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Wpauer V Tageblatt imd Anzeiger ___ NachweiSgebühr 25 Psg zuzügl. PorN Wochenblatt für Afchopa« «nd Umgegend . 108. 8«, 18 M«H 188? , DaS „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger, ! erschein« Werktag» ick« L' onatl.Bezugepreis ' l.7"RM. Zus»ellucb. 2nPsg BetteUung- n werden in uns. Geschäs«Sb.,von den Bolen, j svwievonallenPostanstalten angenommen Anzeigenpreise: Die 46 mn. breite ^rillimeterzeile 7 Psg.; die mm breite Millimeterzeile im Texlteil 25 Pig.; Nochlaßstassel L Zisser- und Las „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Flöha und des Stadlrats zu Zschopau behördlicherseits b-sttmmtt Blatt and enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Finanzamtes Zschopau — Bankkonten: Erzgebirgische Handelsbank e. G. m. b. H.Zschopau Gemeindegirokonto: Zschopau Ar. 4l; Postscheckkonto: Leipzig Ar. 428^4 - Fernsprecher Nr. 7 >2 Zeitung für die Orte: Krumhermersdors, Waldkirchen, Börnichen, Hohndorf, Wilischthal, Weißbach, Dittersdorf, Gornau, Dittmannsdorf, Witzfchdorf, Scharsenstein, Schlößchen Porschendorf Pariser MmWeu Mim ihre MW aas Die rote Hetze oerursM eine blitze StratzeWllA im Vorort Wy Zu fast revolutionären Unruhen kam es in dem Pariser Vorort Clichy, einer Hochuurg des franziisischcn Kommunismus. Fünf Tote und mehr als 350 Verwundete waren als Opfer der Zusammenstöße zwischen Kommunisten und Polizei zu beklagen. 66 Polizetbeamte mußten ins Krankenhaus ein geliefert werden. Unter den Verwundeten befinden sich der Kabinettschef Blümel des Volksfrontministerpräsi denten Blum und der kommandierende Offizier der Mobil garde. Nach dem nächtlichen Stratzenkam^s. Polizisten beim Forträumen einer Steinbarrikade in dem Pariser Vorort Clichv. (Scherl.) Die frqnzösische Sozialpartei deS Obersten de la Rocquc wollte abends 8 Uhr eine Filmvorführung in dem Olhmpia- kino in Clichy veranstalten, die nur für Parteimitglieder zugänglich und, da sie keinerlei politischen Charakter trug, vom französischen Innenminister ausdrücklich gestattet wor den war. Keine der führenden Persönlichkeiten der Partei sollte dabei erscheinen und es waren auch keine Ansprachen vorgesehen. Die Kommunisten hatten jedoch von dieser Veranflal tung vorher Kenntnis erhalten und ihre Parteigänger durch Maueranschlkge aufgefordc-t, eine Gegenkundgebung zu veranstalten und die Vor'sthrnng zu verhindern. Schon um 3 Uhr nachmittags besetzten 300 Mitglieder der Soztalpartei das Lichtspieltheater, um zu verhüten, daß die Kommunisten etwa vorher von dem Saal Besitz ergriffen. Der Polizeipräfckt, der von dem Polizeiches von Clichv über die Lage verständigt worden war, hatte einen umfassenden Ordnungsdienst einge richtet, der unter das Kommando höherer Offiziere gestellt worden war. Bombardement aus den Kenstern Vor der Polizeikette sammelten sich jedoch bald etwa 1000 Kommunisten an, die ununterbrochen feinoselige Rufe gegen den Obersten de la Rocque und seine Anhänger aus stießen. Als um 8 Uhr abends die mit Eintrittskarten ver sehenen Mitglieder der Sozialpartei erschienen, steigerte sich die künstliche Erregung der Roten immer mehr. Ihre Zahl wuchs wie auf ein Kommando plötzlich an. Schließ lich waren etwa 10 000 Kommunisten in der Umgebung des Kinos versammelt. Der kommunistische Ab geordnete Honel und der rote Bürgermeister von Clicht verhandelten längere Zeit mit den aufsichtführender Polizetoffizieren, um die Erlaubnis zu einem Umzug zr erhalten. Die Polizei wollte einen solchen aber nur ge statten, wenn er sich auf den etwas entfernter gelegenen Boulevard Jean Jaurüs beschränkte. Als diese Entschei dung mitgeteilt wurde, begannen die Kommunisten plötz lich die Polizeisperre anzugreifen Die Mobilgarde wurd« im Laufschritt herangeführt, und die Noten wurden zurück- gedrängt. In diesem Augenblick eröffnete eine Anzahl von Kom munisten, die in die Bürgermeisterei von Clichy eingedrun gen war, auS deren