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WS81. Freitag, den ä. December. 1885. r» r»»—» e— 4Ldrlioti: . , „ Hjtdrlied: 4 il»r4 SO?k. Lin»»ln« Kuwn>«r»! 101*5. <t«ck»at»et>«v K«od«, trittko«t- aixt t»»»n»t»»pi^l»«r kür ä«o k»ui» «o«r 8»p»1t«-u«Q »0 ?i. ^°t«r äj» L«l« KO kk. 8«i D»t>«Uoi> ur»o 2iü«r»»»t« KO ^at»«la»E DiM-nerIomMl. to»«r»t»u»l»li»Niu» ,a»M»rt«r I^ix,I,: F>. 6olLmt»ivliLr ä«, 1>rv«1ll«r Uoiinutl«; U»wdv,^ SrrUll -Vi,s l^lpiiss «»»»I >r„I»a rr»stNiN ». » ! <- ^OA^,' Ii»-i>» - Vi«»n»mdor^ ?r»U l.«ix»ix krraktlli't L. tt -tttiaed»»: /«>><-«, >«-iU>: >-««»» A. üeH/oti«, Nr««!»«: k ^neA-'-'^tin ttnedk^näloox: VOrUt,: Ü l1»»vov«: C. >'c^ü«^er, ?»i1» N«rU»-«r»iUttllrt »- N It»«4»rt: /)a«d«<t0o . ItMvdur,: Lt«««'. Verantwortlicher Redacteur: In Stellvertretung Professor Otto Banck in Dresden Nr»oN«l»o«» l^utiod mit der Soas- a»cl paiertt^« Xk«»<i» kür ü«o fol^»o<t«n ll«r,L»U«d»r» Nvniel. k^rp^aitiou <i^ Niv^öo^r ^ourn»l«, liiv^i, o, üo. in) ^rlltlichcr Timt. Dresden, 2. December. Se. Majestät der König haben den Kaufmann Ludwig Bruno Sieler in Cheuuiitz zum Handelsrichter bei der Kammer für Handel-fachen im Landgericht Chemnitz auf die Zeit bis Ende September 1888 zu ernennen Allergnädrgst geruht. Aekanlltmachulljj, die Auslosung Königlich Sächsischer Staats- pupicre und die Auszahlung fälliger Kapita lien, Zinsen und Renten der Staatsschuld be treffend. Die öffentliche Auslosung der planmäßig am 'O ^ull^ 1880 jur Rückzahlung gelangenden 4H Staatsschulden - Kaffenfcheine von den Jahren 1852/5^58/59/62/66 und /68, auf 4 4b herabgesetzten, vo»mals 54b der gleichen vom Jahre 1867, 4 4b dergleichen vom Jahre 1869 l-it. und ö, 4 4b dergleichen vom Jahre 1870, ingleichen der aus den Staat übernommenen, auf 4 4b herabgesetzten, vormals 4 >4 4b Schuldscheine vom Jahre 1872 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn - Kompagnie soü den 7. December dieses Jahres und folgende Lage vormittag» von 9 Uhr an im hiesigen Landhause I. Etage stattfiuden. . 31. Dezember 1885 fälligen, laut der Ziehungslisten vom 10. und 12. Juni dieses Jahre» auSgelosten Kapitalien der 4 4b An leihen von den Jahren 1852/68, 1867, 1869 nnd 1870, der auf den Staat übernommenen 3)4 4b und 4 4b Löbau-Zittauer Eisenbahn - Aktienschuld tüt. und tt und der 44b Anleihe vom Jahre 1866 der Leipzig Dresdner Eisenbahn Kompagnie, ingleichen der 3l. Dezember 1885 - 1g-»..- IS« L''d» °°° schulden Kassenscheinen und den vom Staate zu ver- tretenden sächsisch schlesischen und Löbau-Zittauer Eisen bahnaktien und Schuldscheinen der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Kompagnie, sowie der Reuten auf die StaatSschuldverschreibungen vom Jahre 1876 soll den 15. Dezember dieses Jahre» bei der Staatsschuldenkasse hierselbst und der Lotterie- DarlehnSkaffe in Leipzig, sowie zufolge der bezüglichen Bekanntmachungen de» Königlichen Finanz-Ministe riums und der sonst getrcffenen Festsetzungen auch bei der Sächsischen Bank zu Dresden und bereu Filialen sowie bei Herrn Ed. Bauermeister in Zwickau und bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und in Löbau gegen Rückgabe der betreffenden Kapital- und