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Holjenstcmer Tageblatt Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 1v Uhr sowie für Auswärts alle Austräger, desgl. alle Annoncen-Expcditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lngau, HerMdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Ruhdors, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. f. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes z« Hohenstein. " Mittwoch, den 9. September 1896 Nr. 210. 46. Jahrgang. Gemeindekrankenversicherung betr. Gemäß 8 4 Abs. 3 und ß 6a Abs. 1 z. 1 und 3 des Krankenversichcrungsgesetzes werden für die Gemeindekrankenversicherung Hohenstein folgende Bestimmungen erlassen^ 1. Personen, die als freiwillige Mitglieder beitreten wollen, sind vor der Auf nahme von einem der Kassenärzte zu untersuchen und werden, wenn sich dabei eine bereits bestehende Krankheit ergiebt, von der Versicherung zurückgewiesmi. Freiwillige Mitglieder erhalten Krankenunterstützung erst nach Ablauf von sechs Wochen vom Beitritt ab. , - Als Tag des Beitritts gilt der Tag, an dem dem Eintretenden der Ausnahmeschem ausgestellt ist. 2. Versicherten, die die Krankenunterstützung ununterbrochen oder im Laufe von zwölf Monaten für dreizehn Wochen bezogen haben, wird bei Eintritt eines neuen Unter stützungsfalles, sofern dieser durch die gleiche nicht gehobene Krankheitsursache ver anlaßt ist, im Laufe der nächsten zwölf Monate Krankenunterstützung nur Mr die Gesammtdauer von dreizehn Wochen gewährt. Der Ausschuß für Gemeindekrankenversicherung ist jedoch ermächtigt, solchen Kranken bei denen Simulation ausgeschlossen ist, Krankenunterstützung ohne diese Beschränkung zu gewähren. Hohenstein, den 31. August 1896. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Anchsischeo Hohenstein, den 8. September. Auf Folium 92 des Handelsregisters sür die Dörfer des hiesigen Gerichtsbczirks sind die Firma Gebrüder Müller in Oberlungwitz, und als deren Inhaber die Kaufleute Paul Hugo Müller und Ernst Robert Müller, beide in Hohenstein, ein getragen worden. Erledigt hat sich die 12. ständige Lchrcrstelle in Gersdorf (Postort Gersdorf, Bezirk Zwickau) Kollator: Der Gemcinde- rath daselbst. Einkommen: 1100 Mk. Gehalt, der nach der eingesührtcn Gchaltsstafsel bis zum 46. Lebensjahre auf 2150 Mk. steigt, und 150 M8 Wohnungsgeld sür einenunverheiratheten, 250 Mk. sür einen verheiratheten Lehrer. Bewerbungsgesuche mit sämmllichcn Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 27. September d. I. bei dem Gemeindcrathe in Gersdorf cinzurciche». Der Gauverband der erzgebirgischen Gewerbevereine hielt vorgestrigen Sonntag in der alten Bergstadt Schneeberg seinen diesjährigen Verbandstag ab. Bei dieser Gelegenheit war eine Ausstellung von Schülcrzeichnungen der königl gewerblichen Fachzeichenschule und von Erzeugnissen der königl. Klöppelmuster schule veranstaltet worden, die während der Mittagsstunde unter Führung der Herren Director Claus und Inspektor Paufler besichtigt wurde. Später erfolgte ein Rundgang durch die alt ehrwürdige Stadt, wobei auch die Schneeberger Kirche, ein im posanter Bau aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts, besichtigt wurde. Die Kirche fällt auf durch ihre imposante Größe mit ihrem außerordentlich hohen Schiff Es soll dies die größte evangelische Kirche Sachsens sein. Hinter