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abemukr Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung für WraM Seisersims, Klein- u. tzrnPlsn. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf-, sür aus wärtige Inserenten 15 Ps. Reklamen 20 Ps. Annahme von An zeigen sür alle Zeitungen. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cossmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Nummer 150. Kernsprecher: «Mt L-Uben NSV Sonnabend, den 19. Dezember 1914 Fernsprecher: «Mt Leube« 2120 27. Jahrgang. Neueste Meldungen. < Großes Hauptquartier, 18. Dezember 1914. ? Der Kampf beiNieuPort steht günstig, ist aber noch nicht beendet. Angriffe der Franzosen zwischen Labassee s und A rras sowie beiderseits der Somme scheiterten? unter schweren Verlusten für die Gegner. Allein an der? Somme verloren die Franzosen 1200 Gefangene und? mindestens 1800 Tote. Unsere eigenen Verluste beziffernd sich dort auf noch nicht 2 00 Mann. In den Argonnen - trugen unsere g u t g e l u n g e n e n Angriffe etwa? 750 Gefangene nnd einiges Kriegsgerüt ein. Von? den übrigen Teilen der Westfront sind keine besonderen Er-? eignisse zu melden. ! An der o st- und w e st p r e u ßi s ch e u Grenze ist die Lage unverändert. In Polen folgen wir dem weichenden l Feind. ! Großes Hauptquartier, 17. Dezeptber. i Nördlich NienPort setzten die Franzosen ihre An-? griffe ohne jeden Erfolg fort. Auch bei Zillebeke und? Labassee wurden Angriffe versucht, aber unter sehr starkem Verlusten für den Feind abgewiesen. Die Absicht der Fran- < zosen, bei Soissons eine Brücke über die A isne zu - schlagen, wurde durch unsere Artillerie vereitelt. Oestlich > Reims wurde ein sranzösisches Erdwerk zerstört. Von der o st - und w e st p r e u ß i s ch c n Grenze ist nichts zu melden. Die von den Russen angekündigte Offen sive gegen Schlesienu. Pose n ist völlig znsa in m e n- gebrochen. Die feindlichen Armeen sind in ganz Polen nach hartnäckigen erbitterten Frontalkämpfen zum Rückzug gezwungen worden. Der Feind wird überall verfolgt. Bei den gestrigen u. vorgestrigen Kämpfen in Nordpolen brachte die Tapferkeit w e st p r e u ßi s ch e r und hes sischer Regimenter die Entscheidung. Die Früchte dieser Entscheidung lasten sich zur Zeit noch nicht übersehen. (Amtlich) — Berlin. Teile unserer Hochseestreitkräfte haben einen Vorstoß nach der englis ch en O st k ü st e gemacht und am 16. Dezember früh die beiden befestigten Küstenplätze Scarborough und Hartlepool be t' ch vsse n. Neber den weiteren Verlauf der Unteruehmung können zurzeit noch keine Mitteilungen gemacht werden. Der Chef des Admiralstabes: gez. v. Pohl. — Nach englischen Meldungen sind in Hartlepool über 20 Personen getötet und 80 verwundet worden. Es wurde beträchtlicher Schaden nugerichtet. Der Gasometer brennt. In Scarborough sind 2 Kirchen beschädigt und meh rere Dächer eingestürzt. In Whitby soll die historische Abtei teilweise zerstört sein. Die Bevölkerung flieht in das Innere des Landes. — Aus Dünkirchen wird gemeldet, daß die Verbün deten bei den jüngsten Kämpfen u m Iypern 24 000 Ai a n n in drei Tagen verloren haben. Amtlich. — Berlin, lieber den Vorstoß nach der Ostküste Englands werden nachstehende Einzelheiten be kanntgegeben : Bei Annäherung an die englische Küste wur den unsere Kreuzer bei unsichtigem Wetter durch 4 englische Torpedobootzerstörer erfolglos angegriffen. Ein Zerstörer wurde vernichtet, ein anderer kam in schwer beschädigtem Zu stande aus Sicht. Die Batterien von Hartlepool wurden zum Schweigen gebracht. Der Gasbehälter wurde vernichtet. Mehrere Detonationen und 3 große Brände in der Stadt konnten von Bord aus festgestellt