Fenstern plötzlich ein Bombardement mit Flaschen und Möbelstücken aus die Schutzleute unr Mobilgardisten. Auch eine Anzahl von Schüssel« siet auä den Reihen der Noten. Sirenen alarmieren kommunistischen Mob Die Kommunisten auf dem Platz rissen die Schutz gitter von den Bäumen ab und schleuderten die Eisenstückc gegen die Soldaten. Aus beiden Seilen zählte man bereite eine größere Anzahl von Verwundeten. Der Chef de« Polizei entschloß sich jetzt, die Unterbrechung der Kino vorführung anzuordnen und die Mitglieder der franzö sischen Sozialpartei unter starker Bedeckung von Polizei aus dem Saal zu führen. Um 21 Uhr ertönten plötzlich die Lustschutzsirencn, dir von den Kommunisten in der Bürgermeisterei in Gang ge setzt worden waren, und ihr Geheul wurde von einer großen Anzahl von Fabriksirenen ausgenommen. AuS der ganzen Umgebung eilten daraufhin weitere Scharen von Kommunisten nach Clichy. Der führende Polizeioffizier forderte telephonisch Ver stärkung von berittener Mobilqarde und Republikanischer Garde zu Pferde an. Er gab Befehl, den Platz zu räumen^ und die vorgchenden Truppen griffen daraus energisch die roten Massen an, die heftigen Widerstand leisteten. Der Kommandeur der Mobilgarde wurde bei diesem Angriff schwer am Kops verletzt. Unterdessen war der Innenminister Dormoy in Begleitung des Kabi nettschefs Blümel des Ministerpräsidenten Blum und des Polizeipräfekten von Paris, Langeron, auf dem Platz erschienen. Der Innenminister versuchte, die Kommunisten durch eine Ansprache zu beruhigen. Er konnte aber vor einem tausendstimmigen Pfcifkonzcrt und ununterbrochenen Rufe«« „Rücktritt D o r m o y!" überhaupt nicht zu Wort kommen. Der neben ihm stehende Kab>ncttschef Blümel erhielt in diesem Augenblick zwei Schußvcrletzungen, eine an der rechten Schulter und eine am Bei««, von denen die erste ziemlich schwer ist. Die Kommunisten begannen jetzt auf dem Boulevard Jean Jaures, vor der Bürgermeisterei und auf den um liegenden Straßen das Pflaster aufzureißen und Barri kaden aus Möbel st ücken zu bauen, die sie aus den benachbarten Häusern herausgeholt hatten. Hinter diesen Barrikaden unterhielten sie ein dauerndes Re- vol Verse»« er auf die Polizei. StsiWuM der Mei M die Vmidaden - — -«-«WM Die Truppen mußten diese Barrikaden eine nach der anderen im Sturmangriss nehmen. Schließlich gelang cs ihnen, den Platz zu räumen und die Roten überall auf etwa 500 Meter von der Bürgermeisterei entfernt zurück zudrängen. Zahlreiche Läden wurden von den Roten aus- gebrochen, geplündert und ihre Einrichtungen zerstört. Um 22 Uhr war die Ordnung einigermaßen wiedcr- hergestellt. Etwa hundert Verhaftungen waren vorgenommen, von denen aber nur 13 aufrechterhalten wurden. Um l.30 Uhr nachts konnte der Ordnungsdiensi zum größten Teil eingezogen werden. Die Feststellungen der Polizei ergaben, daß bei den Kommunisten fünf Tote und über 350 Verwundete zu verzeichnen waren, während auf feiten des Ordnungs dienstes 66 Schutzleute und Mobilgardisten meist schwere Verwundungen erlitten hatten. Auch in dem Pariser Vorort Asniöres kam es kni Anschluß an eine Versammlung der französischen Sozial partei zu kommunistischen Kundgebungen und Zusammen stützen, die jedoch keinen großen Umfang annahmen. Dor» wurden drei Mitglieder der Sozialpartei verwundet; dic Polizei nahm drei Verhaftungen vor. Sympathiestreik auf 0er Weltausstellung Die Folgewirkungen dieser Ereignisse sind im Augen blick noch gar nicht zu übersehen. Die kommunistische Presse nimmt in heftiger Form gegen die Polizei und damit gegen den sozialistischen Innenminister Dormoy Stellung. Die gesamte Arbeiterschaft auf den Bauplätzen der Weltausstellung ist in den Streik getreten und verhindert jeden Zutritt zu dem Bau gelände. Die streikenden Arbeiter auf den Bauplätzen der Weltausstellung lassen auch die Lastwagen nicht durch, die Material dorthin schaffen sollen. Es handelt sich dabei zweifellos um den Versuch, einen Druck auf die