Zins- scheine beginnen. Dresden, am 30. November 1885. -er La»dtag»a»»sch»Ij z» Verwettog der Ltaattschntde» Bönisch. Pekamttmachung. Nachdem die Berlin-Kölnische FeuerversicherungS- Actiengrsellschaft in Liquidation angezeigt hat, daß die Abwickelung ihres BersicherungSgeschäfteS im König reich Sachsen erfolgt und ihre Verpflichtungen au» diesem Geschäfte vollständig erledigt seien, so ergeht in Feuilleton. Rrdtgtrt »00 Otto Bauet. Mittwoch, den 2. December, gaben Fräulein Teresina Tua und Marie BeuoiS (Prosessorin am kaiserl russischen Eonservatorium m St. Peters burg) ein Eoncert im Saale des «Hotel d« Saxe". Die talentvolle Teresina Tua ist uns hier wohl be kannt, aber ihre Leistungen erwiesen wiederum erfreu, lichste Fortschritte, so in Beherrschung der Technik und feiner, von Wohllaut erfüllter Tonnuaucirung, wie in musikalisch durchgebildeterer Auffassung, ivarmrm innerlichsten Gefühle und temperamentvoller Behand lung des BortrageS. Sie eröffnete das Programm durch Beethoven'« k-äur-Sonate op. 24 für Clavier und Violine im Verein mit der Pianistin Marie Benoi» und diese schloß sich ihrem reizenden Bortrage mit möglichst übereinstimmender geschmackvoller Aus führung an, aber zu schwächlich im Tone, mit Miß- brauch der Verschiebung und zu empfindsam im Aus drucke. Unter den Biolinsoli, durch bereu graziösen, fein empfunden und auch coquett pikanten Bortrag Teresina Tua die Hörer in angenehmster Weise fesselte, sei al» ganz besondere vorzügliche Leistung die Wieder, gab« der Legend« von WienrawSty und der capriciösen Mazurka von Zarzicky hervorgehoden. Die Pianistin M. BeuoiS spielte außerdem Schumann » »Carveval". Aber es sehlte ihr leider für den Vortrag dieser phantastischen, charakteristischen HttmmunaSbilder nicht »los das richtige geistige Verständvih, sondern auch Musikalische Correctheit, Deutlichkeit und Klarheit der Gemäßheit von 8 22, Abs. 5 der AussührungSver ordnung zum Gesetze über daS Mobiliar- und Privat. Feuerversicherungswesen, vom 20. November 1876, hiermit die öffentliche Aufforderung, etwaige noch un gelöste Versicherungsverträge und Entschädigungs ansprüche binnen sechs Wochen von Zeit dieser Be kanntmachung an, zur Anmeldung zu bringen. Wer die Anmeldung versäumt, geht de« Rechts verlustig, zu verlangen, daß sein Anspruch gegen die Versicherungsanstalt im Verwaltungswege berücksich tigt werde. Dresden, den 30. November 1885. Königliche Brandvcrsicherungs - Commission. Edelmauu. Leonhardi. Nichtamtlicher Lheit. 11 e d e r s i ld 1: Telegraphische Nachrichten. Zeituugsschau. ragesgeschichre. Der Krieg auf der Balkanhalbiusel. Dresdner Nachrichten. Aus Handels und Gewerbkreiseu. Statistik und Volkswirthschatt. Telegraphisch, Witterungsberichte. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 2. December.) Ernennungen, Versetzungen rc. im Sffrntl. Dienste. Dresdner Rachrichteu. Provivzialuachrichten. Uaglückssälle in der Provinz. Vermischtes. Statistik und Vvlkswirthschaft. Börsenuachrichten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. P aris, Mittwoch 2. D,c,»derAb,nds.