dem hohen Säulen altar befindet sich eine Anzahl bemerkenswerther Grabdenkmäler meist aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Nach 3 Uhr began nen im oberen Saale des Casino die Berathungen. Die aus ca. 70 Personen bestehende Versammlung wurde durch den Vorsitzenden des Gewerbevereins Schneeberg, Herrn Ur. Köhler mit einer Begrüßung eröffnet; daran schloß Herr Bürgermeister vr. von Woydt namens der Stadt einen herzlichen Willkom- mensgruß. Der Gauvorsitzende Herr Edm. Müller-Werdau sprach hierauf den Dank der Versammlung sür die Begrüßung aus und knüpfte daran ein Hoch auf den Förderer von Handel und Gewerbe, Seine Majestät den König Albert. Als stell vertretender Vorsitzender wurde Herr vr. Köhler und als stell vertretender Schriftführer Herr Oberlehrer Seidler gewählt. Gauvcrbands-Schrjftführer ist Herr Neubert-Werdau. Hieraus erhielt Herr Schuldirector Bang-Schneeberg das Wort zu seinem Vortrage über Schule und Leben. Redner betrachtete hierbei besonders die Stellung der Volks- oder Bürgerschule einschließlich der Fortbildungsschule zum gewerblichen Leben und belenchtetc die Aufgaben, die der Schule in diesem Dienste erwachsen; er theilte diese Aufgaben in wirthschaftliche, sociale, politische, nationale und sittlich-religiöse. Die Dienste der Schule bezeichnete Redner theils als indirecte, theils als directe: die ersteren sind solche, die sür alle Lebenskreise gelten, die letzteren solche, welche sich mit der gewerblichen Fachbildung beschäftigen. Besonders wies er hierbei auf die Pflege der Tugenden, die sür einen tüchtigen Geschäftsmann unentbehrlich sind, die Pflege des Körpers rc. hin. In überaus geistvoller und fesselnder Weise führte Redner alsdann die einzelnen Auf gaben nach den angegebenen verschiedenen Richtungen und den Einfluß der Schule auf diesen Gebieten vor Augen. Besonders hob er bei dem Hinweis auf die sittlich-religiösen Ausgaben der Schule die Erziehung des weiblichen Geschlechts hervor, damit dem Meister auch die rechte Meisterin zur Seite stehen könne. Redner schloß mit dem Bemerken, daß der Gewerbestand in seinem Streben nacb weiterer Vervollkommnung die treueste Genossin stets an der Schule haben werde. Der Vortrag fand den lebhaftesten Beifall und dankte die Versammlung dem Redner durch Erheben von den Plätzen. Nach einer kurzen Pause erstattete der Vorsitzende zunächst den Bericht über das verflossene Geschäftsjahr, wobei er Beschwerde darüber erhob, daß ihn der Vorsitzende des sächsischen Landesverbandes wieder holt ohne Antwort gelassen, beziehungsweise daß derselbe die ihm eiugesandten beschlossenen Anträge, betreffend Ausdehnung der Fahrkarten sür Kinder bis zum 14. Lebensjahre, Verlänge rung der Giltigkeitsdauer der Rückfahrkarten bis auf 10 Tage und Einführung der 4. Wagenklasse in allen Personenzügen, nicht zur Ausführung gebracht hätte. Es wurde beschlossen, beim Verbandsvorstande deswegen energisch vorstellig zu werden. Darauf wurde zur Benützung der gestellten Anträge über- gegangc». Der Antrag Werdau, beim Reichspostamt um Er höhung des einfachen Briefgewichts von 15 auf 20 Gramm nachzusuchen, wurde einstimmig angenommen. Der zweite An trag Werdan, betr. die Bekanntgabe des Namens der Inhaber offener Ladengeschäfte, wurde in Rücksicht auf den Entwurf des neuen Handelsgesetzes, welcher diese Angelegenheit in befriedi gender Weise