Regierung auszuüben, die noch während der Nacht die Zusage erteilt hat, sofort eine strenge Untersuchung über die blutigen Ereignisse in Clichy anzustellen und die Schuldigen streng zu bestrafen. * Sie MWal» Mo-kau- Die Beauftragten Moskaus in Frank reich haben eine schwere Blutschuld auf sich genommen. Die verhetzten kommunistischen Arbeiter wurden gegen die Ord nungspolizei des Staates der Volksfrontregierung los gelassen. Schwer sind die Folgen. Es ist das erste An zeichen dafür, daß die Kommunisten Frankreichs zur offenen Revolution übergehen wollen. Es ist festgestellt worden, daß sich neben zahlreichen kommunistischen Abgeordneten auch der berüchtigte kommu- nistische Hetzer Thorez auf den Kampfschauplatz begeben hat und dort mit dem Ruf „Hervor mit den Arbeiter- Milizen!" empfangen wurde. In der französischen Presse herrscht natürlich große Aufregung über die blutige Straßenschlacht. Die „Action Franca ise äußert sich in außergewöhnlich scharfer Weise gegen die Volksfrontregierung im allgemeinen und den Minister präsidenten im besonderen. Das Blatt schreibt in Fett druck. die Regierung der Volksfront trage ihre ersten blutigen Früchte. Es habe Blum nicht genügt, auf finan ziellem Gebiet Schiffbruch zu erleiden, sondern jetzt gleite er auch auf politischem Gebiet in das Blut ab. Das „E ch o deParis" schreibt u. a., der Ministerpräsident habe jetzt das Wort. Denn er habe durch seine Schwäche und seine ständigen Kompromisse mit den Revolutionären diese Schreckensszenen erst möglich gemacht. Das Wort hätten auch diejenigen Mitglieder der Regierung, die zwar gegen die Kommunisten eingestellt seien, sie aber geduldet hätten. Diese Miyister müßten nun endgültig jede Zusammen arbeit mit den Kommunisten aufgeben. Daß ausschließlich die Kommunisten die Verantwortung an der Straßenschlacht tragen, geht aus der Tatsache hervor, daß schon am vergangenen Sonntag dcr kommunistische Ge werkschaftssekretär von Clichy die Arbeitermassen auf gewiegelt und sie aufgefordcrt batte, Oberst de la Roque zu beweisen, daß für ihn kein Platz in Clichy sei. Wer mit den Kommunisten paktiert, der erfährt, wie jetzt in Frankreich L6on Blum, nur Fußtritte von seinen „Verbündeten". Der Kommunismus holt in Frankreich zum Schlage aus. Sind die Mächte der Ordnung noch so stark, ihn niederzuwerfcn? Straßenschlacht auch in Oran In O r a n (Algerien) kam es zu blutige«« Zusammen stößen zwischen der Polizei und einigen hundert einge borenen Arbeitslosen, wobei I 8 P o l i z e i b e a in t e und 7 Eingeborene verletzt wurden. Dic Arbeitslosen batten Notstandsarbeitcn durchgcführt. Jetzt wurde ihnen jedoch mitgeteilt, daß die Arbeiten infolge Kreditmangels ein gestellt werden müßten. Die Arbeitslosen verlangten nun Hilfe von den Behörden. Es wurde beschlossen, daß sie bis zum Eintreffen der notwendigen finanziellen Mittel von der Stadt beköstigt würden. Trotzdem gelang es einigen Rädelsführern, die Menge aufzuwiegeln, die mit Steinen und anderen Wurfgeschosse«« gegen den polizei lichen Ordnungsdienst vorging. Es kam zu einer regel rechten Straßenschlacht, bei der die Polizei gegen die Uebermacht der Angreifer einen schweren Stand hatte. Was Blum dazu lagt Im Kabincttsrat, der am Mittwochnachmittag zu- sammcntrat, erstattete Innenminister Dormh Bericht über das erste Untcrsuchungsergebnis der blutigen Ereignisse in Clichy. In der amtlichen Mitteilung heißt es: Die Negierung verneige sich vor den Opfern und spreche ihren Familien sowie den Verletzten ihre Anteilnahme aus. Die Regierung habe beschlossen, die Verantwortlichen unver züglich zu ermitteln und energisch zu bestrafen sowie alle Maßnahmen zu treffen, die Ordnung und den sozialen Frieden im Land aufrechtzuerhalten. In der schweren Stunde, die das Land durchmache, richte die Regierung den dringenden Appell an alle Bürger und Parteien, um sie vor Handlungen und Kundgebungen zu warnen, die geeignet seien, im Land Verwirrung zu schaffen.