(W.TLS.) Der General Eourcy telegraphirt, er habe Keuut- ui- von einer Depesche erhalten, in welcher ge- meldet werde, daß die Majorität der mit Be- rathung der Tonkin-Credite beschäftigten Com mission für die Räumung Tonkins sei. Eourcy bittet um Aufklärung, um die Gemüthrr zu be- ruhigen» oder andernfalls Maßregeln nothwendiger Vorsicht zur Sicherung der erponirtev Posten er greifen zu können. Courcy stellt im Uedrigen schnelle Herstellung friedlicher Zustände im Delta in Aussicht, wenn er eine befriedigende Antwort erhalte. Der KriegSministcr Campens» antwor tete dem General, daß die Regierung für die von Eourcy verlangte Occupatio« und völlige Erobernng energisch eiutretev werde. Ja der Tonkin-Commission sprach sich heute der Admiral DuperrS gegen die Occupatio« aus und rieth, Tonkin zu räume« und daselbst nur einige Häfen besetzt z» halten. Da» Journal „L'Univrrs" meldet, da- iu nächster Zeit im Senat und iu der Kammer Interpellationen über in letzter Zeit vorgekowmene Verfolgungen de» Klerus, insbesondere über die Streichung der Gehalte von Pfarrgeistlichen ein- gebracht werden würde«. Londoa, Donnerstag, 3. December, früh. (W. T. B.) Bi» heute früh 3 Uhr find 234 Liberale, Technik, auch in der Rhythmik. Uebermäßiger Gebrauch de» Pedal» und der Verschiebung mehrten diesen Uebelstand, auch zum Nachtheile der Ausführung zweier Pidcen von Liszt. Miß Gertrude Cloete Brown, die uns bereit» in gewinnendster Weise be kannt geworden, unterstützte da» Concert. Ihre Aus führung der Arie aus der «Diebischen Elster" von Rossini bekundete in sehr anerkennen»werther Weise ihren erfolgreichen Fleiß in Ausbildung des Coloratur- gesangeS und namentlich auch der Kopfstimme, beson ders reizvoll aber, mit feinsinniger Auffassung, warmer, naiver Empfindung und sympathischer Wirkung trug sie Schumann'» und Weber's Lieder «Mondnacht" und «Der kleine Fritz" vor. Der Pianist Hr. Paul Lehmann-Osten führte die Clavierbrgleitung in löblicher Weise au» C B. Der ersehnte Erfolg. Novelle »0» r. »reiner. (K-rstetzing.) Vl. Die Nachricht von Helbig'» bevorstehender Abreise hatte in allen seinen VerkehrSkreisen Verwunderung und Bedauern hervorgerufeu. Man hatte allenthalben an dem jungen Manne ebenso sein Talent wie srmr lieben»würdigen Eigenschaften geschätzt und vermuthete nicht mit Unrecht, daß mit ihm da« gastliche Haut der deutschen Lomtesse einen wesentlichen AnziehungS- pllnkt verlieren werd« Und Theresina selber? An fang« vermochte sie es nicht zu glaube«, daß solch ein Beschluß in einem gesunden Meuschenhirn reifen körne, und Helbig'« in letzter Zeit veränderte« Wesen 1SK Conservative und 46 Parnellitrn acwählt. Der Generalpostmeistrr, Manner, wurde in Mel ton (Grafschaft Leicester) gewählt. Pirol, Mittwoch, 2 December. (W T. B) Die von dem serbischen Abgesandten überbracht « Vorschläge find folgende: Waffenstillstand bis zum 1.