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Vsigüiindihher Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnsundsiebelMster Fahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese» Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag», Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher r»a«tv zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehell, werden in die Tag» darauf erfchemeud« Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. - Für die auswärtigen Kömgl. GencktSämter und Stadträthe, für welche der Boigtländisrbe Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pansa bei Herrn RathSkellerpachter A. Osckütz, in Elsterberg bet Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Plühltrost bei Herrn Lhaufftegelder-Sinnehmer Holzmüller. Mittwoch. 24. «. April 18««. Wären unsere deutschen Gesammtzustände und die davon abhängige deutsche StaatSkunst, wenn man von einer solchen sprechen darf, nicht so trostloser und ärgerlicher Natur, so könnte man versucht werden, herzlich darüber zu lachen. Schleswig-Holstein ist seit dreizehn und mebr Jahren mit Dänemark in Zer- würfniß, daß seit dem 15. Nov. v. I. zum offenen Ausbruch zu kommen droht. Der deutsche Bund will nach Reckt und Gesetz den Streithandel untersuchen und ordnen; aber siehe, da treten Oesterreick und Preußen als Vormünder über das unmündige deutsche Volk auf und dulden das nickt. „Das unverständige Kind Deutschland ve, steht nichts von der Wichtigkeit europäischer Verträge, hat auch nicht daS londoner Protokoll unterschrieben. Das deutsche, das schles- wig-holsteinschc Volk, überhaupt jedes Volk und jeder mittlere und kleinere Staat hat in selchen Sachen gar nichts zu sagen, das wäre Demokratie; nur wir und die andern Großen haben zu befehlen und zu bestimmen, was mit und aus den Völkern und Staaten werden soll, denn wir haben die Macht, und Macht ist Recht. So ist es vordem auch auf den Congressen zu Laibach, Aachen u. s. w. geschehen. Dänemarks jetziger Besitzstand ist für ganz Europa schlechterdings nöthig, daher muß er aufrecht erhallen werden; aber dafür, daß die Schleswig-Holsteiner nicht wieder von den Dänen gemißhandelt und aus- gesaugt werken, wollen wir schon sorgen. Wollten wir zwei deutsche Großen Dänemark und das Protokoll nickt schützen, so hätten wir Krieg mit England, Rußland, Frankreich." Und diesen staatstünstlenschen Ansichten gemäß gehen nun Rechberg -Bis mark los. Die deutschen Bundesgenossen werken angeschnauzt, schnöke behan delt, der Bundestag in seinem Ansehen auf's Aeußerste niedergebracht. Dann marschiren deutsch-großmächtlicke Heere in Schleswig ein, und eS wird ein Krieg losgelasten, angeblich zu Gunsten Schleswig-Holsteins, ohne daß dieß über den Krieg und die Hilfe der deutschen Großmächte gefragt worden ist oder sie ge wünscht hat, in Wirklichkeit aber dafür, daß Deutschland nicht den Herzog- thümern zu Hilfe kommt und deren Sache auüficht. Bei Lichte betrachtet, kämpfen die deutschen Großen als Advokaten der Partei, welche sie unberufen und unberechtigt angeblich vertreten (der Her zog - thümer), für die Partei (Dänemark), gegen welche sie, ebenfalls ohne dazu ein Recht zu haben und berufen zu sein, angeblich streiten. Jetzt wollen sie mit dem Gegner (Dänemark) und den übrigen Partnern am Londoner Protokoll, England, Rußland und Frankreich Eonsercuzcu halten, ohne ihre angeblichen Schutzbefohlenen (SckleSwig-Holstcin) darum zu fragen, hindern die Einberufung der holsteinschen Volksvertreter und die Thätigkeit des in dieser Angelegenheit allein befugten und berufenen Bundes und reden verächtlich oder gar nicht vom Rechte „des meerumschlungenen Prinzen." DaS ist höhere Staatskuusl, die allerdings mittel- und kleinstaatliche Negierungen und deren Völker nicht be greifen. Und während auf diese Weise der deutsch - europäische Großmachtskünkel der