regelt, zurückgezogen. Bezüglich des Antrags Glauchau, den Abstimmungsmodus betr., wurde beschlossen, daß auf je 100 Mitglieder und weniger eines Vereins eine Stimme entfalle. Zum Schlüsse machte der Herr Vorsitzende noch darauf aufmerksam, daß demnächst drei Vereine des Gauverbandes ihr 50jähriges Jubiläum feiern würden, nämlich Zwickau, Crim mitschau und Glauchau. Als Vorort für den nächsten Gauverbandstag der erz gebirgischen Gewerbevereine wurde am Sonntag Oberlung- Witz gewählt. Die öffentliche Versteigerung der in diesem Jahre auszu musternden Dienstpferdc der Kavallerie, Artillerie und des Trains soll Mittoch, 16. September, in Pirna und Königs brück, Donnerstag, 17. September, in Dresden (Garde-Reiter- Rcgiment einschl. Militär-Reit-Anstalt) und in Großenhain, Freitag, 18. September, in Dresden (1. Feld-Artillerie-Regi ment Nr. 12) und in Riesa, Montag, 21. September, in Oschatz, Grimma und Rochlitz, Dienstag, 22. September, in Borna, i Montag, 19. October, Dienstag, 20. October in Dresden (Train- Bataillon Nr. 12) stattfindcn. In Glauchau fand verflossenen Sonnabend und Sonn tag die diesjährige Generalversammlung des Vereins sächsischer Schuldirectoren statt. Die Verhandlungen begannen am Sonn abend Nachmittag 4 Uhr im Theaterlokal mit Erledigung innerer Vereinsangelegenheiten, denen sich dann um 6 Uhr der officielle Theil resp. der 1. Hauptvortrag anschloß. Nach Be grüßung der zahlreich, ca. 1Ö0, erschienenen Vcreinsmitglieder und Ehrengäste durch den 1. Vorsitzenden Herrn Schuldirector Richter-Freiberg und einem von Herrn Bürger meister Brink zum Ausdruck gebrachten herzlichen Willkommen gruß seitens der Stadt Glauchau erhielt das Wort Herr Schul director Czerwenka-Döbeln zu seinem hochinteressanten, fein durchdachten Vortrage über das wichtige Thema: Ist eine Sichtung der Lehrstoffe für den Geschichts-Unterricht nothwcn- dig, und nach welchen Gesichtspunkten hat dieselbe zu geschehen? Nach einer an den Vortrag angeschlossenen sehr eingehenden Debatte wurden die Leitsätze des Vortrages dahin fcstgelegt: 1) die bisherigen Erfolge des Geschichts-Unterrichts weisen auf die Nothwendigkeit einer Sichtung seiner Lehrstoffe hin. 2) Nur diejenigen Lehrstoffe sind für den Geschichts-Unterricht aus- zuwählen, welche alle Interessen der Erkenntniß und derTheil- nahme erregen, insbesondere aber die sittliche Bildung fördern können. 3. Der Geschichts-Unterricht hat in der Volksschule die Geschichte des deutschen Volkes besonders zu betonen, in der einfachen Volksschule sich auf dieselbe zu beschränken. 4. Geschichtliches aus der Heimath ist ebenso wie die Hauptpartien der Geschichte des engeren Vaterlandes dem Lehrgänge zweck mäßig-einzuglicdcrn. Dem eigentlichen Geschichts-Unterricht gehen die schönsten deutschen Sagen voran. Sagenhafte, aber charakteristische Züge dürfen auch dem späteren Geschichts unterrichte nicht fehlen. 