werden. Die Küstenwacht station nnd das Wasserwerk von Scarborough, die Küsten wachtstation und Signalstation von Whitby wurden zerstört. Unsere Schiffe erhielten von den Küstenbatterien einige Treffer, die nur geringen Schaden verursachten. An anderer Stelle wurde noch ein weiterer englischer Torpedoboot zerstörer zum Sinken gebracht. gez. Behncke. (Amtlich.) — Wien. Die letzten Nachrichten lassen nicht mehr zweifeln, daß derWider st a n d der russischen Haupt macht gebrochen ist. Am Südflügel in der mehrtägige n Schlacht bei Limauowa, im Norden von unseren Verbündeten bei Lodz und nunmehr an der Bzura vollständig geschlagen, durch unsere Vorrückung über die Karpathen vom Süden her bedroht, hat der Feind den allgemeinen Rückzug angetreten, den er im Karpathenlande hartnäckig kämpfend zu decken sucht. Hier greifen unsere Truppen auf der Linie Krosno-Zakliczyn an. Auf der übrigen Front ist die Ver folgung im Gange. Aus Nab uns fern. Rabenau, den 18. Dezember 1914. — Sonntag, den 20. Dezember, wird der Post schalter ' beim hiesigen Postamt wie folgt geöffnet sein: Von 8-9 nnd 11 — 12 Uhr vormittags, 2^,-6 Uhr nachmittags; nachmittags nnr Annahme nnd Ausgabe von Paketen. — Die M a u l- nnd Klauenseuche im Königreich Sachsen ist am 15. Dezember in 294 Gemeinden und 471 Gehöften amtlich festgestellt worden. Der Stand am 1. De zember war 253 Gemeinden und 420 Gehöfte. — Aus den Verlnstlisten : Jnf.-Reg. 178 : Gefr. Max Hanfe- Rabenau, gefg. — Franz - Hainsberg, gfg. — Kurze-Grumbach (106), P — Nes,-Jäg.-Bat. 25: Kästner- Somsdorf, so. — Engelmann-Welschhulfe, lv. Nr. 26.: Objäg, Schmidt - Seifersdorf, -fi — Gefr. Mühlc-Welschhufe ?207), vm. — Wie in der letzten Sitzung des Landeskulturrats für das Königreich Sachsen mitgeteilt wurde, ist zur Sicherung des Getreides, der Feimen und der Scheunen gegen Brand stiftung durch ausländische Arbeiter den Landwirten die Bewachung dieser Wertobjekte durch landsturmfreie Deutsche ' empfohlen worden. Die Köngl. Feldzeugmeisterei hat sich auf Ersuchen des Landeskulturrates zur leihweisen Abgabe von Waffen und Munition für diesen Zweck bereit erklärt. — Die Einverleibung von N i e d e r h ä s l i ch in D e:: - beu findet voraussichtlich am 1. Januar 1915 statt, da bis dahin die behördliche Genehmigung zu erwarten ist. —- In der Hausflur der Schule zuKreischä hing an einer Metall kette eine große Blechbüchse vom „Noten Krenz". Dieselbeist ^vorige Woche entwendet worden und wurde jetzt erbrochen stind geleert im Garten des Rittergutes gefunden. — In ^Kreischa brannte nachts das vor zwei Jahren neuerbaute Wohnhaus des Maurers Peukert vollständig nieder. Die im Hause wohnenden kinderreichen Familien konnten nur ihr Leben retten. Menschenleben waren in Gefahr. — Zn der Weihnachtsbescherung für die zur Genesung im Erholungshaus „Dippoldishöhe" nntcrgebrachten Krieger bewilligten die städtischen Kollegien Dippoldiswalde einen Beitrag von 50 Mark. — Der Jäger Willy Michael von Höckendorf, beim 25. Res.-Bataillon, erhielt das Eiserne Krenz. — Aus Bertin wird mitgeteilt: Wegen der ausgedehnten Transporte von Liebesgaben nnd Weihnachtspaketen ist es leider nicht angängig, auch noch Weihnachtsb äume in das Etappen- und Operationsgebiet vorzuführen. Kleine Notizen. — Vor einigen Tagen ist im Walde bei Liebertwolkwitz der bereits in Verwesung über gegangene Kopf einer Frauenleiche gefunden worden. Die Vermutung, daß der Kopf zu den am 18. November bei Cröllwitz gefundenen Leichenteilen einer Frau Alma Bennewitz aus Halle gehört, hat sich nunmehr bestätigt. Leider ist es noch nicht möglich gewesen, des Mörders hab haft zu werden, obwohl auf seine Ermittlung 