(13.)Ianuar k. I., Beibehaltung der Vorposten auf dem am lk. (28.) November, dem Tage der Einstellung der Feindseligkeiten, besetzte« Terraiu. Brlaffuvg de» Gros der Truppen auf diesem Terrain. Möglichst baldige Räumung der von beiden Seiten besetzten feindlichen Gebietstheile. Diese Vorschläge wurden entschieden zurückgewiesen, »eil sie den bulgarischen Waffen keinerlei Schad- loshaltung für die errungenen Erfolge böten. Da- gegen wurden von bulgarischer Seite folgende Gegenvorschläge gemacht: Vollständige Räumung des von den Serben besetzte« bulgarischen Gebie tes. Belassung der bulgarischen Truppen auf dem durch die festgestellt« Demarkationslinie begrenzten Terraiu. Ui mittelbar nach Unterzeichnung des Waffenstillstand»» solle dir Ernennung von Dele- girten zur Unterhandlung über die KriedenS- bedingungen erfolge«. Es beißt, der serbische Abgesandte werde heule Abends oder morgen früh hierher zurückkehrrn. Sofia, Mittwoch, 2 December. (W T. B.) Wie die „Agencr Havas" mittheilt, haben die Ar tikel der halbamtlichen österreichischen Blätter über die von dem Grafen Khevenhüller im bulgarischen Hauptquartiere abgegebenen Erklärungen hier leb hafte Erregung hervorgerufeu. Um über die die sen Artikeln beizulegende Bedeutung vollständige Klarheit zu erhalten, hat die Regierung heute an den hiesigen österreichische« Vertreter eiae bezüg liche Rote gerichtet. Konstantinopel, Mittwoch, 2. December Abends. (W. T. B) Nach einer amtlichen Depesche wurden Lebib Efendi und Gadban Efeudi nach ihrem Eintreffen in Philippopel mehrere Petitio- ueu überreicht, in welchen um Wiederherstellung des slntus yuo ersucht wird. (? D. R.) Der zum provisorischen Generalgouverneur von Ostrumelieu ernannte Djevdet Pascha wird sich diese Nacht nach Philippopel begeben. Rrw-Dork, Donnerstag, 3. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Eine Depesche aus Panama meldet, Nachrichten aus Lima zufolge habe sich der General Iglesias gestern Nachmittags um 2 Uhr ergeben. Der General Eusebio Sauchrz sei provisorisch zum Präsidenten ernannt worden. Eiue weitere Depesche au» Lima von Nachmittag« um 3 Uhr meldet, Alles sei geregelt uud eine Commission rrnauut, welche den Obribefehl über die Armee überuehmen und die Wahlcollegirn zur Vornahme der Wahlen für dcn vrueu Cougreß rinberufeu soll. Eine allgemelue Amnestie ist proclamirt worden. Dresden, 3. December. Die kaiserliche Botschaft. Wie die Mittheilungrn über die Reichstagssitzung vom 1. December dargethan haben, fanden in der selben Meinungskämpfe von großer Ausdehnung, ernster Waffenführung und tief eingreifender Art Statt. E» steht uns fern auf den Gegenstand derselben erörternd einzugehen; wir halten es aber nicht nur für eine erlaubte, sondern für eine gebotene Pflichterfüllung, dem Ge fühle Ausdruck zu geben, das alle deutschen Patrioten unter den Zuhörern, wie unter den Lesern gleich mit seinem Vorhaben in Verbindung bringend, con- sultirte sie einen berühmten Arzt, der auf Grund der von ihr befürchteten Geistesstörung den jungen Mann von einer scharfen Beobachtung unterwerfen sollte. «Die Deutschen, Signora, sind ein Volk, das schon i« gesunden Tagen viel des Närrischen an sich hat, «hatte jener würdige Jünger AeSkulapS endgiltig con- statirt. «Ihrem jungen Freund fehlt gar nicht», als jenes entsagungsvolle Leben voller Arbeit und Sorgen, welches nun einmal da» eigentliche Element dieser blonden Bären ist, die für die Süßigkeit unser« ävlov k»r «isate kein Berständniß haben " Und die Signora, durch diesen