Rechberg-Bismark das sonnenklarste Recht Deutschlands, eines deutschen Füisten und zweier der tüchtigsten deutschen Vclkssiämme einem angeblichen europäischen Interesse unter dem Vorwanke, die übrigen Großmächte verlangten eS, zum Opfer zu schlachten im Begriffe steht, kommt ihm die schärfste Bc- urtheilung, das schonungsloseste Verdammungsurthel ihres vormundschaftlichen Verfahrens von einer Seite her, auS Furcht, vor welcher sie gerade so undeutsch als möglich gehandelt haben — über den Rhein. Die Vormünder Deutschlands -- wollten diesenl auf der Conferenz nur einen Gnade- und Barmherzigkeitssitz einräumen. Da tritt Frankreich ein und spricht: Ohne Zuziehung des deutschen Bundes keine Conferenz! Die Schildträger des militärischen Absolutismus und Junkerthums wollen nicht einmal die holsteinschen „Stände" einberufen laste«, angeblich weil sie in bitterer Selbstironie in den Ständen keine Volksvertreter erblicken, und Louis Napoleon verlangt — Abstimmung des gesammten fchle-wig- holsteinschen Volkes über besten eigenes Geschick! Die cmgeblich deutschen Be schützer der Ordnung in Europa, der Verträge und deS Londoner Protokolls lassen ihre Heere kämpfen und bluten gegen ganz Deutschlands Wunsch und Willen für daS Protokoll und dessen Schützling, DHmnark, — und der Erb feind Deutschlands, Frankreich, erklärt, mit dem Londoner Protokolle wolle e- nichts zu schaffen haben, eS empfehle sich nicht als GruMage der Conferenz, wohl aber empfehle sich die Volksabstimmung, und Bismarks Sprachrohr, die N. A. Ztg. stimmt auf einmal der französischen Ansicht bei. „E- ist Alles schon da gewesen," spricht der weise Ben Akiba, aber so Etwas ist wohl noch nie in der Welt dagewesen. Wenn demnach Frankreichs Erklärung und die Nachricht der „Grenzboten" sich bestätigt, nach welcher Louis Napoleon dem Herzog von Coburg bei dessen neulichem Besuche in Paris gegenüber sich entschieden gegen die Politik Rech- berg-Bismark ausgesprochen, die Personal-Union als völlig unhaltbar bezeichnet, für den Fall, daß Preußen die Herzogtümer verschlucken wolle, eine europäische Verwickelung, d. h. sein eigenes Dreinschlagen in Aussicht gestellt und sich ent schieden zu Gunsten des Augustenburgers und des Nationalitätsgrundsatzes aus gesprochen hat, dann können wir es noch erleben, daß die Anerkennung und Durchführung deutscher Fürsten- und Volksrechte in Schleswig-Holstein, die Erfüllung der gerechten Wünsche des ganzen deutschen Volkes, die märkische« Junker ausgenommen, gegen unsere deutschen Vormünder sehr wesentlich de« neuen Cäsar an der Seine zuzuschreiben sein dürfte und Ben Akiba s weiser AuSsvruch totalen Schiffbruch leidet! Zeitungen 8 a ch i e u. Leipzig, 1. April. Bei der heute hier stattgefundenen Landtagswahl ist Appcllatiouörakh Professor 1>r. Müller zum Abgeordneten und Stadtrath R. Härtel zum Stellvertreter in die zweite Kammer gewählt worden. Plauen, 5. April. Am 4. April wurde das neue Schuljahr in der hiesigen Gymnasial- und Nealschulanstalt mit 286 Schülern (doch stehen de« Vernehmen nach noch einige Aufnahmen bevor) und mit der Einführung zweier neuen Oberlehrer 1>r. Arnstädt und Dr. Höhne eröffnet. Das Erfreulichste beim Beginn war folgendes. Die Aeltern eines auswärtigen Schülers, welche de« Examen, dem Actus und der Confirmation ihres Sohnes beigewohnt, hatten a« Palmsonntag, um einen Beweis ihrer Dankbarkeit und ihres Vertrauens der Schule zu geben, dem Director 100 Thaler eingehändigt, damit er dieselbe» unter Beirath des Clasteulehrers (Herrn Vogel) und des Beichtvaters (Herrn N. Fiedler) an 5 arme Gymnasiasten vertheile. So wurden dann bei Eröffn«»- des Schuljahres fünf der Zöglinge mit einer ansehnlichen unerwarteten Unter stützung erfreut. In München sind am 1. Osterfeiertag beim Zacherl-Bräu 120 Eimer Salvatorbier vertilgt worden. Nun, Gott segne Eure Studia, Ihr Münchner!