500 Mk. Be lohnung ausgesetzt worden sind. — Im Kaiser-Wilhelm-Jnstitut inDahlem explo dierte ein Glasgefäß. Der Abtcilnngsvorsteher Professor Sackur wurde durch Glassplitter so schwer verletzt, daß er nur wenige Stunden nach der Katastrophe verstarb. Dem Stellvertreter des Direktors, Professor Jost, wurde die rechte Hand abgerissen. Das Gebäude uud der Arbeitsraum selbst erlitten nur geringen Schaden. Dresden. — In einer Krankenanstalt Dresden-Nord hat sich ein beklagenswerter Unglücksfall zu getragen. Der zwölfjährige Schulknabe Curt Walter Tischer hatte sich an einer im Maschinenraum stehenden Kohlenlori, die sich unerwartet in Bewegung setzte, zu schaffen gemacht. Die Lori raste mit dem Knaben in den Kohlenkeller hinab, wobei dem Unglücklichen der Kopf eingedrückt wurde, so daß sein Tod ans der Stelle eintrat. — Die Dresdner Stadtverordneten bewilligten aus der Anleihe 3 Mill. Mark zu Kriegsunterstätzungen. — König Friedrich August trifft heute Freitag vormittag wieder in Dresden ein; Kronprinz Georg begibt sich Ende dieser oder Anfang nächster Woche wieder ins Feld, — Ueber einen Landsieg unserer Marine berichtet die „Kreuz.-Ztg." ans dem Großen Hauptquartier vom 16. Dezember: Am 11. November hat eine ganze fran zösische Division bei Lombartzyde, nördlich Nieuport, einen Durchbruch versucht. Elf Bataillone Matrosen-Artillerie u. Marine-Infanterie kamen dem Feind? zuvor und gingen im Stnrme, voran ein Marine-Jnfanterie-Bataillon mit ent falteter Fahne, gegen die starke französische Stellung an. Da der Dünensand Gewehre und Maschinengewehre teilweise unverwendbar gemacht hatte, entschied das Bajonett, und nach blutigem Gefechte warfen unsere Sechstausend die 15000 Franzosen in die Flucht. Die Franzosen ließen eine große Masse von Toten und Verwundeten auf dem Schlachtfelde und verloren über 800 Gefangene, darunter viele Offiziere. Der Kriegsberichterstatter der „Kr.-Z." sagt dazu: Für den Heldengeist unserer Offiziere ist es kennzeichnend, daß wir bei 200 Toten 14 Offiziere verloren haben, die in Ostende feierlich bestattet worden sind. Auf die verbündeten Feinde hat dieser Sieg den tiefsten Eindruck gemacht. — Die deutschen Flieger haben auf die Schützengräben der Hindus Aufrufe in Sanskrit herabgeworfen. Die Aufrufe teilen den Hindus die Proklamation des Heiligen Krieges mit. — Zu dein großen Siege Hindenburgs schreibt der Berliner , Lok.-Anz.": Eine ungeheuere Uebermacht hatten die Russen zusammengeballt. Das war nicht eine Armee, nicht paar Armeen, das war alles, was das heilige Rußland zur E nts ch eid u n g im Felde auf die B ein e bringen konnte. Eine ungeheuere Riesenwoge. So wälzte sie sich heran. Hier war die große Offensive in das Herz von Deutschland hinein. Jetzt rollte sie, die Dampfwalze des Zaren, die alles niederwälzen sollte. Knarrend, ächzend, stockend ging sie nur vorwärts. Aber eine Zeitlang ging sie doch wenigstens vorwärts. Es war gute Zeit für die Russen, Franzosen, Engländer, sie konnten von Siegen fabeln, von Siegen träumen — eine Zeitlang. Sie war nur kurz. Was sich dem Riesenheere des Zaren entgegenstemmte, war aus anderem Metall gegossen. Preußen, Hessen, Sachsen, Oester reicher, Ungarn. Hier war aus den Armeen des ein- und des doppelköpfigen Adlers ein Stahlhartes geworden, das sich zurückbog wie Stahl, aber auch wieder vorschnellte wie Stahl — beseelter Stahl. Und seine Seele hieß Hindenburg. — Ein Berichterstatter der „Times" regt an, in L o n- don eine ständige internationale Warenmusterbörse zu er richten, welche die Stelle der Leipziger Messe ein nehmen soll. — Die vom französischen Parlament für das erste Halbjahr 1915 geforderten Kredite