ärztlichen Aus spruch i« ihrer Besorgniß beruhigt, schallt nunmehr mit der Heftigkeit ihre» Naturells Helbig einen Ver blendete«, der sein Glück mit Füßen trete und alle ihre Güte mit Undank lohne Welche Hoffnungen hatte sie auf ihn gesetzt, welch« stolzen Pläne für ih« «ntworfe«, die in der Stellung eines Nachfolgers Gazetti'S als Königlicher Kapellmeister am Theater San 6»r1o gipfelten I Und dann — dann — Der Thor ahnte nicht, welch ein Glück er von sich stieß. Sollte sie eS ihn ahnen lassen? Vielleicht war es nur seine allzu schüchterne Bescheidenheit, die ihn bis jetzt in so respektvoller Ferne von ihr gehalten hatte; doch wenn sie e« jetzt durchblicken ließ, wa» er hoffen und erwarten durfte . . . Theresina trat vor den hohen venetianischen An kleidespiegel, aus dem ihr daS lächelnde Bild einer reizenden Frau eatgrgenschaute Warum mußle eS gerade dieser Eine uud durste eS kein Anderer sein? LaS sie nicht täglich feurige Bewunderung au« den Blicken hochstehender Männer, gefeierter Künstler, die schmerzlich erfüllen muß Diese» Gefühl entsteht au» der Ueberzeugnng, daß r« dem Au»lande gegenüber beklagenSwerth und dem hohen Nimbus der Kraft und Einheit unsere« gemeinsamen Vaterlandes nicht förderli.h erscheinen muß, in unseren dem segensreichen Ausbau gewidmeten und vom Sonnenglanz einer glücklichen Epoche beschienenen Reichstagssitzungen sich wiederholt heiße Conflicte abspielen zu sehen, die zwar, fast immer von denselden Parteien beziehentlich Frak tionen ausgehend, auch stet- zu allgemeinem Frommen überwunden werdrn, dabei aber doch dem Reiche eine kostbare Schaffenskraft verzehren und verbittern, die erst eine ferne Zukunft richtig zu werthen vermag. Eine weit andere Erscheinung dieses Tage» war die kaiserl Botschaft. Wir lassen darüber ein klare» und schöne« Wort folgen, das die »Reue Preußische Zeitung" ausspricht. Daß die kaiserl. Botschaft am 30. November d. I. je nach dem Standpunkte der Parteien eine sehr ver schiedene Beurtheilung erfahren muß und wird, ver steht sich von selbst. Die objektive Bedeutung de« Vorgänge- schmälert das indessen nicht. Allen zu fälligen Beiwerkes entkleidet, das ja auch ihm ankleben mag, stellt es eine Thatsache dar, die in ihrer Trag weite an die Botschaft vom 17. November 1881 hina«- reicht. Wie jene, so möchten wir uns ausdrücken, daS Materialprincip des deutschen Reiche- geworden ist, die Grundlage, auf der es sich seinem inner« Gehalte, seiner geschichtlichen Entwickelungsfähigkeit nach auf bauen wird, so weit sich dieselbe auf sein Leben da heim im eigenen Hause erstreckt, so ist uns in der «erlichen Kundgebung vom 30. November das Formal- irincip de» neuen Reiche», die Bahn für sein ver- assung-mäßige» Dasein, für die Beziehungen seiner einzelnen Glieder unter sich für alle Zeiten vorgezeich net. Mit diesem Act hat sich der König von Preußen, der zugleich der Schöpfer des Reiche« und der erste Deutsche Kaiser ist, ein für alle Mal in unabänder licher Weise zum Princip des Föderalismus bekannt, wie eS in der ReichSverfassuug bereit» seinen Ausdruck gefunden. Denn wer traut e» einem später» Hohen- zollernsürsten zu, daß er an dem Worte drehen und