Das andauernde Regenwettcr Hot die Lage oer im Freien kampierenden, meist nur dürftig Bekleideten und der Verwundeten weiter verschlimmert. Die Hafenkois haben üch