5. Politische und kulturgeschichtliche Lehrstoffe sind in möglichst inniger Verbindung darzustellen 6. Die Vorführung sittlicher Musterbilder sichert dem Geschichts unterrichte namentlich seine etische Wirkung. — Den Schluß des Sonnabends bildete dann Abends ein Commers mit Fest- concert des Glauchauer Stadtorchesters, dessen Verlauf allseits hochbefriedigte. Den Sonntag eröffnete ein Morzenconcert in den Gründel-Anlagen dann begaben sich die Festgäste theils auf einen Rundgang durch die Stadt und nähere Umgebung, theils aber auch zur Besichtigung der Haushaltungsschule, der ausgestellten Schülerarbeiten aus dem Handfertigkeits-Unterrichte, der Bransebäder-Anlage und des Schulgartens der I. Bezirks schule. Besonderer Aufmerksamkeit erfreute sich mit Recht auch die mit der Hauptversammlung verbundene Ausstellung von Schul-Lehrmitteln, an der in der Hauptsache und geradezu glänzend die Firmen Fröbelhaus Dresden (A. Müller) und K. Hering-Auerbach i. V. betheiligt waren. Den Schluß der Versammlung bildete von 11-1 Uhr die 2. Vortrngssitzung, der ein höchst ausführlicher, beachtenswerther Vortrag des Herrn Schuldircctor Härtig-Schwarzenberg über das Thema: Die Phonetik und der Volksschullehrer zu Grunde lag. Der Vortrag wird demnächst in der „Sächs. Schulztg." erscheinen, auch wird auf ihn — der Schwierigkeit sofortiger Stellung nahme zu den einzelnen Thesen wegen — im nächsten Jahre znrückgekommcn werden. Als Ort und Zeit der nächsten Tagung wurde Schandau und die Pfingstmoche bestimmt. Ein gemeinschaftliches Festessen, Mittags 1 Uhr, brachte den würdigen Abschluß der diesjährigen Hauptversammlung der verdienst- reichen Vereinigung. In der Familie des Webers Barth, wohnhaft in dem an der Hcinrichsorter Straße einzeln gelegenen, zu Rödlitz bei Lichtenstein gehörigen Hause, sind 3 Personen an Pilzvergiftung erkrankt. Die am Sonntag vom „Colosseum" in Chemnitz aus stattgefundcne LuftbaUvnauffahrt, die letzte in dieser Saison, hatte sich eines sehr zahlreichen Besuches zu erfreuen, trotzdem daß bei Beginn der Füllung der Regen in Strömen herniedcr- goß; später jedoch wurde die Witterung wieder angenehm. Fast vollständige Windstille war eingetreten und freundlicher Sonnen schein verhieß eine glückliche Fahrt. Herr Richard Feller unternahm seine 264. Auffahrt. Welche gewaltige Natur erscheinungen, welche herrliche Bilder sind dem erfahrenen Luft schiffer bereits während seiner zwölfjährigen Laufbahn begegnet. Punkt ^6 Uhr ließ Herr Feller, der den Korbrand bestiegen hatte, das Commando „Los!" erschallen, und majestätisch erhob sich der Ballon mit seinem Insassen in die Lüfte und blieb den Zuschauern lange sichtbar. Wirklich imposant und prachtvoll wurde der Ballon von der Sonne beleuchtet. Der Ballon nahm seinen Cours genau in östlicher Richtung, erreichte eine Höhe von 1805 m bei 9 Grad Wärme. Die Landung ging ohne jeden Unfall glatt bei Oberhermersdorf nach einer 45 Minuten währenden Fahrt von statten. Wohlbehalten traf der Luftschiffer mittelst Geschirrs um 10 Uhr im „Colosseum" in Chemnitz ein, wo Herrn Feller ein freudiger Empfang be reitet wurde Die beiden städtischen Collcgicn in Rotzwein genehmigten einen Vertrag der Schlachthausbancommission mit der dortigen Fleischerinnung, nach welchem letztere bis zum 2. Januar l 898 einen öffentlichen Schlachthoi auf einem der Innung gehörigen, noch nicht bestimmten Grundstücke in Betrieb zu setzen hat. Dieser Tage feierte der Eisenbahnassistent Forbriger in Flöha sein fünfundzwanzigjährigcs Jubiläum als Eisenbahn beamter. Von den Moritzburger Teichen werden zur Ausfischung gelangen der Obcr-Waldtcich bei Volkersdorf am 23. September nid der Mittelteich am 27. nnd 28. October. Damit wird die diesjährige Fischerei beendet sein. Die königl. Amtshauptmannschaft zu Zwickau will nicht leiden, daß ein Einwohner in Reinsdorf seinem Neugebore..cn