deuteln werde, welches Wilhelm der Siegreiche am 30. November 1885 den Fürsten uud Völkern Deutsch lands aus freier Wahl und freiem Willen gegeben hat? Vor diesem grundlegenden Moment, wie gesagt, treten alle äußeren Umstände, die dabei mitgewirkt, zurück. W«n« ein Herrscher auf dem Höhepunkte der Macht, berathen von dem ersten Staatsmann seiner Zeit und im Besitze eine- alles überragenden Ein flusses auf die Geschicke der Welt, dieser Macht und diesem Einflüsse freiwillig unüberschreitbare Grenzen zieht und sich zu dem Grundsätze bekennt, daß, was dem Großen und Starken recht, dem Kleinen und Schwachen billig ist — dann ist da» etwa» so Großes, eine so außerordentliche That politischer Sittlichkeit, daß wir mit Stolz und Freude sagen müssen: es ist eine deutsche That, und nur in Deutschland konnte sie geschehen. In Deutschland aber, das wird die Nachwelt besser würdigen, als wir, mußte sie auch gethan werden; mußte eS zu der Zeit, da die Stifter des Reiche« noch unter den Lebenden weilten. Die deutsche Natur verträgt den UnitarismuS nicht; unser« Geschichte in ihrem tausendjährigen Verlauf bezeugt, daß jeder Ver such, die Zügel allzuhestig onzuzirhen, einen Gegen stoß zur Folge hat, der den ganzen Bau erschüttern, ja zum Wanken bringen kau«. Dem ReichSgedanken dient darum nicht, wer dem Reiche zuzuwenden sucht, wa« ihm bei besonderer Gunst der Umstände zuge wendet werden kann: Derjenige thut e« vielmehr, der mit kühlem Kopfe und warmem Herzen abzuwägen weiß, daß er für da» Ganze nicht mehr verlangen darf, al» was die äußere Macht und das innere Be- d«r schönen, reich begüterte« Frau begeistert H«rz und Freiheit zu Füßen gelegt haben würden ? Und nun dieser arme blonde Deutsche, dieser blöde Schäfer, der noch obendrein an Jahren unter ihr stand. E« war — Theresina sagte es sich selber — eine Verirrung ihres Herzens, ihres heißen Künstlerherzeu», da» nach den Täuschungen, die eS seiten d«S Gatten erfahren, nun doch noch stürmisch nach seinem Rechte verlangte Und sie war fünfzehn Jahre lang eiue gute, pflicht- getreue Gattin gewesen; sollte ihr dafür kein Lohn zustehen? »Mama, meine liebe, süße Mama," ließ sich da die Stimme Thea'S vernehmen, die sich unhörbar in da- Gemach getastet, »bist Du allein? ganz allein?" Die Gräfin eilte auf die Eintretende zu. sie unter Liebkosungen zum Sosa geleitend. «Ganz allein, mein Herzenskind", bestätigte sie; »hast Du ein Anliegen, das nur für Deine Mutter bestimmt ist?" Thea zupfte unruhig an der Spitzenfalbel ihres Kleide«. «Du sagst e«, Mama", entgegnete sie leise. «Rosa hat mir kürzlich die Geschichte «ne« deutschen Mädchens vorgelesen, deren Mutter zugleich ihre beste Freundin war. Sprich, Mama, willst Du die meine auch sein?" »Sonderbares Kind", schalt die Mutter, »bin ich Dir denn bis ;etzt diese Freundin noch nicht gewesen? oder", setzte sie besorgt hinzu, »solltest Du in der That darunter zu leiden gehabt haben, daß ich mich, seit wir dir Heimath Deines Vater» mit der meinen vertauscht Dir nicht mehr so ausschließlich gewidmet habe wie zuvor?" ,O «ein, daS ist e« gewiß nicht", versicherte Thea lebhaft, »die Freuden, die Dir hier zu Theil wurden,