betragen 8 525 264 407 Franken (gegen das Vorjahr mehr: 5 929 442885 Franken). — Fünf Petersburger Zeitungen sind wegen unehrerbietiger Kritiken des Generalissimus Großfürsten Niko laus Nikolajewitsch verboten worden. — In London ries die Nachricht von dem deutschen Angriff tiefe und starke Erregung über das Versagen des englischen Wachdienstes hervor. — Den r u s s, Truppen, welche in Stanislav standen wurde mitgeteilt, die Türken hätten im Kaukasus erfolgreich gekämpft. Darauf verweigerten 700 kaukasische Soldaten den Gehorsam. Sie wurden gefesselt ins Innere gebracht, um dort vor das Kriegsgericht gestellt zu werden. — Wie die„Frkf. Z." meldet, wies Councillor O'Leary in Newyork in einem Vortrage am 11. November darauf hin, daß die Regierung der Vereinigten Staaten den Trans port indischer Truppen inittels der Canada-Pacific-Bahn durch den amerikanis ch e u Bundesstaat Maine über das Gebiet der Vereinigten Staaten geduldet habe. So un geheuerlich diese Behauptung auch klinge, sei sie doch nicht unwahrscheinlich. Es sei bekannt, daß in Halifax indische Truppen eingeschifft wurden. Um dorthin zu gelangen, hätten die Truppen die Canada - Pacific - Linie benutzen und eine Strecke von 200 Kilometer zurücklegen müssen. Diese Be hauptung wurde von verschiedenen amerikanischen Blättern ausgenommen und in Washington nicht widerlegt. Eine Bestätigung dieser Nachricht, die eine schwere Beschul digung der amerikanischen Regierung darstellt, wird abgewartet werden müssen. — Die „N. Zür. N." melden über die Kriegslage: In gut befestigten Stellungen werden die Russen sich zwar noch immer einige Zeit zu halten vermögen. Aber alle Symptome des kommenden Zusammenbruches sind bereits da. Dann wird es ein Debacle werden, wie ein gleiches die Kriegsgeschichte noch nicht gesehen hat. Aus dem Millionenheer wird ein Millionenchaos werden. Mit dem erwähnten Zusammenbruch aber sieht man der Kriegslage bereits auf den Grund, denn die russische Kriegsmacht sollte ein tragender Balken des Landkrieges auf dem Kontinent sein. Berstet er, ist die Sache des Dreiverbandes auf dem letzterer: verloren, denn auf dem westlichen Kriegsschauplätze ist sie auch nicht mehr zu retten. Vom Westen sind zwar keine irgendwie entscheidenden Berichte angelangt. Aber die letzten Meldungen von dort setzen der Lage doch einige Lich ter auf. Die Ereignisse auf dem rechten Flügel der franzö sischen Front offenbaren alles. Das Bemühen der Ver bündeten, die deutsche Front zu durchbrechen, ist umsvn st, während umgekehrt die Waffengänge bei Ipern, Arras und am Iserkanal ein gewisses Versagen des linken Flügels der Phalanx der Verbündeten (Franzosen, Belgier, Farbige usw.) künden. Im ganzen genommen sieht man eine eiserne Maner der Deutschen von den Vogesen bis Flandern, die in nicht zum Wanken zu bringender Festigkeit dasteht, während, umgekehrt, die französisch-englische Gegenmauer an ihren wichtigsten Stellen sich bereits brüchig zeigt. Die Bresche wird kommen. Vielleicht schon, ehe der Zusammen bruch der Russen vollzogene Tatsache ist. — Der französische Flieger Gaubert, der sich in diesen: Kriege wiederholt durch kühne Flüge ausgezeichnet hat, wurde während eines Fluges bei Verdun von den Deut schen heruntergeschossen. Er war sofort tot und sein Flug apparat vollkommen zerstört. — Die Bundesversammlung der Schweiz hat zum Bundespräsidenten für 1915 den Bundesrat Motta gewühlt. — Das englische Protektorat über Aegypten ist proklamiert worden; der Nachfolger des Khediven erhielt den Titel Sultan. — Die mehrtägen Kämpfe zwischen den Russe:: uud Türken an der Ostgrenze des Wilajets Wan haben mit einem Siege der Türken geendet.